28. Überflüssig und Unnötig

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Am nächsten Morgen wachte ich mit üblen Kopfschmerzen und einem schweren Körper auf. Ich fühlte mich als hätte ich einen Kater, obwohl ich nichts getrunken hatte. Vielleicht lag es an meinem Vorschlag eine Bank aus zu rauben. Eine Bank. Eine Bank mit Menschen. Dort drinnen würden Menschen sein. Unschuldige. Mein Körper erzitterte. Nach der kurzen Besprechung hatten Travis und ich nur noch ein paar Minuten für uns gehabt, bevor er mein Haus verlassen sollte. Amara hatte statt dessen ihren Platz, die Nacht über, bei meinem Bruder gefunden. Vermutlich sollte es so sein. Vielleicht musste es sogar so sein. Ich war nunmal das Mädchen. Das zierliche Ding. Die kleine Prinzessin von Dad und die Zicke von Mum. Meine Rebellische, sehr versteckte Seite hatte ich sicherlich von ihr. Ich lächelte bei dem Gedanken, selbst wenn ich momentan ziemlich viele Probleme mit ihr hatte. Sie war meine Mutter. Sie wollte mich beschützen, auch wenn ihre Anforderungen und ihre Sorge zu überflüssig, zu unnötig waren. Sie liebte mich nur. Mit ganzem Herzen. Ich erhob mich aus dem weichen Bett und ging geradewegs auf die Tür zu, die ich mit einem kleinen Klicken abschloss, um mich fertig zu machen. Alec hatte die schlechte Angewohnheit nicht anzuklopfen oder anzuklopfen und direkt danach hinein zu stürmen als würden die zwei Sekunden des Klopfens reichen, die Hose über meine Beine oder das T-Shirt über meinen Körper zuziehen. »Ophelia?« mein Bruder klopfte an und wenig später drückte sich die Türklinke runter. »Ich ziehe mich um und komme gleich runter.« ich brummte genervt und nahm mir eine Jeans aus dem Schrank. Ich schlüpfte hinein und schnappte mir als nächstes ein enges Top, welches ich mir überstreifte. Es war ungewöhnlich das ich mal in der Schule mit einem Top herum lief, doch seit ich Travis an meiner Seite hatte, geschah das immer öfters. Ich fühlte mich gut in meinem Körper. Ich machte mir noch einen strengen Zopf, bevor ich aus meinem Zimmer geradewegs ins Badezimmer ging, indem ich mir flink meine Zähne putzte. Alec war kein sonderlich geduldiger Mensch, aber aus irgendwelchen Gründen war er immer viel früher fertig als ich. Stand er früher auf? Vermutlich. Zumindest war er leise und das brauchte ich. Ruhe. vor allem dann, wenn ich schlief.  »ich bin fertig.« nuschelte ich in den Flur hinein als ich meinen Bruder gegen die Wand gelehnt vorfand. »Du solltest deine Geduld mal trainieren.« ich schenkte ihm ein provokantes Grinsen und zog mir unten, vor der Haustür meine Schuhe an. »Außerdem.« ich drehte mich um, wobei mein Grinsen an Größe gewann. »Holt Travis mich ab.« mit den Worten, schnappte ich mir meinen Rucksack, der an der Wand angelehnt war und trat in die Frische Luft. Heute nach der Schule würde ich Travis alles erklären und Mittwoch war der Überfall geplant, da ich alles für einen Mittwoch geplant hatte. Ich war ihm zuvor gekommen. Ich hatte die Chance ergriffen. Ich war nicht dumm und das wusste er. Aber er würde mich auch niemals in Gefahr bringen. »Hey.« ich nahm den Motorradhelm an und setzte ihn über. Travis schwieg und beobachtete mich wie ich mich hinter ihn setzte und mich an ihn krallte. Als er los fuhr, verstärkte ich meinen Griff und klammerte mich wie ein Affenbaby an seine Mutter. Am großen Parkplatz der Schule angekommen, sprang ich von Motorrad und zog den Helm ab. Ich reichte ihn Travis und drückte mich leicht an seinen Körper, um all den Mädchen zu zeigen, dass sie die Finger von ihm lassen sollten. Dieses Gefühl der Eifersucht hatte ich schon einige male verspürt, was dafür stimmte, dass ich etwas mehr von ihm wollte als nur die Kriminalität und die Aufregung. »Wir sehen uns.« hauchte ich und drückte meine Lippen auf seine. Einen Moment genoss ich die Hingabe, bevor ich mich abwandte, doch Travis packte mein Handgelenk und zog mich wieder zu sich heran. »Du siehst wunderschön aus, Ma vie.« er grinste und nahm meine Lippen erneut ein. Genüsslich schloss ich meine Augen und ließ mich in den Kuss fallen. Eine angenehme Gänsehaut nahm mich ein und mein Körper erwärmte sich, bei seinen Küssen, seinen Berührungen, seinen Worten. Ich löste mich sanft und wandte mich mit einem frechen Grinsen ab, um zu Melissa und Ruby rüber gehen, die mich beide mit hoch gezogenen Augenbrauen betrachteten. »Und was sagt deine Mutter dazu?« Ruby grinste und schüttelte ihren Kopf. »Ruby« ich rollte genervt mit meinen Augen und trat mit meiner besten Freundin und Melissa in das Gebäude. Sie wusste doch genau wie meine Mutter war und das sie Travis mit jeder erdenklichen Weise versucht hatte runter zu machen. »Du weißt doch wie sie ist.« meinte ich knapp. Ruby schien schnell zu verstehen, dass ich dieses Thema heute lieber ließ. Meine Gedanken waren überall aber nicht bei meiner Mutter. Ich musste schließlich eine Bank ausrauben. Gott. Sogar in meinem Kopf hörte sich das krank an. Dennoch. Die Aufregung war da. Ich würde einfach nur eine der Geiseln sein. Ich seufzte leise und ließ mich auf meinen Platz nieder. Das alles klang doch krank. Das alles durfte nicht schief gehen. Das alles würde schiefgehen. Deshalb sollte ich das ganze planen. Ich würde Travis daraus bekommen. Es ging schließlich um das Leben seiner Mutter. Wie sollte ich da stillhalten? Ich wollte ihr helfen. Und ihm. Es war riskant, aber notwendig. »Was ist los? Du siehst aus als müsstest du dich übergeben.« Ruby meldete sich zu Wort und legte ihre Hand sanft auf meinen Oberarm. »Mir gehts gut.« ich schenkte ihr ein Lächeln. Natürlich ging es mir nicht gut. War ich krank? Ich hatte doch diese Idee mit der Bank gehabt also war ich jetzt diejenige, die den Verstand verlor? »Das sieht echt nicht so aus.« sie wollte ihr Hand heben, um mit mir zur Krankenschwester zugehen, doch ich packte ihren Arm und drückte ihn zurück auf den Tisch. »Mir gehts gut. Ich denke nur nach.« zischte ich leise und kassierte eine hochgezogene Augenbraue von ihr. »Meine Mum.« log ich, da mir das Thema ebenfalls am Herzen lag. Das wusste sie, aber vom Überfall wusste sie nichts und das war auch besser so. Sie würde mich zusammenschlagen.

TravisWhere stories live. Discover now