25 | Vaginas sind keine Controller

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»Fick mal lieber 'ne echte Nutte, du laberst mir zu viel von Sex.«


Wieder Lichtflackern, ein Joint, der herumgereicht wurde, eine Platte voller Shots. Wodka pur und dann welche mit Sirup. Kotze, die in meinem Hals hinaufstieg und die ich wieder runterschluckte, um weiterzutrinken. Noch ein Joint.

»Weiß'e, das hab ich mir geschworen, beim nächsten Mal drück ich einfach ab. Weil, Alter, das' voll effektiv.« Worte um Worte, die in der verrauchten Luft umeinander purzelten, zusammenstießen. »So von ... dings, Kosten-Nutzen-Rechnung.«

»Jaja«, von Vadim, der mir längst nicht mehr zuhörte, sondern mit entgleistem Blick auf den Aschenbecher starrte.


Irgendwann war da dieses Mädel bei mir. Hellblonde Haare mit dunklem Ansatz, lange Nägel, ein viel zu edles schwarzes Spitzentop für diesen Schuppen. »Wir sollt'n jetzt fick'n«, nuschelte ich, während ich meine Hand unter ihr Shirt schob und an ihrem Bauchnabelpiercing hängen blieb. Boah, wie ich Piercings einfach hasste. Sie machten hässliche Menschen – und dazu zählte ich eigentlich jeden – ausnahmslos noch hässlicher.

»Klar, hier immer. Dann filmen uns deine bescheuerten Kumpels am besten und laden das hoch.« Lachend bewegte sich so auf meinem Schoß, dass ihr Arsch dabei über meinen Schwanz rieb und sie mit Sicherheit meine Erektion zu spüren bekam. Sie war vielleicht kein Kerl und trotzdem war sie geil.

»Wir würden höchstens mitmachen«, vernahm ich, begleitet von einem Lachen, gesprochen mit einem russischen Akzent. Jurij, dieser notgeile Wichser.

Ich ignorierte ihn und wandte mich stattdessen an das Mädel. »Bisse dumm oder so«, ich zog meine Augenbrauen zusammen, ohne von ihrem Hals abzulassen, »dafür gibt's doch Klos.«

»Achso.« Sie lachte wieder, dieses Mal mit einem skeptischen Unterton. »Ich glaub' eher, du bist dumm. Nur unpraktisch, dass dumme Typen genau in mein Beuteschema passen.«

»Red mal weniger.«

»Und du denkst also, dass ich mit dir vögeln würde?« Der herausfordernde Unterton in ihrer Stimme ließ mich an Fede denken und daran, wie sehr ich hoffte, genau diese Worte von ihm zu hören. Fuck, es würde sich bestimmt echt gut anfühlen, wenn er auf meinem Schoß sitzen würde. Wenn ich meine Hände grob in seinen Locken vergraben und unser Kuss wieder beinahe in einer Prügelei gipfeln würde.

»Fresse.« Keine Ahnung, ob das jetzt echt nur ihr oder meinen Gedanken galt, aber egal. Darum ging es jetzt nicht. Ich legte meine Hand an ihren Nacken und drehte ihren Kopf grob so, dass ich sie küssen konnte. Verlangend erwiderte sie es und alles, worüber ich noch nachdenken konnte, war, wie hart ich gleich meinen Schwanz in sie rammen würde.


Lichtfetzen, verschwitzte Körper, die meine Arme streiften. Ein lauter Knall, als die Tür hinter uns ins Schloss fiel. Ein Klickgeräusch, weil das Mädel hinter uns absperrte und mich dann gegen die Wand stieß. Rumpeln. Hungrige Küsse, unterbrochen von beidseitigem Stöhnen, meine Finger an ihrer Fotze. Sie trug keine Unterwäsche unter ihrer Leggings, eine kleine Tatsache, die meine Atmung noch schneller werden ließ.

Meine Bewegungen waren fahrig und irgendwie taten meine Finger nicht so recht, was ich wollte, als ich versuchte in sie einzudringen. Konnte doch nicht so schwer sein, meine Fresse. Sonst klappte das doch auch.

Von ihr war ein genervtes Seufzen zu hören. »Drückste auf deinem Controller auch so grob rum wie auf meiner Vagina? So funktioniert das nicht«, vernahm ich dann ihre Stimme.

»Jaja.« Ich machte weiter, auch wenn ich spürte, dass sie nicht mehr wirklich feucht war. Fingerte sie mit schneller werdenden Bewegungen und kämpfte dabei ständig um mein Gleichgewicht. Verdammt, das war schon eine Höchstleistung, dabei nicht zur Seite umzukippen.

Doch anstatt dass ich sie zum Orgasmus bringen konnte, packte sie irgendwann mein Handgelenk und zog es zurück. »Reicht jetzt. Das hier ist nicht schön für mich«, erklärte sie.

»Ich will ficken, komm jetzt«, nuschelte ich an ihrem Ohr und zog sie an mich ran. Versuchte, ihr wieder einen Kuss auf den Mund zu geben.

»Du bist doch eh viel zu besoffen dafür«, lachte sie und drückte mich weg. Mit einer Hand griff sie nach dem Saum ihrer Leggings und zog sie wieder hoch. »Kein Bock mehr.«

»Ey, was soll'n das«, lallte ich und schwankte ein paar Schritte zur Seite. Fuck. Das Klo kam mir für einen Moment bedrohlich nahe, da hatte ich es endlich geschafft, mich an der Wand aufzustützen. Die Fliesen tanzten für einen Moment vor meinen Augen herum und als ich wieder einigermaßen klarkam, war von ihr längst nichts mehr zu sehen.

Für einen Moment fühlte ich ein wütendes Grummeln und wie sich meine Fäuste ballten, doch die Anspannung ließ schnell wieder nach. War doch auch egal. Scheiß auf Frauen. Scheiß auf Sex. Ich würde einfach für immer in diesem ekelhaft stinkenden Klo hängen, das mir auf einmal die Kotze nach oben trieb.


Wieso war das Xenon eigentlich ein so elendig riesiger Betonbunker?

Tanzfläche um Tanzfläche, ein niemals abschwellender Strom an Menschen. Ein Schritt nach dem anderen und jeder von ihnen wurde irgendwie immer schwerer.

Wie lange konnte so eine einzige verfickte Nacht eigentlich dauern?

Obwohl, vielleicht war es draußen ja auch schon längst hell, dessen konnte man sich hier drin auch nie sicher sein. Und warum fühlte ich mich auf einmal so verloren? Keine Ahnung, wohin mit mir, so kämpfte ich mich durch die scheiß Kreaturen bis zum Ausgang. Ein paar Treppen nach oben und dann empfing mich strömender Regen, der von einem nachtschwarzen Himmel prasselte. Der Parkplatz lag im Gegensatz zu sonst beinahe verlassen da, lediglich ein paar gestrandete Gestalten vor einer klapprigen Karre.

Ich ließ das Xenon hinter mir und lief die breiten Straßen entlang. Was, wenn mir die Junkies eigentlich irgendwo auflauerten? Wenn sie mir die Waffe ins Gesicht drückten?

Panisch sah ich mich um, doch da war niemand, der mich auch nur beachtete. Nur die Müdigkeit in meinen Knochen und die Welt, die sich mit rasender Geschwindigkeit drehte.

Und scheiß mal auf die Junkies.

Wenn mir einer auflauern würde, waren das höchstens Kirals Leute, die sich an mir rächen wollte. So oder so, ich war gefickt und ich hatte keine Ahnung, wo ich hingehen konnte, um mich einigermaßen sicher zu fühlen. Ich presste meine Hände vors Gesicht, während ich spürte, wie meine Klamotten unangenehm auf meiner Haut zu kleben begannen. Kirals heimtückisches Lächeln, als er eine Waffe zog und dann den Abzug drückte. Ich verstärkte den Druck auf meine Finger, fühlte richtig, wie sie sich in meine Stirn pressten. Als würde mein Kopf gleich explodieren.

Ein lauter Knall. Und dann wäre ich einfach tot.

Und warum nur musste mein Stand so unglaublich unsicher sein? Als würde ich mich jeden Moment auf dem Boden wiederfinden.

Ich war mir so sicher, dass es genauso passieren würde. Kiral ließ niemanden ungeschoren davonkommen und es gab genug Namen derer, die für viel weniger abgekratzt waren. Mein Herz begann zu rasen.

Denk nach, verdammt. Ich zwang mich dazu, einen tiefen Atemzug zu nehmen. Kühle Luft in meinem Mund, die sich langsam ihren Weg bis zu meiner Lunge bahnte. Okay, funktionierte doch. Dann zwang ich mich dazu, so schwer es mir auch fiel, meine Augen wieder zu öffnen. Sie brannten und es dauerte einen Moment, bis ich meine Umgebung einigermaßen erkennen konnte. Ein graues Industriegebiet. Gleißend helle Laternen. Ein beleuchtetes Fast-Food-Restaurant, aus dem der Geruch von Essen zu mir stieg. Davor ein paar Feiernde.

Tiefdurchatmen. Nicht auf die Fresse fallen. Nachdenken.

Und plötzlich war da dieser Gedanke, der sich so verflucht gut, so richtig anfühlte.


Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt