5| »jimin«

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MEIN NEUER MANAGER war die Hölle.

Ich meine, er war sicherlich kein schlechter Mensch oder sowas, aber Oh. My. Effing. Goodness. Er machte mich verrückt. Er hatte die nächsten sechs Monate, in denen er mein Manager war, komplett durch geplant. Und mit komplett meine ich KOMPLETT!

Keine Woche blieb unbesetzt mit Auditions für neue Rollen oder Interviews bezüglich vergangener TV-Auftritte. Sogar meine medizinischen Termine hatte er zu seiner Aufgabe gemacht. Der Typ war eindeutig ein Kontrollfreak. Sollte ich etwa kein Mitspracherecht bei meinen Terminen haben? Ich wollte Samantha zurück. Und zwar sofort. Nur leider war das momentan unmöglich.
Und das war der Grund, weshalb ich mich in Taehyungs Auto versteckte, verkleidet, um nicht erkannt zu werden.

Vor einer halben Stunde hatte ich ihn angerufen, dass er mit seinem Auto abholen sollte und seitdem fuhren wir planlos in der Gegend herum.

Taehyung sah mich skeptisch an, als er schließlich irgendwo in der Stadt in einer weniger belebten Straße an den Rand fuhr und den Motor abstellte.

"Dir ist schon klar, dass du nicht besonders gut getarnt bist, nur weil du eine Sonnenbrille und eine Cap trägst, Jimin", erklärte er.

Naja, über meine Verkleidung ließ sich tatsächlich streiten. Aber zu meiner Verteidigung, auf die Schnelle hatte ich nichts besseres gefunden. Ich war immerhin aus meinem Apartment geflüchtet, bevor mein Manager dort eintreffen konnte, um irgendwelche Eventtermine mit mir zu klären.

"Soll ich dich nicht doch wieder zurück fahren? So schlimm kann es doch nicht sein. Und überhaupt, es sind nur sechs Monate." Mein bester Freund klopfte mir auf die Schulter, eine aufmunternde Geste, die mich jedoch nicht im geringsten beruhigte.

Als Taehyung zu den Schlüssel griff, um den Wagen zu starten, schoss meine Hand vor und hielt seinen Arm fest.

"Jimin." Ein dunkler Ton hatte sich in seine Stimme eingeschlichen und Taehyung warf mir einen ungeduldigen Blick zu.

"Ach, bitte, Taehyung. Kann ich nicht bei dir bleiben?" Ich schob die Sonnenbrille auf meiner Nase etwas nach unten und sah ihn mit flehenden Augen über deren Rand hinweg an.

"Nein", bestimmte Taehyung mit fester Stimme, weshalb ich mich schmollen zurück in den sitz schmiss. Taehyung seufzte. "Ich würde es tun, ehrlich. Aber sei vernünftig, Jimin. Verglichen mit deiner Situation habe ich eindeutig das beschissenere Unternehmen. Immerhin bist du nicht gezwungen, mit all diesen Frauen herum zu poussieren, nur damit das Unternehmen das hat, was es will. Also hör auf, dich so aufzuführen", endete Taehyung.

"Ich habe dir gleich gesagt, dass dieses Unternehmen faul ist, Taehyung", gab ich in der 'Ich-habe-es-dir-doch-geagat'-Stimme von mir. 

Taehyungs Unternehmen war tatsächlich beschissen. Sie behandelten ihre Artisten nicht sonderlich und setzten noch einen drauf, indem sie ihr Unternehmen durch die Töchter und Söhne einflussreicher Investoren puschen wollten.
Taehyung musste sich aufgrund eines vierjährigen Vertrags noch ein Jahr damit herumschlagen. Er hätte per Gericht eine vorzeitig Kündigung des Vertrags bewirken können, doch die Leute seines Unternehmens waren schlau. Jegliche Beweise wurden vernichtet, sodass keiner gegen sie eine Chance hatte. Sie hätten Taehyung fast mit einem Skandal gedroht, sollte er an die Öffentlichkeit gehen. Wir suchten immer noch nach Möglichkeiten.

Erneut griff der Mann hinterm Steuer nach dem Schlüssel, weshalb ich aufschrie: "Warte!"

"Jimin!"

"Nein, nein", meinte ich, als ich sie en genervten Ton hörte. "Du kannst mich zurück bringen", erklärte ich, fügte dann aber hinzu: "Aber nur, wenn wir vorher noch etwas zu essen holen."

Ein Augenrollen. "Von mir aus."

——

Keine Viertelstunde später hatten wir den Wagen in einer ruhigeren Ecke der Stadt geparkt und standen nun vor einem kleinen Café, das ich zufällig entdeckt hatte und mein bester Freund mit einem skeptischen Blick betrachtete. Zwar hatte Taehyung seine Zweifel geäußert, ob man uns nicht erkennen würde, jedoch trugen wir beide einfache Pullover, die jeder x-beliebige Passant tragen würde und ich hatte meine Super-Verkleidung, während Taehyung sein massives Brillengestell aufgezogen hatte, mit dem er aussah wie ein kleiner Nerd.

Taehyung seufzte und zog schwungvoll seine Pullikaputze über den Kopf, als ich eine Schritt auf die Ladentür machte. "Was ist das mit dir und dieser Sucht nach Süßem?", murmelte er, folgte mir aber durch die Glastür ins Innere, wo wir von leise spielender Musik und einem vollen, süßen Duft begrüßt wurden. Genüsslich atmete ich tief ein.

"Dieser Geruch ist vielversprechend", sprach ich zu Taehyung über die Schulter.

"Wenn du meinst", entgegnete er trocken, als wir an der Theke von einem hoch gewachsenen, braunhaariger Mann begrüßt wurden.

"Hallo, was darf's sein?" Er lächelte uns beide zu, jedoch schien er uns nicht zu erkennen. Die Hoodies, die wir trugen, sowie die Cap und meine Sonnenbrille Taten ihren Job also ganz gut.

Der Raum des Ladens war nicht besonders groß, beherbergte aber sechs, vielleicht sieben Tische, an denen nur vereinzelt Kunden saßen und Kaffee tranken und süßen Kuchen aßen. Der Boden war dunkles Holz, was einen krassen Kontrast zu den pastellorangenen Wänden erzeugte. Da Taehyung und ich uns jedoch nicht lange hier aufhalten wollten, behielt ich meinen Blick weitgehend auf den Köstlichkeiten in der Theke vor mir.

Schokokuchen, Muffins und vieles mehr mit ausgesprochen originellen Namen: Break-up Brownies, Peanut Pleasure, Bittersweet Orange-Dreams und einiges mehr. Mir lief regelrecht das Wasser im Mund zusammen, während Taehyung von einem Fuß auf den anderen trat.

"Hört sich alles gut an", meinte ich, mehr zu mir selbst als zu dem Mann hinter der Theke. "Oder was meinst du, Tae?" Dieser gab lediglich ein "Hmm" von sich, während sein Blick halbherzig über das Gebäck flog.

"Gibt es irgendetwas, dass empfohlen wird? Dann kann sich ja kaum entscheiden", richtete ich das Wort an meinen Gegenüber. Überlegend fuhr ich mit mir der Hand über den Nacken.

"Am besten finde ich Nougat Nudes oder Dandelion Daydream. Die sind gerade zwar nicht ausgestellt, wenn ihr sie aber probieren wollt, Daisy macht gerade ein Blech."
Zwar wusste ich nicht, wer Daisy war —ich nahm an, es war die Inhaberin des Ladens, da dieser Daisys 'n' Sweets hieß— nickte aber, da er sich anscheinend sehr gut auskannte.

Der Braunhaarige drehte sich mit einem "Einen Moment bitte" von uns weg und verschwand hinter dem Schrank, der hinter ihm stand und eine Kaffeemaschine beherbergte.

Während wir warteten ließ ich meinen Blick erneut durch das Café schweifen. Die Atmosphäre wirkte einfach so entspannend und herzlich, dass ich beschloss, wieder vorbei zu kommen, vorausgesetzt der Kuchen war gut.

"Hey", riss mich eine zartere Stimme mich aus meiner Beobachtung und ich drehte mich zur Theke um, hinter der nun eine junge Frau stand.

Das braune Haar war zu einem tiefen Zopf im Nacken zusammen gebunden, jedoch hatten sich einige Strähnen seitlich herausgelöst. Sie lächelte mich freundlich an, was ihre braunen Augen strahlen ließ. Einen Moment befürchtete ich fast, sie könnte uns möglicherweise erkannt haben, doch da meinte sie: "Die Dandelions und Nougat Nudes sind gleich fertig gepackt. Darf es vielleicht noch was zu trinken sein?"

Ich nahm an, das war Daisy, auch wenn sie recht jung war, um schon ein eigenes Geschäft zu haben.

"Einen Kaffee zum mitnehmen", meldete sich Taehyung hinter mir, ohne die Frau wirklich anzusehen, sein Blick im Laden umherwandernd. "Schwarz. Ohne Zucker, ohne Milch."

Ich rollte die Augen. Mein bester Freund war wirklich herzlich, nicht wahr?
"Und ein Kaffee mit allem, was geht, bitte", fügte ich zu Taehyung Bestellung hinzu und lächelte ihr entschuldigend zu. Sie erwiderte mein Lächeln.

"Kommt sofort."

———

Lasst gerne eure Meinungen in den Kommentaren. Ich freue mich über Kritik! <3

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⏰ Last updated: Jan 09, 2022 ⏰

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