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By stillwithoutyou

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Zwรถlf Buchstaben. Sieben Konsonanten. Fรผnf Vokale. Hoffender Prinz, der auf die drei verborgenen Worte wartet... More

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By stillwithoutyou

Stöhnend stand ich schließlich auf und machte mich auf den Weg zurück zur Hüte. Währenddessen rieb ich mir immer wieder über die Augen, als wäre ich aus einem jahrelangen Schlaf erwacht. Kurz hielt ich bei dem Anblick der abgebrochenen Spitze im Boden inne. Sie lachte mich an. Fast hätte ich nach ihr gegriffen und sie aus dem Boden gezerrt, doch dann rauschte der Moment an mir vorbei und ich vergass mein Vorhaben.

Langsam lief ich durch die Bäume und stand schließlich nach kurzer Suche vor der Hüte. Ich klopfte nicht, sondern öffnete einfach die Tür. Jedoch nicht ohne für einen Moment beweglos davor stehen zu blieben und gleichmäßig zu atmen. Ebenfalls glättete ich meinen Gesichtsausdruck, um möglichst gefühlskalt zu wirken, bevor ich die Klinge runterdrückte.

Alle Parteien starrten zu mir, als ich ins Innere stolperte. Alle bis auf Dien saßen auf den Sitzmöglichkeiten und lachten wie eh und je. Ein komisches Pack war das. Der Riese saß auf dem Boden irgendwo in der Nähe und schreckte fürchterlich zusammen, als er mich erblickte. Von der Überheblichkeit war nichts mehr zu sehen, auch wenn ich die Echtheit von Beginn an bezweifelte hatte. Rote Stellen markierten meinen Sieg auf seinen Klamotten.

Jin, Namjoon und Yoongi blickten mich mit einem bestimmten unbekannten Ausdruck in den Augen an. Ich konnte ihn nicht deuten und er machte mich sichtlich unsicher.

Jimin dagegen grinste stolz.

„Taehyung!", rief Jin aus, weswegen ich ganz leicht zusammenzuckte. So freudig wurde ich noch nie empfangen. Der Braunhaarige klopfte aufs Sofa, weswegen ich mich zu ihnen hockte. „Das war sau cool! Das coolste was ich je gesehen habe." Der Ältere sprach wie ein aufgeregter Kind vor seinem Geburtstag. „Danke.", murmelte ich schließlich und versuchte, nicht in dem Sessel einzusinken. Ihre einnehmenden Augen waren ungewohnt und machten mich nervös.

Kurz blickte ich zu dem Tisch. Eine kleine Blutlache verteilte sich und triefte vom Holz, doch von dem toten Fuchs war keine Spur. „Wo ist er hin?", fragte ich in ihren Redeschwall hinein. Langsam entspannte ich mich, als die Aufmerksamkeit ein wenig nachließ. Yoongi zuckte nur die Schultern, um sich anschließend abzuwenden. „Er war nicht mehr da, als wir zurückkamen. Offenbar war er doch nicht so tot, wie er aussah oder ein anderes Tier hat es sich geschnappt." Jimin lächelte mich aufmunternd an. Vermutlich dachte er, ich wäre nur erfreut, keine Fuchssuper verspeisen zu müssen.

„War die Tür nicht zu? Wie hätte er oder ein anderes Tier rein und rauskommen können?" Die Begegnung im Wald nagte an meinen Gedanken. Irgendetwas war an diesem Fuchs gewesen. Und wie konnte er so schnell heilen? Hatte ich das unbewusst gemacht? Die anderen interessierten sich minder für meine Bedenken. „Vielleicht war sie nur angelehnt? Ich erinnere mich nicht.", gab Jin bekannt, um sich anschließend von mir abzuwenden.

Namjoon schlug mir mit seiner kräftigen Hand auf den Rücken. „Nicht nur dieses explosions Ding war cool, sondern auch der Kampf davor! Ich erinnere mich nicht daran, dass du so gut warst. Jimin hat offenbar keine Mühen gesparrt." Ich nickte in Jimins Richtung. Dieser blickte sich nur um wie ein Lehrer, wenn der Schüler endlich den erwünschten Wissenstand erreicht hatte. „Und wie du uns allen so plötzlich die Energie entzogen hast! Das war vielleicht krass."

