Kapitel 4

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"Komm hier entlang!" Das ist Kristoff. Er spricht leise. Die Bewohner von Arendelle sollen nicht wissen, dass sie hier sind. Elsa beeilt sich ihm hinterher zu kommen. Immer wieder verfängt sich ihr Kleid in Sträuchern und Ästen. Sie gehen einen schmalen Trampelpfad entlang. Die Hauptstraße ist nicht sicher genug. Männer von Hans patrouillieren dort schon die ganze Nacht. "Elsa nun mach schon!" Diesmal ist es Anna, die spricht. Sie ist voraus gegangen und hat nachgeschaut ob ihr Weg wohl auch wirklich frei ist. Nun ist sie wieder da und wartet ungeduldig auf ihre Schwester. "Jaja, ich komm ja schon!", seufzt Elsa. 

Als Elsa sich von Jack löst, blicken sie sich an. Beide haben die gleichen blauen Augen. Sie unterscheiden sich gerade mal in einer Nuance. Er nimmt seine Hände von ihrem Gesicht und sie, die ihren aus seinen Haaren. Da bemerkt sie das ihre Fingerspitzen blau und eisig sind. Schnell schlingt Elsa ihre Hände umeinander. 

"Ist dir kalt?", fragt Jack besorgt. "Was?" Sie sieht ihn verständnislos an. Er deutet auf ihre verkrampften Hände. "Ach so das. Nein, nein. Mir geht es gut." Elsa lächelt bemüht. Noch nie in ihrem Leben hat sie Kälte gefühlt. Jedenfalls nicht so wie sie andere Menschen empfinden. 
"Na dann. Wir sollten dennoch besser gehen. Es ist schon zeimlich spät. Ich kann morgen schließlich nicht total verpennt zur Arbeit kommen.", sagt Jack. Er grinst. 

Die beiden stehen auf und als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, streckt Jack Elsa seine Hand entgegen. Sie nimmt sie, denn sie spürt wie ihre Kraft langsam zurück aus ihren Händen in den Körper fließt. 

Schweigsam legen sie den Weg zu Elsas Apartment zurück. Es sind keine Worte zwischen den beiden nötig. Sie genießen die Stille. Manchmal muss man nicht reden. Als sie vor Elsas Haustür ankommen, dreht sich die blonde Frau zu Jack um und sagt: "Wenn du willst kannst du mit raufkommen. Ich habe zwar nicht wirklich was zum Essen da, aber was zum Trinken kann ich dir alle mal anbieten." "Ja klar, dass wäre ziemlich cool." Er lächelt sie an. 

"Was möchtest du denn gerne trinken? Ich habe Orangensaft, Bier und eine halb volle Flasche Rotwein.", ruft Elsa aus der Küche als die beiden oben in der Wohnung angekommen sind. "Bier ist gut!" Während sie den Kühlschrank öffnet um die Flaschen heraus zuholen, fällt Elsas Blick auf die ungeöffnete Post. Das meiste davon sind Rechnungen und Werbung, doch da ist auch ein Brief, der anders aussieht als die anderen. Er ist aus schwerem schönen Papier und Elsas Adresse ist mit Tinte darauf geschrieben. 

"Hier." Elsa reicht Jack das Bier und lässt sich neben ihn auf die Couch fallen. Den Brief hat sie in der Hand. "Von wem ist der?" Neugierig lehnt sich Jack zu ihr. "Ich habe keine Ahnung.", antwortet Elsa nachdenklich und öffnet den Brief. 

Liebe Elsa!

Ich hoffe du bist gut angekommen. Wir waren uns am Anfang nicht ganz sicher ob der Spruch funktioniert hat, aber die Trolle haben uns versichert, dass alles so lief wie geplant. 
Ihrer Meinung lebst du jetzt ein glückliches normales Leben in einer anderen Welt, wo du nicht verfolgt wirst. Ich werde ihnen das einfach glauben, denn sonst werde ich hier noch verrückt.
Dennoch vermisse ich dich schrecklich. Ohne meine Schwester ist hier jetzt alles ganz anders. Gott sei Dank habe ich noch Kristoff, Sven und Olaf. Ohne sie würde ich das hier nicht überstehen.
Wir leben zurzeit bei den Trollen. Hans hat das Schloss besetzt. Aber wir werden ihn schon schlagen! Das versichere ich dir. Dann kannst du wieder zurück kommen und alles wird wieder so wie früher.
Du fragst dich sicher wie ich dir diesen Brief überhaupt schicken kann. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das selbst nicht ganz so verstanden. Wichtig ist nur, Grand Pabbie hat es möglich gemacht. 
Jedenfalls, wünsche ich dir, dass es dir da drüben gut geht. Du weißt ich liebe dich. Wir werden uns wieder sehen sobald dieses Ungeheuer Hans erledigt ist. 

PS: Alles Liebe auch von den anderen. Wir vermissen dich wirklich sehr.

In Liebe,
deine Schwester Anna! 

Eine Träne rinnt langsam über Elsas Wange und tropft dann in ihren Schoß. "Hey. Was ist denn los?" Jack sieht sie besorgt an. Er legt ihr den Arm um die Schultern. "Das war ein Brief von meiner Schwester.", erzählt Elsa mit brüchiger Stimme. "Und was stand drin?" "Nur das sie mich vermisst." "Na und? Sie kann dich ja jeder Zeit besuchen kommen." Er wirkt verwirrt. "Nein." Elsa schüttelt den Kopf. "Sie kann nicht her kommen. Ich bin ganz allein." Ihr Gesicht sieht aus wie versteinert. "Okay. Elsa hör mir zu!" Sie blickt ihn an. "Du bist nicht allein. Ich habe zwar keine Ahnung was das da für eine abgefahrene Geschichte mit deiner Shcwester ist, aber das ist mir egal. Du musst es mir gar nicht erzählen. Alles was zählt ist, dass du weißt, dass du nicht allein bist. Du hast mich. Wir kennen uns zwar noch nicht sehr lange, doch ich bin da. Und du bist mir wichtig! Du bist nicht alleine!" Mit ernster Miene sieht er sie an. Er meint was er sagt.

Elsas Gesichtsausdruck verändert sich. Er wird weicher. Sie beugt sich nach vorne, drückt Jack einen Kuss auf die Lippen und umarmt ihn dann. "Danke!", flüstert sie. 

Gefrorene NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt