Kapitel 3

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Doch soetwas traute ich ihm nicht zu. Er hasste den Ort hier, das wusste ich. Nicht umsonst hatte er sich umbringen wollen. Doch er war nicht brutal. Niemals. Er dachte immer über seine Handlungen nach. Ich erinnerte mich daran was Thomas gesagt hatte. 'Newt ist der Lichter dem jeder hier vertrauen kann.' Dennoch hätte es sein können, dass er trotzdem jemandem davon erzählt hat. Vielleicht Minho. Obwohl ich vom Gegenteil überzeugt war musste ich es wissen.

"Wer weiß noch davon?", wollte ich wissen. "Niemand. Nur ich. Und ich würde gerne deine Version der Geschichte hören, obwohl ich bezweifle, dass Clyde gelogen hat." Ich nickte und erzählte ihm alles. Von dem Grund weshalb ich hier bin bis zu ANGST. Einfach alles was ich wusste. Das Einzige was ich verschwieg war, dass Thomas bei dem Kronstruieren des Labyrinthes mitgeholfen hatte. Es war nicht mehr von Bedeutung und erinnern konnte er sich sowieso nicht mehr.

Er hörte mir zu und nickte. Als ich nicht mehr weiter sprach bemerkte er, dass das alles war was ich zu sagen hatte. 

"Wirst du es jemandem sagen?", fragte ich. Er sah mich genau an und schüttelte schließlich den Kopf. Dafür war ich ihm so unendlich dankbar. 

"Ich habe dennoch noch eine Frage. Seit wann hast du dort mitgearbeitet? Was hast du alles gesehen?", wollte er wissen und sofort wurde mir bewusst worauf er hinauswollte. Was er wissen wollte. 

"Lange genug, um zu wissen wie sehr du diesen Ort hier hasst, Newt", gab ich zu. Er nickte nur bevor er ging. Ich sah ihm nach und kaute auf meiner Unterlippe bevor ich den Wald ebenfalls verließ und mich wieder an meine Arbeit machte. 

Jeff und ich alberten rum, denn schon wieder war nichts los. Nicht, dass es schlecht war, dass hier nichts los war. Ganz im Gegenteil: Das war gut. Niemand hatte sich verletzt. Irgendwann hörte man es. Die Tore schlossen sich und langsam begann es dunkel zu werden. Die Läufer waren ebenfalls schon im Kartenraum verschwunden. 

Gemeinsam mit Jeff und Chuck saß ich im Gras. Der einzige Grund warum es noch kein Abendessen gab war der, weil heute ein Lagerfeuer sein sollte. Wir beobachteten Alby und Gally dabei, wie sie alles fertig machten. Newt hatte ich seit vorhin nicht mehr gesehen. Ich seufzte. Meine Augen wanderten zu meinem Bruder, welcher noch immer eingesperrt war. 

Ich stand auf und ging einfach zu ihm. Chuck rief mir irgendetwas nach, doch darauf achtete ich nicht. Als Clyde mich sah lächelte er leicht.

"Hey Schwesterchen", begrüßte er mich, doch ich konnte nicht lächeln. Stattdessen hatte ich plötzlich kein Gutes Gefühl mehr was ihn anging. Mein Bauch sagte mir, dass ich ihm nicht trauen sollte. Dass er für ANGST arbeitete und das der Grund war weshalb er hier war. Seine letzten Worte zu mir waren 'Vergiss nicht, Beth: ANGST ist gut.' Schon immer war er der vollen Überzeugung, dass ANGST nur Gutes für die Menschheit wollte. Dass sie all das hier taten, um die Menschen zu retten. Mag sein. Vielleicht wollten sie das wirklich. Aber die Art wie sie es taten widerte mich immer mehr an. Keine der Jungs hier drinnen hatte das hier verdient. Nicht einmal Gally. 

"Hallo", sagte ich einfach nur. Ich setzte mich vor das Gitter und betrachtete ihn. Nichts hatte sich verändert. Er sah noch immer aus wie er selbst. Nur mit anderen Klamotten. Und da er auch nicht verängstigt aussah hatte ich keinen Zweifel daran, dass er einen Auftrag von ANGST bekommen hatte. 

