Mondsüchtig | Verwandlung

Oleh samjacksonjs

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Sommer, Sonne und kein Kaktus, sondern eine Menge mysteriöser Ereignisse ... »Wohlig seufzend ließ ich mich a... Lebih Banyak

Vorwort
Teil 1
Kapitel 1 - Die Insel
Kapitel 2 - Nacht des Zaubers
Kapitel 3 - Vogelscheuche
Kapitel 4 - Trautes Heim
Kapitel 5 - Das Problem mit Wasser
Kapitel 6 - Auf der Flucht
Kapitel 7 - Unter Verdacht
Kapitel 8 - Erwischt
Kapitel 9 - Die Theorie vom Wasser
Kapitel 10 - Außer Kontrolle
Kapitel 11 - Im Visier
Kapitel 12 - Vollmond
Kapitel 13 - Anker
Kapitel 14 - Familiengeheimnis
Kapitel 15 - Verrat
Kapitel 16 - Erinnerungsfetzen
Kapitel 17 - Das Ritual
Kapitel 18 - Beginn des Teufelskreises
Teil 2
Kapitel 19 - Sinnlose Unterhaltung
Kapitel 20 - Trügerische Idylle
Kapitel 21 - Die dunkle Seite
Kapitel 22 - Unter Beobachtung
Kapitel 23 - Stimmungsschwankungen
Kapitel 24 - Unfreiwillige Bootstour
Kapitel 25 - Bei Nacht und Mondschein
Kapitel 26 - Gewitterwolken
Kapitel 27 - Band der Familie
Kapitel 29 - Nur ein Kuss
Kapitel 30 - Funkstille
Teil 3
Kapitel 31 - Seltsame Begegnung
Kapitel 32 - Andeutungen
Kapitel 33 - Teestunde
Kapitel 34 - Das Wasserzeichen
Kapitel 35 - Prophezeiung
Kapitel 36 - Aussprache
Kapitel 37 - Unzerstörbares Band
Kapitel 38 - Das Kleingedruckte
Kapitel 39 - Jagd nach dem magischen Stein
Kapitel 40 - Kräftemessen
Kapitel 41 - Glücksbringer
Kapitel 42 - Zerreißprobe
Kapitel 43 - Monster
Kapitel 44 - Erfüllung
Epilog
Soundtrack
Danksagung
Bonuskapitel

Kapitel 28 - Unter verräterischen Augen

91 17 3
Oleh samjacksonjs

Oscar

__________ . . . __________

Weil Kaycie ein klärendes Gespräch unter vier Augen mit ihrer Mutter führen wollte, verbrachte ich den restlichen Nachmittag am Hafen und am Strand. Es dauerte lange, bis das Gewitter abklang. Erst gegen Abend hin verzogen sich die schweren, dunklen Wolken und ließen die letzten Sonnenstrahlen des Tages hindurchscheinen. Dementsprechend waren nicht viele Leute am Strand. Nur wenige Hartgesottene, die bei jedem Wind und Wetter ihre Strecke liefen, hielten sich auch heute dort unten am Wasser, im feuchten Sand auf.

Nachdenklich warf ich Steine ins Meer. Schnell verschwanden sie in den hohen, aufgewühlten Wellen. Der Wind peitschte mir kühl ins Gesicht, zerzauste meine Haare und zerrte an meiner Kleidung. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Kaycie oder Zoey sich fühlen mussten. Zoey, die Einzelgängerin, die meiner Meinung nach einen relativ guten Musikgeschmack hatte und eine Person war, die man einfach gerne nervte, stand eindeutig neben sich. Letzte Nacht hatte ich sie überhaupt nicht wiedererkannt. Sie schien durch einen anderen Menschen ersetzt worden zu sein.

Früher hatte sie mich aus Spaß bedroht, hatte es aber nie ernst gemeint. Das konnte ich ihr jedes Mal an den Augen ablesen. Doch letzte Nacht ... Ich war mir sicher, dass mein letztes Stündlein geschlagen hatte. Da war etwas Gefühlloses, Kaltes und Furchteinflößendes in ihrem Blick. Es bescherte mir jetzt noch eine Gänsehaut. Irgendetwas brachte sie dazu, Menschen, die sie mochte – oder wie mich akzeptierte –, plötzlich aus tiefstem Herzen zu hassen.

Zwar verstand ich noch nicht alles, was mit Kaycie und ihr passiert war, aber ich ging davon aus, dass ihre Fähigkeiten als Hexe etwas damit zu tun haben mussten. Lange grübelte ich vor mich hin, gelangte jedoch wieder und wieder zum selben Schluss: Alles hing mit der Insel und dem Vollmond sowie dem unterirdischen See zusammen ...

Später, als es zunehmend dunkler wurde, machte ich mich auf den Rückweg und legte eine kleine Pause im Café ein. Mit einem heißen Kaffee in den Händen ließ es sich viel besser nachdenken. Allerdings erklärte die Theorie, dass der Vollmond, die Insel und der unterirdische See zusammenhingen, nicht, wie Zoey zu einer Hexe geworden war – kam ich auf meine Überlegungen von vorhin zurück.

Kaycie war sich sicher, dass Zoey den Mondsee niemals zu Gesicht bekommen hatte. Wobei ich dafür mittlerweile nicht mehr die Hand ins Feuer legen würde, immerhin befand sie sich schon einen ganzen Tag auf der Insel. Sie musste also früher oder später darauf stoßen. Kaycie hatte den Ort nur durch Zufall entdeckt. Zoey könnte das ebenfalls passieren.

Irgendwann kam mir in den Sinn, dass sich Zoey vielleicht nur anders benahm, weil Kaycie sich verändert hatte. Sie waren Zwillingsschwestern, und wenn es stimmte, was man sich so oft über Zwillinge erzählte ... dann gab es eine Verbindung, die sie aneinanderschweißte. Und so hatte sich die Verwandlung bei beiden freigesetzt. Nur äußerte sie sich unterschiedlich ...

»Einen Penny für deine Gedanken«, sagte eine mir sehr bekannte Stimme. Sie riss mich aus dem Chaos, das in meinem Hirn herrschte.

Ich fuhr zusammen, strich mir scheinbar beiläufig durch die Haare und erübrigte ein müdes Lächeln in Kaycies Richtung, obwohl ich lieber einen Schrei ausgestoßen hätte. Ich wollte nicht, dass sie sich auch noch um mich Sorgen machte. Sie nahm gegenüber von mir Platz. Ihre Kleiderwahl ließ mich verwundert blinzeln. Was trug sie denn da? Ein helles luftiges Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte und Riemchensandalen. So feminin, geradezu schick, kleidete sie sich höchst selten. Und warum kam mir der Stil so bekannt vor? Dann schüttelte ich den Kopf, tadelte mich selbst. Warum dachte ich darüber nach, was sie dazu bewogen hatte, sich in Schale zu werfen? Wie war ich überhaupt darauf gekommen?

Kaycie grinste mich an und griff nach meinen Händen. Eine Geste, die sie eigentlich nie machte ... obwohl wir uns inzwischen so nahestanden. Ihre Berührung hatte etwas ganz Besonderes an sich, das hier fühlte sich jedoch irgendwie falsch an ... Ich schluckte diese Tatsache, genau wie den Umstand, dass sie sich an Zoeys Mode angepasst zu haben schien, ebenfalls hinunter. Das war Kaycie, verdammt. Zoey konnte nicht hier sein. Wie sollte sie denn von der Insel heruntergekommen sein?

Sie stieß ein perlendes Lachen aus. »Über was denkst du so fieberhaft nach?«

Ich schlug mir die seltsamen Gedanken endgültig aus dem Kopf und lächelte zaghaft zurück. »Ich habe eine neue Theorie.«

Erwartungsvoll sah sie mich mit ihren ozeanblauen Augen an. »Erzähl!«

»Also, ich glaube, dass du und Zoey irgendwie miteinander verbunden seid. Als du dich im Mondsee verwandelt hast, hat das bei ihr ebenfalls etwas ausgelöst. Anders kann ich mir ihre Veränderung einfach nicht erklären. Nur ... hat sich die Verwandlung bei euch beiden unterschiedlich geäußert.«

Kaycie nickte nachdenklich. »Du meinst also, dass es vielleicht auch etwas mit der Persönlichkeit zu tun hat?«, fragte sie.

Ich nahm einen Schluck aus meiner nun kalten Tasse, der Kaffee schmeckte etwas bitter. »Wenn ich so darüber nachdenke, dann ja! Ich meine, du warst schon immer die Nettere von euch beiden – also bist du logischerweise die ›nette‹ Meerjungfrau.« Das nett setzte ich in Anführungszeichen mit den Fingern. »Und Zoey war schon immer zurückhaltender und gleichzeitig angriffslustiger – also ist sie die ›böse‹ Hexe. Das, so seltsam es klingt, ergibt irgendwie Sinn!« Aufregung stieg in mir hoch. Das war eine entscheidende Erkenntnis. Sie brachte aber nicht in Erfahrung, warum genau ihnen das passiert war.

Das dachte sich wohl auch Kaycie. »Eine wirklich ... nette Theorie. Aber wirklich weiter bringt sie uns nicht.«

»Stimmt. Immerhin erklärt es, warum Zoey so ist, wie sie nun ist. Denn es hat erst damit angefangen, als du dich verwandelt hast, richtig?«, schloss ich.

Kaycie nickte abwesend und sah sich anschließend im Café um. Wir waren beinahe die letzten Gäste.

»Wie viel Uhr ist es eigentlich?«

»Es ist fast zehn. Wir sollten lieber gehen, schließlich ist morgen Schule«, meinte sie.

Ich drehte mich um, um ebenfalls auf die Uhr, die an der Wand hing, blicken zu können. »Gut.« Seufzend legte ich das Geld für mein Getränk auf den Tisch.

