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Sie setzte sich an einem Baum und nahm ihre Umgebung genauer unter die Lupe.   

Es war hell und ruhig. Genau so, wie sie es für eine schöne Nachmittagslektüre mochte.   

"Ich werde heute noch einiges lesen", murmelte sie, als sie ihr Buch aufschlug. Ihre Augen flogen von Wort zu Wort und entwickelten in ihrem Kopf Theorien.

Doch dann erfüllte wieder der Gestank ihre Nase und sie blickte auf.   

Sie war über die Anwesenheit des Jungen nicht überrascht. "Noch einmal hallo", begrüßte sie ihn.   

Er setzte sich vor sie, so wie gestern, und starrte sie einen Moment lang an. Dann nickte er kurz und blies eine Rauchwolke zur Seite.   

Aus irgendeinem Grund lächelte sie.   

"Danke, dass du daran gedacht hast, du weißt schon, den Rauch von mir wegzublasen."   

Sie blickte völlig verlegen auf ihr Buch zurück und blätterte die Seite um.  

Dann noch eins.   

Und noch eine.   

Ihre Augen schweiften über die Worte, bis sie noch etwa zweiunddreißig Kapitel übrig hatte. Sie rechnete aus, wie viele Tage es dauern würde, sie fertigzulesen.

Zwei Tage. Das ist nicht so übel, dachte sie. Ich würde es beenden, bis... Moment, welcher Tag ist heute noch mal?   

Sie wühlte in ihrer Hosentasche und seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihr Handy vergessen hatte.   

"Ähm, Entschuldigung", räusperte sie sich, als sie ihn mit einem kleinen Lächeln betrachtete. "Tut mir leid, wenn ich störe. Aber weißt du, welcher Tag heute ist?"   

Er warf ihr einen ruhigen, neutralen Blick zu, bevor er vier Finger hochhielt.   

"Warte, es ist also der vierte Tag der Woche?"   

Er nickte.   

"Es ist also Mittwoch."   

Er nickte.   

Sie lächelte. "Toll, danke."   

Er nickte.

Sie kicherte, als sie sich fragte, ob sein Nacken durch das häufige Nicken jemals schmerzen würde. Oder war er nur bei ihr still?   

Als sie ihr Buch schloss, schüttelte sie den Gedanken schnell weg und schaute zum Himmel hinauf. Es wurde schon spät. Sie hatte nicht bemerkt, wie viel Zeit vergangen war.   

"Nun, noch einen schönen Abend", lächelte sie ihn an, bevor sie ging.   

Aber sie konnte nicht anders, als zurückzuschauen.   

Sie war überrascht, ihn ebenfalls in die entgegengesetzte Richtung gehen zu sehen. Auch war sie verwirrt.   

Gestern ging er nicht so schnell wie sie. Was war heute anders?

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Slow Suicide|German Translation Where stories live. Discover now