Kapitel 23

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Die Tür führte in den Raum, durch den wir beobachtet worden waren. Der Raum, in dem auch mein Bruder und ich die anderen beobachtet hatten. Überall waren die Computer, einige waren kaputt, anderen liefen noch. Überall waren die Gesichter der Lichter. Und überall lagen Leichen. Alle hier waren tot. Ich beugte mich zu einer runter, ein Mann Mitte 40 vielleicht, und sah, dass er erschossen wurde. Das Meiste hier sah nach einer Schießerrei aus. Wahrscheinlich sind Leute hier eingedrungen. Eigentlich war das doch gut, oder? Dann würde es keine Phase zwei geben. 

"Sie haben uns wirklich die ganze Zeit beobachtet", sagte Newt fassungslos. Ich schluckte, denn schließlich war ich auch ein Teil von dem hier bevor ich dorthin geschickt wurde. Doch auch Thomas und Teresa schien das gerade bewusst zu werden. Mir hingegen wurde schlagartig klar, dass auch Brenda und Jorge hier gearbeitet hatten. Waren sie etwa auch tot? Ihre Leichen sah ich nirgends aber was wenn – Clyde! Was, wenn er tot war? Schnell lief ich durch den Raum, doch ich fand ihn nirgends und fühlte eine kleine Erleichterung. Also hatten sie es rausgeschafft. 

Ich ging wieder zu den anderen, oder eher zu Newt. Er sah mich eine ganze Weile lang an, bevor er mich in seine Arme zog. Ich erwiederte sie sofort, denn das brauchte ich jetzt genauso sehr, wie er es jetzt brauchte.

"Es tut mir so leid", murmelte ich. Er hatte vorsichtig meinen Rücken gestreichelt, doch nun ließ er mich los und sah mich fragend an. "Was tut dir leid?", wollte er wissen. Ich sagte ihm, dass es mir leid tat hier überhaupt mitgemacht zu haben. Dass ich nie etwas gegen all die Sachen unternommen habe, die ihnen angetan wurden. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen nun.

"Schlussendlich warst du aber trotzdem auf unserer Seite, schon vergessen? Alle hier haben dir verziehen", entgegnete er und ich nickte nur. Gemeinsam gingen wir Richtung Thomas, der gerade auf einen Knopf zu drücken schien. Er stand an dem Computer, an dem er immer die Lichter beobachtet hat. Hin und wieder hatte er auch mit Teresa geredet. 

Aufeinmal tauchte Eva Paige auf dem Bildschirm auf. Sie begann allen zu erklären, was passiert ist. Nebenbei wurden auch Bilder eingeblendet. Unter anderem auch welche, von einer Person, die mit dem Brand infiziert war. In dem Moment versteckte ich meinen Kopf in Newts Schulter, da ich mir das nicht länger ansehen konnte und ich wollte es auch nicht. Der Brand war grausam und es war grausam, was er mit den Leuten tat. 

Newt legte einen Arm um mich, während er sich vermutlich weiter dieses Video ansah. Eva Paige ließ es so aussehen, als hätte alles, was ANGST macht, einen guten Grund, doch sie vergisst zu erwähnen, dass auch der Brand von ANGST erschaffen wurde. Aber das würden die Jungs jetzt auch nicht mehr wissen müssen. Schließlich ist scheinbar alles vorbei.

Als der kleine Film vorbei war waren alle stumm. Niemand sagte auch nur einen Ton und ich hatte das Gefühl, dass selbst mein Atmen zu laut war. Newt unterbrach die Stille.

"Und was sollen wir jetzt machen?", fragte er in die Runde, doch niemand wusste, was er antworten sollte. Nichteinmal ich. Thomas sah sich einmal um.

"Ersteinmal müssen wir hier raus", sagte er schließlich. Da hatte er Recht. Wir mussten hier raus, das stand außer Frage. Nur die Frage ist wie. Ich kannte hier nur einen Ausgang, doch der führte nicht hinaus. Schon seit Ewigkeiten habe ich das Quatier von ANGST nicht verlassen und ich dachte auch nie, dass ich das jemals wieder tun werde. 

Wir suchten nach einer Art Ausgang, als sich ein Tor öffnete. Gerade wollten wir hindurch gehen, als wir aufgehalten wurden. Von niemand anderem als Gally. Er richtete eine Waffe auf uns und ich begann mich zu fragen, wo er diese her hatte. Und überhaupt: Wie hatte er es geschaft aus dem Labyrinth zu fliehen und das ganz alleine? Jeder andere wäre wahrscheinlich gestorben und ich nehme an, dass er gestochen wurde. 

Newt stellte sich schützend vor mich. Scheinbar hatte er Angst davor, dass ich getroffen werden und dabei sterben könnte. Ich auch, nur hatte ich keine Angst um mich, sondern um ihn. Nun war er derjenige von uns Beiden, der getroffen werden würde, wenn Gally auf uns ziehlt.

Doch er hielt die Waffe auf Thomas. Ich wusste ja, dass er ihn nicht leiden konnte, aber das ist doch kein Grund ihn umzubringen. Da fiel es mir wieder ein: Er wurde ja gestochen! Wahrscheinlich konnte er nicht mehr klar denken. 

Thomas versuchte weiter auf Gally einzureden, während auch er immer wieder etwas sagte. Ich wollte und konnte dem Gespräch nicht folgen. Es ging einfach nicht. Minho, der ebenfalls schräg vor mir stand umfasste seinen Speer und machte sich anscheinend wurfbereit. Würde ich auch machen, wenn ich er wäre.

Dann geschah es. Vor unser aller Augen. Gally drückte ab. Doch er traf nicht Thomas. Nein, denn Chuck sprang schützend vor ihn und bekam die Kugel selber ab. In der selben Sekunde hob Minho den Speer und warf ihn, sodas er Gally an der Schulter durchbohrte. Er ließ die Waffe fallen und ging zu Boden. Erst dann realisierten wir alle, dass auch Chuck getroffen würde, denn das Blut breitete sich auf seinem T-Shirt aus.

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