"Willkommen Zuhause"

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Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die Fenster Scheiben des Busses. Ich hatte kaum Zeit gehabt meine Sachen zu packen nachdem ich Herr Frey in seiner Wohnung zurück gelassen hatte. Ich hatte generell nicht mehr viel Zeit gehabt, aber so hatte ich nichte einmal mehr unter die Dusche springen können.
Bombadil, mein weisse Main Coon Kater riss mich aus dem Strom meiner Gedanken mit einem leisen Geräusch das halb Miauen halb gurren war.
Ich hob meinen Kopf von der Scheibe und sah in den grossen Korb auf meinem Schoss. Und die grossen blauen Augen meines Katers sahen zurück.
"Hey, was ist den los." Wisperte ich beruhigend und lehnte eine Hand gegen den weichen gitter Stoff.
Bombadil hatte keine Angst vor der Fahrt, dafür fuhren wir zu oft. Doch er schien nur meine Aufmerksamkeit erregen zu wollen denn er starrte mich mit seinen grossen, intensiv blauen Augen an.
Verstohlen sah ich mich um bevor ich eine Ecke der Tragetasche auf machte und ihm sanft über die breite Nase Strich. Es war kaum zu glauben dass es noch kein halbes Jahr her war, dass er in meine hohle Hand gepasst hatte.
"Hast ja recht. Ich kann hier im Bus schlafen und was Herr Frey betrifft... Ich habe ihm schließlich geholfen, stimmts?"
Mir machte meine gute Tat grosse Sorgen. Nicht nur dass ich es sehr Herr Frey war der Inhaber des Hotels in dem ich Kellnerte. Und ich hatte ihn in diesem Zustand gesehen. Und ihm die einzigen Kekse im Haus geklaut.
Bombadil rieb seinen Kopf an meine Hand und holte mich abermals aus meinen Gedanken.
"Okay. Du hast recht. Ich sollte lernen. Gestern habe ich so gut wie nichts geschafft."sagte ich zu Bombadil der mich wieder einfach nur ansah.
Das tat er immer so. Er liess mich nicht aus den Augen und beobachtete jeder meiner Reaktionen genaustens.
Ich öffnete einer der Seiten Taschen des Korbes und holte einen kleinen Blick heraus.
Lange hielt sich meine konzentration nicht bei den Notizen zu Gesang und Stimmenbildung, Atemtechnicken und Artikulationsübungen. Die Schlaflose Nacht forderte ihren Tribut.
Ich würde zum Glück gerade rechtzeitig davon wach, das Bombadil sich Unruhig in seiner Transport Tasche herum drehte. Als ich aus dem Fenster Blickte sah ich von weiten schon die hohen Wohnhäuser meines Zielortes. Meine Eltern lebten in einem kleinen Ort eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt.
"Danke" Wisperte ich dem Kater zu. Und streichelte ihn wieder verstohlen.
Als der Bus auf der Parkplatz fuhr liess ich meine Augen über die Wartenden gleiten. Eigentlich sollte mich mein grosser Bruder abholen, doch ich sah ihn nirgends. Wahrscheinlich verspätete er sich wieder. Er war zwar mein lieblings Bruder, doch er war so verpeilt dass er zu Atmen vergessen würde wenn das kein Reflex wäre.
Etwas ausgeschlafener als am Anfang meiner Reise, dafür mit starken Nacken schmerzen, stieg ich aus dem Bus.
Der Busfahrer warf mir meine Reisetasche in die Arme und ich entfernte mich ein Stück von den anderen Menschen die auf ihr Gepäck Stück warteten.
Bombadil hatte ich mir auf den Rückengeschnallt, meine Reisetasche musste ich irgendwie über die Schulter tragen.
Ich versuchte gerade meine Reisetasche und meine Umhängetasche mit meinen ganzen Uni Sachen neu zu arrangieren als mir jemand von hinten die Augen zu hielt und eine quietschige, weibliche Stimme in mein Ohr schrie:
"Drei Mal darfst du Raten wer hier ist!"
Grinsen drehte ich mich um. Vor mir stand eine zierliche und kleiner Frau mit sommerspeossen und langen blonden Haaren die sie zu einen ordentlichen Zopf gebunden hatte.
"Die größte Nervensäge der Stadt." antwortet ich und Lea verzog das Gesicht.
Sie war die Freundin meines Bruders und eine sehr gut Freundin.
"Emily!" rief sie gespielt beleidigt aus und knuffte mir in die Seite.
Lachen wich ich ein paar Schritte zurück.
"Hey, immer ruhig mit den wilden Pferden! Immerhin wollen wir ja nicht das Bombadil schlecht wird!"
"Stimmt ja! Der kleine Rabauke ist ja riesig geworden! Ixh kann es kaum erwarten ihn zu knuddeln."
"Dann sollten wir Paul ausfindig machen. Wo ist der eigentlich? Ich dachte er kommt mich abholen?" fragte ich und versuchte nur Halbherzig die Reisetasche zurück zu bekommen die Lea an sich genommen hatte.
"Er wollte nur kurz Tanken fahren, er dürfte jeden Moment hier ankommen. Ich hab ihm gesagt wir warten vor der dem Supermarkt, da kann er kurz rannfahren um uns mitzunehmen. Dann muss er keinen Parkplatz hier am Hauptbahnhof suchen."
Ich nickte zustimmend. Das war wohl in jeder größeren Stadt so.
"Jetzt erzähl doch mal Emily! Wie läuft es in der Uni? Hast du schon jemanden kennengelernt?" sie grinste verschwörerisch als wir an einer Ampel standen.
"Die Uni läuft gut. Wie zu erwarten war gibt es viel zu lernen. Viel Präsenz Unterricht haben wir allerdings nicht. Wir müssen viel selbstständig üben und die Dozenten sind sehr kritisch." Erzählte ich mit einem Lächeln. Ich hatte vor einem halben Jahr das banking and Finance Studium hingeworfen und hatte mich stattdessen meiner Leidenschaft, dem Gesang und der Musik zugesendet.
Zur grenzenlosen empörung meiner Eltern die von mir erwartet hatten, dass ich eines Tages das Immobilienbüro übernehme, wo schon mein Bruder lieber in einem Rennstall angefangen hatte.
"Wie läuft es bei euch? Summer Dream dürfte doch dieses Jahr bereit sein unter den Sattel zu kommen oder?"
"Oh ja, Paul sagt dass sie bald schon auf ein offizielles Rennen darf. Ich sag dir, sie ist ein zickiges kleines Biest. Aber sie ist schnell und willig zu arbeiten sobald es auf die Bahn geht. Sie darf nur nicht abgelenkt werden. "
"Das freut mich." sagte ich lächelnd.
Leas Augen begannen jedes Mal zu leuchten wenn sie von den Pferden erzählte - oder von meinem Bruder.
"Ich hoffe doch du bleibst diesmal länger? Dann kann ich es dir zeigen." Hoffnung schwang in ihrer Stimme mir. Sie versuchte mich jedes Mal dazu zu überreden länger zu bleiben, was ich strickt ablehnte. Zum einen lebten meine Eltern hier und ein längerer Aufenthalt bedeutete mehr treffen mit ihnen, worauf sie immer noch bestanden um mir zu erklären wie maßlos enttäuscht sie von mir waren. Zum anderen liebte ich mein kleines Zimmer in meiner WG. Ich mochte Berlin: das Nachtleben, die vielen Menschen und die Offenheit gegenüber jeder Kunstform die mein Heimatdorf so vollkommen abging.
"Ich kann nicht. Ich habe am Montag ein vorsingen. Und abends muss ich arbeiten." ich neigte mich verschwörerisxh zu ihr und senkte die stimme. "Ausserdem kann es nicht jeder so lange in der Nähe meines Bruders aushalten wie du."
Sie lächelte vorsichtig. Würde jedoch davon abgehalten woeter zu sprechen, denn diesen Moment suchte sich mein Bruder aus um endlich die Bühne zu betreten.
In einem heruntergekommenen Geländewagen fuhr er auf den Parkplatz auf dem wir inzwischen angekommen waren.
"Hey ihr beiden hübschen, braucht ihr eine mitfahrglegenheit?" rief er munter und grinste breit.
Wortlos nahm ich Lea die Tasche ab und sie hüpfte glücklich auf den Beifahrer Sitz nachdem sie sich mit einem Blick erkundet hatte ob ich sicher war.
Ich warf meine Taschen auf die Rückbank und setzt dann vorsichtig die Tasche mit Bombadil ab um Bombadil heraus zu lassen.
Dieser sprang Geschickt ins Auto und schaute zu wie ich ebenfalls ins Auto steig um dann auf meinen Schoss zu klettern.
"Du siehst Scheisse aus, Emily. " war das erste was mein Paul sagte als er losfuhr.
"Vielen Dank, Bruderherz, zumindest rieche ich wie ein Mensch." konterte ich und steckte ihm die Zunge heraus, was er glücklicherweise im Rückspiegel sah.
"Ich hab dir doch gesagt es wäre kein Problem wenn du erst gegen Mittag ankommst. Du musst nicht jedes Mal den sechsuhrbus nehmen" sagte er mit einem grinsen und ohne auf meinen Kommentar einzugehen.
"Und ausnahmsweise wünschte ich hätte auf dich gehört." gab ich zu und legte meinen Kopf in den Nacken, der mir immer Koch von meinem Nickerchen im Bus schmerzte.
"Ach, das tut mit Leid. Was ist denn passiert, dass du uns warten lassen willst?" sagte mein Bruder ohne das geringste bisschen Mitleid in der Stimme.
"Uff! Das ist eine lange Geschichte!" meinte ich, doch Leas Neugier war geweckt.
"Ach komm schon, Emily! Willst du unser langweiliges Landleben nicht mit einer lustigen Geschichte aus der Stadt bereichern?" bat sie mit einem frechen Lächeln und mein Bruder fügte hinzu:
"Wir haben ja auch noch eine halbe Fahrt vor uns."
"also schön." ich erzählte den Beiden von Elias - meinen nun Exfreund, davon wie Elisa angerufen hatte und dem Mädelsabend und natürlich von Herrn Frey.
"- ich musste ihn auf dem ganzen weg nach Hause stützen. Er hat nichts gesagt aber er hat mich immer ganz komisch angesehen. So.... Naja... Intensiv? Aber er hat nichts weiter gemacht und ich hätte ihn ja schlecht in diesem Zustand einfach stehen lassen können, oder? Naja. Auf jedenfall bin ich gleich wieder gegangen als sein Freund gesagt hatte er würde kommen. Ich musste ja noch packen."
Einen Moment hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. So erzählt wirkte die Situation eigentlich recht harmlos oder? Gestern Abend hatte ich jedoch Angst gehabt als ich Herrn Frey dort am Bahnhof stehen sah. Und ich wäre lieber nicht in seine Wohnung gegangen, doch er hatte es nicht einmal geschafft einen Schritt zu gehen.
"Emily, du bist eine hohle Nuss." sagte Paul schließlich ernst. "Bei soetwas ruft man einen Krankenwagen oder die Polizei. Es hätte sonnst was passieren können."
Ich schwieg. Das waren ja auch meine Gedanken.
"Bitte Emily, verspricht mir dass du soetwas nicht nochmal einfach so machst."fügte mein Bruder nach einer Weile hinzu.
Ich sah auf und sah im Rückspiegel dass es ihm bitter ernst war. Nicht einmal die Spur eines Lächelns war in seinem Gesicht zu erahnen, was selten genug war.
"Hab ich nicht vor." sagte ich daher genauso ernst. "Und ich hoffe dass ich nie wieder in so eine Situation gerate."
Wieder senkte sich Stille über das Auto.
Und sie hielt an bis wir bei dem kleinen Ort ankamen in dem Sowohl mein Bruder als auch meine Eltern lebten.
"Willkommen zuhause." sagte Paul mit einem breiten Lächeln als er vor einem der Wohnblöcke stehen blieb.
Ich wohnte immer bei ihm wenn ich zu Besuch kam und bei ihm fühlte ich mich mehr zuhause als bei meinen Eltern.
Seit ich ihm das gesagt hatte, hiess er mich jedes Mal Willkommen sobald er das Auto vor seiner Wohnung geparkt hatte.
Gemeinsam trugen wir mein Zeug, Bombadil und volle Einkaufstaschen hinauf in die Gemütliche Wohnung meines Bruders.
Bombadil, den ich schon die ganze Zeit im Fahrstuhl mit Mühe hatte halten können, sprang mir aus dem Arm sobald wir die Tür hinter uns geschlossen hatten.
"Der freut sich wohl auf Maya." lachte Lea gut gelaunt.
Ich folgte ihr in die Küche wo wir die Einkaufstaschen abstellen und Lea sich gleich daran machte sie auszupacken.
"Wenn du willst kannst du noch ein bisschen schlafen. Paul war vorhin zwar nicht unbedingt charmant, aber er hatte recht, weisst du? Du hast augenringer so tief wie der Grand Canyon. Ausserdem kommen deine Eltern zum Mittag."
Dabkbar nahm ich das Angebot an und schleift meine Reisetasche hinter mir her in das Gästezimmer in dem ich immer unterkam.
Wenn meine Eltern kamen, wollte ich keinesfalls dass sie den Eindruck bekamen ich käme nicht zu recht.
Ohne mich auszuziehen kuschelte ich mich in das Gemütliche Bett und noch bevor Bombadil sich neben mir zusammen gerollt hatte, war ich auch schon eingeschlafen.

NaNoWriMo - Maximilian und EmelieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt