Der Anfang vom Ende

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Einen Moment lang fühlte es sich an, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, doch tatsächlich war sie es nicht. Die Nervosität erreichte nun ihren Höhepunkt. Ich nahm allen Mut zusammen und schaute ihr in die Augen. Ich fühlte wie alles schmerzte, wie die Tränen mir den Blick versperrten, wie sich alles zusammenzog. Mein Herz schmerzte unglaublich, und ich hielt Krampfhaft die Decke fest. Ich bekam kein Wort mehr heraus. Meine Stimme war einfach fort und die Gefühle nahmen die Überhand. Ich hielt mir die Hände vor mein Gesicht, stützte die Ellbogen auf meinen Oberschenkeln ab, und konnte dem allen nicht mehr standhalten, und vor allem den Tränen nicht mehr. Es fühlte sich an, als ob mir jemand die Luft zum Atmen nehmen würde.

Ich spürte plötzlich zwei Arme um mich herum, die mich umschlossen und ihren warmen Atem an meinem Ohr. Nach ein paar Minuten, löste sie die Umarmung und nahm meine Hände vorm Gesicht Weg. Mit ihren Daumen, streichelte sie über mein Handgelenk. Kein Wort fiel. Nur wieder dieses unangenehme schweigen, doch diesmal fühlte es sich nicht ganz so schlimm an.

Ohne meine Hände loszulassen, ließ sie sich mit ihrem Oberkörper nach hinten fallen, und zog mich an meinen Händen zu sich. Ich wollte nun einfach ihre Nähe spüren, also legte ich meinen Kopf auf ihren Bauch. Sanft streichelte sie mir über die Haare und ich spürte, wie sich diese Lücke die vor wenigen Tagen entstand, die leere, wieder füllte. Ein Weile lagen wir schweigend dort.
"Hast du Lust etwas essen zu gehen?", fragte sie plötzlich. Ich hob meinen Kopf an, schaute sie an und nickte.

Langsam setzte ich mich aufrecht hin und schaute mich eine kurze Weile um.
Dann kam auch schon wieder diese kleine Stimme in meinem Kopf, die mir immer wieder ein schlechtes Gewissen einredete. Schließlich hatte ich ihr die Frage nicht beantwortet.
War diese Reaktion von mir ein eindeutiges Ja für sie? Ich ging an meinen Kleiderschrank und zog mir einen roten Kapuzenpulli an und machte meine Haare zu einem Dutt. Tina hingegen ließ ihre Haare offen und zog sich wie üblich ihre Lederjacke an.
"Wollen wir in die Cafeteria etwas essen gehen oder woanders hin?", fragte sie als sie mir dabei zusah wie ich meinen verwischten Mascara wieder herrichtete. "Magst du Salat?", fragte ich sie, obwohl das keine Antwort war. Es war wohl eher eine Gegenfrage auf Ihre Frage. "Ja natürlich." Ich nickte und zog meine schwarze Seiden Jacke von Raiders an. "Ich kenn eine gute Salatbar. Sie ist aber 20 Minuten entfernt."
"Das macht doch nichts. Sollen wir ein Taxi nehmen?" Ich schüttelte den Kopf.
"Nein ich hab ein Auto."
Ich hatte tatsächlich einen Führerschein. Auch wenn ich nicht besonders oft fuhr, da ich die meiste Zeit hier verbrachte, auf meinem Zimmer. Wir machten uns auf dem Weg zum Parkplatz, wo mein BMW M3 E46 stand. Ja, deutsche Autos sind in Amerika sehr beliebt. Auch wenn sich viele eher vorstellten, dass wir alle ein Geländefahrzeug fuhren. Zwar mochte ich meinen Wagen, doch ich wollte irgendwann selbst mal ein Range Rover fahren. Meine Eltern fanden es unnötig mir einen solchen Geländewagen zu kaufen, da ich ja nur auf's College ging. Das Geld dazu hatten sie aber.

Rund 15 Minuten dauerte es bis wir endlich an der Salatbar ankamen. Es gab nicht viel Verkehr, also hatten wir freie Bahn. Dort angekommen nahmen wir uns beide einen Teller und gingen an die Bar. Für gerade mal 7$, hatte man dort einen Riesen Auswahl an Salaten und vielem mehr. Wir ließen uns an einem zweier Tisch nieder und fanden außergewöhnlich schnell ein Gesprächsthema. Es ging um unsere Familien und unsere typischen Gewohnheiten. So lernten wir uns auch noch ein bisschen besser kennen. Doch bekanntlich kommt man recht schnell von dem einen zum anderen, und so auch wir.

"Könntest du dir vorstellen etwas mehr mit mir als nur Freundschaft zu haben?", fragte Tina plötzlich.
Ich legte die Gabel beiseite und nahm einen Schluck Wasser. Ich musste die Frage erstmal verdauen.
"Ich verstehe nicht ganz wie du das meinst."
Überfordert mit der Frage, schaute ich mich nervös um für einige Sekunden, und stocherte dann im Salat herum.
Auch sie nahm ebenfalls einen Schluck und gab mir dann eine unerwartete Antwort.
"Ich meine, ob du dir vorstellen könntest mit mir etwas festeres zu haben.. Mit mir zu schlafen zum Beispiel?"
Eine kurze Sekunde stockte der Atem.
Ohne zu wissen was ich sagen sollte, kam nur ein kurzes "ich weiß nicht" heraus.
Ich starrte sie an, worauf sie verlegen lachte. Sie hob daraufhin kapitulierend die Hände, als hätte sie in meiner Mimik die Fragezeichen gesehen.
"Ich steh nicht auf Mädchen.", lächelte sie, doch meinte sie das ernst?
Schließlich küsste sie mich und machte sich vor einigen Stunden noch Sorgen. Log sie oder war es tatsächlich nur ihr schlechtes Gewissen ?

Bis zu dem Zeitpunkt dachte ich wirklich, dass ich hoffnungslos verliebt sei und sie mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Doch das änderte sich schlagartig, als sie mich an diesem kommenden Samstag mit auf eine Party nahm...

Secretly in Love ( GirlxGirl )Where stories live. Discover now