Alice in Borderland

By buisnessstories

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Arakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielrege... More

Kapitel 1 - Das Borderland
Kapitel 2 - Nadel im Heuhaufen
Kapitel 3 - Zuhause
Kapitel 4 - Rennen
Kapitel 5 - Viva Las Vegas
Kapitel 6 - All in
Kapitel 7 - Das Beach
Kapitel 8 - Erster Abend
Kapitel 9 - Das Dach
Kapitel 10 - Izumi
Kapitel 11 - College Geheimzimmer Party
Kapitel 12 - Rückweg
Kapitel 13 - Rehabilitation
Kapitel 14 - Abendessen
Kapitel 15 - Ein Drink mit dem Hutmacher
Kapitel 16 - Das Diamantspiel
Kapitel 17 - Ein fröhlicher Abend
Kapitel 18 - Wollen wir wetten?
Kapitel 19 - Escape
Kapitel 20 - Zimmerbesichtigung
Kapitel 21 - Schachrunde
Kapitel 22 - Abendessen
Kapitel 23 - Überleben
Kapitel 24 - Das blutüberströmte Mädchen
Kapitel 25 - Morphium
Kapitel 26 - Platzregen
Kapitel 27 - Mensch ärgere dich nicht
Kapitel 28 - Überraschung
Kapitel 29 - Alte Freunde
Kapitel 30 - Neues Spiel, neues Glück
Kapitel 31 - Kombination
Kapitel 32 - Konferenzsaal
Kapitel 33 - Wetteinsatz
Kapitel 34 - Ein letztes Gespräch
Kapitel 35 - Irische Totenwache
Kapitel 36 - Guten Morgen
Kapitel 37 - Das Krankenhaus
Kapitel 38 - Ein langweiliger Tag im Beach
Kapitel 39 - Versorgungstour
Kapitel 40 - Teamwork
Kapitel 41 - Ertrinken
Kapitel 42 - Kalt
Kapitel 43 - Unruhiger Schlaf
Kapitel 44 - Gemütlicher Morgen
Kapitel 45 - Sangria Sonntag
Kapitel 46 - Hennessy mit dem Hutmacher
Kapitel 47 - Die Lichter
Kapitel 48 - Chishiyas Worte
Kapitel 49 - Strandtag
Kapitel 50 - Das Spiel der Nummer zwei
Kapitel 51 - Mitternachtsdusche
Kapitel 52 - Neue und alte Gesichter
Kapitel 53 - Ohnmacht
Kapitel 54 - Unsichtbare Mauer
Kapitel 55 - Meeresausblick
Kapitel 56 - Waffeln am Morgen
Kapitel 57 - Warum kein Pik-Spiel?
Kapitel 58 - Basketballplatz
Kapitel 59 - Verzweiflung
Kapitel 60 - Wie betäubt
Kapitel 61 - Ohne Schmerzmittel
Kapitel 62 - Kaboom
Kapitel 63 - Vollidiot
Kapitel 64 - Ablaufendes Visum
Kapitel 65 - Zerbrochene Glasscheibe
Kapitel 66 - Völlig von der Rolle
Kapitel 67 - Grauenhafte Konstellation
Kapitel 68 - Wendigo
Kapitel 69 - Durst
Kapitel 70 - Goldregen
Kapitel 71 - Ein Korb voll Süßigkeiten
Kapitel 72 - Neues Spiel
Kapitel 73 - Aufgabenkarten
Kapitel 74 - Familienmitglieder
Kapitel 75 - Frühstück
Kapitel 76 - Regenbogen
Kapitel 77 - Erleichterung
Kapitel 78 - Hochroter Kopf
Kapitel 79 - Tinte
Kapitel 80 - Frontscheibe
Kapitel 81 - Besprechung
Kapitel 82 - Fingerknochen
Kapitel 83 - Kuina!
Kapitel 84 - Medizinnachhilfe
Kapitel 85 - Das Versteck
Kapitel 86 - Unter Wasser
Kapitel 87 - Heiße Dusche
(*)
Kapitel 88 - Museum (Teil 1)
Kapitel 89 - Museum (Teil 2)
Kapitel 90 - Museum (Teil 3)
Kapitel 91 - Kannst du nicht einfach hier bleiben?
Kapitel 92 - Französische Zwiebelsuppe
Kapitel 93 - Fragestunde
Kapitel 94 - Viererrunde
Kapitel 95 - Aufwachen!
Kapitel 96 -
Kapitel 97 - Ablenkung
Kapitel 98 - Unsicherheit
Kapitel 99 - Das Date
Kapitel 100 - Wer zu nah an die Sonne fliegt ...
Kapitel 101 - Tayuya
Kapitel 103 - Chishiyas Hartnäckigkeit
Kapitel 104 - Jiro und Hiroshi
Kapitel 105 - Mutiger sein
Kapitel 106 - Schlaflose Nebenwirkungen
Kapitel 107 - Wohliges Gefühl
Kapitel 108 - Andeutungen einer Erinnerung
Kapitel 109 - Ungutes Gefühl
Kapitel 110 - Versorgungstour in der Mall
Kapitel 111 - Strafakte
Kapitel 112 - "5-23er" (Beginn Serie)
Kapitel 113 - Tik-Tak-Toe (Arisu 1)
Kapitel 114 (Arisu 2)
Kapitel 115 - Wieder "zu Hause"
Kapitel 116 - Junggesellinnenabschied
Kapitel 117 - Auf ins nächste Spiel
Kapitel 118 - Seelische Altlasten
Kapitel 119 - Die böse Saht
Kapitel 120 - Neuankömmlinge
Kapitel 121 - Stimmungsschwankungen
Kapitel 122 - Usagi's und Arisu's erster Abend im Beach
Kapitel 123 - (Update)
Kapitel 124 - Vorahnungen
Kapitel 125 - maskierter Killer
Kapitel 126 - Acht Stunden vor der Hochzeit
Kapitel 127 - Eine Hochzeit im Borderland
Kapitel 128 - Sieben
Kapitel 129 - Ewig währendes Leid
Kapitel 130 - Wie die Könige fallen
Kapitel 131 - Wie die Könige fallen II
Kapitel 132 - Der letzte Nachmittag Sayuuri's
Kapitel 133 - Morpheus ewiger Schlaf (Einführung)
Kapitel 134 - Morpheus
Kapitel 135 - Morpheus Totenreich
Kapitel 136 - Ungewohnte Behutsamkeit
Kapitel 137 - Die neue Situation im Beach
Kapitel 138 - Aufbruchsstimmung
Kapitel 139 - Wortlose Kommunikation
Kapitel 140 - Mörderisches Dreieck
Kapitel 141 - Mörderisches Dreieck II
Kapitel 142 - Die Fügung des Schicksals
Kapitel 143 - Der Henker und sein Richter

