Rasante Spritztour mit einem Mistkerl!

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ROSA

„Sie stehen unter Beobachtung, jeder Schritt, den Sie machen, wird fotografiert, jedes Telefonat, das Sie führen, wird abgehört und aufgezeichnet. Wir wissen, dass Sie sich mit Guzman Alvarez Davila getroffen haben." 

***

Den Fahrtwind an meinem Körper zu spüren, während ich durch die Stadt brause, lässt mich durchatmen. Ich lehne mich in die Kurve, überhole im Stau stehende Autos und lächle, als ich bei Orange noch Gas gebe und mich vor der riesigen Kolonne retten kann. Das Glück eines jeden Motorradfahrers oder in meinem Fall Fahrerin. 

Es ist später Nachmittag, der Verkehr ziemlich dicht, doch mit meiner roten Ducati Estrada bin ich wendiger und schaffe es vor der Rushhours heraus. Als ich endlich auf der Nebenstraße bin, fühle ich erst so richtig frei. Wenn man als Kind auf dem Land groß geworden ist, die Stadt nur als Studierende kennt, geht man zwar in der schieren Masse der City unter, aber man fühlt sich nicht so, wie auf dem Land. 

Hier gibt es unendliche Weiten, Grünflächen und eine schnurgerade Straße, die irgendwohin führt. Der Nachteil in einer ländlicheren Gegend ist man nie allein, zumindest empfinde ich das so. In der Stadt schert es keinen, wie du aussiehst, was du machst oder woher du kommst. Aber hier, kennt jeder jeden und die Buschtrommel funktioniert bestens. 

Als ich einen Wagen hinter mir bemerke, spanne ich mich automatisch an. Ich kann nicht einschätzen, was der von mir will. Doch, dass er mir immer näher kommt, trägt nicht gerade dazu bei, dass ich mich entspanne. Ich gebe Gas, rase ihm davon, nur um eine Kurve später in eine Polizeikontrolle zu geraten. 

„Verdammte Scheisse!", zische ich und drossle das Tempo. Der Polizist winkt mich heraus und als ich den Helm vom Kopf nehme, die Haare schüttle und den dicklichen Mexikaner in die müden Augen schaue, hoffe ich, dass er mir eine Verwarnung gibt und weiterfahren lässt.  

„Seniorita, Sie waren viel zu schnell unterwegs", gibt er von sich. Ich runzle die Stirn, denn seine Wortwahl klingt wie aus einem schlecht produzierten Pornostreifen. 

„Aber nur, weil ich es so eilig habe, Señor", erwidere ich und kann mir ein Schmunzeln gerade noch so verkneifen. Checkt der denn nicht, dass er sich lächerlich macht? Er überlegt kurz, schüttelt dann aber bedauernswerter Weise den Kopf.

„Tut mir leid, Seniorita. Ich muss Ihre Papiere sehen", meint er und will gnadenlos rüberkommen, als er mir seine pummelige Hand entgegenhält. Ich schnaube und frage mich, ob das zu einem von Gottes unerklärlichen Plänen gehört. Nicht, dass ich super religiös wäre, aber in so manchen dunklen Stunden in meinem Leben hat er mir irgendwie Kraft gegeben. 

„Das wird nicht nötig sein", höre ich plötzlich eine Stimme. Na, wer sagt's denn, denke ich, doch als ich mich umdrehe, durchfährt mich ein Blitz. Aber keiner von den guten, die einen dann elektrisiert zurücklassen, sondern einer, der einen für einen kurzen Moment lähmt. 

„Sie!", zische ich und fixiere Agent Gandia. Er kommt lässig auf uns zu, nimmt die Pilotenbrille von der Nase und legt den Kopf schräg, als er vor mir stehen bleibt. Schwarz steht ihm wirklich gut, denke ich und schüttle darüber kaum merklich den Kopf. 

„Sie können es einfach nicht lassen, was?", erwidert er und wendet sich danach dem Polizisten zu. Als er ihm in aller Öffentlichkeit Geld zusteckt- und dann nicht gerade wenig – bleibt mir dann doch der Mund offen stehen. Wusste ich es doch, dass der Dicke das aus einem Pornofilm abgeschrieben hat. Ich schüttle lachend den Kopf, kann nicht fassen, dass das gerade passiert ist und das ich so dumm war wirklich anzuhalten. 

Der Polizist bedankt sich murmelnd, entfernt sich von uns und steigt in seinen schäbigen Streifenwagen. Als er davonfährt, spüre ich, dass Gandia sich mir nähert. Ich straffe die Schultern und wappne mich auf einen heftigen Schlagabtausch. 

Gangs of Sinaloa - Killing LoveDove le storie prendono vita. Scoprilo ora