Afraid of the Alpha

By BlackSoulGirl2

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, „Bitte nicht. Bitte" bettelte ich. Dabei kam ich mir so erbärmlich vor, aber gerade war ich es auch. Kay bl... More

-1- Jack
-2- Ich verspreche es
-3- Eine Abmachung
-4- Die Ruhe vor dem Sturm
-5- Das darf nicht sein
-6- Kein Entkommen
-7- Ein kleines Spiel
-8- Sicherheit
-9- Ein Anfang
-10- Teil einer Gruppe
-11- Die Zeit rennt
-12- Haus A
-13- Wiederholung
-14- Was ist anders?
-15- Was wurde gesagt?
-16- Was war los?
-17- Kein Omega mehr?
-18- Seiten
-19- Gejagt
-20- Ein unfährer Kampf
-21- Kampfeswille
-22- das Krankenzimmer
-23- ein Gefühl
-24- Nikolas
-25- zwei Brüder
-26- Abkühlung
-27- Verstoßen
-28- Training
-29- immer das Selbe
-30- der Bericht
-31- Kindheitsfreunde
-32- einsamer Wolf
-33- andere Sichtweise
-34- Konflikt und Freunde
-35- Ankündigung
-36- Ich und...?
-37- guten Morgen
-38- eine Überraschung
-39- Aufräumarbeiten
-40- Nur Reden
-41- Gruppe 1
-42- unerwartete Bekannte
-43- Auf geht's
-44- Busfahrt
-45- Unter Menschen
-46- Ankunft
-47- Herr Schendle
-48- Mitbewohner
-49- Nebel
-50- Kicker
-51- Nova
-52- Bücher
-53- Sport
-54- Wandern und mehr
-55- Wahrscheinlichkeit
-56- eine Stadt, viele Geschichten
-57- unangenehmes Schweigen
-58- Graffiti
-59- das Meer
-60- Sonnenuntergang
-61- Camping
-62- magelnder Platz
-63- Geplapper
-64- Gefühle
-65- Windböen
-66- Schwarz
-68- Unser Anführer, ein Monster, ein Erretteter
-69- Rückfahrt
-70- Wem kann man trauen?
-71- Oskar?
-72- Gold oder Silber
-73- Vertrauen
-74- Schwarz
-75- bei dir zu sein...
-76- gebrochene Ketten
-77- Auf leisen Sohlen
-78- Einer von Sieben
-79- Freund oder Freind?
-80- Alles nach Plan
-81- Ein kleines Vögelchen
-82- Vorbei
-83- Happy End?
Wow 1,5 Jahre des Schreibens
-0- vereinte Zweisamkeit

-67- Sternschnuppen

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By BlackSoulGirl2

Jack:

Nach einigen schweigsamen Minuten stupste ich Emma -so lautete der Name von Nova's Schwester- ein letztes Mal an, bevor  ich aus dem rot-weißen Wagen sprang.
Dieser wollte sich nämlich auf den Weg zum nächsten Krankenhaus machen. Nach so langer Zeit im eisigen Wasser sollten ein paar weitere Untersuchungen Auskunft über die möglichen Folgen der Unterkühlung aufzeigen.
Nova fuhr natürlich ebenfalls mit.
Den Beamten erzählte sie nach einem kurzen Anruf, dass ihre Eltern uns abholen würden. Herr Schendle wurde bis dahin die Aufsicht über uns zugewiesen.
Natürlich kam niemand, um uns mitzunehmen.

Nach dem Abzug der Rettungskräfte kehrten wir einfach nur zu unserem Lager zurück. Kay und ich blieben vorerst Wölfe. Auf diese Weise froren wir nicht so schnell.
Während des Rückwegs hing ich mit den Gedanken bei meinem Zelt. Mein Körper wollte nach den Strapazen einfach nur seine Ruhe.

Bald schon tauchten in der Ferne die bunte Ansammlung aus Zelten aus. Davor tummelte sich ein Haufen Schüler. Eine Person löste sich aus der Gruppe und kam uns im Sprint entgegengelaufen. Erst kurz vor uns bremste Mira ab und fiel Kay sogleich um den Hals.
Dabei hätte sie ihn beinahe umgerissen. Wie zuvor Alice bei mir, vergrub das rothaarige Mädchen ihr Gesicht nun in Kay's Fell.
„Du Idiot. Musst du mir solche Angst machen?", murmelte sie.
Er schien ihr wirklich viel zu bedeuten. Das brachte mich für einen Moment zum Nachdenken. 
Ich mochte Mira. Sie war stets fröhlich und freundlich zu anderen.
Der Gedanke, dass sie an Macht oder ähnlichem interessiert wäre, lag mir fern. Zudem wirkte ihre Freundschaft mit Kay so tief und ehrlich. Konnte er da wirklich so schlecht sein, wie ich es zu Anfang immer dachte?

Noch in Gedanken bemerke ich, wie sich das rothaarige Mädchen von Kay löste und ihm kurzerhand eine Kopfnuss verpasste.
„Stürm nie wieder so unüberlegt los, verstanden?" Der schwarze Wolf knurrte leise, nickte dann aber knapp.
Mira's Augen wanderten zu mir.
„Aber ich bin froh, dass es euch beiden gut geht." Somit erhielt ich ebenfalls eine warme Umarmung. Die Kopfnuss blieb jedoch aus.

Sobald wir im Camp ankamen, brachten Alice und Mira Kay und mir Handtücher, damit wir uns zurückverwandeln konnten.
Wieder in meiner Menschengestalt erfasste mich auch sofort der frische Wind. Ich zog das lange Stück Stoff enger an um meinen Körper zusammen und schlüpfte, nach einer kurzen Abmeldung bei Frau Elkners, in mein Zelt. Dort war es nur bedingt wärmer.
Aus diesem Grund suchte ich mir neue Sachen raus und kuschelte mich im Schlafsack ein. Alice brachte mir netterweise die Klamotten, die ich am Strand zurückgelassen hatte.
Wir redeten noch ein Wenig über die letzten Ereignisse. Die Erleichterung über den Ausgang sah man ihr noch immer an. Bevor sie das Zelt verließ, umarmte sie mich noch einmal kräftig.
Anschließend hieß es ausruhen.

Zum Abendessen wurde ich wieder von meiner braunhaarigen Freundin geweckt.
Mittlerweile ging es mir schon wesentlich besser.
Die wenigen Stunden Schlaf zeigten eindeutig Wirkung. Die nagende Kühle war aus meinem Körper gewichen und meine Kraft nahm Einzug.
Dadurch fiel es mir auch wesentlich leichter wieder mit den anderen zu lachen. Die vorherigen Ereignisse blieben uns allen zwar im Hinterkopf, sie sollten aber nicht unseren ganzen Abend vermiesen.
Schließlich hätte alles viel schlimmer kommen können.

Nach dem Essen fand eine Belehrung aufgrund der Geschehnisse statt.
Ich und Kay wurden für die Rettung des kleinen Mädchens gelobt, aber ebenso für unserer leichtsinniges Handeln getadelt.
Zum Ende dieser Besprechung gab es jedoch von der Seite der Lehrer noch eine gute Nachricht. In den nächsten Tagen würde am Nachthimmel ein Sternschnuppenschauer mit mehreren hunderten Sternschnuppen pro Stunde zu sehen sein.
Das Beobachten dieses Naturschauspiels sollte für uns den krönenden Abschluss des Schulausfluges darstellen.
Wie nicht anders zu erwarten, war das Gejubel und Geplapper nach der Ansage groß.
Alle freuten sich darauf ihre Wünsche den vorbeiziehenden Meteoren mit auf den Weg zu geben. Mir ging es nicht anders.
Bei meinen nächtlichen Spaziergängen bot sich mir bereits das ein oder andere Mal der Anblick einer Sternschnuppe, doch einen ganzen Regen von ihnen hatte ich noch nie gesehen.
Hoffentlich spielte das Wetter mit.
Zwar fing es gerade erst an, dunkel zu werden, doch am Himmel hingen noch viele schwere Wolken. Sie schienen nicht den Eindruck zu machen, als wollen sie heute abzuziehen.
Die Lehrer aber behielten eine zuversichtlich Haltung diesbezüglich. Alice sah es ebenso. Wie sie nun mal war, begann sie gleich damit, über den Abend zu fantasieren.
Sie berichtete mir von ihrer ersten Sternschnuppensichtung, von einigen Wünschen, die sie heute an die Reisenden richten wollte und redete darüber, wie wir einen guten Platz fanden.
Ihre Begeisterung steckte mal wieder an. So kam es, dass wir beide die Nacht kaum noch abwarten konnten.

Letzten Endes stellte sich meine Sorge bezüglich des Wetters als völlig unbegründet heraus.
Bereits in der ersten Stunde nach dem Sonnenuntergang verdeckten kaum noch Wolken den Himmel. Lediglich ein paar Schäfchenwolken versperrten hier und dort mal die Sicht.
Der aufgebrachte Wind hatte sich zu einer verspielten Brise gewandelt und spielte nun Fangen mit den Möwen.
Um 1 Uhr sollte der Schauer die meisten Sternschnuppen zeigen. 
Bis dahin dauerte es jedoch noch ein wenig.
Als Zeitvertreib gab es Stockbrot und Marshmallows für alle. Dazu wurden Lagerfeuergeschichten erzählt und Spiele wie Stille Post gespielt.
Ein Teil der Strandolympiade wie beispielsweise die Wettrennen holten wir ebenfalls nach.
Dabei gab es keinen, der sich nicht amüsierte, Jeder fand etwas, dass ihm Spaß machte. Darin lag auch der Grund, weshalb die Zeit so schnell verflog.
Um 00:45 Uhr machte sich unsere ganze Gruppe auf zu dem steilen Pfad, der uns auf die Klippen brachte. Mit Decken oder Jacken bewaffnet suchte sich jeder einen Platz im noch benässten Gras.
Mira, Alice, ich und die anderen drei setzten uns wie immer etwas abseits hin. Zu unserem Glück konnten wir eine Decke ergattern, die groß genug für uns alle war. Wir mussten zwar ein wenig zusammenrücken, aber das störte ja nicht.

Auf diese Weise wurde uns zumindest nicht alt zu schnell kalt.
Um uns herum herrschte freudiges Gemurmel.
Immer wieder wanderten die suchenden Blicke Richtung Nachthimmel. Jedes Mal, wenn einer eine Sternschnuppe entdeckte, wandten sich alle zu dem Punkt, auf den gezeigt wurde.
Meist war es aber schon zu spät.
Das machte jedoch niemandem etwas. Während der Zeit zogen genug Meteore vorbei. Man hätte schon blind sein oder die ganze Zeit auf den Boden starren müssen, um keinen zu sehen.

„Da ist schon wieder eine", teilte uns Alice ein weiteres Mal an diesem morgen mit.
Aufgeregt zeigte sie mit dem Finger in die Ansammlung von Sternen. Ich folgte ihr und sah gerade noch die Spitze des hellen Schweifes.
„Hast du sie gesehen?" Ihre blauen Augen strahlten mich an, so wie es die Diamanten der Nacht sonst taten.
„Ja, gerade so", gab ich schmunzelnd zurück.
„Also ich sehe sie nie. Wie kommst du nur so schnell mit den Augen hinterher, Jack?" Charlie kratzte sich ratlos am Kopf.
„Er ist eben nicht so eine Schnecke wie du", erwiderte Lino. „Seht, da ist noch eine."
„Ich hab sie auch gesehen", sagte Alice.
„Ja, ich auch. Das war eine besonders schöne", kam es von Mira. Charlie dagegen blickte nur verwirrt drein.
„Nope wieder nichts."
„Du bist eben einfach langsam. So wie beim Laufen", bemerkte Lino. Seine Stimme klang beim Sprechen derartig monoton und unbeeindruckt, dass es einfach nur komisch wirkte. Daher rührte wohl auch das folgende Gelächter. Dieses wurde durch Charlie's Beschwerden nur bestärkt.
Lediglich Kay schien mit den Gedanken woanders zu sein.
Erst als sein Freund mit der Igelfrisur ihn anstieß, kehrte seine Aufmerksamkeit
zurück. Für das ruppige Aufwecken nahm er Charlie sogleich in den Schwitzkasten. Dabei verzierte zwar ein Lächeln sein Gesicht, doch wieder reichte es nicht bis zu seinen Augen.

Nach und nach nahm unsere Schülerschaft ab. Die meisten hatten genug Sternschnuppen gesehen und wollten den Samstag noch mit Baden oder einem kurzen Stadtbesuch anstatt mit Schlafen verbringen. Unsere kleine Gruppe blieb bis zuletzt.
Um 02:48 Uhr packten wir schließlich ebenfalls die Decke zusammen und machten uns zurück zu unseren Schlafplätzen.
Unten angekommen trennte Kay sich mit einem kurzen gute Nacht von uns.
Mira sah ihm noch nach, doch als sie meinen Blick bemerkte, lächelte sie nur.
„Draußen schlafen ist eben nichts für ihn" Sie zuckte mit den Schultern. „Selbst schuld"
Aus mehr als einem Nicken bestand meine Antwort nicht.
Ohne uns umzuziehen, schlüpften wir in unsere Schlafsäcke. Viel zu reden gab es nicht mehr. Wir wünschten uns nur noch eine gute Nacht sowie einen angenehmen Schlaf, da fielen auch schon die ersten Augen zu. Innerhalb kürzester Zeit schliefen alle tief und fest.

Alle außer mir.
Sobald ich die Augen schloss, tauchten vor mir die Bilder auf, wie ich unter ging. Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen kehrte zurück. Immer wieder sagte ich mir, dass es vorbei sei. Dass ich in Sicherheit war und mir keine Sorgen mehr machen musste.
Es half nicht wirklich etwas. Auch wenn das Gefühl zu ersticken nach einer Weile verschwand, so wollte der Schlaf noch immer nicht kommen.

Irgendwann, wie spät es mittlerweile war, wusste ich nicht, ertönte ein Rascheln. Es klang wie eine aufgeschobene Plane.
Ich tat es als nicht allzu wichtig ab und schloss wieder meine Augen.
Es brachte nichts.
Der Schlaf weigerte sich dickköpfig wie ein Esel. Ganz egal, was ich auch versuchte, Nachdem eine weitere halbe Stunde vergangen war, gab ich es auf.
Wozu unnütz herumliegen, wenn man die Zeit auch sinnvoll zum Spazieren nutzen konnte. Vielleicht half mir die Bewegung dabei, müde zu werden. Oder mein Kopf wurde zumindest etwas freier,
Gedacht getan. Wie in der Nacht davor schälte ich mich aus meinem Schlafsack.
Nur dieses Mal ging ich anstatt zu Kay's Zelt, runter zum Strand.

Mit einem gebührendem Abstand zum Meer spazierte ich über den Sand.
Mein Blick schweifte nach rechts über das Wasser bis hin zum Horizont. Die roten Farben der sinkenden Sonne existierten dort schon lange nicht mehr.
Dann betrachtete ich die Steilklippen, die sich links von mir befanden und anschließend richteten sich meine Augen dem Nachthimmel entgegen.
So schlenderte ich ein ganzes Weilchen vor mich hin.
Ab und zu schoss eine Sternschnuppe über mich hinweg und verschwand in der unendlichen Weite.
Leider konnte ich mich nicht mehr so an ihnen erfreuen, wie zuvor bei den anderen.

Nun, in der Einsamkeit der Nacht drehten sich meine Gedanken um die Momente, in denen das Wasser drohte mich vollends zu übermannen.
Sie führten mich zurück an den Moment, den ich als mein Ende gesehen hatte. Dieser war mir in gewisser Weise vertraut.
Bereits früher kam mir ab und an der Gedanke, wie es wäre, einfach zu sterben.
Und mit ihm tauchten Fragen auf. Fragen darüber, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn das Leben von dem einen auf den anderen Augenblick endete.
Fragen wie: Glich dieses Ende mehr einer endlos grausamen Dunkelheit oder vielleicht einer Erlösung?
Würden meine Eltern am Schluss auf mich warten oder blieb mir die Chance, sie jemals wiederzusehen, gänzlich verwehrt?
Nach dem heutigen Tag blieben die meisten von ihnen noch unbeantwortet, doch eins wusste ich nun ganz genau: Meine Zeit war noch nicht gekommen. In der Sekunde, als alles verloren schien, wirkte diese Erkenntnis klarer und unumstößlicher als je zuvor.
Musste man wirklich erst so nah am Abgrund stehen, um das zu verstehen.
Mein Blick wanderte hinauf zu den Sternen.
Oder lag es gar nicht am Abgrund selbst, sondern an der Hand, die mich rettete?Während der letzten Augenblicke befand ich mich im freien Fall. Völlig machtlos.
Erst als Kay mich dann aus dem Wasser zog, gab er mir die Möglichkeit, wieder selbst für mein Leben zu kämpfen. Genau in diesem Moment fühlte ich mich trotz der Erschöpfung so viel stärker und entschlossener.
Und genau in diesem Moment wurde mir klar, dass es sich lohnte, für das Leben zu kämpfen.
Ganz egal, wie sehr es weh tut.
Einem den Atem raubt. Oder einem das Gefühl gibt, machtlos zu sein. Am Ende ist da einfach etwas, dass all das wett macht.

Grübelnd ging ich voran. Nach dem Vergehen weiterer Minuten bemerkte ich nicht weit vor mir eine Ansammlung Felsen.
Diese waren mir die letzten Male gar nicht aufgefallen. Neugierig bewegte ich mich auf die Gesteine zu. Je näher ich kam, desto deutlicher traten die Formen hervor.
Einer sah aus, wie eine Birne.
Der andere ähnelte einem Waal und auf einem dritten...saß jemand.
Die Silhouette bewegte sich kaum.
Die Person schien einfach nur auf das Meer hinaus zu starren. Nach genauerem Hinsehen wurde mir auch klar, wer dort auf dem Felsen hockte.
Es handelte sich um keinen geringeren als Kay.

>>Wer auch sonst<<
Dann war er vorhin für das Rascheln verantwortlich. Wahrscheinlich, als er sein Zelt verließ.
Für einen Moment überlegte ich, umzukehren und ihn einfach in Ruhe zu lassen. Dann fiel mir jedoch auf, dass ich mich noch gar nicht bei ihm bedankt hatte.

Wer verhielt sich jetzt wie ein Idiot?

Vorsichtig näherte ich mich ihm.
Ob ich mich bemerkbar machen sollte? Vielleicht eher von vorne auf ihn zugehen. Oder doch etwas sagen?
„Du weißt, dass man sich besser nicht an einen Alpha anschleicht?", ertönten da bereits Kay's Worte.
Ertappt blieb ich stehen.
„Ähm...also ich wollte mich gar nicht anschleichen", erklärte ich.
„Was wolltest du dann?" Er drehte sich zu mir um. Durch die Dunkelheit sah er mich an.
„Ich...also...ich wollte mich bedanken."
Kay runzelte die Stirn. Dann wandte er sich ab und rutschte auf dem Stein ein Stück zur Seite.
Wollte er, dass ich mich zu ihm setzte?
Nach kurzem Zögern tat ich es einfach.
Die Situation fühlte sich irgendwie seltsam an. Er saß am einen Ende des Gesteins und ich mit größtmöglichem Abstand am anderen. Um nicht auch noch peinlichem Schweigen ausgesetzt zu werden, holte ich einmal tief Luft und begann von vorne.
„Ich wollte dir danken. Dafür, dass du mich und Emma gerettet hast. Ohne dich wäre ich, wären wir..."
„Schon gut, das hätte jeder getan."

