born to die ✘ the hunger game...

By TheDarkFlame

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BORN TO DIE. ❝BUT WHAT IF THE MONSTERS COME?❞ i used to ask my sister, when i was a little girl. she lo... More

Cαтo & Clove - Borɴ To Dιe.
PROLOG: Lιɢнт Iɴ Tнe Dαrĸɴeѕѕ.
♯Cнαpтer O1 ~ Oɴce Upoɴ A Tιмe.
♯Cнαpтer O2 ~ Welcoмe To My Lιғe.
♯Cнαpтer O3 ~ Tнe Deαdly Decιѕιoɴ.
♯Cнαpтer O4 ~ Beιɴɢ Hυɴтed Aт Nιɢнт.
♯Cнαpтer O5 ~ Tнe Gιrl Iɴ Tнe Mιrror.
♯Cнαpтer O6 ~ Tнe Reαpιɴɢ Dαy.
♯Cнαpтer O7 ~ Oɴ Tнe Edɢe Oғ Teαrѕ.
♯Cнαpтer O8 ~ New Allιeѕ Aɴd New Eɴeмιeѕ.
♯Cнαpтer O9 ~ Toмorrow Wιll Be Kιɴder.
♯Cнαpтer 1O ~ All We Hαd Iѕ Tαĸeɴ Awαy Froм Uѕ.
♯Cнαpтer 11 ~ Eɴтerιɴɢ Tнe Cαpιтol.
♯Cнαpтer 12 ~ Tнe вoy wнo αlwαyѕ lαυɢнed.
♯Cнαpтer 13 ~ Soмe ѕмαll dιѕpυтeѕ wιтн yoυr ғrιeɴdѕ.
♯Cнαpтer 14 ~ Lιĸe A Grecιαɴ Goddeѕѕ.
♯Cнαpтer 15 ~ Tнe Deer Wιтн Tнe Goldeɴ Aɴтlerѕ.
♯Cнαpтer 17 ~ Mαy Tнe Oddѕ Be Ever Iɴ Yoυr Fαvor.
♯Cнαpтer 18 ~ Tнere Wιll Be Hope Aѕ Loɴɢ Aѕ Yoυ Sтιll Dreαмιɴɢ.
♯Cнαpтer 19 ~ See Yoυ Jυѕт Tнe Wαy Yoυ Reαlly Are.
♯Cнαpтer 2O ~ Tнe Sтαr Croѕѕed Loverѕ Froм Dιѕтrιcт Two I
♯Cнαpтer 21 ~ Tнe Sтαr Croѕѕed Loverѕ Froм Dιѕтrιcт Two II
♯Cнαpтer 22 ~ Dreαм Awαy Froм Tнe Preѕeɴт.
♯Cнαpтer 23 ~ Plαyιɴɢ Hιde αɴd Seeĸ.
♯Cнαpтer 24 ~ Helpғυl Advιceѕ Aɴd Lαѕт Iɴѕтrυcтιoɴѕ.
♯Cнαpтer 25 ~ Trαιɴιɴɢ Hoυrѕ Aɴd Dιғғιcυlт Iмpedιмeɴтѕ I
♯Cнαpтer 26 ~ Trαιɴιɴɢ Hoυrѕ Aɴd Dιғғιcυlт Iмpedιмeɴтѕ II
♯Cнαpтer 27 ~ Tнe Uɴeхpecтed Iɴтerroɢαтιoɴ.
♯Cнαpтer 28 ~ Wнeɴ Teαrdropѕ Tυrɴ To Aѕнeѕ I
♯Cнαpтer 29 ~ Wнeɴ Teαrdropѕ Tυrɴ To Aѕнeѕ II
♯Cнαpтer 3O ~ Wнeɴ Teαrdropѕ Tυrɴ To Sɴowғlαĸeѕ.
♯Cнαpтer 31 ~ I Doɴ'т Wαɴт To Dιe So Yoυɴɢ.
♯Cнαpтer 32 ~ Soмeтнιɴɢ Sтrαɴɢe Iѕ Goιɴɢ Oɴ Here.
♯Cнαpтer 33 ~ We Are A Teαм.
♯Cнαpтer 34 ~ Trιcĸѕ Aɴd Tнreαтѕ.
♯Cнαpтer 35 ~ Fυɴ Iɴ Gαмeѕ.
♯Cнαpтer 36 ~ Heαrтғelт Syмpαтнy.
♯Cнαpтer 37 ~ Iт'ѕ Sυcн A Crυel World, Iѕɴ'т Iт?
♯Cнαpтer 38 ~ Teαrѕ, Cнrιѕтмαѕ αɴd Uɴιcorɴ Cαĸe.
♯Cнαpтer 39 ~ Oɴe Moмeɴт ιɴ Tιмe.
♯Cнαpтer 4O ~ Tнαт Tнιɴɢ αвoυт New Yeαrѕ Eve.
♯Cнαpтer 41 ~ Reαl ... Or Noт Reαl?
♯Cнαpтer 42 ~ Solvιɴɢ Tнe Pυzzle.
♯Cнαpтer 43 ~ Mιdɴιɢнт Coɴverѕαтιoɴѕ.
♯Cнαpтer 44 ~ Trυѕт Aɴd Dιѕтrυѕт.
| 45. COUNTDOWN
| 46. DEMONS
| 47. PRIVATE SESSIONS
| 48. DRESSES AND SCORES
| 49. HOW TO BE MYSELF
| 50. THE GIRL ON FIRE
| 51. UNTIL MIDNIGHT
| 52. STAY WITH ME
STRANGE LANDS.
| 53. ALMOST LOVER
| 54. SIXTY SECONDS
| 55. FIRST KILLS
| 56. LITTLE BIRD
| 57. FAKE LOVE
| 58. ALLIES
| 59. SILENT NIGHT
| 60. LAST CHRISTMAS
| 61. KINGDOM OF ISOLATION
| 62. LOVERBOY
| 63. THE CAREERS
| 64. FIRE AND BLOOD
| 65. DEADLY SMOKE
| 66. ALIVE AND WELL
| 67. GOLDEN CAGE
| 68. MIDNIGHT TERRORS
| 69. SILK HEART
| 70. THE HUNT
| 71. MIDNIGHT MEMORIES
| 72. TRACKER JACKERS
| 73. HALLUCINATIONS
| 74. FROZEN
| 75. SHATTER ME
| 76. LET IT GO

♯Cнαpтer 16 ~ Welcoмe тo тнe Freαĸѕнow.

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By TheDarkFlame

Hᴀʟʟᴏ, ɪʜʀ Lɪᴇʙᴇɴ!

Jaa, wie einige von Euch vielleicht mitbekommen haben, habe ich es tatsächlich erfolgreich geschafft, meine Festplatte zu schrotten ... Tja, und leider waren dort all meine bisher unveröffentlichten Geschichten, Bilder und anderer Mist drauf, den ich jedoch äußerst dringend brauche ... so auch dieses Kapitel. Ich musste es noch einmal komplett neu schreiben, und ehrlich gesagt, fehlte mir oft die Motivation dafür ...

Aber wie auch immer, jetzt ist es ja da.

Ich hoffe, Ihr habt wie immer Verständnis für meine Situation - ich hoffe ja, die Daten kann man irgendwie noch retten, aber ich sollte wohl nicht zu optimistisch sein ... Dank gilt wie immer allen, die gevotet, kommentiert oder mich anderweitig unterstützt haben, wie zum Beispiel PaulaPhanter, Lini26, snowbellexx, BlackGirlNumber1, Bananenmatsch, sasa498, Allison_McKenny, lesermausi01, LynnVanBruggen, _trolli, TheDarkTemptation, JoanaJawia, Cookievanessa, angel280802 und storyteller_95!

Danke Euch allen, für Eure Unterstützung! Ich hoffe, Euch gefällt das neue Kapitel.

Nun aber wünsche ich Euch ganz herzlich: Vιel Spαß вeιм Leѕeɴ! Eυre Zoey <3

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♯Cнαpтer 16 ~ Welcoмe тo тнe Freαĸѕнow.

We have you wrapped around our trigger finger. Queen bee yellow, you're the skin for our stinger. We'll make you swoon, make you hurt just a little. We're the boys and the girls and the freaks in the middle. All the boys and the girls and the freaks in the middle.

Der Anblick von Glimmers höhnischem Lächeln, welches sie aufgesetzt hatte, kaum, dass sie bemerkte, in welch unglückliche Situation sie da soeben hineingeplatzt war, ärgerte mich noch ganze zehn Minuten später, als alles längst wieder so war, wie es anscheinend sein sollte. Naja, nicht, wenn es nach mir ging. Ging's aber nicht. Ich hatte nämlich nicht so den Eindruck, als würde sich auch nur irgendjemand sonderlich für das interessieren, was ich gern wollte. Oder glaubt Ihr, man erkundigte sich mal nach meiner Meinung?

Richtig, Ihr habt es erraten.

Nein.

Natürlich nicht.

Niemand fragte mich irgendwas.

Ich war im Grunde wie Luft.

Einfach super.

Finster ließ ich meinen Blick über die Szenerie wandern, die sich nun vor mir abspielte, und knirschte dabei unwillkürlich mit den Zähnen. Glimmer hatte sich inzwischen - wie immer ziemlich unaufgefordert - auf den Sessel direkt neben Cato gepflanzt, und belagerte ihn nun mit billigen Witzen, die vor Zweideutigkeiten nur so sprudelten.

Oh, und natürlich hatte Cato auch nichts Besseres zu tun, als über eben jene Witze lauthals zu lachen. Klar, wieso auch nicht? Ich meine, dass seine Freundin von seiner neuen Begleitung ganz und gar nicht angetan war, war ja auch vollkommen egal.

Ob Cato es mit seiner Belustigung nun ernst meinte, oder nicht, war mir dabei eigentlich vollkommen gleichgültig. Allein schon, dass er Glimmer das Gefühl geben musste, er würde es genießen, auch nur Zeit mit ihr zu verbringen, ging mir bereits gewaltig gegen den Strich. Aber so was von. Ich meine, okay, mag ja sein, dass ich eifersüchtig war, aber gegen eine solche Schönheitskönigin verlieren zu müssen, wie Glimmer augenscheinlich eine war, war nun mal eben kein Pappenstiel. Tja, also, während Glimmer und Cato sich äußerst angeregt miteinander unterhielten, stand ich dagegen einsam und allein an einem der riesigen Fenster und blickte in Abständen von circa dreißig Sekunden auf die metallische Uhr, welche sich direkt über der Anmeldung befand. Na, großartig.

Immer noch eine volle Viertelstunde, bis endlich die Wagenparade anfing. Verging die Zeit hier vielleicht im Schneckentempo, oder kam mir das aufgrund meiner Verbitterung nur so vor? Pessimistisch eingestellt wie immer, wettete ich eher auf Letzteres.

Ich seufzte frustriert und biss mir dann auf die Lippe.

Verflucht noch mal, wie konnte ich diese dumme Glimmer nur von Cato wegkriegen?

Ein Zickenkrieg wäre definitiv die falsche Wahl, um mein Ziel zu erreichen, aber verdammt, ich würde ihr nur zu gern mal die Meinung sagen. Aber gut.

Ich wollte ja keine Szene machen.

Oder wollte ich doch?

Keine Ahnung, verdammt.

Okay ... »verdammt« war definitiv das Wort dieses Abends.

Um mich von meinem drohenden Gefühlschaos abzulenken, sah mich nun im Raum nach einer Beschäftigung um - etwas, das vielleicht nicht zwingend mit Warten zu tun hatte, da ich, für meinen Geschmack, heute eigentlich schon lange genug gewartet hatte.

Doch das war definitiv die falsche Entscheidung gewesen. Denn soeben hatte Tara, hochmütig wie eh und je, den Raum in Begleitung ihres winzigen Distriktpartners betreten. Während sie dem Kleinen nun half, einen silberfarbenen Seestern am himmelblauen Kragen seines Kostüms zu befestigen, schoss sie mir immer wieder ein paar äußerst giftige Blicke zu, welche sich eindeutig auf die Szene am Fahrstuhl bezogen.

Ach, verdammt.

Ich, und meine große Klappe.

Trotzdem ich inzwischen leichte Gewissensbisse verspürte - ich meine, so liebevoll, wie sie sich um ihren kleinen Mittributen kümmerte, hatte sie ja offenbar auch noch eine nette Seite - konnte ich nicht umhin, ihr ein überhebliches Lächeln zu schenken.

Ich hatte hier immerhin eine Rolle zu spielen.

Dann riskierte ich einen erneuten Blick auf die Uhr.

Noch zehn Minuten.

Naja, besser als gar nichts. Und trotzdem - für meine Verhältnisse waren zehn Minuten Wartezeit zehn Minuten zu lange. Ich seufzte und schüttelte frustriert den Kopf. Mann, das ständige Warten zehrte echt ziemlich an meinen ohnehin schon überreizten Nerven.

»Hey, was machst du denn für ein Gesicht?«, erklang plötzlich eine fröhliche Stimme direkt neben meinem rechten Ohr und ich zuckte erschrocken zusammen.

Als ich dann jedoch Marvel erblickte, der, wie Glimmer auch, ganz in Pink gekleidet war, atmete ich erleichtert auf. Dann erst realisierte ich, dass er mir soeben eine Frage gestellt hatte und räusperte mich vernehmlich. Marvel grinste freundlich und wartete scheinbar geduldig auf meine Antwort. Ich zwang meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln - vorzugsweise, ohne Zähnefletschen - während mein verräterischer Blick zu Cato und Glimmer hinüberwanderte, welche sich noch immer angeregt miteinander unterhielten.

»Ach, es ist nichts«, meinte ich in bemüht lässigem Tonfall, während meine Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten, als ich aus nächster Nähe mitansehen musste, wie Cato der kichernden Glimmer vorsichtig eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich, die sich aus ihrer Lockenpracht hervorgestohlen hatte. Wütend, da ich für Cato offenbar gar nicht mehr zu existieren schien, krallte ich meine kunstvoll bemalten Fingernägel in das harte Holz der Fensterbank, und wartete förmlich auf ein splitterndes Geräusch, was mir verdeutlichen würde, dass meine wundervollen Nägel nun endgültig im Eimer waren.

Doch nein, nichts dergleichen geschah.

Nur Glimmer ekelhaftes Lachen schallte durch den ganzen Raum.

Ich seufzte schwer und schluckte den Kloß hinunter, der sich bereits in meinem Hals gebildet hatte. Obwohl Cato und Brutus ja ein Abkommen bezüglich Glimmer getroffen hatten, könnte mein Freund doch trotzdem auch mal ein bisschen an mich denken, und mich nicht behandeln, als wäre ich nichts als Luft für ihn ... Um den stechenden Schmerz zu verlagern, der sich bereits seit einigen Stunden in meiner Brust ausgebreitet hatte, machte ich nun damit weiter, meine Nägel munter ins Holz der Fensterbank zu krallen.

Nach einer Weile - in der noch immer nichts geschehen war, außer, dass Glimmer sich mehr denn je ins Zeug zu legen schien, um bei Cato zu landen - gab ich es schließlich einfach auf, mich ablenken zu wollen und seufzte erneut. War wohl doch alles vergebens.

Ich wollte mich gerade abwenden, und mir einen Platz weit von Glimmer und Cato entfernt suchen, als ich plötzlich eine warme Hand auf meinem Arm spürte, die mich zurückhielt. Ich verdrehte die Augen gen Himmel. War wahrscheinlich Marvel, der sich noch immer Sorgen um mich machte. Die Geste war ja an sich vielleicht ganz süß, doch ich konnte ihr gerade keinerlei Beachtung schenken. Denn wenn ich schon wirkte, als brauchte ich dringend Trost, dann war es für jemanden wie mich - jemand, der stets stark und gefasst wirken sollte - das wohl Allerschlimmste, diesen auch noch anzunehmen.

»Was ist?!«, fuhr ich Marvel daher ziemlich harsch an, woraufhin er hastig zurückzuckte.

Und seine Hand von meinem Arm entfernte.

»Entschuldige, ich ... Clove, was ist denn los? Wieso bist du so ... mies drauf?«

Ich schüttelte genervt den Kopf und drehte mich weg, damit er die Tränen nicht sehen konnte, die sich bereits in meinen Augen gebildet hatten. War ich eine Heulsuse.

»Es ist nichts, okay, Marvel? Da ... da ist rein gar nichts los mit mir.« Missmutig senkte ich den Blick auf meine Hände, in der stillen Hoffnung, Marvel würde nun einfach mit den Schultern zucken, und mich in Ruhe lassen. Doch, leider Gottes, blieb er, wo er war.

»Das nehm ich dir nicht ab. Du hast vorhin ein Gesicht gezogen, als wolltest du meiner lieben Distriktpartnerin höchstpersönlich die Augen auskratzen. Was ist los, Clove? Und sag mir bitte nicht schon wieder, es ist nichts. Ich sehe doch, das dich etwas bedrückt.«

Ich wollte ihn gerade unverblümt anherrschen, dass ihn das theoretisch ja rein gar nichts anging; ich seine Besorgnis allerdings zu schätzen wusste, als Cato sich urplötzlich mir zuwandte, und mir direkt in die Augen sah. Ich erstarrte. Die abweisenden Worte Marvel gegenüber lagen mir bereits auf der Zunge, doch aus irgendeinem Grund bekam ich nun auf einmal keinen Ton mehr heraus. Dann, als ob überhaupt nichts los sei, lächelte Cato plötzlich. Ich wusste, dass ich es mir höchstwahrscheinlich bloß einbildete, aber in jenem Moment kam mir sein Lächeln beinahe ... höhnisch vor. Aber das konnte nicht wahr sein.

»Ist wirklich alles in Ordnung mit dir, Clove?«, fragte Cato mich noch immer seltsam lächelnd und ich schluckte schwer. Während ich ihn aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens argwöhnisch beäugte, fragte ich mich, was zum Teufel denn mit ihm nicht stimmte. Ich meine, wie konnte er denn nur denken, es wäre alles in bester Ordnung?

Wo er doch förmlich mit seinen Augen an Barbie klebte?

Besagte Barbie, tat jetzt auch noch so, als würde sie sich um mich sorgen.

Ja, klar.

Gott, als ob ...

Ihr mitleidiger Blick machte mich schon vom Hinsehen ganz krank.

»Ist dir etwa schlecht, Clove? Du siehst ein bisschen durcheinander aus«, stellte sie mit besorgter Stimme fest, und strich sich über ihre perfekt gestylte Lockenmähne.

Ich seufzte genervt, was von den anderen offenbar als ein Bewies für meinen angeschlagenen Gesundheitszustand aufgefasst wurde. Marvel hielt dies nämlich für einen guten Zeitpunkt, um mich mit sanfter Gewalt auf den Sessel neben Glimmer zu drücken und mir dann auch noch mitfühlend die Schulter zu tätscheln.

Ich traute meinen Augen kaum.

Also, echt mal.

Das war mir dann doch etwas zu viel der Fürsorge.

»Mir geht's gut! Wirklich, alles ist bestens!«, fauchte ich daher äußerst peinlich berührt, und wollte mich schon aus Marvels festem Griff befreien, da meine Verbündeten nun offenbar der Meinung waren, ich wäre ein kleines Mädchen mit sehr schwachen Nerven.

Klasse, das hatte mir dann gerade noch gefehlt.

Jetzt hielten sie mich allesamt für einen Schwächling, nur weil ich es mir mal erlaubt hatte, eifersüchtig zu sein, und meine Gefühle gegenüber Cato offen zu zeigen.

Marvel drückte mich nun sanft wieder zurück in den Sessel, kaum, dass ich erste Anstalten gemacht hatte, mich zu erheben. »Hey, ganz ruhig. Wir sind doch deine ...«

Er versuchte offenbar angestrengt ein anderes Wort als »Feinde«, »Tribute«, oder einfach nur »Verbündete« zu finden. »Deine Freunde«, meinte er schließlich mit lahmer Stimme.

»Genau, wir sind doch ... Freunde.«

Ich sah zweifelnd zu ihm auf, da ich meines Erachtens die Ansicht vertrat, dass man nach gerade mal einem halben Tag Bekanntschaft nicht wirklich beurteilen konnte, ob man nun tatsächlich bereits neue Freunde gefunden hatte, oder nicht. Aber gut, vielleicht hatte man in Distrikt eins ja ein anderes Verständnis von der Zeitspanne zum Freundschaften knüpfen. Wie auch immer. Marvel jedenfalls schenkte mir weiterhin sein aufmunterndstes Lächeln, und irgendwie konnte ich plötzlich einfach nicht anders, als meine Mundwinkel wenigstens ein kleines Stückchen nach oben zu ziehen. Marvel sah dies wiederum als seine Chance, endlich herauszufinden, was mit mir los war.

»Und da wir nun doch ganz offiziell Freunde sind, kannst du uns auch anvertrauen, was los ist. Ich - ich meine natürlich, wir - sagen auch nichts weiter«, meinte er und sah mich aufrichtig an. Ich schluckte, leicht gerührt von seiner offensichtlichen Sorge um mich.

Wären wir einfach nur normale Teenager gewesen, wäre Marvel sicher ein toller Freund geworden. Aber wir waren nun mal eben keine normalen Teenager. Wir waren Tribute.

Dazu verpflichtet, uns in nächster Zeit alle gegenseitig abzuschlachten.

Also die falsche Zeit, um Freundschaften zu knüpfen.

»Ja, genau, sag uns einfach, was los ist«, sprang ihm nun auch Cato bei und sah mich ebenfalls aufmunternd an, woraufhin ich ihm einen, teils wütenden, teils ironischen Blick zuwarf. Raffte er denn wirklich nicht, was hier vor sich ging? Dass ich wegen ihm und Glimmer so durcheinander wirkte? Ich wollte nun wirklich nicht seine Intelligenz beleidigen, doch nun ja ... Manchmal checkte Cato eben die offensichtlichsten Sachen einfach nicht. Doch weil ich bestimmt nicht das Glimmer - ist - eine - miese - Bitch - Thema ansprechen wollte, zuckte ich nur lahm mit den Schultern und meinte:

»Ihr habt recht, vorhin ist mir tatsächlich ein wenig übel geworden.«

»Ach, das ist sicher bloß die Aufregung vor der Parade«, tat Cato meine Erklärung mit einem Händewedeln ab, und auch Glimmer fügte nun gelangweilt hinzu:

»Ach, Süße, mach dir keine Sorgen, es ist doch völlig natürlich, sich davor zu fürchten. Vor allem, wenn man erst dreizehn ist. Ich glaube, mich zu erinnern, dass man sich in einem so frühen Alter keinem allzu großen Stress aussetzen sollte, weil man sonst nämlich Herzrasen und Schlafstörungen kriegen kann ...« Sie nickte recht gewichtig.

Ich schnaubte recht verächtlich. »Ich bin sechzehn. Aber danke für die Nachhilfe im Fachbereich Biologie. Das hatte ich wirklich dringend nötig«, entgegnete ich mit zusammengebissenen Zähnen, und starrte wütend auf die metallene Uhr.

Noch fünf Minuten. Ich seufzte verärgert und tippte nervös mit dem rechten Fuß auf dem Boden auf - was Glimmer anscheinend gehörig auf den Zeiger ging, denn sie warf mir einen äußerst angespannten Blick zu - den ich jedoch geflissentlich ignorierte.

Bevor sie mich allerdings deswegen anblaffen konnte, brach Cato so urplötzlich in einen Lachanfall aus, dass wir alle drei überrascht zusammenschreckten.

Ich sah ihn verwirrt an, doch er deutete nur belustigt auf Marvels sehr pinkes und sehr feminin aussehendes Outfit. »Oh Mann, und ich dachte schon, ich sähe beschissen aus! Aber schlimmer als dein Outfit geht's echt nicht!«, kicherte Cato und hielt sich den Bauch. Nach einigen sprachlosen Sekunden seitens Glimmer, Marvel und mir, brach dann auch Glimmer in gekünsteltes, falsches Lachen aus, und grinste Marvel verächtlich an.

»Gott, du hast recht, Cato, er sieht wirklich aus wie ein Plüschtier

Sie lachten ausgelassen, während ich noch immer kein Wort herausbrachte.

Das lag jedoch eher an Glimmers Reaktion gegenüber ihrem Distriktpartner, und nicht an meiner Unfähigkeit in Sachen deutscher Sprache. Marvel schnaubte errötend, und zog ein ziemlich beleidigtes Gesicht, was ich ihm nicht mal im Mindesten verdenken konnte.

»Das musst du ja gerade sagen! Du, mit deinem Geweih! Und diese Flügelchen sind wirklich unheimlich süß!«, erwiderte er nach einigen Sekunden mürrisch, und strich unbehaglich über seinen Umhang, woraufhin prompt ein paar winzige, pinke Federchen zu Boden segelten, was Glimmer und Cato nur noch mehr zum Lachen brachte.

»Sehe ich wirklich so lächerlich aus?«, fragte der sichtlich verzweifelte Marvel mich schließlich, mit einem leichten Anflug von Panik in der Stimme, und wollte erneut seinen flauschigen Umhang glatt streichen. Noch mehr pinkfarbene Federn segelten zu Boden.

»Und sag mir bitte die Wahrheit!«

Ich seufzte, erhob mich aus dem kuschlig weichen Sessel, und half dem panischen Marvel, seinen Umhang gerade zu ziehen. Dann begutachtete ich sein Outfit etwas genauer. Wie schon Glimmer, trug auch Marvel einen pinkfarbenen Federumhang.

Sein Kostüm war außerdem über und über mit rosafarbenen Glitzersteinchen besetzt.

An seinen Füßen trug er schwarze Lederstiefel mit neonfarbener Schnalle. Unter dem fuchsienfarbenen Umhang blitzte ein glitzernder Pullover hervor. Die Vorderseite des Pullovers war mit pinkfarbenen Steinchen geschmückt, die Ärmel bestanden dagegen aus schwarzer Spitze. Immerhin trug Marvel weder Glimmers bauschige Federkrone - von der ich ihm auch dringend abgeraten hätte - noch die kurze Stola. Dafür umhüllte der pinkfarbene Umhang jedoch seinen ganzen Körper, und über seine schmalen Schultern hatte man eine rosa Paillettentoga gelegt, die aussah, wie der Vorhang einer durchgeknallten Hellseherin. Ich seufzte schwer. Wie sollte ich ihm nur taktvoll beibringen, dass er aussah, wie ein Flamingo, der aus dem Zoo ausgebrochen war?

»Ich ... ähm, nein gar nicht. Ich meine - Du siehst auf jeden Fall besser aus als der Junge aus Distrikt vier ... Und das ist doch schon mal ein gutes Zeichen ...«, stammelte ich hastig und schenkte ihm mein aufmunterndstes Lächeln - was Marvels Gesichtsausdruck zufolge jedoch eher wie eine ziemlich gequälte Grimasse gewirkt haben musste.

Ich gab es dann auch schnell auf, Marvel trösten zu wollen - ich war einfach nicht gut darin - und richtete meinen Blick stattdessen wieder einmal auf die Uhr über der Anmeldung. Noch zwei Minuten. Tja, zum Glück hatte das dämliche Warten bald ein Ende. Das war ja auch kaum noch auszuhalten. Die meisten Tribute schienen inzwischen eingetroffen zu sein, zumindest der schnellen Musterung zufolge, die ich kurz zuvor angestellt hatte. Nur die hinteren Distrikte fehlten offenbar noch, ansonsten waren wir soweit komplett. Wie um meine Vermutung zu bestätigen, hallte plötzlich die energische Stimme der mürrischen Frau von der Anmeldung durch den weitläufigen Raum: »Tribute, bitte begebt Euch nun zu Euren Mentoren und Stylisten, die vor dieser Tür schon auf Euch warten. Dann folgt ihren Anweisungen. Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Parade!«

Gesagt, getan.

Schon nach wenigen Augenblicken setzten sich alle Tribute in Bewegung und marschierten auf die massive Tür zu. Draußen angekommen, erblickte ich sogleich unsere Mentoren, die auf uns warteten. Sie waren allesamt äußerst festlich gekleidet.

Enobarias athletischer Körper steckte zum Beispiel in einem knielangen dunkelgrünen Etuikleid. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem eleganten Knoten aufgesteckt, aus dem sich vereinzelt kunstvoll gelockte Strähnen hervorgestohlen hatten, die ihr nun um das hübsche Gesicht fielen. Goldener Eyeliner auf schwarzem Lidschatten verlieh ihr ein dramatisches Auftreten. Leticia und Raina, sowie Helios und Lyme fehlten zwar, dafür war zu meiner großen Überraschung - und Verärgerung - jedoch Cassia anwesend.

Ihr bodenlanges Kleid in einem hübsches Roséton umschmeichelte ihren schlanken Körper und in ihren karamellfarbenen Haaren funkelten unzählige kleine Glitzersteine.

Brutus dagegen trug einen einfachen schwarzen Anzug, hatte sich aber immerhin die Haare gekämmt. Mehr konnte man von ihm wahrscheinlich auch gar nicht verlangen.

Ich lächelte gerade Enobaria zu, als plötzlich die furchtbar schrille Stimme Emelias an meine Ohren drang. »Oh mein Gott, ihr beide seht ja großartig aus! So stark und schön ... Einfach wundervoll!« Ah, diese Frequenz ... Ich spürte regelrecht, wie sich nun bohrende Schmerzen in meinem Kopf breitmachten, und seufzte vernehmlich, während Cato seinerseits nur verächtlich schnaubte. »Wir sehen verdammt nochmal lächerlich aus, nicht großartig«, murmelte er leise vor sich hin und schenkte Emelia einen zweifelnden Blick. Diese schien das soeben Gesagte jedoch gar nicht wirklich zu realisieren, da sie nun hocherfreut auf Cato zulief, um seine schimmernde Rüstung zurechtzurücken.

»Ach, so ein Unsinn! Ihr wirkt sehr eindrucksvoll! Einfach göttlich! Dein Kopfschmuck hat so etwas von ... von ...« Sie suchte offenbar verzweifelt nach einem aufmunternden Wort, fand jedoch keines. »Von einem Hirsch?«, half Cato ihr nun halblaut auf die Sprünge und Emelia kreischte entzückt auf - was mein Kopf erneut mit einem stechenden Schmerz quittierte, der mich für einen ganz kurzen Moment sogar die Augen schließen ließ.

»Von einem Hirsch! Ja, das war genau das Wort, nach dem ich gesucht habe. Ganz recht mein Lieber, du ähnelst ein wenig einem Hirsch - doch das ist nicht schlecht«, fügte sie eilig hinzu, als sie Catos panische Miene bemerkte, und tätschelte ihm ganz fürsorglich den Arm. Cato machte ein Gesicht, als ob er ihr gleich die Hand abreißen wollte.

Ich dagegen verkniff mir ein Grinsen. »Nun, das ist eben der Geist der Eröffnungsfeier! Oh, wie sehr ich mich schon auf die Parade dieses Jahr freue! Ihr nicht auch?«, säuselte Emelia nun weiterhin mit unheimlich quitschender Stimme und schenkte unseren Mentoren einen um Verständnis heischenden Blick. »Sicher«, brummte Brutus wirklich sehr begeistert und Enobaria nickte bemüht fröhlich, während Cassia nur laut gähnte.

Cato dagegen schnaubte wieder verächtlich.

»Au ja, wir sterben alle fast vor Freude. Echt eindrucksvoll.«

Emelia warf ihm daraufhin einen äußerst ungehaltenen Blick zu.

»Mein Lieber, jetzt sei doch bitte nicht immer so mürrisch! Alle Tribute tragen nun mal Kostüme bei der Eröffnungsfeier, das müsstest du doch eigentlich wissen! Immerhin sollt ihr heute schon mal Sponsoren anwerben ... Es trifft sich daher gut, dass ihr dabei mit so entzückenden Gewändern auffallt! Eure Stylisten würden sich schämen, wenn sie hören würden, wie ungeheuer undankbar ihr beide doch seid ... Ach, da sind sie ja endlich!«, beendete Emelia ihren Vortrag und wuselte eilig auf unsere Stylisten zu, die jetzt den Gang entlang gelaufen kamen. »Benehmt euch gefälligst, habt ihr verstanden?«, zischte sie uns noch herrisch zu, bevor sie endlich auf ihren goldenen Stilettos davonstöckelte.

»Ich hab doch gar nichts getan«, rutschte es mir heraus, und ich schämte mich sofort für den dummem Kommentar auf Kindergartenniveau. Cato schüttelte grinsend den Kopf.

»Hör einfach nicht auf sie, die spinnt doch.«

Ich lachte und gab ihm Recht.

Während ich dann von Weitem zuhörte, wie Emelia eifrig die Stylisten vollschwatzte, bemerkte ich plötzlich die beiden Tribute aus Distrikt fünf, welche mit Glitter überhäufte Ganzkörperkostüme trugen, und sich nun ebenfalls auf uns zubewegten. Man erkannte auf dem ersten Blick, dass Strom und Energie die Hauptaufgaben ihres Distrikts waren.

Die Kostüme funkelten bei jeder noch so zögerlichen Bewegung im Licht der vereinzelten Lampen wie kleine Diamanten in der Sonne. Als Kopfschmuck trugen beide Tribute einen übergroßen silberglänzenden Ring, der mich seltsamerweise an einen Donut erinnerte.

Eine hübsche Frau in einem purpurroten Abendkleid, die ich auf Ende zwanzig, Anfang dreißig schätzte, stand bei ihren Schützlingen und zupfte hier und da die glitzernden Gewänder zurecht. Finch, die von ihrem Kostüm offenbar wenig begeistert schien, lauschte aufmerksam den Worten ihrer Mentorin, während sich ihre Augenbrauen bereits in unerdenkliche Höhen begeben hatten. Aha. Das, was die Siegerin ihr zu sagen hatte, passte ihr augenscheinlich ganz und gar nicht in den Kram. Ich seufzte laut, und wandte mich leicht neidisch ab, da sich mit mir offenbar keiner so genau beschäftigen wollte.

Doch kaum hatte sich dieser unfreundliche Gedanke in meinem Kopf festgesetzt, da löste sich plötzlich Curran aus der Gruppe um Emelia und schlenderte gemütlich auf mich zu.

Ich versuchte verzweifelt, ihn zu ignorieren, da mir sein Verhalten von vorhin noch immer nicht recht gefallen wollte, fand es dann jedoch unhöflich, ihn einfach so anzuschweigen, und setzte schlussendlich ein freundliches Lächeln auf. Curran grinste mir breit zu.

»Und, Clove, wie geht es dir? Bist du sehr aufgeregt?«, fragte er mit seiner leisen Stimme und betrachtete mich prüfend. Ich zuckte daraufhin gespielt lässig mit den Achseln.

»Es geht. Weiß nicht, ich ... Ich ... ähm ...«, stammelte ich, weil mein Blick unwillkürlich von Curran zu Catos Stylistin hinübergewandert war, welche, die Hände in die Hüften gestützt, offenbar in eine sehr ernsthafte Diskussion mit meinem Distriktpartner vertieft war. Doch das war es nicht, was mich so an ihr faszinierte. Denn mal ehrlich, wer hatte denn noch nie eine hitzige Diskussion mit meinem Freund geführt? Cato war schließlich bereits in Distrikt zwei für seinen Dickkopf und seine unverbesserliche Sturheit bekannt gewesen, und legte es nun offenbar darauf an, hier im Kapitol genau das Gleiche zu erreichen. Zumindest las ich das mal von der genervten Miene seiner Stylistin ab.

»Nein, du siehst nicht lächerlich aus, verdammt nochmal! Curran, bitte sag ihm, dass er nicht wie ein Hirsch mit goldenem Geweih aussieht!«, fuhr die Frau nun meinen eigenen Stylisten an. Während Curran hastig auf Cato einzureden versuchte, schenkte dessen Stylistin Emelia einen bitterbösen Blick. Diese erwiderte ihn nicht minder wütend.

Ich zog die Augenbrauen nach oben.

Oh, oh.

Da hatten sich ja zwei gesucht und gefunden.

Vielleicht sollte ich die Flucht ergreifen, bevor es noch zu einem lautstarken Streit kam.

Dann jedoch, wandte sich die Stylistin von Emelia ab, und ließ ihre dunkelbraunen Augen durch den Flur schweifen ... bis sie schlussendlich an mir hängen blieben. Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab und erwiderte den Blick. »Und du ... Du musst Clove sein.«

Sie kam äußerst langsam auf mich zu, wobei ihre grün glitzernden High Heels geräuschvoll über den Boden klackterten. »Ja ... ich bin Clove. Und wer sind Sie?«, fragte ich, und versuchte nicht zusammenzuzucken, als die Frau eine meiner Haarsträhnen, welche mir offenbar ins Gesicht gefallen war, sanft unter meinem Helm feststeckte.

Ein kleines Lächeln glitt über ihre pinkfarbenen Lippen.

»Ich bin Viola, Catos Stylistin - wie du sicher schon bemerkt hast. Obwohl ich viel lieber jemand anderem zugeteilt worden wäre«, antwortete sie, und warf Curran dabei einen äußerst vorwurfsvollen Blick zu. Dieser zuckte nur bedauernd mit den Schultern, obwohl es mir nicht entging, dass dabei ein fröhliches, kleines Lächeln auf seinen Lippen lag.

Er war anscheinend nicht ganz unglücklich darüber, mich, und nicht Cato zugeteilt worden zu sein. Ich lächelte verstohlen, während ich Viola nun einer gründlichen Musterung unterzog. Eines war mir schon auf dem ersten Blick sofort klar geworden:

Sie ähnelte Curran so wenig wie die Sonne dem Mond. Während Curran in seiner Einzigartigkeit offenbar den altmodischen Look bevorzugte, erkannte man an Violas Kleidern, dass sie sich stattdessen ganz nach der Mode des Kapitols kleidete.

Ihre türkisfarbene Robe, die mit unzähligen Glitzersteinchen besetzt worden war, welche sich von Weitem zu kunstvollen Seesternen formten, klebte eng an ihrem Oberkörper, nur um sich dann an der Tallie, um die man eine grüne Schleife gebunden hatte, in einem eleganten Schwung aufzufalten, wodurch der glitzernde Stoff schließlich bis zum Boden reichte. Ihre hohen Schuhe waren ebenfalls mit Glitzer und Schmucksteinen bepinselt worden. Rehbraune Augen wurden von dickem schwarzem Eyeliner und einem Hauch von blaugrünem Glitter betont. Die unheimlich langen Wimpern hoben den goldbraunen Ring ihrer Iris schillernd hervor und vergrößerten ihre Augen optisch noch stärker.

Die schulterlangen herbstroten Haare, an welchen winzig kleine Diamtensteinchen anhafteten, fielen ihr in sanften Wellen bis zum Kinn. Sie war durchaus hübsch, nur auf eine andere Weise, als man auf dem ersten Blick erwartet hätte. Und noch etwas fiel mir beinahe sofort an ihr auf: In ihren dunklen Augen schimmerte das gleiche geheimnisvolle Licht, das ich auch schon bei Curran gesehen hatte. Es war beinahe so, als würde die beiden ein Geheimnis verbinden, von welchem sie nicht wollten, dass es jemand erfuhr.

Echt seltsam.

Ein leises Räuspern durchbrach meine sorgfältige Musterung und ich zuckte schuldbewusst zusammen. »Und, bist du fertig? Ich hoffe doch, ich habe eine angemessene Bewertung abbekommen«, meinte Viola wissend und lächelte schmal.

Ich fühlte, wie ich errötete.

Ich hatte sie doch gar nicht so offen anstarren wollen ...

»Ich ...äh ...«, stammelte ich verlegen, doch sie unterbrach mich mittels einer kurzen Handbewegung. »Ist schon in Ordnung. Kein Grund sich zu entschuldigen, Schätzchen.«

Ich lächelte und atmete erleichtert auf.

Gerade wollte ich Viola fragen, was man bei der Eröffnungsfeier denn noch großartig zu beachten hatte, da durchbrach plötzlich die schrille Stimme Emelias die Stille.

»Wir müssen los! Gott, wir haben ja völlig die Zeit vergessen! Na los, Beeilung, wir müssen den Zeitplan einhalten!«, kreischte sie ganz aufgeregt, und deutete leicht durch den Wind auf ihre Taschenuhr. Murrend leisteten wir ihrer Aufforderung schließlich Folge.

Enobaria machte es sich zur Aufgabe, den widerwilligen Brutus und die nörgelnde Cassia mit sich zu ziehen, während Curran - der sich offenbar nie von irgendetwas aus der Ruhe bringen ließ - mir seinen Arm anbot, und mich galant zum Fahrstuhl führte. Niemand sprach, außer Emelia, die mit sich selbst zu reden schien, und natürlich Cato und Viola, die sich hinter Currans Rücken noch immer heftig wegen der Kostümwahl kabbelten.

Als wir uns dann endlich alle zusammen in den kleinen Fahrstuhl gequetscht hatten, und nach unten fuhren, waren die Gemüter mehr als nur angespannt. Emelia tänzelte nervös auf der Stelle umher, und berichtete allen von ihrer Sorge, es nicht mehr rechtzeitig zur Eröffnungsfeier zu schaffen. Viola dagegen sah aus, als würde sie Cato, der noch immer munter vor sich hin nörgelte, beim nächsten Satz eine reinhauen, Cassia gähnte ununterbrochen vor sich hin, und sowohl Enobaria, als auch Brutus wirkten mehr als nur genervt von dem ganzen Trubel. Nur Curran schien wie immer die Ruhe selbst zu sein.

Kaum hatte der Fahrstuhl dann endlich die unterste Etage passiert, stiegen wir hastig aus. Dank Emelias Befürchtung, zu spät zu kommen, mussten wir jetzt alle rennen, worüber sich weder meiner Schuhe, noch meine Haare sonderlich zu freuen schienen.

Nachdem wir durch endlose Gänge mit Glastüren gehastet waren - die allesamt erschreckend ähnlich wirkten - kamen wir schlussendlich in einer großen Halle an.

Der unverkennbare Geruch von warmem Heu und Pferden lag in der Luft, und ich musste wehmütig lächeln, als ich unwillkürlich an den kleinen Stall hoch oben in den Bergen von Distrikt zwei dachte, in welchem die knuffigen Bergponys, die jeden Tag in den Steinbrüchen beim Tragen der schweren Lasten halfen, für die Nacht untergebracht wurden. Ein lautes Lachen, gefolgt von einem derben Fluch riss mich in die Gegenwart zurück, und ich zog überrascht die Brauen hoch, als ich das kunterbunte Spektakel erblickte, was sich da ganz urplötzlich vor meinen verblüfften Augen abspielte.

Aufwändige Kostüme in Knallfarben klebten an den Körpern zahlreicher Jugendlicher, die bei ihren festlich gekleideten Betreuern und Mentoren standen. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen, hastige Abschiedsworte wurden gesprochen.

Schnaubende Pferde waren an die prächtig inszenierten Paradewagen, in denen wir gleich an der tobenden Menge vorbeifahren würden, geschirrt worden, und wurden nun von missmutig dreinblickenden Stallburschen betreut. Die hübsch bemalten und festlich geschmückten Wagen standen bereits in der richtigen Reihenfolge vor dem massiven, und mit unzähligen Fackeln verschiedenster Farben beleuchteten Tor, welches zur Straße hinaus, und an der Menge vorbei führte. Ich war überwältigt, sowohl vom Anblick der lärmenden Menschentraube um mich herum, als auch von der Schönheit der Szene und dem sanften Schein der leuchtenden Fackeln in der bereits einsetzenden Dämmerung.

»Oh, schaut mal, da sind sie ja!«, kreischte Emelia plötzlich entzückt, und deutete aufgeregt auf einen der Wagen, um den sich bereits eine Traube schrill gekleideter Menschen gebildet hatte, die alle genauso gekünstelt und aufgetakelt aussahen, wie Emelia selbst. Prompt rannte sie zu ihren ›Freunden‹ hinüber - natürlich ohne uns vorher Bescheid zu geben. Ich seufzte, konzentrierte mich dann aber wieder auf das Geschehen vor meiner Nase. Bei der einmaligen, wenn auch recht kurzen Gelegenheit, die anderen Tribute zu mustern, wanderte mein Blick desinteressiert durch die bevölkerte Halle ... und blieb schließlich an den beiden aus Distrikt zwölf hängen. Denn was ich dort sah, ließ mich verblüfft die Augenbrauen hochziehen. Ich hatte ja vermutet, die Kostüme des ärmsten Distrikts, welches in seiner Gesamtheit für die Kohleförderung zuständig war, würden wie jedes Jahr nicht weiter auffällig oder bestenfalls langweilig aussehen.

Tja, dieses Jahr war dies wohl nicht der Fall.

Schade. Denn statt dem Kohlenstaub, der sonst immer am nackten Körper der Tribute von zwölf haftete, trugen sowohl der blonde Junge, als auch das schlanke brünette Mädchen, welches sein Haar nun in einer hübsch geflochtenen Hochsteckfrisur bewundern ließ, hautenge pechschwarze Latexanzüge. Umhänge aus schwarzem Lederstoff bedeckten ihre Schultern. Ihr Stylist - ein ruhig wirkender, freundlich aussehender Mann, zupfte an den Gewändern herum, wobei er eine Art grüne Fackel in der Hand hielt. Wollte er die beiden etwa anzünden? Das war ja regelrecht lebensmüde.

Fast taten die zwei mir leid.

Aber eben nur fast.

Mein Blick schweifte zu Cato, der die beiden aus Distrikt zwölf ebenfalls mit leicht gerunzelter Stirn betrachtete. Nach nur wenigen Sekunden wandte ich dann schließlich den Blick ab, und konzentrierte mich stattdessen lieber auf unseren Paradewagen, der über und über mit roten und goldenen Bändern geschmückt worden war. Da Cato und ich auch gleich als Zweites starten würden, stand unser Wagen ziemlich weit an der Spitze. Nachdem wir uns dann aber zu unserem neuen Transportgefährt gesellt hatten - was von zwei echt süßen schwarzen Pferden gezogen wurde - konnte ich es mir nicht nehmen lassen, meinen Blick erneut über die anderen Tribute schweifen zu lassen.

Sie alle wirkten irgendwie albern, unzufrieden und angepisst.

Die beiden aus Distrikt drei zum Beispiel, trugen netzartige Gewänder aus silbernem Metall, dazu hohe Lackstiefel und eine Kopfbedeckung, die ein wenig an das wirre Innere eines elektronischen Geräts erinnerte. Kein Wunder, denn Distrikt drei war für die Technologie zuständig. Insgesamt konnte man ihre Stimmung als ... missmutig beschreiben. Die Tribute aus Distrikt sechs dagegen, hatten langweilige ockerfarbene Roben an, und trugen als Schmuck einen komischen Halbmond, der um ihren Kopf herum befestigt worden war. Keine Ahnung, was ihr Stylist damit ausdrücken wollte.

Ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen.

Sowieso hatte ich die Aufgaben ihres Distrikts schon wieder vergessen.

Was soll ich sagen?

Die Geschichte unserer Welt war auch in der Schule nie eine meiner Stärken gewesen.

Ich hatte es da eher mit Sprachen und Biologie.

Zu dumm, dass man in Panem nur noch eine Sprache sprach.

Aber zurück zum eigentlichen Geschehen.

Die Tribute aus Distrikt sieben trugen schneeweiße, breit gefächerte Blätterkostüme, die an Bäume und Sträucher erinnerten. Sie überging ich auch - Erstens, sahen sie nicht allzu auffällig aus, und zweitens hatten die Tribute aus sieben diese Kostüme jedes Jahr an.

Die beiden aus acht, welche wohl Textilien verkörperten, steckten wiederum in bunt zusammengewürfelten Pullovern samt Stoffhose. Die Farbkombination blau, gemischt mit pink, war wahrlich schrecklich anzusehen, und die zwei wirkten zu recht unzufrieden mit sich. Die einzigen, die mir dann noch ansatzweise gut gefielen, waren die beiden Tribute aus Distrikt neun. Ihre eleganten goldfarbenen Kostüme samt silberner Akzente, mit den aneinandergereihten großen Knöpfen ganz in weiß, wirkten tatsächlich einigermaßen hübsch und eindrucksvoll. Von eindrucksvoll konnte man jedoch bei Distrikt zehn und elf nicht gerade sprechen. Die aus zehn sahen aus wie Cowboys, wenn auch ziemlich schillernde, und die Tribute aus elf, die wohl Feldarbeiter darstellen sollten, waren in Kostüme gesteckt worden, die gut vierzig Jahre alt sein konnten.

Das kleine Mädchen, deren blaue Puffärmel ein wenig zu groß für ihre zarte Gestalt waren, sah in ihrem Kostüm leicht verloren und ziemlich hilflos aus. Kein Wunder, das war ja auch die Zwölfjährige. Die, mit den dunklen Augen und der samtbraunen Haut.

Irgendwie konnte ich nicht anders, als einen Hauch von Mitleid ihr gegenüber zu empfinden. Sie tat mir einfach leid. Bestimmt war dies ihre erste Ernte gewesen.

Der riesenhafte Junge, ebenfalls aus Distrikt elf, wirkte neben seiner winzigen Distriktpartnerin auch ziemlich fehl am Platz. Das bäuerlich aussehende Outfit, das er trug, wurde von einem lächerlichen und eindeutig bescheuert aussehendem Strohhut, samt silberner Blätterkrone komplementiert. Ich lachte hämisch auf, als ich sah, wie die kleinen Zweige seiner Krone bei einer plötzlichen Bewegung abbrachen, und ihm direkt vor die unförmigen Füße plumpsten. Der Riese schenkte mir daraufhin einen so wütenden Blick, dass ich am liebsten ganz fix den Kopf eingezogen hätte. Tat ich aber nicht. Nein, statt mich von ihm einschüchtern zu lassen, sah ich ihm direkt in die dunklen Augen, wobei ich eisern das höhnische Lächeln auf meinen Lippen beibehielt. Nach einer Weile wandte sich der Riese schließlich verächtlich von mir ab und ich atmete auf.

Mann, dem wollte ich echt kein zweites Mal begegnen. Ließ sich nur angesichts der verzwickten Lage, in der wir uns alle befanden, leider nicht vermeiden. Ein heftiger Streit lenkte mich kurz darauf von dem Jungen aus Distrikt elf ab, und ließ mich nach der Ursache für die aufgebrachten Stimmen suchen, welche nun die ganze Halle erfüllten.

Lange brauchte ich dafür nicht zu suchen. Denn wie nicht anders zu erwarten, hatte Distrikt eins, sprich Marvel und Glimmer die Auseinandersetzung provoziert.

»Marvel, jetzt reicht's mir aber! Kannst du denn nicht einmal mit was zufrieden sein?«

Ich zog grinsend die Augenbrauen nach oben, als ich sah, wie Marvel, der direkt neben seinem Paradewagen stand und eine äußerst missmutige Miene zog, sich mit einem Mann, welcher um einiges größer war, als er selbst, anlegte. Das musste dann wohl sein Mentor Gloss sein. Ich erinnerte mich daran, ihn manchmal im Fernsehen gesehen zu haben, auch wenn ich seine Spiele nicht live miterlebt hatte. Ich wusste nur, dass er, ebenso wie seine kleinere Schwester Cashmere, einer der Sieger von Distrikt eins war.

Die beiden Geschwister hatten die Spiele zweier aufeinanderfolgender Jahre gewonnen.

Kaum, dass ich jenen Gedanken gehabt hatte, konnte ich auch die äußerst jung wirkende Frau neben Glimmer identifizieren. Das war sie also. Cashmere Diamond. Ihr rundes Gesicht, sowie die zarte Gestalt verliehen ihr das Auftreten eines Teenagers, doch ihre blauen Augen strahlten unverkennbar eine gewisse Art von Kälte und Arroganz aus.

Ihre schlanken Beine steckten in einer engen schwarzen Lederhose, während ihr Oberkörper eine wunderschöne rosafarbene Tunika zierte. Momentan kümmerte sie sich um Glimmers pinkfarbenen Kopfschmuck, welcher offenbar nicht recht halten wollte.

Gloss dagegen hatte sich augenscheinlich dem Kampf gegen Marvels Umhang verschrieben, welcher noch immer viel zu viele Federn verlor. Deswegen hatte sich Gloss nun mit Klebeband und einer extra großen Fusselbürste ausgerüstet. Nachdem die Kopfbedeckung von Glimmer mit Müh und Not wieder festgeklebt worden war, wandte Gloss sich Marvel zu, die Fusselbürste zum Angriff erhoben. Marvel jedoch, der sich offenbar nicht von seinem Mentor abbürsten lassen wollte, rannte um seinen silbernen Paradewagen herum, Gloss auf dem Fuß folgend - welcher langsam, aber sicher, die Geduld verlor und schließlich - ja, wer sagt's denn - anfing, ungehalten herumzubüllen.

»Jetzt zier dich doch nicht so, Marvel! Lass mich einfach die Federn aus deinen Haaren bürsten!«, schrie er und strich sich die verschwitzten schulterlangen blonden Haare aus dem Gesicht, bevor er sich urplötzlich auf den verschreckten Marvel stürzte, und die Verfolgung wieder aufnahm. Gloss, der die Fusselbürste schwingend um Marvel herumlief, welcher sich heftig wehrte, bot einfach ein so komisches Bild, dass ich herzhaft auflachen musste. Cato stimmte sichtlich amüsiert in mein Lachen ein.

Für einen winzigen Augenblick schien es keine Glimmer mehr zu geben.

Keine Probleme.

Nicht mal den drohenden Tod.

Nichts, was noch zwischen uns stand.

Doch nur Sekunden später drang Glimmers verächtliche Stimme wieder an meine Ohren, und ich seufzte geräuschvoll. Zu allem Überfluss kamen nun auch noch unsere Mentoren samt Emelia zu uns, und holten mich in die erschreckende und verhasste Wirklichkeit zurück. »Cato, Clove - es geht los. Beeilt euch, ihr müsst euch jetzt aufstellen!«, drängte Curran leise und bedeutete Cato und mir, uns auf unseren Paradewagen zu stellen.

Cato sprang mit nur einem einzigen Satz hinauf, während ich mich sichtlich abmühte, die ein Meter hohen Stufen zu erklimmen. Dass ich hohe Schuhe und eine sperrige Rüstung am Körper trug, machte die Sache da auch nicht gerade einfacher. »Verdammt!«, zischte ich, als ich zum vierten Mal von den Stufen des Wagens abglitt, und schmerzhaft wieder auf dem Boden aufkam. »Brauchst du vielleicht Hilfe?«, fragte Cato mich süßlich und wollte ganz gentlemanlike seinen Arm ausstrecken, um mir hinaufzuhelfen. Ich jedoch schüttelte nur wütend den Kopf, und duckte mich geschwind unter seinem Griff weg.

War ja nicht so, als hätte ich die Sache mit Glimmer bereits wieder vergessen.

Er anscheinend schon, so wie's aussah.

Naja, sein Pech.

»Nein ... danke! Ich brauche ... keine Hilfe ... von dir ... Cato Chandler!«, ächzte ich angestrengt und versuchte, mich an den Gitterstäben des Wagens hochzuziehen.

Unnötig zu erwähnen, dass dieser Versuch scheiterte. Schließlich gab ich meine nutzlosen Bemühungen auf, den Wagen erklimmen zu wollen, und verschränke trotzig die Arme vor der Brust, während ich mich verzweifelt nach eventueller Hilfe umsah.

Leider schienen plötzlich alle - außer natürlich Cato, auf dessen Hilfe ich jedoch gut und gerne verzichten konnte - beschäftigt zu sein. Meine Mentoren unterhielten sich zum Beispiel mit unseren Stylisten, Emelia war noch immer mit ihren Freunden verschwunden, Marvel und Glimmer standen auch bereits auf ihrem eigenen Wagen ...

»Scheiße!«, fluchte ich hilflos und begutachtete meinen Wagen ratlos.

Ja, scheiße, verdammt.

Gerade, als ich wieder versuchen wollte, hinaufzusteigen, wurde ich plötzlich in die Höhe gehoben. Überrascht schrie ich auf, während ich mich hastig nach der Ursache meines plötzlichen ›Höhenfluges‹ umsah. Weit musste ich da natürlich nicht blicken. Cato hatte mich nämlich, trotz meines heftigen Widerstrebens, an den Hüften gepackt, und mich hochgehoben, als wäre ich ein Fliegengewicht. Was ich ja wahrscheinlich auch war.

»Hey! Ich sagte doch, ich will keine Hilfe von dir!«, schnauzte ich undankbar, kaum, dass er mich vorsichtig neben sich auf dem Wagen abgesetzt hatte. Er lachte angesichts meiner Entrüstung leise auf und warf mir nur wenig später ein belustigtes Grinsen zu.

»Nun ja, um ehrlich zu sein, sahst du doch ein kleines bisschen hilfsbedürftig aus. Aber keine Sorge, ich hatte nur die allerbesten Absichten, das verspreche ich dir«, meinte er lachend und zwinkerte mir frech zu. Ich schenkte ihm einen äußerst genervten Blick.

»Haha. Das ist ja auch soo lustig«, erwiderte ich eingeschnappt und gähnte demonstrativ.

Cato grinste immer noch.

Die Durchsage, dass die Eröffnungsfeier in nur wenigen Sekunden beginnen würde, machte unserem lockeren Schlagabtausch ein Ende. Ich atmete tief durch und wischte mir die verschwitzten Handflächen an meinem Unterkleid ab. Überall wurden nun hastige Abschiedsworte und Glückwünsche ausgesprochen. Fast alle Tribute hatten sich inzwischen auf ihre Paradewagen begeben; manche aufgeregt, viele ängstlich.

Brutus, Cassia und Enobaria kamen gezwungen lächelnd auf uns zu und tätschelten uns die Schultern. Sie sagten nichts, und auch wir sprachen nicht. Viola und Curran nickten nur und reckten beide die Daumen in die Höhe, während sie uns prüfend begutachteten.

Ich lächelte verkrampft.

Ein lautes Signal ertönte und die beleuchteten Tore öffneten sich langsam, während sich unser Wagen in Bewegung setzte. Die Hymne von Panem drang undeutlich an meine Ohren und ich spürte einen winzigen Hauch von Lampenfieber. Der Wagen von Distrikt eins, worauf Marvel und Glimmer nun eine aufrechte Haltung angenommen hatten, verschwand langsam vor uns in der Dunkelheit und glitt wie in Zeitlupe durch das nun geöffnete Tor. Ich hörte die Menge begeistert jubeln. Ich dagegen stöhnte leise auf.

Das war er also nun.

Der große Moment.

Der vielleicht wichtigste Augenblick meines Lebens.

Ich musste unbedingt einen positiven Eindruck beim Kapitol hinterlassen, sonst konnte ich die ganze Sache hier gleich vergessen. Verdammter Mist aber auch, war ich aufgeregt.

Es war ja beinahe so, als hätten die Spiele schon jetzt begonnen.

Denn, wenn ich hier und jetzt nicht in irgendeiner Art und Weise auffiel, würde ich später nicht allzu viele Sponsoren bekommen, welche mir wiederum in der Arena keine Geschenke schicken würden, und dann wären meine Überlebenschancen ja schon um einiges geringer ... Ich zitterte, und glaubte, vor lauter Angst in Ohnmacht zu fallen.

Plötzlich spürte ich einen festen Druck an meiner linken Hand, und sah verwirrt nach unten. Alles, was ich sah, war Catos Hand, welche meine fest im Griff hatte. Ich lächelte leicht und meine Wut ihm gegenüber verpuffte. Unser Wagen hatte inzwischen schon fast das große Tor passiert, und war nun auf bestem Weg, auf die Straßen hinauszufahren.

Doch all das realisierte ich gar nicht wirklich.

Das einzige, was ich spürte, war Catos Hand, welche meine fest umklammerte.

»Lass mich nicht los«, murmelte leise, wobei ich mir nicht mal sicher war, ob er mich überhaupt verstanden hatte. Er drückte meine Hand so fest, dass es weh tat. »Niemals.«

Unsere Pferde wurden jetzt schneller, die Hufe schlugen härter auf dem Straßenbelag auf. Wir hatten nun endgültig das große Tor passiert. Ab jetzt gab es kein Zurück mehr.

Ich wollte mich umdrehen, wollte meinen Mentoren und Stylisten einen letzten Blick zuwerfen, doch der Wagen von den Tributen aus Distrikt drei versperrte mir die Sicht.

Seufzend, und mit wackligen Knien drehte ich mich wieder nach vorn, wobei das Rufen und Jubeln der Menge mein wild pochendes Herz in den Magen sacken ließ. Ich atmete ein letztes Mal tief durch. Aus dem Augenwinkel spürte ich, wie Cato es mir gleich tat.

Erneut hörte ich die Menge begeistert kreischen. Dann war es schließlich so weit: Wir fuhren mitten hinein in die prächtig beleuchteten und gut gefüllten Straßen des Kapitols. Mitten hinein in die bombastische Eröffnungsfeier der 74. alljährlichen Hungerspiele.

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Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯1: Gehe dieses Wochenende zum dritten Mal mit meiner kleinen Schwester ins Kino zu »Die Bestimmung - Insurgent«. Ich liebe diesen Film einfach so sehr! Und auch das Lied [M83 - Holes in the Sky] ist wirklich unheimlich toll <3

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯2: Die Widmung dieses Kapitels geht an Lιɴι26. Danke, für all Deine Unterstützung und den tollen Kommentar zum letzten Kapitel. Du bist eine wundervolle Freundin und ich hab Dich ganz doll lieb! Ich hoffe Dir gefällt dieses Kapitel!

Aɴмerĸυɴɢ Nυммer ♯3: Das oben zu sehende Bild zeigt den männlichen Tributen aus Distrikt eins, Mᴀʀᴠᴇʟ Pᴀᴜʟ Cʜᴀɴᴛᴇʀʙᴜʀʀʏ, welcher von Jᴀᴄᴋ Qᴜᴀɪᴅ verkörpert wird.

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