Jimin stand auf und ließ sich auf meine andere Seite nieder. „Hast du gut gemacht.", flüsterte er. „Aber womöglich brauchst du eine Auffrischung von der Lektion, was es heißt, deine Waffen nur für ihre Zweck zu benutzen." Mir gefroren die Gesichtszüge. Die anderen beobachten, wie er mich zurechtwies. „Eine Waffe wird nicht in den Boden gesteckt und darauf Akrobatik performt. Ebenfalls dachte ich, ich hätte dir die Nachteile von einem Kämpfer ohne Waffe gegen einen mit einer erklärt. Vielleicht muss ich doch noch einmal darauf zurückkommen." Ich verzog leicht mein Gesicht. Danach ließ er mich in Ruhe.

Die anderen umringten mich und klopften mir auf die Schultern. Mein Lächeln wuchs beinah über mein Gesicht hinaus. Es war das erste Mal, dass ich mich wie ein wirklicher Teil von ihnen fühlte. Jetzt wo ich endlich verstand, warum ich keiner war.

Als sie sich beruhigt hatten, konnte ich mit meiner Neugier nicht mehr zurückhalte. „Was macht ihr eigentlich hier?", fragte ich also an die Drei gerichtet. „Dasselbe könnten wir euch fragen." Jin legte sich quer über die Lehne des Sofas, wobei er es dennoch schaffte, elegant rüberzukommen.

„Wir sind euren Spuren bis hierhin gefolgt.", erklärte Namjoon auf meinen wartenden Blick. „Jk hat uns in der Nähe von Uzevia ausgesetzt. Wir mussten eine Weile auf Neils Schiff leben.", Jin riss das Wort an sich, als die anderen keinen Anstellt machten, weiter zu sprechen. „Ah den kennt ihr gar nicht. Neil Niles Bruder." Ich nickte nur. Es war mir zu umständlich, erklären zu müssen, dass ich ihn bereits getroffen hatte. „Das Schiff lag für eine Weile im Hafen von Traljan, wo wir auf Nachrichten der Lucy warteten. Hin und wieder segelten wir zu ihnen und brachten ihnen Lebensmittel. Der Kapitän schlichtweg weigerte sich, weiter zu segeln."

Wussten sie nicht, dass Nile mit nach Travita kam?

„Irgendwann kehrte die Lucy zurück, mit am Bord Jk und Neil. Der Prinz hatte die Vermutung, dass ihr auch bald auftauchen würdet. Wir sollten euch ausfindig machen und uns euch anschließen. Dem Befehl unseres Führers nach, bist du jetzt in der Leitung, Taehyung." Sie sahen mich eindringlich an. Während meine Augenbrauen in die Höhe schossen. Jk hatte mir ernsthaft seine ganze Gruppe überlassen? „Und was ist mit Jungkook?", fragte ich, weil ich nicht an mir halten konnte.

„Er versprach uns, nach Hause zurückzukehren. Seit dem haben wir nichts mehr von ihm gehört. Wir wissen es also nicht-" Ich nickte abwesend. Ein wenig enttäuscht, dabei war es meine Entscheidung gewesen, ihn zurück nach Tadan zu schicken. „Wie habt ihr uns gefunden?" Ich brach die kurzfristig einkehrende Stille erneut. Jin fing schallend an zu lachen. „Ihr habt eine ganze Spur an Verletzten hinterlassen. Es wäre eine Kunst gewesen, das zu übersehen." Beschämt blickte ich auf meine Hände. Stimmt. Da war was.

Yoongi richtete einen Finger auf mich. „Jetzt seit ihr an der Reihe. Was macht ihr hier? Was ist euer Plan?" Jimin und ich teilten einen Blick. Es hatte seine Risiken, den Drei etwas mitzuteilen. Einer von ihnen könnte etwas mit Damian zutun haben. Könnte. Ganz vielleicht, wobei ich immer noch nach einer anderen Lösung suchte. Es war schwer zu glauben, dass einer von denen sich mit dem Feind verbünden würde.

Ich sah die Bedenken in des blonden Augen, doch früher oder später würden wir es ihnen mitteilen müssen - jetzt wo wir wieder eine Gruppe waren. Oder sowas in der Art.

„Wir sind hier um von Dien Informationen über jemanden zu erfahren. Ich muss mit ihm sprechen." Einer von ihnen fragte, über wenn es sich handelte. Ich seufzte und rieb mir die Stirn. „Einer meiner Brüder." Ich spezifizierte nicht, sagte auch nichts weitere. Wenn möglich würde ich sie in so wenig einweihen wie möglich. Nicht unbedingt mir zuliebe, aber Jimins Blick war zu stechend, um ihn nicht zu bemerken.

Falls möglich würde ich Dien befragen, während die anderen außerhalb der Hüte waren. Es war ein wenig nervtötend. Ein Geheimnis zu hüten, besonders vor Menschen mit denen man jeden Tag zusammensteckte, war keine leichte Aufgabe. Wieder fühlte ich mich Jungkook ein Stück näher. Je mehr Zeit vorbeizog, desto mehr verstand ich seine Position. Er wuchs auf, in dem Glauben, niemals einen Thron besteigen zu müssen, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er alles verlor: Seine Mutter, seinen Bruder und irgendwie auch seinen Vater. Und dann lag auf einmal der ganze Druck eines Landes auf ihn, die Hoffnung seiner Bürger. Als er den Entschluss faste, mich zu benutzten, hatte er mich nicht einmal gekannt. Womöglich war ich noch immer ein wenig bitter. Auf all diesen wertvollen Erinnerungen lag ein Hauch von Mistrauen und Verrat, doch ich schaffte es nicht länger, Wut für ihn aufzubringen. Ich hoffte sehnlichst, irgendwann würden wir in der Lage sein, neue zu schaffen. Etwas, das völlig frei von Schmerz und Hass war. Eine Hoffnung, die mir schwer im Magen lag.

Wir waren verfeindet. Die Umstände verurteilten uns dazu. Ich wüsste nicht in welcher Welt und welcher Situation wir je- je mehr als das sein konnten. Dennoch kam ich nicht gegen dieses Gefühl an.

Hoffnung konnte ein schrecklicher Verräter sein.

Kurz landete mein Blick auf der Blutlache des verschollenen Fuchses. Gedankenlos starrte ich sie an, als könnte ich dadurch die Erscheinung zurückrufen. Schließlich stand ich auf. Die anderen wandte ihren Blick mir zu, während ich bereits nach meiner Waffe griff und aus der Tür verschwand. Sie machten nicht den Anstalt mir zu folgen, worüber ich mehr als erfreut war.

Eilig rannte ich durch die Umgebung. Der Bogen auf meinem Rücken war eigentlich nur eine Ausrede gewesen, um für eine Weile alleine sein zu können. Schlussendlich kam ich erneut bei der Lichtung an. Verdattert hielt mich der Anblick des gespalteten Walds gefangen. Ein Baum lag auf den Boden, andere waren angeknackst. In meinen Erinnerungen war das weniger - eindrucksvoll gewesen.

Erstaunt blickte ich auf meine Hände, als hätte ich sie nie zuvor gesehen. Dann zuckte ich kurz die Schultern und wendete mich der Stelle zu, zwischen der das Tier verschwunden war.

Mit federnden Schritten folgte ich ihm.

Ich lief vielleicht zwanzig Minuten, doch natürlich war keine Spur mehr von ihm zu sehen. Seufzend setzte ich mich auf einen Baumstamm und schloss meine Augen. Für einige Zeit blieb meine Umgebung friedlich. Die Vögel zwitscherten ihre Lieder und der Wind gab sich einer leichten Strömung hin.

Dann plötzlich riss ich meine Augen auf.

