love talk | p.jm [GERMAN]

1| »jimin«

"WIESO VERSTECKST DU dich hier, wenn du da drin treuen Champagner trinken kannst, so viel du willst?"

Die amüsierte Stimme hinter mir unterbrach die Stille hier draußen und ich musste mich von meinen Gedanken losreisen, um einen Blick hinter meine Schulter zu werfen.
Ich zog eine Braue nach oben und verzog die Lippen zu einem halben Lächeln, als ich Kim Taehyung hinter mir stehen sah.

"Ich soll mich betrinken, damit sich die Presse wieder mal das Maul über mich zerreißen und man wieder haufenweise Artikel über mich und meine Skandale schreiben kann? — Nein, danke." Ich schnaubte.

Mit einer kurzen Bewegung ließ ich den Blick von ihm ab und ließ den Kopf hängen. Meine Hände hingen lässig herab, während meine Arme auf der Brüstung der Dachterrasse abgestürzt waren. Taehyung kam die letzten Meter zu mir und ahmte meine Haltung nach.

Einige Minuten standen wir schweigend da und starrten über den pompösen, weitläufigen Garten des Luxushotels, in dem heutige Party eines bekannten Filmproduzenten stattfand. Da räusperte sich Taehyung schließlich.

"Das ganze ist jetzt ein halbes Jahr her, Jimin. Und du weißt wie alle anderen ganz genau, dass es nicht deine Schuld war. Es war ein Unfall. Punkt."

Es zog sich alles in mir zusammen, nur bei dem Gedanken an diesem einen Tag im März. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Das hatte niemanden davon abgehalten, mich die letzten Monate in die Hölle zu schicken.

"Wieso nimmst du das Angebot von Mr. Bretton nicht an und sprichst für seinen neuen Film vor? Er hat Apocalyptic gesehen und findet dich wirklich gut. Vielleicht—"

"Ich werde es mir überlegen, Taehyung", unterbrach ich meinen besten Freund und versuchte, ihn abzuwimmeln.

Das würde das erste Filmangebote seit Beendigung meines letzten Films sein, was Monate her war. Man hatte mir geraten, Abstand von der Öffentlichkeit zu nehmen, vielleicht war es an der Zeit, wieder neu anzufangen?

Ich stieß mich von der Brüstung ab und richtete mich auf.
"Ich werde es mir überlegen", wiederholte ich.

——

Der Schweiß rann mir von der Stirn, doch ich schnappte mir das vorbereitete Handtuch und wischte ihn fort, bevor er mir ins Auge laufen konnte.

Das kleine Fitnessstudio meiner Penthouse-Suite war recht gut temperiert, doch die letzte Stunde, die ich mit verschiedenen Sport Übungen verbracht hatte, hatte mir den Schweiß auf die Stirn getrieben.

Erschöpft griff ich nach der Trinkflasche, die auf dem Boden stand, und nahm gierige Schlucke davon.

Ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde und Schritte ertönten, bevor ich die Stimme von Max, meinem Agenten, hörte.

"Denkst du nicht, dass du in letzter Zeit mit deiner sportlichen Aktivität etwas übertreibst?", fragte er und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, als ich mich zu ihm umdrehte.

"Ich muss in Form bleiben", war meine knappe Antwort daraufhin und ich ging an ihm vorbei in Richtung Badezimmer.
Max folgte mir.

"Schön, aber übertreibt nicht, sodass du dich verletzt. Lass es langsam angehen."

Ich brummte nur irgendetwas zur Antwort und öffnete die Badezimmer Tür. Das Handtuch warf ich ungeachtet auf den Rand der Badewanne, die mittig vor der Fensterfront mit hammermäsigem Ausblick stand. Doch meistens hatte ich keine Zeit für lange Bäder oder schöne Aussichten.

"Ich habe mitbekommen, dass Mr. Bretton die ein Angebot gemacht hat", sprach Max weiter. "Ich habe mich mal durch telefoniert und ein paar Infos über den neuen Film besorgt — scheint was großes zu sein. Ich schlage vor, du sprichst vor, denn Mr. Bretton hörte sich so an, als hätte er dich gerne für die Hauptrolle."

Die Hauptrolle. In einem Film von einem bekannten Filmproduzenten.

"Das wäre die Möglichkeit wieder zurück ins öffentliche Leben zu treten. Und außerdem pusht es deine Karriere", meinte Max und drehte sich um, als ich mir das Shirt über den Kopf zog. Auch das landete ungeachtet auf dem Badewannenrand.

"Kannst du mir noch weitere Informationen besorgen? Ich will keine Entscheidung treffen, wenn ich gar nicht weiß, ob mir der Film wirklich zusagt", sagte ich, als ich nun völlig entkleidet in die Duschkabine trat und das Wasser aufdrehte.

"Natürlich kann ich das machen", antwortete Max etwas lauter über das Prasseln des Wassers.

Ich schloss die Augen, um mich entspannen zu können. Doch Max war anscheinend immer noch da, denn er räusperte sich nach einigen Minuten.

"Eine Sache noch, Jimin—"

Ich stöhnte innerlich auf. Max sollte endlich gehen.

"—Deine Managerin, Samantha, sie hat sich den Knöchel gebrochen und fällt für einige Monate aus. Es wurde bereits ein neuer Manager vorübergehend eingestellt. Ich lege dir seine Kontaktdaten zurecht, damit ihr euch in Verbindung setzen könnt."

Dann war er verschwunden.

Ich gab ein frustrierte Seufzen von mir. Ausgerechnet jetzt, wo ich wahrscheinlich zurück ins Leben treten wollte, fehlte Sam.

Sie kannte mich, seit ich eine kleine Minirolle in einer Daily Soap ergattert hatte. Sam hatte mir dann zu größeren Rollen verholfen und schließlich auch zu dem Punkt, an dem ich heute stand.

Sie war schon etwas älter, Mitte vierzig, weshalb es sich manchmal fast so anfühlte, als wäre sie meine Mutter. Doch meistens war sie mir eine gute Freundin.

"Verdammt", murmelte ich und legte den Kopf in den Nacken, während das warme Wasser an meinem Körper hinab perlte.

——

Lee Jihoon, meine neuer Manager für die voraussichtlich nächsten sechs Monate, schien ein erfahrener Mann auf dem Bereich seines Berufes zu sein, da er —wie ich den Informationen, die Max mir bereit gelegt hatte, entnahm— bereits mein Schedule geplant hatte.

Und das passte mir gar nicht. Sam hatte immer zuerst mit mir besprochen, wann was stattfand und ob dieses und jenes Meeting passte. Park Jihoon schien das alles in die eigenen Hände genommen zu haben.

Da sowieso noch unser erstes Treffen bevor stand, tippte ich kurzer Hand seine Handynummer ein, bevor ich eine Nachricht verfasste. Da er meine Nummer wahrscheinlich sowieso schon hatte, beließ ich es bei Begrüßungen und einer kurzen Nachricht.

-

[Manager Lee Jihoon]
Donnerstag, 07. Sept.

Hallo,
Kommen Sie morgen in mein Appartement.
Dort können wir weiteres besprechen.
— Park J.
17:24

-

✶

Endlich Dezember!

Wie gefällt euch das erste Kapitel?

Freue mich über Kritik und Meinungen :)