Vielleicht hatte ich das ja irgendwo verdient. Denn dann war ich alleine zu Hause und ich weinte nur in meinem Bett. Es tat mir so weh, zu wissen, dass ich heute nicht auf Yoongi eingegangen bin. Ich hätte es einfach machen sollten und so hatte ich ein ganz schlechtes Gewissen. Er wird mir doch nicht mehr lieben, wenn ich immer Nein sage, wenn er etwas will. Solche intimen Sachen machte man doch, wenn man sich liebte. Wieso hatte ich mich das heute dann nicht getraut? 

Und das war alles deine Schuld.

Ich hätte es abtreiben sollen, als ich die Möglichkeit dazu hatte. Ich wollte mein früheres Leben zurück. Ein Leben, wo meine einzige Sorge noch war, bloß keine schlechte Note zu schreiben. Ich hätte jetzt schon schlafen können. Ich würde mich nicht so schlecht fühlen und ich würde auch nicht mehr mitten in der Nacht weinen. Das war alles nicht fair... 

Und es tat so weh. Wieso immer nur ich? Ich traute mich auch nicht, meine Mutter anzurufen. Sie wurde wo anders gebraucht und vielleicht wollte sie auch gar nicht bei mir sein. Ich selbst wollte auch nicht hier sein. Und vor allem traute ich mich nicht, Yoongi anzurufen. Ich könnte es nicht erklären, würde ihn einfach sinnlos in der Nacht aufgeweckt haben, obwohl er bestimmt schon schlief. Die Verzweiflung war ätzend. So hatte ich mich zuletzt gefühlt, als ich bemerkt hatte, dass ich auf einen Jungen stand. Gott. Ich wünschte, ich wäre normal.

Ich schluchzte auf, lief langsam die Treppen runter. Ich fühlte mich im kleinen Haus so unfassbar alleine. Wieso musste meine Mutter ausgerechnet heute weg? Ich durchsuchte die Küche nach etwas zu Essen, was mich aufmuntern würde. Aber dann sah ich in den Schrank unten, entdeckte die Flaschen mit dem Alkohol. Darunter auch eine offene Weinflasche. 

Wenn ich mich betrinke, dann wird es nicht mehr so weh tun... Ich schluckte den Kloß runter, nahm die Flasche hoch. Sie wog schwer in meinen Händen und dann stellte ich sie ab, holte mir ein Glas. Das war alles nur zum Todlachen. Vielleicht werde ich gleich so viel trinken, dass ich entweder eine Alkoholvergiftung bekomme, oder wenigstens so viel, dass ich das, was in mir drin war, dann vergiftete. Dann wäre es ohne Eingriff weg und morgen würde die Welt wieder normal aussehen. 

Ich wischte mir über die Wangen, zog meine Nase hoch und öffnete die Flasche. Die rote Flüssigkeit schwappte im Glas. Einfach nicht zu viel nachdenken. Meine Hände zitterten mir, als ich das Glas anhob und zu meinen Lippen führte. Ich roch den Alkohol und spürte das Glas an den Zähnen. Es roch zum Kotzen schlecht. So wirklich unfassbar übel.

Aber ich konnte es nicht. Ich konnte es nicht trinken. Weil schon ein bisschen Alkohol vielleicht schlecht für das Baby wären. Es lebte. Es hatte einen Herzschlag. Ein Herz, das ich gehört hatte. Das war so überhaupt nicht fair. Wollte ich oder wollte ich nicht? War ich ein böser Mensch, oder eben nicht? Ich wollte meinem Baby nicht weh tun...

Die ganze Enttäuschung und Traurigkeit verwandelte sich in eine unfassbare Wut auf mich selbst. Was hatte ich mir da gedacht? Ich hätte... Ich beeilte mich zur Spüle, sah zu, wie sich nach und nach die Flasche leerte und das Glas ebenfalls. In der Küche roch es nach Alkohol und das fand ich widerlich. Wer zum Teufel will sein eigenes Kind vergiften!? Ich.

Und ich kam mit dem Gedanken an sich nicht klar, ließ alles so liegen und rannte nach oben in mein Zimmer. Ich durfte das nicht machen. Es war mein Baby und es war Yoongis. Er wird mich hassen. Und Mama wird mich hassen. Selbst Dr. Kim Seokjin wird mich hassen. Ich werde mich nur noch mehr hassen!

-

Das Klingeln weckte mich unsanft aus der unruhigen Nacht. Ich rieb mir die Augen, hob meinen Kopf. Dann klingelte mein Handy und unten auch noch die Klingel. Schule!? Nein, heute war ein freier Tag. Ich schielte auf mein Handy, las die Nachrichten von meinem Freund.

Pregnancy || YoonminWhere stories live. Discover now