Feuergeflüster

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Er zog den größten Klotz aus dem Stapel.
Den größten, damit er schön lange brannte.
Damit er sie schön warm halten würde und ihnen in dieser kalten Nacht auch Licht bringen würden.
Wie in der Klischeehaftesten Geschichte überhaupt.
Er beobachtete, wie die Glut begann, sich in das Holz zu fressen.
Flammen leckten erst zögerlich an der Außenseite.
Dann stärker.
Gieriger.
Bis sie ihn vollkommen umhüllt hatten.
Holz umhüllt mit Flammen wie ein Stein in einem Seidentuch.
Er spürte die Hitze auf ihren Wangen.
Heiß und gierig.
Feuer hatte ihn schon immer fasziniert.
Es erinnerte ihn an die Menschheit.
Früher war das nicht so.
Da war Feuer noch Feuer.
Gier war noch weit entfernt.
Und jetzt war sie überall.
In jedem Menschen.
Das Feuer knisterte und holte ihn wieder zurück.
Er wendete seine Blick ab.
Und sah auf die Hände auf seinem Bein.
Eng verschlungen.
Gedanken rasten in seinem Kopf.
Die Flammen hatten den Klotz nun soweit angefressen, das er langsam dahinbröckelte.
Wie eine Sandburg, gebaut, auf nassem Grund.
Gebaut, mit den Sicherheit, zu vergehen.
Er fuhr mit seinem Daumen Kreise auf dem anderen Handrücken nach.
Beobachtete die Flammen, die züngelnd ihre eigene Sprache zu sprechen schienen.
In abstrakten Bildern eine Welt malten.
Gebannt von dem tanzenden Spiel zwischen Licht und Schatten starrte er in das Feuer, das langsam zur Glut wurde.
Immer noch gefährlich.
Glut kann ein neues Feuer entfachen.
Sie täuscht mit ihrer Schönheit und man vergisst, das unter der verkohlten Kruste die Hitze immer noch pulsiert.
Ein feiner Atemzug an seinem Nacken lenkte ihn ab.
In den Augen seines Gegenübers spiegelten sich noch die Flammen.

pip pip pip, wir ham uns alle liebWhere stories live. Discover now