3; Schutzengel wider Willen

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„Ha", meinte Elaine plötzlich unvermittelt und drehte die Lautstärke des Abhörgerätes eifrig und mit einem triumphierenden Lächeln höher. „Hab ich's mir doch gedacht", verkündete sie, offensichtlich sehr zufrieden mit sich selbst, „Dass das dieser schleimige Typ aus der Bank ist. Von dem habe ich schon mal etwas mitbekommen – ich habe gehört, wie Meghan mit einem anderen Detective über ihn gesprochen hat." Mit einem Mal wirkte sie ganz begeistert.

„Wer?", fragte er selbst verdutzt, er verstand im ersten Moment gar nicht, wovon seine Partnerin da gerade voller Euphorie sprach.

„Der Mann, der vorhin an unserem Auto vorbei durch den Regen gehuscht ist? Er hatte ein dunkles Regencape an..." Verwirrt blickte sie zurück. „Haben Sie den nicht gesehen? Ich habe es nicht sofort gesagt, weil ich keine Aufruhr erzeugen wollte. Wenn er uns entdeckt hätte, wäre er vermutlich direkt wieder abgehauen – oder auch nicht, wenn man bedenkt, wie sicher sich die Banditen dieser Stadt seit Batmans Tod fühlen."

„Nein, tut mir leid." Anscheinend hatte sie diesen Mann beobachtet, als sie vorhin so angestrengt nach draußen ins spärliche Licht der Straßenlaterne gestarrt hatte. Er selbst war wohl viel zu sehr von seinen eigenen Gedanken abgelenkt gewesen – ein peinlicher Fehler, zumal er in diesem Team der ranghöhere Beamte war. Eigentlich war es seine Aufgabe, besonders professionell zu sein, aber... nun war es ja schon geschehen. „Kennen Sie diesen Mann näher? Wie haben Sie ihn erkannt?", wollte er angespannt wissen.

„Er hat einen sehr markanten Gang, als wäre sein gesamter Oberkörper vollkommen unbeweglich. Wie ein Stock. Seine Schultern bewegen sich beim Laufen kaum."

Ein weiteres Mal blickte er sie voller Verwunderung an. Woher kannte sie einen Mann aus Gothams Unterwelt – einen von schier unendlich vielen, um genau zu sein – so genau, dass sie ihn sogar an seiner Art zu Gehen erkennen konnte?

Elaine bemerkte seinen fragenden, ungläubigen Blick und zuckte ein wenig entschuldigend die Schultern. „Zugegeben", meinte sie fast beschämt, „Ich habe ein wenig Recherche betrieben – herumgeschnüffelt, wenn man so will. Als Meghan mir vor zwei Tagen angekündigt hat, dass sie plant, mich mit Ihnen in ein Team zu stecken, damit wir gemeinsam die Gothamer Unterwelt überwachen, wollte ich auf jeden Fall vorbereitet sein. Also habe ich mir allerlei Akten herausgesucht über das Klientel, das nach Wissen der Polizei hier und in den anderen Bars, die wir abklappern sollen, verkehrt, habe mir Überwachungsvideos angeschaut und so weiter. Deshalb habe ich ihn erkannt. Die Weise, wie er sich bewegt, sticht heraus."

„Anscheinend haben Sie ihre Hausaufgaben gut gemacht", stellte er beeindruckt, aber auch ein wenig verlegen fest, weil sie mit ihrem angesammelten Wissen glänzen konnte und er nichts beizusteuern vermochte.

Offenbar nahm sie ihren Job als Polizistin sehr ernst – was nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, dass sie daran glaubte, dass diese Stadt eines Tages ohne einen Superhelden funktionieren sollte. Und dass diese Verantwortung vollständig von Gothams Polizei übernommen werden sollte. Umso mehr war es eine Schande, dachte er bei sich, dass einer Beamtin wie ihr, die ganz offensichtlich für ihre Arbeit brannte, der Aufstieg innerhalb des GCPD bisher verwehrt geblieben war. Einen Moment lang betrachtete er die zierliche Frau neben sich, die sich voller Feuereifer weiter über das Abhörgerät beugte und mit vor Anstrengung zusammengekniffenen Augen lauschte. Ob es wohl ein Akt der schon lange überfälligen Gerechtigkeit wäre, mit Meghan über eine Beförderung für sie zu sprechen – oder eine unerwünschte, herablassende Grenzüberschreitung, wenn er ihre – wenn auch nur bürokratischen – Kämpfe für sie austrug?

Gerade, als er noch etwas sagen wollte, schoss Elaines Finger warnend in die Höhe, blass und zerbrechlich im nächtlichen Licht Gothams. Dann deutete sie stumm auf das schwarze Abhörgerät und bedeutete ihm so ganz aufgeregt, ebenfalls zu lauschen.

Gothams Engel - Batman (John Blake) Fan Fictionحيث تعيش القصص. اكتشف الآن