Die vorzeitige Unterbrechung verwunderte mich. Stirnrunzelnd betrachte ich den schwarzhaarigen Jungen. Die Antwort kam viel zu schnell. Sehr überzeugend klang sie ebenfalls nicht. Viel mehr so, als wollte er nur nicht, dass ich zu Ende sprach.
„Ich dachte nur, es wäre vorbei, aber dann warst du da. Wenn ich ehrlich bin..." Ein kurzer Moment des Zögerns. „habe ich nicht daran geglaubt, dass noch Hilfe kommen würde. Und dann warst du da."
Nachdem der Wind die Worte davon getragen hatte, herrschte Schweigen.
Solches, wie ich es eigentlich verhindern wollte. Aber was sollte ich ihm noch sagen? Gab es etwas, dass ich ihm noch sagen wollte oder war es vielleicht besser wieder zu gehen?
Jemand setzte sich doch nicht mitten in der Nacht auf einen Stein so weit weg von den anderen, wenn er nicht alleine sein wollte.
Bevor ich mich entscheiden konnte, brach Kay die Stille.
„Warum bist du eigentlich um diese Uhrzeit noch wach?"
„Ich konnte einfach nicht schlafen"
„Verstehe" Es folgte eine kurze Pause. „Wegen dem Vorfall?"
Noch immer hielt er die Augen starr auf das Meer gerichtet.
„Kann sein. Ich weiß es nicht genau."
„Geht mir genau so."
Ihm machte es auch zu schaffen? aber wieso nur? Überrascht sah ich den schwarzhaarigen Jungen an.
„Ich dachte, ich wäre zu spät", fuhr dieser fort und legte den Kopf in den Nacken.
Über ihm erstreckte sich das geheimnisvolle Himmelszelt.
Ein Kunstwerk aus tiefster Schwärze und strahlendem Silber,Es fühlte sich seltsam an. Seine Worte klangen erdrückend und so, als wäre es sein Fehler gewesen.
Dabei stimmte das doch gar nicht. In mir stieg das Bedürfnis auf, ihn zu trösten.
„Aber das warst du nicht", warf ich deshalb ein. Dabei rutschte ich unbewusst ein Stückchen näher an ihn ran.
„Zum Glück." Seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
Kay senkte den Kopf und sah mich an. Unsere Blicke trafen sich und seine Mundwinkel wanderten nach oben. Dieses Mal war das Lächeln warm und vollkommen echt.

Es ließ mein herz ein Tick schneller schlagen und ohne, dass ich es hätte erklären können, breitete sich in mir eine angenehme Wärme aus.
Was war das?

Auf einmal lehnte er sich nach vorne.

Kay:

Mit der Hand stützte ich mich auf den kalten Stein.
Er war das einzig kühle in diesem Moment. In mir selbst kochte das Blut. Mein Herz raste und meine Gedanken setzten vollkommen aus.
Ich konnte nicht anders. In dem Moment, als ich ihm in die Augen blickte und reine Gutherzigkeit ohne den kleinsten Funken Angst vorfand, entglitt mir die Kontrolle.
Alle Zurückhaltung, Bedenken und Unsicherheiten verschwanden mit einem einzigen Wimpernschlag. Die gezogene Grenze war überschritten, als meine Augen sich schlossen und meine Lippen auf seine trafen.
Sie waren weich und verletzlich.
Ich schmeckte etwas Süßes, vielleicht handelte es sich um Marshmallow. Gleichzeitig stieg mir wieder dieser Geruch in die Nase. So fremd und trotzdem auf gewisse Art und Weise vertraut.
Eigentlich küsste ich ihn nicht das erste Mal und doch war es das erste richtige Mal.
In diesem Moment fühlte sich nichts an dem, was ich tat falsch an.
Nicht im geringsten.
Meine Lippen kribbelten, aber auf eine gute Weise. Ich hatte das Gefühl, alles loslassen zu können. So als wäre nichts mehr von Bedeutung, abgesehen von diesen Sekunden.

Erst als ich mich wieder von Jack trennte, wurde mir bewusst, dass er es zugelassen hatte. Nach dem, wie wir uns sonst gegenüber traten, hatte ich erwartet, dass er protestieren würde.
Es wäre gar nicht schwer gewesen. Eine leichte Bewegung des Kopfes. Ein Wegrücken von wenigen Zentimetern. Mehr brauchte es nicht.
Und doch blieb er.
Selbst jetzt noch, als ihm die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben stand.

Sekunden verstrichen, in denen wir nichts weiter taten, als uns anzusehen. Unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Ich konnte fühlen, wie er die angehaltene Luft langsam ausstieß. So wie sie verschwand, löste sich auch die Ruhe in mir auf.
F*ck was hatte ich getan?
„Es..." Nun war ich derjenige, dem die Worte fehlten. „Es tut mir leid."
Hastig stand ich auf und lief davon.
Ich lief.
Ich.
Kay.
Ein Alpha, den sonst nichts aus der Fassung brachte.
Ich.
Kay.
Lief vor einem Omega davon.
Nein, nicht vor irgendeinem Omega, sondern vor Jack.
Vor ihm und dem, was ich gerade fühlte.

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