6. Liebeskranke Trottel bringen es nicht weiter

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"Ah, Mrs. Holden, auf ein Wort.", ruft mir mein herzallerliebster Mathelehrer vom anderen Ende des Flurs zu.

Ein Wort. Hoffentlich erstickt er dran.

Nach diesem Tag will ich einfach nur noch nachhause, aber hält der mich auch noch auf. Etwas widerwillig bleibe ich also stehen und warte, bis Mr. Bricks mich erreicht hat. "Sie haben ja morgen ihr Referat." Ich bin am Arsch. Es läuft zwar ganz gut, doch so gut auch wieder nicht. Also nicke ich nur mit aller Ruhe, die ich momentan noch so aufbringen kann. "Ich bin ab Morgen auf einer Studienfahrt, für den Rest der Woche. Wir werden ihr Referat auf Montag verschieben müssen. Ich nehme an, das ist ihnen auch recht?" Ich verkneife mir einen Freudenschrei. Endlich ist das Schicksal mal auf meiner Seite, denn das heißt, ich habe noch genügend Zeit um mein Referat zu Ende zu bringen und kann mehr Zeit mit Patch verbringen. Was ich natürlich eigentlich gar nicht will.

Lächelnd sitze ich Patch gegenüber und beobachte ihn, wie er einen Donut verdrückt. "Ich kann nicht glauben, dass du soviel Glück hast.", grinst er mich an. "Also hilfst du mir die Woche auch noch?" Das war die eigentliche Frage. Als Patch nickt, fällt mir beinahe ein Stein vom Herzen. Das, nennt man wirklich Glück. Ohne ihn wäre ich trotzdem aufgeschmissen gewesen. "Danke." Es ist ein aufrichtiges Lächeln, dass sich um meine Lippen legt und ich fühle mich gleich viel besser. Ein guter Dienstag.

"Wir sehen uns heute Abend bei Neal?" Die Frage kam komischerweise von ihm. "Dieser Idiot kann auch an nichts anderes denken, als zu feiern?", augenrollend sehe ich zu ihm herüber. Patch gluckst und lehnt sich dann schulterzuckend zurück an seine Stuhllehne. "Es ist nunmal Neal, aber heute ist es wegen seiner Schwester. Trisha hat Geburtstag." Desinteressiert sehe ich an ihm vorbei. Er hat es wirklich drauf, meine Laune zu zerstören. "Ich muss noch zur Messe, vielleicht komme ich danach.", nuschle ich und fange den verwirrten Blick von ihm auf. "Angelique, tu das nicht, spiel jetzt nicht wieder die unterkühlte und unerreichbare. Außerdem ist es ziemlich schwach die Messe als Ausrede nimmt" So sieht er mich etwa? „Nicht wenn man in diesem Höllenloch wohnt und den Nachnamen Holden trägt." Patch seufzt dramatisch. Ohje... „Ich finde es schön wieder Zeit mit dir zu verbringen und dir mit Mathe zu helfen, weil du hier so anders bist. Außerdem machst du mir auch nicht mehr außerhalb das Leben schwer." Ihm scheint auch aufzufallen, dass er wohl zuviel gesagt hat, denn er verstummt. Aber er hat recht und das sollte er nicht. "Ich sollte gehen." Im selben Moment stehe ich auch schon auf und krame meine Sachen zusammen, wir hätten heute ohnehin nichts mehr zusammen bekommen. Mein Verhalten ist so glaublich dumm. Wenn einer von den anderen hier wäre, hätten sie mich schon längst durchschaut. Das muss jetzt sofort aufhören. Erde an Angel: liebeskranke Trottel bringen es nicht weiter. Ich bin ihm lediglich etwas schuldig, für die Hilfe und den Aufwand, was ich versuche mit Donuts gutzumachen. Daran ist nicht nettes, es ist quasi meine Pflicht, weil ich ihn noch brauche.

"Angelique.." "Wir sehen uns vielleicht ja heute Abend.", verabschiede ich mich ohne mit der Wimper zu zucken und verschwinde aus der Tür. Ich brauche unbedingt einen klaren Kopf, einen klaren Blick. Einfach vor Augen halten, dass es Patch ist und nicht irgend jemand anderes. Niemand wird je erfahren, was ich mir einbilde für ihn zu empfinden. Oder vielleicht doch.

Ich flüchte.

She's no AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt