Kapitel 1

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Jeremys' POV

"Jeremy! Aufwachen!", hörte er eine Stimme rufen.

Er schlug die Augen auf. Er lag in seiner Wolke, neben ihm stand ein Rollstuhl, in dem Jake, der Meermann saß.

"Wie bist du-"

"Brooke hat mir geholfen! Jetzt steh auf!", erwiderte Jake mit genervtem Blick.

Mit einem Seufzer zog Jeremy sein tiefblaues Gewand über und schwebte runter auf den Boden seines Teils des Mondpalasts. Als er unten angekommen war, machte er ein paar müde Bewegungen mit der Hand, um Jake mitsamt seiner Schlafwolke runter zu holen.

Wenn er nicht in seinem Rollstuhl war, schwamm Jake in einem riesigen Aquarium in seinem Teil des Palasts herum. Jedoch mochte er es wohl lieber bei Brooke und Jeremy zu sein.

Als die Beiden ein paar Schritte über Jeremys' mit kleinen Sternen gespickte Wiese gegangen waren, hörte Jeremy noch eine Stimme.

"Jeremy, Jake! Da seid ihr ja! Moony, wie geht es dir?" fragte sie besorgt.

Jeremy musste wegen Brookes' Spitznamen für ihn schmunzeln. Dann fragte er: " W-was soll denn nicht in Ordnung sein?"

"Na ja, du hast nur gerade so erschöpft ausgesehen.", erwiderte die Werwölfin.

"Brooke, du kennst mich, ich bin doch immer erschöpft", witzelte Jeremy. Das stimmte sogar. Er konnte sich kaum an eine Zeit erinnern, in der er nicht müde war. Das war wohl so ein Mondgott-Ding.

"Ach ja, stimmt.", Brooke klang immer noch besorgt.

"Hallo? Leute? Wir sind immer noch spät dran!", unterbrach Jake Jeremys' und Brookes' Gespräch.

"Oh, na klar, was wollten wir gleich noch mal machen?", fragte Jeremy geistesabwesend.

Jake rollte mit den Augen. "Ebbe und Flut?"

"Stimmt, das ist ja unser Job..."

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Als sie mit ihrer Arbeit fertig waren, wanderte Jeremy allein durch die Gänge.

Das mochte er, allein sein.

Er mochte Jake und Brooke, sehr sogar, aber wenn er allein war, konnte er über so viele Dinge ganz in Ruhe nachdenken.

Er kam in einem Gang an, in dem es Fenster gab. Er schaute hinaus auf den großen, blauen Planeten. Er mochte es, die Erde zu beobachten. In den unendlich wirkenden Ozeanen lag doch so viel Vergänglichkeit. Die Menschen konnten einfach nicht aufhören, den Planeten zu zerstören. Wenn sie so weiter machten, würde es in ein paar tausend Jahren keine Erde geben, wie sie einmal war.

Der Gedanke daran füllte Jeremys' Augen mit silbernen Tränen. Er mochte die Erde doch so sehr. Viele Menschen waren ihm auch über die Jahre ans Herz gewachsen, die, die dafür kämpften, die Verwüstung der Erde zu stoppen. Die, die Gleichberechtigung für alle Menschen verlangten. Die, die alles daran sezten, hilflose, kranke, arme Kinder zu retten, die sie nicht einmal kannten. Diese Menschen waren Helden.

Er spürte Tränen über seine Wangen laufen und schluchzte leicht.

Er hasste es, zu weinen. Es zeigte seine schwache, verletzliche Seite. Die Seite, die er vor allen versteckte. Seine wahre Seite.

Nach einer Weile fing er sich wieder und schlurfte weiter.

Trotzdem konnte er nicht mehr aufhören, über Menschen nachzudenken. Einmal hatte er eine große Versammlung beobachtet. Oder eine Party? Ein Fest?

Der Mittelpunkt des Fests waren zwei Männer gewesen, die in wertvoll aussehenden Anzügen auf einem Altar standen. Sie hatten so etwas wie einen Eid aufgesagt, sich gegenseitig Ringe an die Finder gesteckt und sich dann geküsst. Alle hatten sehr glücklich ausgesehen.

Jeremy seufzte. Er fühlte sich so einsam. Er hatte Jake und Brooke, und dann auch Christine, den Stern, aber er sehnte sich nach mehr als nur Freundschaft.

Er überlegte. Wie nannte man mehr als Freundschaft nochmal?

Ach ja, Liebe.

Jeremy wollte geliebt werden.

Er wollte jemanden bei sich haben, den er in den Arm schließen konnte, den er küssen konnte, von dem er wusste, dass dieser jemand ihm das ganze Sonnensystem bedeutete.

Aber dazu war er nicht erschaffen worden. Er war doch nur der Gott des Mondes, er war nicht gemacht, um zu lieben.

Oder?

Mond und Sonne: ein Be More Chill-AUWhere stories live. Discover now