Kapitel 102 - Untergetaucht

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By buisnessstories

Regel Nummer eins: Er stellt keine Fragen, wenn ich keine stelle. Niragi fällt es ziemlich leicht mich zu ignorieren und da er sich sowieso für niemanden interessiert war dieser Punkt schnell abgeharkt. Trotzdem spüre ich ab und an seinen kritischen Blick auf meinen geschwollenen und blauen Wangenknochen, wenn ich ins Bad gehe. Er hält sich zwar an die Abmachung, aber das hält ihn nicht davon ab hin und wieder einen dummen Spruch fallen zu lassen. Wirklich anderes habe ich aber auch nicht von ihm erwartet.

Regel Nummer zwei: Keine Annäherungsversuche, kein Begrabschen, kein sich zu mir ins Bett legen, kein Bedrängen, kein spannen wenn ich unter der Dusche stehe, kein ekelhaftes über die Lippen lecken, keine Erwartung einer sexuellen Gegenleistung. Zusammengefasst heißt das für ihn Finger weg!

Regel Nummer drei: Niemand darf wissen, dass ich hier bin. Diese Regel war ihm schon fast genauso wichtig wie mir. Ich wollte keinen meiner Freunde sehen, schließlich bin ich aus diesem Grund hier. Und Niragi wollte nicht, dass andere erfahren er lässt ein weibliches Wesen bei ihm wohnen ohne Sex mit ihr zu haben. Dass er das einzig Nette an ihm verschweigen möchte, kommt mir traurigerweise zu Gute. Doch er fügte eine Ausnahme in diese Regel hinzu. Wir haben vereinbart wenn Aguni ihn darauf anspricht, kann er ihm sagen wo ich bin. Aber nur ihm. Da seine Loyalität nur gegenüber seinem Boss und nicht auch noch dem Hutmacher besteht war es auch kein Problem für ihn oder mich. Jedenfalls wird es für niemanden leicht aus diesem Militärklotz etwas herauszubekommen.

Regel Nummer vier, die letzte Regel: Er darf mich nicht erschießen wenn ich mürrisch bin oder bissige Kommentare abgebe. Niragi hat sich nur dazu überreden lassen, weil er sich ein Codewort ausgedacht hat, welches er immer sagt wenn er mich sonst erschossen hätte. Sein selbstgewähltes 'Saveword' ist Ständer, welch Überraschung. 

Mittlerweile sind genau drei Tage vergangen, seitdem ich schon fast bewegungslos im Bett liege und Löcher in die Wand starre. Der einzige Grund für mich aufzustehen ist, um ins Badezimmer zu gehen. Ehrlich gesagt habe ich zu mehr weder Lust, noch Kraft. Ich bin kaum körperlich in der Lage mein Wasserglas am Hahn im Waschbecken aufzufüllen und dass ich seit Tagen auch nichts mehr gegessen habe hilft dabei auch nicht. 

Drei Tage ist es her, aber egal wie viel Zeit vergeht ich fühle mich einfach nicht besser. Oder normal. Meine Augen sind angeschwollen und fühlen sich müde an, meine Lippen sind ausgetrocknet und aufgerissen. Meine Haare habe ich zu einem unordentlich Zopf gebunden, damit sie mir nicht ständig im Gesicht hängen. Dadurch, dass ich den ganzen Tag nur im Bett liege komme ich weder zur Ruhe, noch zu ein bisschen Schlaf. 

Und immer wieder habe ich nur einen Gedanken: Wie konnte ich so dumm sein? Wie konnte ich nur so dumm sein mich zu verlieben? Ich habe mich schonmal festgestellt, dass es entweder das Beste oder das Schlimmste sein kann, was mir hier im Borderland passieren konnte. Anscheinend habe ich meine Antwort darauf erhalten. Ich habe wirklich gedacht, dass es Chishiya irgendetwas bedeuten würde, dass ich ihm etwas bedeute. Lachhaft. 

Es ist nicht nur der Kuss, vielleicht hätte ich nicht überreagiert und Chishiya zur Rede gestellt. Aber was hätte er schon gesagt? Schließlich hat er sie auch geküsst und das habe ich mir nicht nur eingebildet. Aber die Tatsache wie verrückt der ganze Tag war und das ganze Gefühlschaos. Schon witzig wie der schönste Morgen so eine Wendung nehmen konnte. Ich kann niemandem unter die Augen treten und will es auch nicht. Izumi würde nur versuchen mich aufzumuntern, auch wenn sie nicht weiß was los ist. Sie würde dabei in jedes noch so kleine Fettnäpfchen treten und das würde Salz in die Wunden streuen. Yuudai wäre total überfordert und würde mich durch Tischkicker ablenken wollen, dabei aber peinlich schweigend kein Wort herausbekommen. Ann könnte ahnen warum es mir so geht, aber ich glaube nicht dass sie es verstehen würde. Muss sie auch nicht, schließlich war es meine eigene Schuld aufzutauen und Gefühle zuzulassen. Und Kuina? Ich würde mich einfach unwohl fühlen mit ihr darüber zu reden, denn sie kennt Chishiya gut genug. Ob sie wusste, dass zwischen den beiden etwas läuft? Annehmen kann man es, jetzt ergibt es auch einen Sinn weshalb sie mich im Eingangsbereich schnell von Tayuya weggezogen hat. 

Tayuya. Ich kann ihr selbstgefälliges Grinsen schon vor meinem inneren Auge sehen, zufrieden darüber dass sie alles bekommt was sie will. 

Und dann ist da noch das mit meinem Onkel. Wie er seine Worte gewählt hat als wüsste er, dass Chishiya es nicht ernst meinen würde. Takeo ist noch nie handgreiflich gegenüber mir geworden, ob es das Borderland ist oder ihn sonst meine Familie davon abgehalten hat? 

Plötzlich betritt jemand den Raum und das Sonnenlicht lässt mich zusammenfahren. Leise fluchend drücke ich mein Gesicht in das Kissen und ignoriere Niragi. Jedenfalls bis er mir etwas an den Hinterkopf schmeißt und ich aufschrecke, genervt drehe ich mich um und erkenne gefrorene Erbsen. Verwirrt sehe ich zu ihm, doch er bleibt noch einen Moment in der Tür stehen und zieht aufgrund meines Blicks nur eine Grimasse. Zugegeben sieht sie echt bescheuert aus und ich entspanne mich ein wenig. 

"Komm mit"

"Keine Lust", sage ich und halte fragend die Erbsen hoch. 

"Für deine Rippen", sagt er selbstverständlich und ich zucke zusammen. Ich habe ihm nicht gesagt, dass ich dort auch Schmerzen habe.

"Woher..."

"Ich weiß wie es aussieht wenn man geprellte Rippen hat. Außerdem verlagerst du dein Gewicht auf das rechte Bein, obwohl du da einen Schlangenbiss hast. Normalerweise würdest du dich auf das linke stützen, aber du versuchst deine linke Bauchseite zu entlasten", sagt er und ich sehe ihn entgeistert an. Ich nehme die Erbsenpackung und drücke sie auf meine Rippen. Zuerst ist die Kälte wie feine Nadelstiche und ich verziehe mein Gesicht, aber nach einer Sekunde beginnen die Schmerzen nachzulassen. Niragi verschwindet wieder, lässt die Tür aber offen stehen. Mit einem unangenehmen Gefühl bleibe ich sitzen, ich kann das nicht so stehen lassen. Wir haben zwar vereinbart keine Fragen zu stellen, aber er kann sich seinen Teil dabei denken. Ich quäle mich aus dem Bett und laufe in das Hauptzimmer, wobei ich einfach stehenbleibe und nichts unnötig anzufassen. 

"Setz dich", sagt er am Tisch und schiebt eine Schüssel auf den Platz ihm gegenüber. 

"Kannst du nicht rausrücken was du von mir willst", sage ich und sehe mich im Raum um, damit ich versichert bin wir sind alleine.

"Ich hatte schon auf jedem Quadratzentimeter hier Sex, also zier dich nicht so", meckert er und ich verdrehe nur die Augen, während ich mich auf den Stuhl setze. Neugierig sehe ich in die Schüssel und sehe wieder verwundert zu ihm auf.

"Du musst was essen, das ist Eis. Dazu wirst du wohl kaum nein sagen", sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust. Nach einem strengen Blick seinerseits hebe ich leicht zitternd meine Hand und tunke den Löffel in die Erdbeersoße, während ich mit der anderen Hand die Erbsen halte. 

"Danke", sage ich ehrlich gemeint und nehme die erste Nahrung seit langem auf. Während ich das Eis in kleinen Bissen herunterschlucke werfe ich ihm trotzdem einen fragenden Blick zu.

"Wenn die Leute dich sehen denken sie noch, ich hätte dich irgendwo eingesperrt und verhungern lassen. Dann bin ich noch Schuld, weil du nichts essen willst", seufzt er genervt, "Und du spielst heute wieder"

"Unmöglich, ich habe noch ein paar Tage Visum alleine von meinem letzten Spiel über", schüttele ich den Kopf und er legt seinen Kopf in den Nacken. 

"Keine Ahnung, wurde so in der Besprechung beschlossen. Ein paar kamen auf die Idee alles nochmal umzustellen, die haben auch nichts besseres zu tun"

"Kannst du wohl laut sagen", stochere ich in meinem Eis herum. Nicht nur dass ich kaum Kraft habe weiß ich nicht, ob ich auch schon körperlich in der Lage bin ein neues Spiel anzutreten. Bei einem Pik-Spiel würden meine Chancen nicht sonderlich gut stehen, ich befürchte bei einem Herz-Spiel auch nicht.

"Wir sind mal einer Meinung", grinst Niragi und wippt ein wenig mit dem Stuhl, "Wir könnten ja beide hier bleiben und dem System trotzen"

"Indem wir Sex haben?", sehe ich ihn warnend an und er leckt sich genüsslich über die Lippen.

"Das hast du jetzt gesagt"

"Regel Nummer zwei", sage ich gelangweilt und zwinge mir mehr Eis zu essen. Schließlich brauche ich Energie, es wird schon langsam dunkel und bald beginnt die Rede des Hutmachers..

"Daran musst du mich nicht erinnern, als ich es versucht habe hast du mir fast die Nase zerquetscht", spannt der Mann mir gegenüber den Kiefer leicht an und sieht schon fast beleidigt zur Seite. Einmal hat er mich leicht an die Wand gedrängt und wollte mich küssen, aber ich war schneller. Danach hat er es jedenfalls nicht mehr versucht. 

"Und du hast mich deswegen nicht erschossen, unsere kranke Freundschaft scheint Fortschritte zu machen", zucke ich nur mit den Schultern und grinse leicht, als er laut auflacht. 

"Unsere Freundschaft?"

"Hast du jemals hier jemanden schlafen lassen ohne mit ihm Sex zu haben", entgegne ich nur. Darauf erwidert er nichts und nickt nur bestätigend, um sich geschlagen zu geben. Er schweigt weiterhin, bleibt aber da sitzen und scheint zu kontrollieren, dass ich auch wirklich die ganze Schüssel aufesse. Sobald ich fertig bin nickt er nur, nimmt sich sein Gewehr neben der Tür und setzt zum gehen an. 

"Ich muss los, die Rede beginnt bald und Aguni hat mir vorher noch einen Auftrag gegeben", sagt er und bleibt nochmal stehen, "Weißt du wir wollten nicht drüber reden, aber auch wenn du es denkst bist du nicht traurig"

"Was?", sehe ich ihn angegriffen an und werfe ihm einen Todesblick zu. Doch er scheint dies vorausgeahnt zu haben und bleibt mit dem Rücken zu mir stehen. Ich versuche erst gar nicht zu leugnen, dass ich geweint habe denn er hat meine roten Augen hin und wieder gesehen.

"Du bist wütend, ganz einfach. Und weil du das nicht rauslässt fühlst du dich machtlos und denkst, du bist traurig", sagt er selbstverständlich und hebt die Hand an die Türklinke.

"Was ist dein Therapievorschlag? Rumballern und Leute erschießen?", sage ich sarkastisch und vorwurfsvoll anspielend auf sein Verhalten im Beach. Ich erwarte, dass er mich anfährt oder genervt mit seinem Gewehr bedroht. Aber er lacht nur, wie als amüsiere ihn meine Reaktion und sagt noch ein Wort bevor er geht.

"Ständer"

Eine perfekte Verabschiedung zu sagen, dass man einen normalerweise erschossen hätte. Seltsam, aber dieses schwachsinnige Codewort scheint ihn manchmal wirklich zu beruhigen. Das sollte sich wirklich mal ein Psychologie ansehen.  

Ich nehme mir Zeit meine Wunden zu versorgen und verschwinde mit meinen Anziehsachen im Badezimmer. Zwar ist Niragi unterwegs, aber bei ihm gehe ich lieber auf Nummer sicher. Ich spritze mir ein wenig Wasser ins Gesicht und ziehe meine Hose und den schwarzen Body aus. Die Kleidung habe ich seit meinem Ankommen hier an. Zum einen weil ich mich nicht wohl dabei fühle in einem Kleid hier herumzulaufen, während betrunkene Leute hier Orgien feiern. Und zum anderen weil der Body perfekt war keinen Blick auf meine linke Seite zu riskieren. 