Kaycie zog mich ungeduldig zum Ausgang.

»Hey, nicht so schnell!«, rief ich lachend.

Draußen schlenderten wir über den verwaisten Weg. Kaycie schmiegte sich eng an mich und ich legte ihr einen Arm um die Taille. Es war so still um uns herum, dass man das leise Rauschen der Wellen vom Strand hören konnte. Ein kühler Wind wehte Kaycie die langen, dunklen Haare aus dem Gesicht. Der Himmel über uns war sternenklar. Der Mond hatte wieder etwas abgenommen, wie ein leuchtendes Ei hing er da und erhellte die Straße.

»Hast du eigentlich für den Test morgen gelernt?«, fragte Kaycie unvermittelt.

Überrascht hob ich meine Augenbrauen. »Ja, ein bisschen, aber Mathe verstehe ich sowieso. Da brauche ich nicht viel zu lernen.« Warum fing sie jetzt damit an? Sie sprach eigentlich nie über anstehende Tests. Und wenn ich sie danach fragte, dann wurde das Thema eilig abgehakt, bevor sie auf – für sie – sicheres Terrain wechselte.

»Ich hatte gehofft, dass du mir vielleicht noch ein bisschen Nachhilfe geben kannst.« Fragend blickte sie zu mir hoch.

Ich lächelte sie an. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus, es vermischte sich mit einem mulmigen Unterton, den ich nicht ganz einordnen konnte. »Klar, kein Problem. Ich helfe dir gerne«, antwortete ich, auch wenn mir ihre Frage seltsam vorkam. Eine Stimme wollte sich erkenntlich zeigen und mir irgendetwas Wichtiges mitteilen – ich hörte ihr nicht zu. Stattdessen dachte ich darüber nach, dass »Nachhilfe« ganz bestimmt nicht »Lernen« bei Kaycie bedeutete ...

»Super!« Sie griff nach meiner Hand und hielt sie fest in ihrer umschlungen, was mein Herz verräterisch zum Pochen brachte. Wir hatten ihr Zuhause fast erreicht, als Kaycie abrupt stehen blieb.

»Was ist denn? Ich dachte, du wolltest, dass ich dir beim Lernen helfe?« Ich wollte ihr neckisch zuzwinkern, der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ mich jedoch zur Salzsäule erstarren. In ihren Augen blitzte etwas Seltsames auf, das ich gestern Nacht zum ersten Mal gesehen hatte ... bei Zoey.

Dem Mädchen vor mir war völlig egal, was ich mir gerade zusammenreimte. Sie grinste nur über beide Ohren, dann zog sie mich an sich. Ehe ich die Wahrheit gänzlich erkannte, küsste sie mich. Zoey schloss meine Lippen mit ihrem Mund.

Ich vernahm ein Geräusch in der Nähe. Es war Kaycie, sie keuchte. »Zoey? Das glaube ich jetzt nicht!« Sie klang genauso schockiert, wie ich mich fühlte.

Wie ein begossener Pudel stand ich mitten auf der Straße, als Zoey sich von mir löste. Ich starrte von einer Kaycie zur anderen. Allerdings verschwammen bei der Kaycie vor mir die Umrisse und Zoeys Antlitz blickte mir entgegen. Verwirrt blinzelte ich.

Da kam auch schon Kaycie von der Tür herbeigeeilt und verpasste Zoey mit Schwung eine heftige Ohrfeige. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein. Wütend ging sie weiter auf ihre Schwester los. Diese wehrte sich und feuerte eine grell leuchtende Flamme auf Kaycie ab, die sie an der rechten Schulter traf. Zischend wich Kaycie zurück und hielt sich die Wunde. Ihr Shirt war an der Stelle verbrannt und zeigte ihre nackte, rotglühende Haut. Das brachte mich wieder zur Besinnung.

Ich schritt zwischen die beiden und hielt sie so auf Abstand. »Aufhören!«, rief ich schwer atmend. Erst jetzt realisierte ich, was eben passiert war: Zoey hatte mich reingelegt.

»Wie konntest du nur?«, brüllte Kaycie. Tränen glänzten in ihren Augen. Sie schluchzte. Ihre Stimme zitterte. Ich war mir nicht sicher, wen von uns sie genau meinte. Mein Herz zog sich bei dieser Bemerkung schmerzhaft zusammen.

Ich wollte sie in den Arm nehmen, doch sie schlug meine Hand beiseite. »Bleib weg von mir!« Kaycie schnappte hektisch nach Luft. »Ich will dich nicht sehen. Und Zoey auch nicht. Geht mir beide aus den Augen, bevor ich mich vergesse!« Sie funkelte uns wütend und verletzt an. »Wo ist meine Schwester? D-du ... du ... bist ein hinterhältiges, verräterisches Biest geworden!«, fauchte sie, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte, zurück zum Haus lief und die Tür laut knallend hinter sich ins Schloss fallen ließ.

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