THE AFTERMATH » fred weasley

By cxrls_

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❝War doesn't determine who is right. It determines who is left.❞ [FW] | © cxrls_ | 2021 | German Der Junge, d... More

information.
cast.
soundtrack.
prolog.
01 | irland.
02 | heimkehr
03 | ordennacht.
04 | unter uns.
05 | wofür wir kämpfen.
06 | eisgrau.
07 | porzellanhaut.
08 | gegangen.
10 | da sein.
11 | zukunftshell.
12 | irische klippen.
13 | frühlingsnacht.
14 | hogwarts.
15 | das diadem.
16 | trümmerfeld.
17 | ein stern erlischt.
18 | jahreszeiten.
19 | vertrauenshalt.

09 | krieg.

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By cxrls_

MAI - JUNI 1997

Wenn an den kommenden Tagen das Abendrot eines einbrechenden Sommers die Dächer der Winkelgasse rot färbte, sah Logan dabei zu.

Entweder lugte sie aus Fred und Georges Laden, aus dem Küchenfenster an dem hutreckenden Zauberer vorbei, oder sie saß in einem schmalen Lehrsaal des St. Mungos und lernte. Und all das tat sie, ununterbrochen in dem beruhigenden Wissen, Corben McLaggen in diesem Sommer nicht aus ihrem Leben verloren zu haben.

Sie hatten ihn noch am selben Tag nach York verlegt. Logan war nicht lang genug geblieben, damit das Splittern der Vase in ihren Ohren verblasste; es war noch durch ihren Kopf gehallt, als sie in den Scherzartikelladen gehuscht kam.

Aber trotzdem hatte sie gewusst, dass Corben McLaggen sie nicht hasste; dass er sie auch nicht aus seinem Leben verdammte; dass jener Nachmittag in der Winkelgasse kein Abschied war. Und an den meisten Tagen war das genug.

„Es gibt bessere Ecken für Butterbier." Das befand sie drei Wochen, nachdem das Dörhaus in die Luft geflogen war. Das Mädchen gegenüber nahm ihren Schluck mit dem selben, verzerrten Gesicht. „Irgendwann zeige ich sie dir alle. Sogar Hogsmeade."

„Das ist ein ziemlich großes Versprechen, Mads."

Reed Macauley saß auf der ausgesessenen Bank in der einzigen lichtbefallenen Ecke des Tropfenden Kessels und sah nach etwas aus, das nicht allzu viel Wehmut sein sollte. Trotzdem reichte es, sie atmen zu sehen. Und ihr langes, blondes Haar in diesem geflochtenen Zopf, die strohigen Enden, die dünne Gestalt. Ich hab dich vermisst.

„Wie geht es dir?", fragte Logan und drehte den Untersetzer in ihrer Hand. Das schlüpfrige Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen: „Wie geht es Thormen?"

Reed lachte: „Gut. Er arbeitet hart, im Ministerium. Man könnte ihn dort befördern, würde er weitermachen."

Logan ließ den Untersetzer sinken. „Wie? Kündigt er?"

Sie hatte geahnt, dass Reed nicht einfach so hier war. 

Es war beinah ein Jahr vergangen, seitdem Logan Irland wiedergesehen hatte. Seitdem war Theodore zwar ein stetiger Begleiter geworden, erreichte wöchentlich die Winkelgasse, klopfte gegen Freds Schlafzimmer und blieb auf den Zinnen, bis Logan mit einer Antwort aus dem Fenster winkte. Doch der letzte Brief war anders gewesen. Sie wünschte bloß, sie hätte das selbst jetzt noch leugnen können, als Reed ihr tatsächlich gegenüber saß.

Du hast versprochen, mir London zu zeigen. Ich finde, das wird Zeit. Ich bin am Wochenende da.

Und jetzt war sie es wirklich, Reed Macauley, und atmete so fest die stickige Pub-Luft ein, dass ihre Nasenflügel sich blähten. Bis sie es einfach sagte: „Wir werden Irland verlassen."

