21.Kapitel

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Ich lag in Patricks Armen. Es war noch dunkel, doch ich war schon hellwach. Bloß in einem alten Shirt lag ich neben ihm. Heute Abend wollte er wieder fahren. Und mich wollte er mitnehmen. Ich musste zu Rewi und wenn ich mit ihm in einer Wohnung war, war es perfekt. Patrick hatte ich immer noch nichts davon erzählt.

Die Kirche schlug sieben Mal. Giulio war im Krankenhaus. Ich musste nicht aufstehen. Dennoch konnte ich nicht schlafen. Der Drang, in sein Zimmer zu gehen wurde immer größer. Auch, wenn ich wusste, dass er nicht da war, wollte ich nachsehen. Es war schrecklich. Was machte ich bloß in einem Jahr? Dann war er nicht mehr da. Würde ich es überhaupt aushalten, ihn zu verlieren? Es würde mir das Herz brechen. Diese Tatsache wollte ich immer ignorieren, dabei wusste ich es ganz genau. Mit seinem Tod würde ich mich verändern.

Langsam kroch ich unter Patricks Arm durch. Es war, als liefen meine Füße von alleine in das Zimmer nebenan.

Alles war ordentlich, wie immer. In seinem Zimmer war er selten. Mittlerweile verbrachte er die meiste Zeit im Krankenhaus.

Vorsichtig lehnte ich mich gegen den Türrahmen und sah auf das Bett, in dem Giulio fast den ganzen Tag lag. Es tat weh, wenn ich wusste, dass er nicht da war, weil er gerade im Krankenhaus um sein Leben kämpfte. Sein Schulranzen stand schon ewig unter dem Schreibtisch. Er bekam Privatunterricht. Es war nicht auszudenken was passierte, wenn er in der Schule einen Anfall bekam. Meine Mutter wollte ihm bald einen Betreuer zuteilen, doch das wollte ich nicht. Es sollte sich nicht irgendein Fremder um Giulio kümmern. Ich wollte das tun. Doch was sollte ich machen? Ich hatte das nie gelernt. Erst nach Giulios Abschied würde ich studieren und dann war es für diesen Beruf sowieso zu spät. Die Tränen brannten schon in meinen Augen. Ich durfte nicht so viel weinen. Gesund war das sicher nicht.

Mit gesenktem Kopf drehte ich mich um. Ich sollte lieber Brötchen kaufen.

°°°

Patrick drehte mit einem Grinsen den Schlüssel in dem Schloss. Ich lächelte zurück.

In dem Hausgang stapelten sich schon die Kasten voll leerer Pfandflaschen.

"Rewi muss man echt immer hinterher räumen." Patrick seufzte.

"Rewi?!", rief er in die Wohnung.

Ein erfreuter Rewi steckte kurz darauf seinen Kopf durch die Tür.

"Palle!", rief er. Sein Blick fiel auf mich. "Ist das nicht die, mit der du mal auf dem Sofa gekuschelt hast?"

Ich wurde rot. Wie peinlich. Er erinnerte sich daran.

"Ich heiße Allessandra", stellte ich mich vor und lächelte. Er nickte.

"Seine Freundin?" Mit dem Kopf wies er auf Patrick. Es war ungewohnt, seine Freundin genannt zu werden doch gleichzeitig fühlte es sich gut an.

"Ja" Irgendwie klang meine Stimme viel quietschiger als geplant. Ich freute mich einfach so sehr, mich die Freundin von einem so tollen Mann nennen zu dürfen.

The last year  》Rewi , PalutenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt