Muskelschwund

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Nach dem Abendessen machten sich die Rumtreiber als einige der letzten auf zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Auf dem Weg unterhielten sich Sirius und James wieder einmal eifrig über Quidditch... worüber auch sonst. Peter hörte den beiden einfach zu und gab hin und wieder einen Kommentar dazu ab. Remus ging als einziger alleine hinter ihnen. Er hörte dem Gespräch nicht zu. Das einzige, was ihm momentan durch den Kopf schwirrte, war Pennys Aussage.

,,Sie schläft seit fast sieben Jahren jede Nacht in dem Bett neben mir."

,,Hey, Moony! Alles in Ordnung?" meldete sich plötzlich Peter neben ihm zu Wort. Er hatte gemerkt, dass Remus einfach nur stur die Zähne zusammengebissen hatte, und missmutig hinter seinen Freunden her gestapft war. Außerdem hatte Peter mitbekommen, dass Remus beim Abendessen auch schon so seltsam ruhig gewesen war.

Remus zuckte lediglich die Schultern.

,,Ich... Keine Ahnung, ich bin einfach müde." log er. Insgeheim war er einfach nur verwirrt. Er konnte sich nicht erklären, warum die Aussagen von Penny und June überhaupt nicht zusammen passten. Immerhin wusste er doch, dass June ein Werwolf war!

Er erinnerte sich noch ganz genau daran, wie June ihm von der Nacht erzählt hatte, in der sie gebissen wurde. Remus wusste noch gut, wie bildlich sie alles beschrieben hatte und wie sich plötzlich Tränen in ihren Augen gebildet hatten. Außerdem braute sie ja nicht einfach so jeden Monat Wolfsbanntrank. Das hatte sie ja auch schon gemacht, bevor sie Remus kennen gelernt hatte. Er wusste auch, dass Junes Eltern von einem Werwolf umgebracht wurden... und laut Sirius' Aussage, war sie selbst der Werwolf gewesen. Sowas dachte sich kein Mensch aus!

Remus hatte mit June so oft über das Dasein als Werwolf gesprochen. Und sie hatte es immer zu einhundert Prozent nachvollziehen können. Auch was die Schmerzen betraf, die ihre Familie deswegen durchleben musste. Das alles konnte nicht erfunden gewesen sein. Es musste sich hierbei einfach um ein Missverständnis handeln!

,,Bist du sicher?" fragte Peter skeptisch, da Remus immer noch sehr geistesabwesend wirkte. Doch dieser nickte.

,,Ja. Danke, Wurmschwanz. Es ist nur... weil June im Krankenflügel ist. Ich mach' mir Sorgen." sagte er zu seinem Freund.

,,Mach' dir keinen Kopf!" versuchte Peter ihm aufzuheitern. ,,Bei Madam Pomfrey ist sie in den besten Händen, glaub' mir! Du kannst ja vor der Sperrstunde noch einmal in den Krankenflügel schauen."

,,Ja, du hast Recht." seufzte Remus und lächelte matt.

,,Danke, Wurmschwanz."

,,Und richte ihr Grüße von mir aus! Und gute Besserung. Ich würde ja mitgehen... Aber ich will euch zwei Turteltauben lieben alleine lassen." fügte er mit einem Zwinkern hinzu, woraufhin Remus belustigt schnaubte.

,,Alter..." seufzte er lediglich. Peter grinste nur zufrieden.

Die Rumtreiber kamen schließlich beim Porträt der fetten Dame an.

,,Passwort?" fragte diese gelangweilt wie immer.

,,Grindelo!" sagte James laut. Die fette Dame verdrehte lustlos die Augen und das Porträt schwang zur Seite und gab den Eingang zum Gryffindor Gemeinschaftsraum frei. Die vier traten ein... Doch kaum waren sie drinnen, stießen sie plötzlich auf eine riesige Menschenmasse!

Es schien so als hätten sich alle Gryffindors im Gemeinschaftsraum versammelt und würden hektisch durcheinander reden. Die Rumtreiber standen am Rand der Menge und hatten keine Chance irgendwie durchzukommen.

,,Was ist hier los?" fragte Sirius verwirrt.

,,Keine Ahnung..." murmelte Peter nur. Alle Schülerinnen und Schüler standen mit dem Gesicht zur Mitte gerichtet und versuchten offenbar einen Blick auf etwas zu erhaschen, das sich dort befand.