Ich spürte Energie in meiner Umwelt, fremde Energie, stark und menschlich. Und sie stammten nicht von meiner Gruppe, obwohl sie aus der Richtung der Hüte kamen. Fluchend drehte ich mich also in die entgegengesetzte Richtung und begann zu rennen. Möglichst bedacht ließ ich die Zweige an meiner Sicht vorbei fliegen. Offenbar ritten sie zu Pferd, weswegen sie mir immer schneller auf den Versen waren. Ich entfernte mich zudem immer weiter von meiner Gruppe.

Ihre Anwesenheit wurde bedrängender. Mein Herz schlug. Schnell, rauschend. Kaum schaffte ich zu atmen. Angst nagte an meinen Muskel und heftete sich an meine Fersen. Etwas krampfte sich in mir zusammen. Es war eine Vorahnung, die ich nicht ignoriere konnte. Ich schien innerlich zu wissen, wer die Menschen waren, oder zu wem sie gehörten. Wir waren immer noch unweit des Schlosses.

Wie aus dem Nichts tauchte ein weißer Punkt vor mir im Gebüsch auf. Springend wendete das Tier seinen winzigen Kopf nach hinten, als würde er mich auffordern, ihm zu folgen. Gläserne Augen schimmerten zwischen dem Grün. Ich dachte nicht lange darüber nach und folgte dem Fuchs, als er leicht meine Richtung änderte. Schließlich hielt er an einem riesigen Baumstamm an. Gehetzt warf ich einen Blick zurück, dann wieder nach vorne. Sollte ich da etwa hochklettern?

Die einzigen Äste, die ich sah, waren oben in der Baumkrone. Das würde ich nicht schaffen, zumindest nicht in der kurzen Zeit.

Der Fuchs komplett ruhig spazierte durch ein Gebüsch direkt davor. Er kam nicht wieder und tauchte auch sonst nicht mehr auf. 

Mit einer Hand hielt ich das Gebüsch zur Seite. Dahinter war eine recht große Hölle im Stamm vorzufinden. Die Knopf-Augen des Tieres funkelten mich an. Friedlich und bewegungslos saß er in der Öffnung.

Ich bewegte das Gebüsch so gut wie möglich aus dem Weg und quetsche mich dadurch. Schnell richtete ich die Blätter ein wenig, bevor ich bereits Hufe auf dem Waldboden vernahm. Man spürte die Vibration überall. Nervös krallte ich mich an meiner Waffe fest und hoffte. Das Wiehern der Pferde kam näher. Schließlich konnte ich sie so laut hören, dass sie in meiner Nähe seien mussten.

Stimmengewirre drängten durch mein Gehör.

Leicht zitterten meine Finger, als die Männer unweit von mir ihre Pferde anhielten. Ich sah einen Schatten an dem Gebüsch vorbei spazieren. Eine Lücke zwischen zwei Blättern gab mir die Sicht auf einen durchschnittlich großen Soldaten. Er trug die Farben des Königshauses und bückte sich. Anschließend zog er etwas aus einem Gestrüpp. Panisch blickte ich an mir herab und tatsächlich: Ein winziges Stück meines Hemdes fehlte. Ich war froh, dass sie keine Hunde dabei hatten, sonst wäre ich bereits ausgeliefert gewesen.

Möglichst leise atmete ich ein, da hörte ich sie sprechen: „Er ist hier entlanggekommen." Die Stimme war tief und autoritär. Jemand anderes antwortete ihm. „Haben wir ihn bereits verloren? Sie meinten, er hätte sich bereits vor einer Weile von ihnen entfernt. Undenkbar ists nicht." Ich runzelte die Stirn. Sie? Schmerzvoll schloss ich meine Augen. Ihr Auftauchen hier war kein Zufall. „Macht nichts. Er wird früher oder später zurückkommen. Entweder tritt er dann unabsichtlich in unsere Falle oder er wird versuchen, seine Freunde zu befreien. Diesmal kann er uns gar nicht entwischen." Ich hörte den Hohn in der Stimme des Sprechers.

Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen das Holz hinter mir geschlagen, doch das würde zu viel Lärm fabrizieren. Ich konnte also nicht zurückgehen? Lautlos fluchte ich.

„Reitet trotzdem weiter in die Richtung, womöglich trefft ihr auf ihn. Der Rest grenzt das Gebiet ein, sodass wir ihn auf keinen Fall verlieren können. Der Prinz wäre sehr unerfreut, sollten wir ihn ein weiteres Mal verlieren." Auf einmal erkannte ich die Person. Sie hatte mich jahrelang verfolgt, ohne dass ich seinen Namen kannte: Es war der bärtige Ritter, der damals für mich zuständig war. Im Angesicht der unschönen Erinnerung verzog ich meinen Mund.

Ich hörte, wie sie sich verteilten und immer mehr Land hinter sich brachten. Schließlich war ich alleine. Noch einige Sekunden wartete ich, bevor ich erleichtert aufseufzte. Dann traf mich die Ernüchterung über die Gefangennahme meiner Freunde und ich seufzet ein weiteres Mal, diesmal verzweifelt.

Eine leichte Bewegung riss mich aus meinen Gedanken. Der weiße Fuchs saß neben mir und putzte sich gemütlich, als hätte er keine Sorge in der Welt. Dann stand er auf, sah mich mit seinen ausdruckslosen Punkten an und verschwand im Nichts. Überrascht blickte ich mich um, doch von ihm war keine Spur mehr. Was zur Hölle?

Irgendwann gab ich auf. Er war bereits verschwunden und hatte mich alleine gelassen. Aber warum hatte er mir geholfen? Das Tier war auf keinen Fall gewöhnlich oder hatte ich etwas mit ihm aus Versehen angestellt? Ich legte mich gegen das Holz hinter mir und blickte mich um. Der Baum war größtenteils ausgehöhlt, doch es sah nicht aus wie die Arbeit eines Tieres.

„Was machst du in meinem Baum?" Eine Stimme über mir ließ mich zusammenzucken. Eilig blickte ich zu der Gestalt, die sich mit den Füßen an dem Holz abdrückte, um in der Luft stehen zu können.

Es war ein recht kleines Mädchen mit finsterer Mienen und einem weißen Schlafhemd-ähnlichen Kleid. Dazu trug sie eine ebenso weiße Hose. Ihr Haar rot und wellig. Es schmückte ihr kleines Gesicht wie ein Kranz. Sie kam mir bekannt vor. „Dein Baum?"

Sie schnaufte genervt. „Ja, mein Baum und du sitz in ihm." Ich bewegte mich nicht. „Du lebst aber nicht hier?" Unwohl blinzelte ich nach oben. Sie verdrehte ihre Augen. „Klar tu ich das, ich bin eine Baumelfe." Überrascht weiteten sich meine Augen. „Wirklich?", fragte ich neugierig.

Sie gab ein kleines Geräusch von sich. „Natürlich nicht und jetzt raus aus meinem Baum oder ich spring auf dich." So unrealistisch hatte ich das gar nicht gefunden. Sie erinnerte mich wirklich an einen Wald zu dieser Jahreszeit. Ich hatte auch einmal gedacht, andere Tiere wären nur ein Hirngespinst, also warum sollte es keine Elfen geben?

Ich dachte ihr zu lange nach und im nächsten Moment sah ich Füßen auf mich zu rasen. Eilig machte ich ihr etwas Platz, sodass sie stattdessen auf den Boden aufkam. Beleidigt blickte sie mich an, als hätte sie ihre Chance auf Vergeltung verpasst. „Sagte ich nicht, raus hier?!" Das Mädchen wurde immer unfreundlicher, aber ich ging nicht darauf ein. „Wie alt bist du?", wollte ich stattdessen wissen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und murmelte ein paar scharfe Worte. „Und wer will das wissen?"

Unvorbereitet traf mich ihre Frage. In meinem eigenen Land war ich beinah so verhasst wie in Tadan. Schnell überlegte ich mir eine Alternative. „Ajey.", sagte ich schließlich, als mir keine Zeit mehr blieb. „Schön Ajey, es interessiert mich recht wenig, was du willst. Könntest du einfach aus meinem Zuhause verschwinden? Und am besten nimm die Wachen mit." Blinzelnd beobachtete ich ihren Blick. Es war fast schmerzhaft wie schön sie war. Und trotz ihrer zerrissenen Klamotten wirkte sie elegant. Hier draußen könnte sie unmöglich alleine bleiben. Kaum auszumalen, was passieren würde, treffe sie auf Dien oder irgendjemand anderes. Sie war noch so jung. Es bereitete mir Sorgen.

„Lebst du hier alleine?" Sie war kein wenig von meinem Fragenhagel erfreut. Aber sie wusste nicht recht, wie sie mich loswerden konnte. „Wie heißt du?" Meine Augen betrachten sie, weswegen sie unsicher weiter nach hinten rutschte. Ihr Blick war immer noch stur und distanziert. Die Rothaarige überlegte, bevor sie mir eine Antwort gab. „Ruby." Ich lächelte leicht. Ich betrachtete dies als Fortschritt.

„Schön dich kennenzulernen." Sie brummte ungeduldig. „Ich hab dir meine Namen genannt, kannst du jetzt verschwinden?" „Mhm ungerne." Entrüstet öffnete sie ihren Mund, aber ich kam ihr zuvor. „Ich verschwinde nur, wenn du mir meine Frage beantwortest."

Sichtlich dachte sie nach. Schließlich ließ sie sich im Schneidersitz nieder, als eine Art Zustimmung. „Also gut.", gab sie bissig von sich. „Wie alt bist du?"; fragte ich erneut. „Wieso interessierts dich?" Vorlaut schob sie ihre Unterlippe vor. Beinah schmunzelte ich. „So funktioniert das leider nicht.", seufzte ich kopfschüttelnd. „Wenn du mir keine Antworten gibst, kann ich auch nicht verschwinden." In einem Anfall aus Genervtheit starrte sie mich mit brühendem Kopf an. „Warum den nicht?! Lass mich doch einfach in Ruhe." Über ihre Reaktion war ich nicht besonders verwundert.

Ich antwortet ihr ehrlich. „Ich denke nicht, dass jemand so jung wie du hier alleine bleiben sollte. Es sorgt mich." Ich verschwieg ihr, dieses unbesiegbare Gefühl, dass ich sie irgendwoher kannte. Sie schaute abfällig. „Ich komme alleine gut klar." „Also bist du allein hier." Ertappt kaute sie auf ihrer Lippe herum. „Schön. Ich beantwortet deine Fragen, Ajey.", sie zog meinen Namen unnötig in die Länge. Ich lächelte darüber nur. „Aber nur wenn du mir dafür meine beantwortest." Ich nickte. Sie wirkte zuvor nicht wie jemand mit einem Sinn für Neugierde.

„Ich fang an", rief sie und streckte ein wenig ihre Hand in die Höhe. „Was zur Hölle machst du in meinem Baum?" Zerknittert blickte ich sie an. „Ich habe nach- Baumelfen gesucht?" Sie fand meinen Kommentar nicht witzig, verzog nicht einmal ein wenig den Mund. Ihr Grün starrte mich nur verbissen an. Schließlich gab ich meine Hoffnung seufzend auf. „Ich habe mich versteckt." Sie lockerte ihren Blick. „Vor den Wachen?" „Zuerst bin ich mit meiner Frage dran." Genervt wendete sie sich leicht ab. „Wie alt bist du?", fragte ich zum dritten Mal. Sie zuckte nur leicht die Schultern. „Weiß nicht." Das ließ mich blinzeln. Ein wenig lehnte ich mich zurück und stieß mit meinen Pfeilen irgendwo an.

„Jetzt ich!", sie ließ sich von meiner Miene nicht abbringen. Sie schien es wirklich nicht zu wissen. „Bist du vor den Wachen weggerannt? Was wollten sie von dir? Warst du ihm Schloss?" Ich hob beschwichtigend meine Hände, als sie plötzlich so neugierig wurde. „Ja ich bin vor ihnen weggerannt." Abwartend blickte sie mich mit ihren leicht grünen Augen an. „Eine Frage nacheinander." Ihre Auswahl an genervten Lauten wurde immer größer. „Warum den?"

Nach Sekunden des Schweigens gab ich auf. So würde es schwer werden, an sie heran zukommen. „Ich bin vor ihnen weggerannt, weil-" Kurz überlege ich mir einen plausiblen nicht komplett falsche Ausrede. „Weil ich aus dem Schloss ausgebrochen bin." Mit riesigen Augen starrte sie mich an. Die plötzliche Interesse an mir platzte ihr beinah aus dem Gesicht. „Wieso das? Kennst du die Menschen da? Bist du wichtig? Ein Krimineller? Hast du einen Jungen da gesehen?" Ihre letzte Frage ließ mich den Atem anhalten. In ihrem Wahn bekam Ruby nicht einmal mit, was sie mir so eben an Informationen geliefert hatte.

„Kennst du jemand im Schloss?", wollte ich wissen und wich ihr somit aus. Als hätte ich sie mit einem Pfeil getroffen, zuckte sie zusammen. Mit einem kleinen „Mhm" bestätigte sie meine Annahme. „Mein Bruder. Er wurde von den Soldaten mitgenommen. Ich weiß nicht, wo er ist. Aber sie haben ihn ins Schloss gebracht, deswegen bleibe ich in der Nähe davon." Einen Bruder also- „Wie wurde er erwischt?" Auf einmal verunsicherten sie meine Fragen nicht weiter. In Gedanken war sie wo ganz anderes.

„Er hat immer etwas Essen aus der Küche gestohlen, manchmal kam er dann sogar mit etwas Gold zurück, aber dieses eine Mal wollte er mehr als nur Essen mitnehmen. Er ließ sich nicht davon abbringen, doch danach sah ich ihn nie wieder."

Schmerzvoll schloss ich meine Augen, als mich die Befürchtung traf. „Wie lautet sein Name?" „Sasha." Ich verfing mich in den Augen des rothaarigen Mädchens. Sie blickte mir mit Ehrlichkeit entgegen. In meinem Magen krampfte sich etwas zusammen. Ich kannte ihren Bruder. Ich hatte ihm mal Unrecht getan und von da an versucht, meinen Fehler auszubessern. Er war einer von den Kindern, für die ich hin und wieder etwas Gold auftrieb. Natürlich war mir das nicht länger möglich gewesen, nachdem mein Bruder mich in einer Zelle ablud. Wenn er tatsächlich erwischt wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass er noch lebte, gering. Schmerzvoll gering. In Teranida gab es keine Gnade für die Bürger mit lediglich einen oder zwei Namen. Dein Name definiert deinen Wert, so war das Bild unserer Welt.

„Wie lange ist das her?" Meine Stimme klang ein wenig unsicher. „Vielleicht ein paar Monate?" Sie zuckte die Achseln.

Für einen Moment saßen wir schweigend einander gegenüber in dieser Höhle aus Holz und Rinde. Der Himmel war über uns zusammengezogen, als würde sich etwas anbahnen.

Ich sah nach oben, als mich der erste Regentropfen auf der Stirn traf. Wasser vermischte sich mit den Tränen. Es waren nicht meine, auch nicht Rubys. Sondern die eines Jungenherzens, das ein letztes Mal zum Schalgen ansetzt und in der selben Bewegung von einem Schwert durchzogen wurde.

Nur niemand wusste es. Niemand kümmerte sich für die Leiche des Junges in dem Getümmel eines Krieges. Er endete wie alle von ihnen: Tot in einem Graben, ohne Namen und ohne Gehör für die letzten Worte, die er flüsterte. Nur der Himmel nahm sich seiner an und weinte seine Tränen.



Freigeschaltet von "Steckbrief Ruby"






lol

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