Ich habe mir schon gedacht es sieht schlimm aus, jedenfalls fühlt es sich schlimm an. Aber alleine der Anblick jagt mir ein fürchterliches Stechen durch den Körper, der Großteil meiner Rippen hat sich blau-lila verfärbt und durch das Hungern der letzten Tage sind meine Muskel n weniger geworden. Mit dem Ziel das zu verbergen ziehe ich mir meinen schwarzen Pullover statt einem Shirt an, zusammen mit meinen weißen Cheerleader-Turnschuhen und der kurzen Sporthose. Ich erstarre für einen Moment, als ich etwas in meiner Hosentasche spüre und automatisch schließt sich meine Hand um den Gummiball. Vergiss es! Ich laufe schnurstracks zum Gästezimmer und ohne ihn anzusehen, werfe ich ihn auf das Bett. Ich kämme mir noch schnell die Haare und streife das Haarband über meinen Arm. Die offenen Haare verbergen hoffentlich meinen verfärbten Wangenknochen vor neugierigen Blicken.

Unauffällig hole ich mir einen Apfel aus dem Restaurant, einfach um irgendetwas in der Hand zu haben und meine Nerven zu beruhigen. In der Eingangshalle stelle ich mich direkt in das Getümmel, um in der Masse unterzugehen. Zuerst habe ich mit dem Gedanken gespielt mich unter der Empore zu platzieren um aus dem Sichtfeld von Ann und Chishiya zu verschwinden, aber dort wäre es leichter für die anderen gewesen mich zur Seite zu ziehen um zu fragen, wo ich die ganze Zeit gesteckt habe. 

Während der Motivationsrede hallt die freudige Stimme des Hutmachers von den Wänden wieder, doch mein Blick ist starr nach vorne gerichtet. Jedenfalls bis sich eine Person press hinter mich stellt und entzückt lacht. Ich drehe meinen Kopf nur leicht zur Seite, was auch besser ist da ich somit nicht Tayuya's ekliges Grinsen ertragen muss. 

"Ist es nicht wunderbar", sagt sie und ich bemerke sofort, dass es an mich gerichtet ist. Die Leute um uns herum sehen so begeistert zur Empore, dass niemand etwas mitbekommt. Mein Kiefer spannt sich unkontrolliert an, doch ich versuche mich zu entspannen.

"Was?", frage ich gelangweilt und gehe damit auf ihr Spiel ein.

"Sein Grinsen, wie er von da oben auf die Leute herabsieht", sagt sie schon singend. Natürlich spielt sie auf Chishiya an, was hat sie eigentlich gegen mich?

"Das tut jeder der Männer da oben", tue ich es einfach so ab und zucke leicht mit den Schultern.

"Ja, aber wir sind doch bestimmt der selben Meinung, dass niemand dabei so gut aussieht", spüre ich ihr Lächeln und achte auf meine Atmung. Mittlerweile vermischt sich zu dem beklemmenden Gefühl in meiner Brust aufsteigende Wut, doch ich bemühe mich es nicht zu zeigen. Ich lache nur schnaufend und lasse ihre Worte unkommentiert. "Weißt du er hat mir viel erzählt, als wir alleine auf dem Dach waren. Die Lichter dort oben wenn die Außenbeleuchtung angeht ist wunderschön"

Auf dem Dach? Aber das ist doch unser... Gratulation, sie hat es wirklich geschafft einen kleinen, wunden Punkt zu treffen. Aber so schnell lasse ich mich nicht aus der Bahn werfen. Macht sie es vielleicht deshalb? Damit ich in meinem Spiel unkonzentriert bin und sterbe? Das kann sie sich abschminken, genauso wie ihre falschen Wimpern. 

"Ja, wenn die Außenbeleuchtung angeht und die ganzen Körperflüssigkeiten der Betrunkenen sichtbar werden, wirklich romantisch", sage ich sarkastisch und bringe ein abfälliges Lachen zustande. 

"Romantischer als mit jemanden dort zu sitzen, der so demoliert ist wie du", sagt sie noch abfälliger und in dem Moment in dem die Leute nach draußen stürmen, drehe ich mich zu ihr um.

"Demoliert?"

"Ja die ganzen Wunden und Narben, besonders diese hässliche an deinem Rücken", grinst sie da sie meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und meine Hände ballen sich zu Fäusten, "Aber ich glaube was Chishiya noch abstoßender findet ist, dass er dich fast rund um die Uhr ertragen muss. Bei Kuina, in der Führungsrege, er hat dich fast immer bei den Spielen am Hals. Dann tauchst du noch bei den selben Versorgungstouren auf und in seinem Zimmer. Du langweilst ihn Schätzchen, hast du das noch nicht begriffen? Immer nur Karten oder Schach spielen, dauernd muss er dir irgendetwas erklären oder dir helfen. Sag mal, lässt du dich in den Spielen absichtlich verletzen um irgendeine Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen?"

"Wie bitte?", presse ich hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und meine Finger knacken schon, weil ich sie so sehr zusammenpresse während der Apfel in meiner Hand immer eingedrückter wird. Ich weiß nicht was mich wütender macht, ihre Worte oder das Chishiya sie ihr gesagt haben könnte. Meine rechte Hand wandert Millimeter für Millimeter hinter meinen Rücken, wo ich vorhin mein Messer eingeklemmt habe. Vielleicht hat Niragi recht und ich muss meiner Wut freien Lauf lassen, um mich nicht mehr so beschissen zu fühlen. Ich sollte es einfach tun damit sie aufhört zu reden. Aber dann schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Ich bin nicht wie mein Onkel. 

Meine Hände entspannen sich augenblicklich und wie ein Engel lachend sehe ich kurz zum Boden, was sie direkt aus der Fassung zu bringen scheint. Dann mache ich einen Schritt auf sie zu bis sich unsere Nasen fast berühren, wobei ich dabei meinen Kopf nach oben beugen muss. Und dann ziehe ich meine Augenbrauen belustigt hoch und setze ein gefährliches Grinsen auf.

"Ich wette, du stirbst innerhalb deiner nächsten drei Spiele", sage ich selbstsicher und so abwertend, dass sie nun mich böse anfunkelt. Anscheinend hat sie gerade so viel IQ um zu realisieren, dass ich damit meine sie ist zu dumm um zu überleben. Ich sehe wie ihre Hand nach oben schnellt, aber nicht mit mir. Kurz bevor ihre Hand meine Wange erreicht, fange ich sie ab und drücke ihr Handgelenk schmerzhaft zu. So schnell verliert sie die Beherrschung und will mich unter allen noch übrig gebliebenen Menschen hier Ohrfeigen? Ich grinse nur noch spöttischer und nicke leicht mit dem Kopf. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen erkennt sie es sofort wieder, und zwar von Chishiya selbst. 

"Anscheinend doch innerhalb der nächsten zwei Spiele", revidiere ich meine Aussage von eben und gebe ihre Hand frei. Ich trete einen Schritt zurück um einen Moment ihren völlig entgeisterten Gesichtsausdruck zu genießen, bevor ich an ihr vorbeilaufe und sie einfach stehen lasse. Genüsslich beiße ich in meinen Apfel und steuere den mir zugeteilten Wagen an. 

Soweit so gut. Keiner der mich vor dem Spiel abgefangen hat um mit mir zu reden, zudem konnte ich Tayuya zeigen, dass sie keine Spielchen mit mir abziehen kann, schließlich bin ich die bessere Spielerin von uns beiden. Jetzt muss ich nur noch das Spiel überstehen und mich wieder in Niragis Zimmer schleichen, ohne dass mir jemand folgt. 

Doch meine Chancen mit niemandem reden zu müssen und allen aus dem Weg zu gehen sinken gleich auf null. Denn nachdem ich mich in den Wagen auf die Rückbank gesetzt habe, erscheint auf dem Beifahrersitz exakt eine Minute danach jemand mit einer weißen Weste. Mein Blick schwenken automatisch zu dem Rückspiegel und das Letzte was ich erkenne bevor der Motor gestartet wird, sind die durchdringlichen und analysierenden Augen von Chishiya welche mich ins Visier genommen haben. 

  

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