,,Hey, Aaron!" rief Sirius und packte einen seiner Schulkollegen an der Schulter, als er ihn in der Menge erkannte. Der Junge drehte sich verwirrt um, erkannte jedoch schließlich seinen Freund.

,,Sirius!"

,,Warum sind hier alle so aufgebracht?" fragte Sirius und auch die restlichen Rumtreiber warteten gespannt auf Aarons Antwort. Aaron beugte sich zu den vieren hinüber.

,,May Summers ist umgekippt." sagte er. Die vier, besonders Remus, rissen erschrocken die Augen auf.

,,Was?" sagten die Rumtreiber wie aus einem Munde.

,,Ja. Jetzt gerade, vor einer Minute. Sie ist mit ihren Freundinnen im Gemeinschaftsraum gestanden und hat plötzlich irrsinnig starkes Nasenbluten bekommen. Sie war kreidebleich und hat einen Gesichtsausdruck gemacht, als wäre ihr speiübel... Und dann ist sie umgefallen." erklärte er weiter.

,,Was ist denn mit ihr?" fragte Remus besorgt. Aaron zuckte nur mit den Schultern.

,,Ich hab' keine Ahnung."

,,Aus dem Weg!" rief plötzlich eine Stimme über das ganze Gerede hinweg. Die Menge begann sich aufzuspalten. Einer der Vertrauensschüler zwängte sich hindurch, während die andere Vertrauenschülerin ihren Zauberstab gehoben hatte. Hinter ihr schwebte May noch immer bewusstlos auf einer schwebenden Trage.

,,Wir bringen sie in den Krankenflügel!" sagte der Vertrauensschüler in die Menge.

Die Rumtreiber starrten May mit großen Augen an, die auf der Trage an ihnen vorbei schwebte. Sie hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war jedoch blutverschmiert, da sie wie Aaron gesagt hatte, Nasenbluten gehabt hatte.

Die Vertrauensschüler gingen mit May an den Rumtreibern vorbei aus dem Gemeinschaftsraum. Hinter der schwebenden Trage liefen Lou, Rebecca und Stella her, die alle furchtbar besorgt um ihre Freundin schienen. Anscheinend wollten die drei mit in den Krankenflügel.

,,Krass..." murmelte James vor sich hin. Remus starrte den Mädchen noch immer hinterher. Reflexartig machte er einige Schritte auf Mays Freundinnen zu und packte die letzte von ihnen am Handgelenk.

Stella fuhr überrascht herum und blickte Remus erschrocken ins Gesicht.

,,Hey... ähm... Stella, richtig?" fragte er vorsichtig. Das Mädchen nickte.

,,Ich bin Remus, ich bin ein Freund von May Schwester June."

,,Ich weiß... wir waren gemeinsam bei Junes Weihnachtsfeier." meinte Stella.

,,Ja genau!" sagte Remus.

,,Also... Was ist mit May? Geht es ihr gut? Ich meine, ist sie krank oder so? Weißt du etwas?" bombardierte er die Sechsklässlerin mit allerlei Fragen. Doch diese winkte ab.

,,Ach weißt du... Sowas wie heute kommt bei May öfter vor. Eigentlich sogar fast jeden Monat, auch wenn es nicht immer so schlimm ist. Weißt du, sie hat Muskelschwund, deswegen." meinte Stella.

Remus Herz schien von einem Moment auf den anderen auszusetzen. Die Zeit schien stillzustehen. Er starrte Stella mit großen Augen an.

,,Muskelschwund..." fragte er mit zitternder Stimme nach, da er dachte, er hätte sich verhört.

,,Ja. Deswegen muss sie auch einmal im Monat zur Kontrolle im Krankenflügel übernachten." fuhr Stella fort.

Ein kalter Schauer fuhr Remus über den Rücken. Er schluckte und merkte, wie sein Magen sich immer weiter zusammenkrampfte. In diesem Moment war er nicht fähig Stella noch irgendeine Antwort zu geben.

Diese starrte ihn lediglich erwartungsvoll an, und wartete darauf, dass er ihr antworten würde. Doch als Remus keine Anstalten dazu machte, wandte sie sich schnell wieder ab.

,,Also dann! Ich sollte wirklich nach May sehen! Man sieht sich!" sagte sie noch schnell, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und den Vertrauensschülern hinterher jagte, die schon längst mit May aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden waren.

Remus starrte ihr einfach nur mit leeren Augen und klopfendem Herzen hinterher.

May hatte also Muskelschwund...

A Lie in June (HP/Rumtreiber FF)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن