-67- Sternschnuppen

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Jack:

Nach einigen schweigsamen Minuten stupste ich Emma -so lautete der Name von Nova's Schwester- ein letztes Mal an, bevor  ich aus dem rot-weißen Wagen sprang.
Dieser wollte sich nämlich auf den Weg zum nächsten Krankenhaus machen. Nach so langer Zeit im eisigen Wasser sollten ein paar weitere Untersuchungen Auskunft über die möglichen Folgen der Unterkühlung aufzeigen.
Nova fuhr natürlich ebenfalls mit.
Den Beamten erzählte sie nach einem kurzen Anruf, dass ihre Eltern uns abholen würden. Herr Schendle wurde bis dahin die Aufsicht über uns zugewiesen.
Natürlich kam niemand, um uns mitzunehmen.

Nach dem Abzug der Rettungskräfte kehrten wir einfach nur zu unserem Lager zurück. Kay und ich blieben vorerst Wölfe. Auf diese Weise froren wir nicht so schnell.
Während des Rückwegs hing ich mit den Gedanken bei meinem Zelt. Mein Körper wollte nach den Strapazen einfach nur seine Ruhe.

Bald schon tauchten in der Ferne die bunte Ansammlung aus Zelten aus. Davor tummelte sich ein Haufen Schüler. Eine Person löste sich aus der Gruppe und kam uns im Sprint entgegengelaufen. Erst kurz vor uns bremste Mira ab und fiel Kay sogleich um den Hals.
Dabei hätte sie ihn beinahe umgerissen. Wie zuvor Alice bei mir, vergrub das rothaarige Mädchen ihr Gesicht nun in Kay's Fell.
„Du Idiot. Musst du mir solche Angst machen?", murmelte sie.
Er schien ihr wirklich viel zu bedeuten. Das brachte mich für einen Moment zum Nachdenken. 
Ich mochte Mira. Sie war stets fröhlich und freundlich zu anderen.
Der Gedanke, dass sie an Macht oder ähnlichem interessiert wäre, lag mir fern. Zudem wirkte ihre Freundschaft mit Kay so tief und ehrlich. Konnte er da wirklich so schlecht sein, wie ich es zu Anfang immer dachte?

Noch in Gedanken bemerke ich, wie sich das rothaarige Mädchen von Kay löste und ihm kurzerhand eine Kopfnuss verpasste.
„Stürm nie wieder so unüberlegt los, verstanden?" Der schwarze Wolf knurrte leise, nickte dann aber knapp.
Mira's Augen wanderten zu mir.
„Aber ich bin froh, dass es euch beiden gut geht." Somit erhielt ich ebenfalls eine warme Umarmung. Die Kopfnuss blieb jedoch aus.

Sobald wir im Camp ankamen, brachten Alice und Mira Kay und mir Handtücher, damit wir uns zurückverwandeln konnten.
Wieder in meiner Menschengestalt erfasste mich auch sofort der frische Wind. Ich zog das lange Stück Stoff enger an um meinen Körper zusammen und schlüpfte, nach einer kurzen Abmeldung bei Frau Elkners, in mein Zelt. Dort war es nur bedingt wärmer.
Aus diesem Grund suchte ich mir neue Sachen raus und kuschelte mich im Schlafsack ein. Alice brachte mir netterweise die Klamotten, die ich am Strand zurückgelassen hatte.
Wir redeten noch ein Wenig über die letzten Ereignisse. Die Erleichterung über den Ausgang sah man ihr noch immer an. Bevor sie das Zelt verließ, umarmte sie mich noch einmal kräftig.
Anschließend hieß es ausruhen.

Zum Abendessen wurde ich wieder von meiner braunhaarigen Freundin geweckt.
Mittlerweile ging es mir schon wesentlich besser.
Die wenigen Stunden Schlaf zeigten eindeutig Wirkung. Die nagende Kühle war aus meinem Körper gewichen und meine Kraft nahm Einzug.
Dadurch fiel es mir auch wesentlich leichter wieder mit den anderen zu lachen. Die vorherigen Ereignisse blieben uns allen zwar im Hinterkopf, sie sollten aber nicht unseren ganzen Abend vermiesen.
Schließlich hätte alles viel schlimmer kommen können.

Nach dem Essen fand eine Belehrung aufgrund der Geschehnisse statt.
Ich und Kay wurden für die Rettung des kleinen Mädchens gelobt, aber ebenso für unserer leichtsinniges Handeln getadelt.
Zum Ende dieser Besprechung gab es jedoch von der Seite der Lehrer noch eine gute Nachricht. In den nächsten Tagen würde am Nachthimmel ein Sternschnuppenschauer mit mehreren hunderten Sternschnuppen pro Stunde zu sehen sein.
Das Beobachten dieses Naturschauspiels sollte für uns den krönenden Abschluss des Schulausfluges darstellen.
Wie nicht anders zu erwarten, war das Gejubel und Geplapper nach der Ansage groß.
Alle freuten sich darauf ihre Wünsche den vorbeiziehenden Meteoren mit auf den Weg zu geben. Mir ging es nicht anders.
Bei meinen nächtlichen Spaziergängen bot sich mir bereits das ein oder andere Mal der Anblick einer Sternschnuppe, doch einen ganzen Regen von ihnen hatte ich noch nie gesehen.
Hoffentlich spielte das Wetter mit.
Zwar fing es gerade erst an, dunkel zu werden, doch am Himmel hingen noch viele schwere Wolken. Sie schienen nicht den Eindruck zu machen, als wollen sie heute abzuziehen.
Die Lehrer aber behielten eine zuversichtlich Haltung diesbezüglich. Alice sah es ebenso. Wie sie nun mal war, begann sie gleich damit, über den Abend zu fantasieren.
Sie berichtete mir von ihrer ersten Sternschnuppensichtung, von einigen Wünschen, die sie heute an die Reisenden richten wollte und redete darüber, wie wir einen guten Platz fanden.
Ihre Begeisterung steckte mal wieder an. So kam es, dass wir beide die Nacht kaum noch abwarten konnten.

Afraid of the AlphaNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