2. Vorgeführt

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Nachdem wir gestern auf der Party von Neal waren und diese eben... durchschnittlich.. war, sitzen wir nun mal mit möglichst wenig Schlaf in der Cafeteria. Ein Gedanke, der mich seit gestern nicht mehr loslässt: Wie kann ein Junge wie Neal Hastings nur mit Patch befreundet sein. Wie kommt es zu so einer Konstellation? Ebenfalls der Rest seiner Truppe scheint ihn zu tolerieren. Anfangs war es mir nichtmal aufgefallen, dass er immer am Tisch saß, doch nach einer Weile konnte man es gar nicht mehr ignorieren. Er sitzt immer ganz ruhig da, ließt ein Buch und ganz manchmal wirft er etwas in ein Gespräch ein. Heute ist es genauso. Seit wann tolerieren diese Neandertaler Intelligenz. Wir bedienen und doch sonst auch jedem Klischee.
Ich sitze zwar nicht oft in den Pausen bei ihnen, aber manchmal kommt es schon vor. Sowie jetzt.

"Also Angel, wie bekomme ich dich dazu, kurz mit mir zu verschwinden.", raunt mir ganz schamlos Neal von der anderen Seite zu. Ugh. "Warum fragst du nicht einfach deine Freundin?", gebe ich mit scharfem Ton zurück. "Du weißt, dass sie nicht hier ist." Stimmt, sie geht auf die Bridgetown high. "Du bist ein Schwein." "Das hast du letztens aber noch anders gesehen." Verklagt mich, aber die Sache mit Lexi verlangte ja quasi schon nach Ablenkung und gerade Neal weiß sowas auszunutzen. Außerdem interessiert mich das auch gar nicht. "Man hat nicht immer Glück.", lächle ich also wieder zuckersüß. "Ach Baby, bist du etwa immer noch hinter Grant her? Ich bin gerne wieder deine Schulter zum ausweinen." Dieser Idiot hat sich mittlerweile neben mich gesetzt und legt einfach einen Arm um meine Schulter. Okay okay, ich lasse es mir auch noch gefallen. Seufzend lehne ich meinen Kopf wirklich an seine Schulter, habe ihm nebenbei aber auch schon in den Magen geboxt. "Du weist wirklich nicht, wie man mit einem Mädchen spricht." Augenverdrehend werfe ich einen Blick zu Pipa, die das ganze, genauso wie der Rest mitverfolgt hat. Als die anderen dann jedoch in Gelächter verfallen, stehen wir zeitgleich auf und legen den üblichen Abgang hin. Jetzt heißt es noch eine Stunde Biologie und danach Mathe, dann ist der vermaledeite Tag endlich vorbei. Nur das ich in Bio, Lexi und Grant ertragen muss und Mathe bleibt nunmal Mathe.
Am Schluss bin ich fast schon froh, als es zur letzten Stunde klingelt. Lustlos laufe ich also in den nächsten Raum, wo mich bereits mein reizender Mathelehrer erwartet. Selbst die Stunde versuche ich aufzupassen, auch weil Pipa nicht da ist und der Platz neben mir so frei. Doch es bringt nichts, denn gleich nach ein paar Minuten, gilt meine Aufmerksamkeit meinem Handy. Bis ich ein räuspern wahrnehme. "Mrs. Holden ihr Handy können sie mir geben." Entsetzt Blicke ich auf und versuche es noch so unauffällig wie möglich verschwinden zu lassen. "Lassen sie es bei mir und bekundigen sie der Klasse doch bitte die Aufgabe an der Tafel." Es ist vorauszusehen, wie es endet: Ich völlig unwissend, vorne an der Tafel, während man es auch noch mehr als breit tritt, wie wenig Ahnung ich habe. ich werde ja so gerne vorgeführt. Vielen Dank, Arschloch.

Letzten Endes darf ich wieder am Ende vorne stehen und so ein verdammtes Gespräch führen. "Mrs. Holden, sie werden mit dieser Haltung nicht zu den Prüfungen zugelassen, dafür werde ich eigenhändig sorgen." Wie bitte? Das kann er doch nicht machen! Entsetzt ziehe ich meine Luft ein und sehe ihn auch so an. "Es sei denn, sie verbessern ihre Leistungen. Sie werden nächste Woche ein Referat halten, über den ganzen Stoff des letzten Jahres." Ein Referat in Mathe und dann noch innerhalb einer Woche? "Wie soll ich das hinbekommen? Entschuldigung, aber eine Woche ist wirklich nicht realistisch." "Sie bekommen meine Unterrichtsstunden frei, sobald sie sich währenddessen in der Schulbibliothek aufhalten und Mr. Rider wird ihnen bei dem gesamten Projekt behilflich sein. Er ist ein hervorragender Schüler und wird ihnen sicherlich helfen können, außerdem braucht er noch ein paar Bescheinigungen für seine Bewerbungen und hat deshalb auch zugestimmt. Sie werden morgen in der ersten Stunde beginnen. Angelique, nutzen sie die Chance." Jetzt komme ich gar nicht mehr mit. Patch, wird mir helfen, innerhalb einer Woche ein Mathereferat hinzubekommen, über den ganzen Stoff des Jahres und ansonsten werde ich nicht zu den Prüfungen zugelassen?! Und auf einmal verfluche ich mich wirklich, nicht besser aufgepasst zu haben. Manchmal lohnt es sich wohl wirklich zu seinen Mitmenschen nett zu sein. In dem Moment bin ich quasi so geschockt, dass ich nichtmal daran denke zu protestieren. Als ich gerade hinaus gehen will, bemerke ich Patch, der angelehnt an die Tür steht. Wieder einmal missgelaunt verlasse ich den Raum und marschiere zu meinem Schließfach hinüber. Patch folgt mir still, ich kann seine Schritte trotzdem auf dem Flurboden hören. Ungeduldig drehe ich mich zu ihm um. "Morgen, erste Stunde, in der Bibliothek.", sage ich monoton und knalle dann meine Spindtür wieder besonders laut zu, die ich gerade erst geöffnet habe und stolziere hinaus. Naja, viel Stolz ist da gerade auch nicht mehr übrig.

She's no AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt