Teil 5

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Maximilian Frey

Felix hatte sich wieder seinen Dokumenten gewidmet als er fertig war mit seinem Mittagsfrühstück.
Ich hatte mich zwar auch an den Esstisch gesetzt mit der Absicht ein paar Rechnungen zu sichten, doch ich hatte vor mir das Heft hingelegt, dass ich gefunden hatte. Vielleicht mein einziger Hinweis, wer meine Retterin war. Es lenkte mich derartig ab dass ich es immer wieder ansehen musste, obwohl ich alles herausgefunden hatte was es von außen zu wissen gab. Öffnen wollte ich es nicht. Das schien mir ein Eingriff in die Privatsphäre seiner Besitzerin.
Zettel schauten überall zwischen den Seiten hervor und stellenweise konnte ich die enge Schrift der Besitzerin erkennen. Es war ein Buch über Atemtechniken und Stimmenschulung und die Rückseite versprach reichlich übungsstücke mit Focus auf Musicals. Es hatte ein A5 Format und war dank der Zettel darin Dicker als die rund zweohundertseiten die es wohl umfassen mochte.
Nachdenklich wirbelte ich meinen Kugelschreiber in meiner Hand. Sollte ich es öffnen? Immerhin gab es von außen nichts dass auf die Besitzerin hinn deutete und es war ja möglich dass innen ein Name vermerkt war... Oder?
Das Heft wurde urplötzlich aus meinem Sichtfeld gerissen. Felix, der Übeltäter, drehte das Buch provokant hinn und her.
"ich dachte du wolltest arbeiten." sagte er mit erhobene Augenbraue. "Und wenn du in das Buch hinein sehen willst dann tu es doch einfach. Vom anstarren wird es auch nicht plötzlich anfangen zu reden."
"Das kann ich doch nicht einfach machen. Sxhaumal da sind super viele Notizen drinn. Das ist doch ein Eingriff in die Privatsphäre."
"Hmm" er machte ein gespielt Nachdenkliches Gesicht und hörte auf das Buch hinn und her zu drehen. Dann streckte er seinen Arm so aus dass das Buch mit DEN Seiten voran über dem Boden schwebte.
"Felix! Nicht!" versuchte ich ihn aufzuhalten und sprang auf. Doch zu spät er liess es los.
Zettel verteilten sich über den Boden. Bunte, kleine Zettel und gefaltete A4 Seiten.
"Du. Volltrottel." sagte ich langsam, jede Silbe betonend.
Und doch war ich ihm nicht wirklich böse.
"Was denn, was denn? Du willst es lesen? Na Bitte, jetzt ist es kein "eindringen" mehr in die Privatsphäre. Du bist nämlich schon drin." er nahm einen gelben Zettel in kleeblattform und fügte hinzu "Und schau, ich lese die Zettel und gehe nicht in Flammen auf. 'wir sollen den Chorteil von" Feld der Ehre" üben. Marica und der Süsse Tenor mit den grünen strähnen bekommen das Solo. Gut dass du wieder da bist Emi.'"
Ich funkelte ihn nun doch böse an und begann damit die Zahllosen Zettel aufzusammeln.
"Nur weil du nicht gleich in Flammen aufgehst, bedeutet das nicht dass du ein Recht dazu hast sie zu lesen." knurrte ich. Und gleichzeitig Freute ich mich über "Emi". Offenbar ein Spitzname für die Besitzerin.
"Emis" Notizen nun nicht mehr zu lesen war nicht leicht. Und ich wollte schließlich auch mehr erfahren.
Die meisten Zettel waren wohl konkretere Anweisungen zu Musik stücken, Hausaufgaben und eben solche Zettel die sie wohl mit Freunden während des Unterrichts geschrieben hatte.
"Nun, jetzt wissen wir ein bisschen mehr." sagte Felix, der mir einfach dabei zusah wie ich das Chaos wieder in das Buch zu stopfen versuchte und mit dem Zettel den er aufgehoben hatte spielte.
"Ach ja?" fragte ich und versuchte wenigstens so zu klingen als sei ich sauer auf ihn.
"Ja. Sie ist offenbar Musikerin. Ich würde sagen sie Studiert etwas mit Musik, denn soweit ich mich an meine Musiksxhule erinnere waren wir da nicht so grosse Gruppen und hatten definitiv nicht diese Art von Hausaufgaben: 'Buch zur Atemtechnik lesen'" er lass die Hausaufgaben von einem kleinen gelben Zettel den er unbemerkt aufgehoben hatte.
Ich hielt inne und sah zu ihm auf.
" Meinst du ich kann sie auf dem Campus finden? Wie viele Möglichkeiten gibt es denn hier in Berlin um Musik zu studieren?"
"Das lässt sich ja sicher überprüfen." er zog sein Handy aus der Hosentasche und begann darauf herum zu tippen.
Ich fuhr fort die Zettel einzusammeln.
"Aaalso" sagte Felix nach einer Weile zögernd und wischte immer noch mit einem Finger auf seinem Bildschirm herum. "Da gebe es die Akademie der Künste und die Hochschule für Musik Hans Eisler... Oh und du musst deine Cinderella nur zwischen.... Knapp 500 Studenten an der Hochschule und... 3500 an der Akademie." Wieder sah er mich mit hochgezogen Augenbrauen an. "Ein Kinderspiel."
"Ja okay, es ist vielleicht nicht so Clever."
Ich riss ihm die beiden Zettel aus der Hand und Stopfte sie zurück in das Buch.
"Du meintest sie hätte dich erst hier oben nach einem Schlüssel gefragt. Wie seid ihr durch die untere Tür gekommen." fragte Felix nachdenklich und legte sein Handy auf den Tisch.
Das war eine gute Frage. Die Tür unten war schwer, viel von allein zu und liess sich nur mit einem Ziegel fixieren. Wenn wir durch die Tür kamen und sie keinen Schlüssel gebraucht hatte liess das nur zwei Schlüsse zu: entweder war die Tür offen gewesen oder sie hatte eine Schlüssel.
"Sie hat auch nach keiner Adresse gefragt und mich mit meinem Nachnamen angesprochen." fiel mir plötzlich wieder unser Gespräch am Bahnhof ein.
"Dann wohnt sie vielleicht hier im Haus." nickte Felix. Ich hatte wohl bestätigt was er sich aus meiner Erzählung zusammen gereimt hatte.
"Dann könnte ich ja versuchen den Besitzer zu finden in dem ich ich die Nachnamen prüfe." begeistert von der Idee sprang ich auf. "Bin gleich zurück.
Ich schnappte mir im Flur meinen Schlüssel und lief so wie ich war, in Jogginghose, alten T-Shirt und ohne Schuhe ins Treppenhaus und blieb schlitternd vor dem Fahrstuhl stehen. Er war gesperrt wegen Bauarbeiten. Mein Respekt stieg. Meine Retterin hatte mich offenbar irgendwie die Treppen Hochgeschafft.
Eilig nahm ich also das Treppenhaus.
Der Altbau in dem ich lebte gab es insgesamt  vierundzwanzig Wohneinheiten wenn man den Seitenflügel mit einbezog.
Und es gab sieben Nachnamen die mit dem Bustaben W begannen. Einer davon mit zwei weiteren Namen auf dem selben Klingel Schild.
Eine Wohngemeinschaft war in diesem Stadtteil nichts ungewöhnliches, allerdings war es das für dieses Haus.
Ich fotografierte mir das gesamte Klingel Bord ab und sprintete die Treppen wieder hinauf.
Etwas ausser Atem stürzte ich in die Wohnung.
"Sieben! Sieben Namen mit W" verkündete ich schaufend. Noch bevor ich wieder richtig zu Atem gekommen war schnappte ich mir das Buch und wollte schon wieder los als Felix mich an meinem T-shirt festhielt.
"Was hast du nun vor?" Fragte er amüsiert.
"Na bei den Namen Klingeln. Was denn sonnst. Ich nehme das Buch mit und gebe es zurück."
"Ja.. Nein. Als erstes ziehst du dich um. Wenn sie Tatsächlich einer der Bewohner des Hauses ist dann solltest wenigstens ein bisschen weniger aussehen wie ein Penner. Und bei denen du umsonst klingelst, ist es möglich dass man dich erkennt."
"Ich bin doch keine Promi!" verteidigte ich mich, reichte ihm jedoch schon das Buch. Ich wollte schließlich einen besseren zweiten Eindruck hinterlassen.
"Nicht direkt aber in bestimmten Kreisen ist dein Name und dein Gesicht durch aus eine grösse." rief mir Felix hinterher als ich in mein Schlafzimmer eielte um mich umzuziehen.
Eine anstrengende halbe Stunde später in dem ich versucht hatte etwas passendes zum anziehen zu finden standen wir endlich vor der ersten Tür. Felix hatte beschlossen mich zu begleiten.
"Das wird lustig." hatte er nur gesagt als ich ihn gefragt hatte warum er das tat.
Ich fuhr mir ein weiteres Mal nervös durch die Haare und hoffte. Schritte waren zu hören und dann wurde die Tür geöffnet. Eine junge Frau, sher schlank gefärbten Haaren und Hochgeschnallten Brüsten öffnete mir. Und kaum hatte sie uns gesehen wandelte sich ihr schlecht gelaunte Gesicht zu einem süßen Lächeln.
"Halloo." flötete sie und lehnte sich vorteilhaft gegen den Türrahmen. "Was kann ich für euch tun."
Mein Blick schoss zu ihren Augen. Braun. "Ähm..." Sagte ich eloquent und machte schon einen Schritt zurück.
Felix half mit einem Blick auf mich. "wir haben uns anscheinend in der Tür geiirt. Tschau."
Ich nickte nur und machte mich daran die Treppe hoch zu steigen zum nächsten W.
Es öffneten mir zwei Junge Herren, eine ältere Dame und eine junge Mitte zwanzig mit grünen Augen. Und bei dem Namen Weissmann öffnete sich die Tür gar nicht.
Meine grosse Hoffnung war also die WG, die Wohnung direkt unter meiner. Ich hoffte dass es nicht die Wohnung war die nicht geöffnet hatte, damit ich ihr das Buch heute schon wieder geben und mich für die Nacht entschuldigen konnte.
Die Aufregung die sich bei mir gelegt hatte, kam nun wieder mit aller Macht zurück. Dies musste einfach die richtige Tür sein.
Felix betätigte den Klingel Knopf.
Eine Weile geschah zu meiner Enttäuschung gar nichts. Dann hörten wir eilige Schritte und ein junger Mann mit leuchtenden schwarzen Augen öffnete.
"Ja, hi. Was gibts? Sie sind doch der Nachbar von oben oder?" er sprach sehr schnell.
"Wohnt hier eine Emi" ich sah auf das Klingel Schild um mich zu vergewissern "Winter?"
"Emmi? Nein. Unsere Winter heißt Lily. Und die habe ich seit Gestern Morgen nicht gesehen." sagte er mit einem breiten Grinsen.
"Vielen Dank, dann kann sie nicht die jenige sein die ich suche." sagte ich enttäuscht.
"kein Problem. Man sieht sich!" und damit schlug er die Tür zu.
Einen Moment stand ich vor der Tür. Meine letzte Hoffnung war also Weissmann.
Langsam liefen ich und Felix die Treppe hinauf.
"Was willst du nun tun?" fragte er. Auch er schien etwas enttäuscht zu sein.
"Ich weiss es nicht? Als erstes werde ich es Morgen noch einmal bei Weissmann probieren."

Felix blieb bei mir den ganzen Nachmittag und wir diskutierten bis tief in die Nacht die Möglichkeiten die ich hatte meine Retterin zu finden.
Doch obwohl und zahlreiche Möglichkeiten ein fielen Menschen aufzuspüren, waren doch die wenigsten davon legal und die meisten anderen setzten nicht nur eine Obsession Vorraus die ich nicht haben wollte sondern hätten zudem einen schlechteren zweiten Eindruck gemacht als der erste sein musste.
Felix und ich einigten uns darauf dass ich die Notizen in dem Buch lesen musste um mehr über sie zu erfahren und sie so eventuell zu finden.



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⏰ Last updated: Nov 10, 2020 ⏰

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