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Taehyung :

Ich glaubte ihm nicht. Ich konnte es einfach nicht. Warum sonst hat er bei diesem Typ angerufen? So wie ich das verstanden habe, hatte er auch mal einen Hybriden, aber der ist gestorben. Also muss er ihn ja furchtbar behandelt haben, warum ruft Jungkook bei so einem an, um nach Hilfe zu fragen? Natürlich musste er meine Narben finden, genau dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte. Eigentlich sollte er sie niemals zu Gesicht bekommen. Es war mir zu unangenehm und ich konnte sie auch nicht erklären. Jungkook hatte sich zu mir auf den Boden gesetzt und hielt mich in seinen starken Armen, welche beschützend um mich geschlungen waren. Trotzdem hatte ich so große angst vor diesen Armen. Was, wenn er mich mal in ihnen hält, ohne das ich das will und er schlimme Sachen  mit mir macht? Was, wenn ich ich mich nicht befreien kann? Wenn er mich mit diesen Armen, die so viel Kraft in sich haben, schlagen wird? Jetzt aber sitzt er da, vollkommen ruhig und streicht mir sanft über Kopf und Rücken, um mich zu beruhigen. "Taehyung, vertraust du mir?", fragte er dann in die stille hinein. Erschrocken zuckte ich bei dem Klang seiner Stimme zusammen. Vertraute ich ihm? Ich wusste es nicht. Also zuckte ich mit dem Schultern. Stille. Stille, die so laut sein konnte. In meinem Kopf schrien die Stimmen. Sie schrien auf mich ein, wie erbärmlich ich doch bin, dass ich sterben sollte und das ich Jungkook nicht verdient hätte. Und mit jedem Schrei wurden die Stimmen lauter, bis ich einmal stark zusammen zuckte und mich hektisch aus Jungkooks Umarmung windete, aufsprang und ins angrenzende Bad rannte. Sofort schloss ich hinter mir ab und taumelte benommen zum Waschbecken. Schwer keuchend stützte ich mich darauf ab und sah in den Spiegel vor mir. Ich sah furchtbar aus. Obwohl, sah ich das nicht immer? Wie konnte Jungkook nur so etwas widerliches wie mich in seine Nähe lassen? Ekelte er sich denn gar nicht vor mir? Mit stark zitternden Händen öffnete ich den Schrank neben mir und durchwühlte ihn, auf der Suche nach etwas bestimmten. Jungkook stand vor der Tür und rief mich während er immer wieder anklopfte. Doch ich nahm ihn überhaupt nicht wahr, viel zu sehr war ich auf den Schrank vor mir konzentriert. Ich achtete nicht darauf, wie sehr ich den Schrank zerwühlte oder ob Dinge auf den Boden fielen. Endlich hatte ich sie gefunden. Die Rasierklingen. Viel zu schnell riss ich die Packung auf, wodurch alle sich auf den Boden um mich herum verteilten, doch auch das war mir egal. Ich lies mich auf den Boden nieder und setzte die Klinge an meinem Arm an. Schnell zog ich die Klinge durch, immer und immer wieder. Wie in einer anderen Welt gefangen sah ich dem Blut dabei zu, wie es sich seinen Weg zum Boden suchte, auf dem ich saß. Dann hörte ich ein Knacken. Und noch eins. Und dann sprang die Tür auf. Wie als könnte ich plötzlich wieder hören, sah ich ruckartig hoch in Jungkooks vor Schock aufgerissene Augen. Warum ist er denn so erschrocken? Es ist doch alles in Ordnung... "Taehyung! Was zum Teufel tust du da?!", schrie er mich erschrocken an und war mit einem großen Schritt bei mir. Ich jedoch lächelte nur. Ich war lange nicht mehr so entspannt wie jetzt gerade. Völlig ohne Sorgen saß ich da und betrachtete Jungkook leicht benommen, wie er vor mir her fuchtelte und versuchte, irgendwie meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch ich wollte nicht. Dann spürte ich einen brennenden Schmerz an meiner Wange. Plötzlich war ich wieder in der Realität, in der ich nie wieder sein wollte. "Taehyung, hörst du mich jetzt?", rief Jungkook aufgebracht. Irritiert starrte ich ihn an, dann bemerke ich das gesamte Chaos um mich herum. Geschockt weitete ich die Augen. War ich das? Dann war Jungkook wieder in meinem Blickfeld, welcher meinen Arm verband. "Was...",stammelte ich nur leise. "Jungkook...Ich...Ich weiß nicht, was passiert ist...Ich..." Verzweifelt sah ich zu ihm hoch, doch er schenkte mir keinen einzigen. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, die Blutung an meinem Arm zu stillen. Stumm liefen mir wieder Tränen über die Wangen. Am liebsten würde ich jetzt laut los schreien. Einfach den gesamten Schmerz meines Lebens los werden. Doch wie immer musste ich das Chaos in meinem Kopf aushalten, die Stimmen aushalten, die wieder auf mich einschrien. Plötzlich packte Jungkook mich grob an meinem gesunden Arm und zog mich harsch aus seinem Bad raus. Dann schupste er mich nach vorne und drehte mir sofort den Rücken zu. Stumm sah ich ihn an, ohne zu wissen, was ich tun sollte. Dann hörte ich ein leises Geräusch, es klang wie...wie ein Schluchzen. Jungkook weinte...wegen mir.

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