Logan blinzelte gegen den Schatten. Alles, was Reed an Wehmut hatte zurückhalten wollen, zeichnete sich nun über ihr zaghaftes Gesicht. Verlor sich in dem müden Lächeln auf den geschwungenen Lippen.

„Wir werden nach Lettland gehen."

Und auch, wenn es Logans Herz in Stücke brach, musste sie schnauben. Reed tat es ihr gleich.

„Genau so, wie wir es in der Schule immer vorhatten, weißt du noch?", flüsterte Reed und der süße Geschmack leichterer Erinnerungen flutete die Luft.

„Wie könnte ich das nur vergessen?", sinnierte Logan und atmete fest als müsse sie in ihrem Brustkorb Platz für etwas Neues schaffen. Eine andere Realität. „Aufs Land ziehen und euren Bauernhof nachbauen –"

„– mit Hühnern und Enten –"

„– und Kornfeldern voller Labyrinthen." Manchmal kostete es nichts als eine Erinnerung, damit Logan wieder Maden war. Und für einen Moment wieder in Irland daheim.

Allerdings würde die Endgültigkeit in Reeds Blick sie nie vergessen lassen, dass sie es nicht war, die mit ihr nach Lettland gehen würde. Dass sie nicht dahin zog, damit Logan sie besuchen kam.

„Wie ist der Krieg in Irland?", fragte sie.

Reed sah aus dem Fenster hinaus, zwei Jungen trieben eine Feder mit Trickzaubersäben vor sich lang.

„Ich kann mit meinem Vater nicht bleiben", sagte sie schließlich. Ihre Finger waren weich, dünn und die einer Künstlerin, als Logan sie in ihre nahm. Reed sah auf. „Du weißt, dass du mit uns mitkommen kannst, Mads? Das hier ist nicht dein Krieg."

Logan drückte fest. Hoffte, dass Reed verstand, dass sie es würde – sie begleiten, mitkommen und alles vergessen –, wenn sie es nur könnte. In einem anderen Leben vielleicht.

„Die Menschen, die ich liebe, sind hier", sagte Logan. Draußen wurde den Jungen die Trickstäbe aus den Händen geschnappt. Ihre Mutter scheuchte sie ins Haus, ein Schloss fiel zu. Noch eines. Ein Drittes. Sicherheit, Angst. „Und ich kann sie hier nicht alleine lassen."

Reed lächelte. Falten der Zerrissenheit durchzogen ihre Stirn. Es war derselbe Konflikt, den Logan in sich spürte, seitdem sie hergekommen war. Es waren zwei Herzen an je einem unterschiedlichen Ort.

„Du liebst ihn wirklich, oder?", fragte Reed nach einer Weile und gab Logans Hände frei.

„Ja, ich liebe ihn", flüsterte Logan und spürte an jeder Faser ihres Körpers, wo Fred sie zuletzt berührt hatte, bevor sie gegangen war.

„Mehr hab ich mir nie für dich gewünscht."

Mittlerweile war in Reed Macauleys Gesicht zu sehen, gleich wie den fleischgewordenen Prozess der Entfremdung zu beobachten. Logan kannte noch jede ihrer Züge in und auswendig. Die knochige Nase, den dürren Kiefer. Eingefallene Augen, mildes Lächeln. Abenteuerlust und Freigeist und Kornfelder. Sie war immer noch all das. Und immer noch da. Und trotzdem hatte sich ihre Hand zu halten seit ihrer Rückkehr aus Irland jedes Mal mehr nach einem Abschied angefühlt.

„Da ist noch etwas, übrigens", sagte Reed plötzlich und Logan blinzelte; die drückende Schwere verflüchtigte sich, als Reeds Lächeln reiner wurde und ihre Wangen röter. „Ich muss von dir wissen, ob du es tun würdest, eher kann ich nicht gehen."

„Alles auf dieser Welt", erwiderte Logan in dramatischem Ernst. „Merlin-Ehrenwort."

Reed kicherte, strich ihr zart gelbes Gänseblümchenkleid über die knochigen Schultern zurecht.

„Warts doch erstmal ab." Und dann legte sie eine Hand auf ihren Bauch. „Ich gehe nicht nur wegen meinem Vater aus Irland. Thormen kommt mit. Weil wir auf jemanden aufpassen müssen."

„Nein." Logans Augen wurden so groß wie der Untersetzer, mit dem sie wieder gespielt hatte - energisches Kopfschütteln, in der Fassungslosigkeit strömendes Glück, ihre Worte fast Rhythmisch. „Nein. Nein, nein, nein!" Diesmal nahm Logan ihre Hand. „Oh mann, Reed - weiß Thormen das?"

„Natürlich", lachte sie. „Er liebt ihn."

„Ihn?" Logan starrte auf die Wölbung vor der Tischkante, die unter dem zarten Seidenstoff nur dann sichtbar wurde, wenn Reed ihre Hände darum schlang.

„Du wirst seine Partin sein, eines Tages. Wenn du das möchtest und all das hier vorbei ist. Ich muss wissen, dass er sicher ist, egal was passiert."

Zum ersten Mal seit Wochen hatte sich die Machtlosigkeit in Logans Brust in Hoffnung verwandelt, einem gleißenden Schein, fast so schön wie das Abendrot.

„Das ist er. Das ist er, egal was passiert."

An diesem Abend ließ Logan Reed Macauley gehen. Mit ihrem buschigen Haar, der drahtigen, langen Statur. Dem Kind in ihrem Bauch. Mit Tränen in den Augen und fest in die Handballen gekrallten Nägeln. Es war kein Abschied auf ewig, versprach sie sich, als Reed in der Dämmerung zu dunklem Qualm verpuffte, der binnen eines Blinzelns in der Luft versiegte. Und wenn Reed nach Lettland ging, um die Farm zu bauen und Familien in Labyrinth-Feldern aufzuziehen, würde Logan nie wirklich fern von ihr sein. Bis sie eines Tages vielleicht mit ihr kam.

Als sie an diesem Abend die Wohnung über dem Scherzartikelladen erreichte, schwirrte ihr der Kopf. Die Verlustangst und die brennende Freude hatten einen salzigen Geschmack an ihrem Gaumen hinterlassen und Fred sah all das, als er nach Ladenschluss die Küche betrat.

Zumindest glaubte Logan das, denn seine federnden Schritte wurden langsamer, die gelockerte Krawatte blieb lustlos am Hals.

„Ist alles okay?" Seine raue Stimme war heute mehr eine Heimkunft denn je.

Logan holte tief Luft. „Sie ist schwanger."

Fred gefror an Ort und Stelle –

„Nicht ich, Reed!", lachte Logan und warf ihm das Geschirrtuch entgegen, elegant fischte er es aus der Luft.

„Ahh, Glückwunsch", erwiderte er und trat an sie heran, Finger schlangen sich von hinten um ihre Schulter, glitten ihre Arme hinab. Warme Lippen in ihrem Haar, Freds Oberkörper fest hinter ihrem.

Logan beobachtete seine sehnigen Finger, die ihren Arm hinab glitten.

„Du, Fred?"

„Hmm", summte er gegen ihren Nacken, schläfrige Liebesbekundungen auf die Spitzen ihrer Haare, ihre warme Haut.

Sie reckte ihren Kopf, Stimme belegt: „Würdest du das auch wollen?"

Für einen Moment hielt Fred inne. Heißer Atem an ihrer Schulter, Kuppen in ihrem Haar. Er beendete seinen Kuss behutsam. Sanft, als müsse er denken. Und als er sie zu sich herum drehte, Hüfte gegen die Küchenablage, war dort die Ehrlichkeits-Falte zwischen seinen Brauen und eine Zärtlichkeit in seinem Blick an der Logan sich ernährte.

„Eines Tages", hauchte er. Grinste. „Unter der Bedingung, dass sie meinen Humor erben."

Logan lachte, er erkannte es daran, wie ihr Körper zuckte. Ihre Stirn glitt gegen sein Kinn, Arme zogen sie fest, Wange in die Kuhle an seinem Hals.

Und mit einer Selbstzufriedenheit, die Fred trug wie reine Kunst, küsste er sie. Zog sie zu sich, hielt sie fest. Und für eine Nacht zumindest, war eine bessere Zukunft greifend nah.

„Rob war im Laden, heute Morgen."

Wenige Tage später klirrte das abgewetzte Porzelangeschirr, als es über der Spüle durch die Luft sauste.

Logan hatte bloß halbherzig dabei zugesehen; nun starrte sie zu George. Der hatte die Füße überkreuzt und das Butterbier eng vor die Brust geschlagen.

Sie konnte nicht mehr genau datieren, seit wann sie so weit waren, doch schon seit seiner Verlegung war Corben McLaggens Name nicht mehr in dieser Wohnung gefallen. Dafür war Robs um so häufiger geworden um zu signalisieren, dass es Neuigkeiten gab.

Also schlug Fred den Tagespropheten zu. Die Füße ließ er trotzdem auf dem Tisch.

„McLaggen ist wohl in ein paar Tagen für irgendwelche Untersuchungen hier." George nahm einen inbrünstigen Schluck. „Rob meint 's war gar nicht mehr so auffällig, sein Arm."

Logan ruckte mit den Achseln. „Wenn die Therapie durch ist, wird er ihn hoffentlich kaum selber merken."

Davon war sie selbst erst seit ihrem Vasenwurf überzeugt.

„Es ist unerträglich, wie du dich mir immer aufdrängst", hatte Corben danach gelacht, bevor sie gegangen war. Aber auch, wenn sein Unterton stichelnd war, hatte sie die Ehrlichkeit darin genauestens gehört. Und bevor sie ging, hatte er es auch gesagt: „Danke, Logan. Ehrlich."

Vielleicht war alles, was man manchmal brauchte, die Gewissheit, dass jemand da war. Egal, wie sehr man zerbrach. Und vielleicht würde Corben das nie wirklich verstehen, doch wie Logan fühlte sich das für ihn da sein bloß an wie einen längst fälligen Gefallen zu erwidern.

Seitdem Corben das Londoner Krankenhaus verlassen hatte und in York stationiert gewesen war, hatte er drei Briefe geschrieben. Der Sommer war mit den einflatternden Eulen jedes Mal drückender über London hinweg gerollt, auch wenn an keinem Tag die Sonne schien. Stattdessen zog sich die schwüle Hitze wie eine Wand durch die Winkelgasse.

„Hat er sich mit Isabelle wieder vertragen?"

Es kam so beiläufig und ging so trocken in seinem Schlürfen unter, dass Logan Fred fast gar nicht gehört hatte. Er ließ die neueste Ausgabe des Klitterers sinken, langte nach seinem kaltgewordenen Käsetost.

„Ich hoff's", erwiderte Logan und grinste über den Tisch hinweg. „Wenn ihn schon jemand ertragen kann, sollte er sie festhalten – apropos", sie schielte zu dem Zwilling neben sich, „wie geht es Angelina, George?"

Überrascht fiel George mit seinem Stuhl nach vorne, träufelte einen Schuss Butterbier auf sein Arbeitshemd. „Gut." Hastig verrieb er den Fleck mit seinem Ärmel, Fred hingegen genoss die Verlegenheit seines Bruders wie immer mit Süffisanz. „Sie war ziemlich betroffen, als sie das von McLaggen gehört hat."

„Du solltest sie mal zum Essen mitbringen", befand Fred und biss herzhaft in den Käse. George entglitten jegliche Gesichtszüge so drastisch, dass Fred schnaubte: „Schau nicht so, man stellt seine Freundin der Familie vor!"

„Du hast Logan der Familie vorgestellt, indem Dumbledore euch beide blutüberströmt vor Mums Füße gelegt hat."

Zufrieden schnippte Fred einen Krümel von seinem Arm. „Ja, und das kannst du niemals toppen, also brings hinter dich."

Und im nächsten Moment hätte Fred sich erheben wollen. Aufstehen und nach dem Butterbier greifen, dass er bei seiner Ankunft auf der Kommode gelassen hatte. Vielleicht auch bloß Nachschlag holen. Logan einen Kuss geben. Doch was auch immer es war, das ihn aufstehen ließ – sie würden es nie erfahren.

Denn im nächsten Augenblick brach gleißendes Licht in den Raum. Und Logan spürte, dass ihre Welt eine andere war, bevor Arthur Weasleys Stimme aus der glühenden Gestalt eines Wiesels sprach.

Das dunkle Mal brennt über Hogwarts. Die Schutzwälle sind gebrochen.

Irgendwo kippte ein Stuhl.

Todesser. Wir brauchen eure Hilfe. Kommt.

Das nächste, was sie durch das Dröhnen des omnipräsenten Lichtes hörte, war ein Keuchen - „Ginny."

Und schon stand Georges Silhouette im Hausflur. Der Patronus versiegte in der Luft und ließ nichts als Dunkelheit zurück. Gemeinsam mit dem drückenden Rauschen, das einen durchflutete, wenn man die Realität zu greifen versuchte.

„Halt."

Sie erwischte Fred bloß noch am Ärmelsaum.

„Logan, wir hatten das." In seinen Augen tanzte Panik. Und in Logans Magen die Übelkeit. Sie wusste, dass er sprach, aber sie verstand es nicht. „Ich pass auf mich auf."

Wenn es ihr Schicksal war, die Qualen des Verlustes während dieses Krieges unerbittlich zu wiederholen, dann nur, solange es für sie nicht zu verhindern war. Prompt griff sie ihren Zauberstab. Und sagte das, was sie auch damals zu Corben McLaggen gesagt hatte, dreißig Minuten bevor das Drrhaus und seine gesamte Zukunft in die Luft flog.

„Ich gehe mit."

Sie disapparierten im Hausflur. Fred umschlang ihre Hand so fest, dass seine Knöchel hervortraten –

Und schlugen auf diesigem Rasen auf. In der Ferne knallte die Luft –

Feurige Waldluft umhüllte sie. Leicht und süß und frisch und unverkennbar die eines Hogwarts-Abends, nachdem Corben sie früher in die Kabinen geschickt hatte. Doch vor dem Quidditchfeld standen sie nicht. Stattdessen mitten vor dem Eingangsflügel des Schlosses und hinter ihnen ging die Hütte von Rubeus Hagrid in Flammen auf.

Stupor!

Logan duckte sich, George sprang gegen eine der Tannen – Expelliarmus!

Rotes Licht schoss in die Ferne, bloß die stechenden Flammen hüllten tiefschwarze Silhouetten in grellen Schein – Crucio!

Protego!

Todesser zerstreuten in der Dunkelheit. In allen Fenstern des Schlosses glimmte Licht, auf der Wiese vor ihnen explodierten die Flüche –

Und in der Ferne dröhnten Schreie über das Gras: „Harry, nein!"

„Töte mich! Töte mich so, wie du ihn getötet hast, du Feigling!"

„Nenn mich niemals einen Feigling."

Grelles Lachen zerfetzte die Nacht, Silbermasken stoben durch die Nacht, Schritte jagten  auf die Ländereien hoch.

„George, Logan!" Tonks kam über die Portalschwelle gestürzt – Stupor! –, das rote Licht erhellte ihre fahle Haut. „Sie kommen davon!"

Es dauerte zehn Sekunden, bis Logan all das begriff. Bis sie begriff, wer dort vor den gleißenden Flammen stand, bis sie begriff, wer in die Dunkelheit floh und auf wen Harry Potters bebender Zauberstab deutete.

Zehn Sekunden, die genügten. Und eigentlich sah sie bloß zu.

Expelliarmus, Sectumsempra!

„Du benutzt meine eigenen Flüche gegen mich, Potter?"

„Komm." Freds Stimme war so nah an Logan Ohr, dass sie wie ein einstürzender Tsunami an ihr Unterbewusstsein drang. „Rein. Wir müssen schauen, ob noch welche in den Gängen sind."

Und schon riss sie sich los. Von dem Schatten, der Tonks war. Dem Blitzlichtgewitter. Und dem gleißenden Grün des dunklen Mals, das Hogwarts' Ländereien erhellte.

In den Korridoren herrschte helle Aufruhr. Schülerstimmen schallten von den Steinwänden und die Buntglasfenster der großen Halle waren wie von Kanonenschüssen zerrissen.

Ihre Sohlen trommelten über den Stein, Augen scannten die Dunkelheit. Weinende Zweitklässler, Flitwick irgendwo dazwischen. Und ein Schrei, laut und markerschütternd brannte aus dem Innenhof –

„Tina!"

Logan fasste ihren Arm, bevor sie sie wirklich ausmachte. Tina Bigstein, genau so untersetzt wie immer,  kürzeres Haar, kam aus dem Hof gestolpert. Leichenblass.

„Logan!" In Ihren Augen standen Tränen. „Logan, hast du's gesehen?"

Ihre Finger waren kalt. Nicht schwitzig kalt wie nach einem langen Trainingsspiel, sondern eisig kalt vor düsterer Angst. Und ihr Körpers zitterte.

Freds Hand glitt von Logan, sie hörte ihn bloß in weiter Ferne – „Ginny" – und schon eilte er Richtung Innenhof hinaus.

„Nein, Tina, was hab ich gesehen?"

Tina Bigstein war ein anderer Mensch. Und sie würde nie wieder dieselbe sein.

„Dumbledore. Er ist tot."

Diese Nacht fühlte sich wie ein Ende an. Wie ein Schritt durch einen wässrigen Schleier hindurch, in eine andere Welt, in der nichts wirklich stimmte. Und selbst, als Logan ihn sah – über Schülerköpfe hinweg und durch das blendende Licht hundert erhellter Zauberstäbe – konnte sie nichts davon verstehen.

Außer, dass Dumbledores Hand schwärzer geworden war. Und er den Ring nicht mehr trug.

Stattdessen standen seine Arme in unnatürlichen Winkeln ab und jemand unaufhaltsam starkes sah unendlich gebrochen aus.

Tonks war irgendwann aufgetaucht und legte ihr einen Arm um die Schulter. Am liebsten hätte Logan sie alles gefragt. All die Dinge, auf die nie eine Antwort kommen würde. Einfach, weil es offensichtlich war.

Allem voran, ob der Krieg verloren war. Denn in dieser Nacht war er es. 



________________________________

Frohes Neues Jahr, ihr Lieben!

Von nun an steuern wir auf mehr und mehr Ereignisse zu, die ihr schon vorhersehen könnt. Aber natürlich längst nicht alles. Ich freu mich auf all die noch übrigen Meter, die uns in dieser Geschichte noch bevorstehen. 

Glaubt ihr, dass Logan je die Chance haben wird, Reed und Thormens Sohn eine Patin zu sein? 

Wann sehen wir Corben wohl das nächste Mal wieder? 

Macht euch einen schönen Wochenstart, see you soon. 

All the love, Ally x

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