"Warum lassen sie mich noch immer hier drinnen hocken? Als würde ich ihnen was tun. Kannst du sie nicht überreden mich rauszulassen?", bat er. Doch für eine kurze Zeit ignorierte ich seine Frage, denn ich musste nachdenken. Was, wenn ihm aufgetragen wurde nach einer bestimmten Zeit etwas zu tun? Was, wenn das damit gemeint ist. Dass sie herausfinden sollten, dass ich der Lügner bin und wenn sie es nicht taten, wenn die Zeit ablief, dann müsste er etwas tun. Das musste es einfach sein. Ich sah ihn an und stand auf.

"Ich...ich werde mal mit Alby reden", sagte ich einfach nur bevor ich ging. Das Lagerfeuer war an und die Läufer saßen und aßen schon. Die meisten Anderen auch. Thomas saß bei Minho, Winston und Chuck. Gally redete mit Alby und Bratpfanne während er aß. 

Ich seufzte, denn Newt war nirgends zu sehen. Ich beschloss zu Thomas und den Anderen zu gehen. Doch vorher holte ich mir noch etwas zu Essen. Dann ließ ich mich neben ihnen fallen.

"Na, wie war dein erster richtiger Tag?", fragte Chuck mich. Ich lächelte. "Ganz okay", antwortete ich. Doch ganz da war ich nicht. Mit den Augen suchte ich weiter nach Newt. Ich musste ihm meine Theorie sagen. Nur hatte ich die Befürchtung, dass er mich nicht sonderlich leiden konnte. Jedenfalls nicht mehr. Doch ironischer Weise war er der Einzige mit dem ich darüber reden konnte. Noch war ich nicht bereit es Thomas zu erzählen. 

Ich würde es verstehen, wenn Newt mich nicht leiden konnte. Doch das Schlimmste hatte ich ihm noch nicht erzählt: Ich war immer für die Griewer verantwortlich gewesen. Sie wurden gesteuert. Nicht jede einzelne Handlung, aber ich musste dafür sorgen, dass sie denjenigen der Nachts im Labyrinth eingeschlossen war nicht am Leben ließen. Viele dachten vielleicht, dass Thomas und Minho Glück hatten und dass sie es geschafft hatten die Griewer zu überlisten, doch das war nicht der Fall.

Der einzige Grund weshalb sie noch am Leben sind ist der: Sie sollten nicht sterben. Das war mein Auftrag. Es fiel mir nie leicht, dass ich sie steuern musste. Immer, wenn sie jemanden getötet hatten sah ich weg. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Aris oder Clyde das hätten machen müssen. Doch Clyde und Teresa sorgten dafür, dass das Labyrinth sich jede Nacht verändert und Aris füllte entweder die Box oder war für das Schließen der Tore verandwortlich. Bevor Thomas ging half er Teresa.

Wenn Newt erfahren würde, dass ich die Griewer gesteuert habe würde er mich hassen. Dem war ich mir bewusst. Deswegen würde er das nicht erfahren. Außer Clyde plappert es aus. Doch ich betete, dass er seine Klappe halten würde.

"Beth!", schrie Chuck mich an. Vor Schreck zuckte ich zusammen. Ich sollte aufhören immer an andere Sachen zu denken, wenn sie mit mir redeten. Das war unhöflich.

"Mhm?", gab ich von mir und sah zu ihm während ich auf aß. "Thomas hat dich gefragt, ob du Newt seit vorhin gesehen hast", sagte er. Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich dachte ich, dass er weiß wo er ist. Thomas stellte sein Essen auf den Boden und sah mich an.

"Und die Sache mit vorhin", begann er. "Was sollte das? Ich meine du musst es mir nicht erzählen, aber ich wollte dich wissen lassen, dass du allen die hier bei dir und mir sitzen trauen kannst." Ich nickte. Natürlich wusste ein Teil von mir, dass ich das kann. Vorher war ich gut mit Thomas befreundet. Ich kannte ihn sehr gut und wusste, dass er auch nicht einfach so Dinge weiter erzählt. Besonders soetwas nicht. Vielleicht sollte ich es ihm ja doch erzählen. Gerade als ich den Mund aufmachen wollte begann hinter uns jemand zu reden.

"Nimm es mir nicht übel Tommy, aber das ist eine Sache zwischen ihr und mir. Außerdem ist sie nicht wichtig." Sofort war jedem hier bewusst wer es war. Nur eine Person auf der Lichtung nannte Thomas Tommy. Newt ließ sich neben ihm nieder und Thomas nickte. "Ok", sagte er und beließ es dabei.

"Wo warst du?", wollte ich wissen, als niemand etwas sagte. "Ich habe nur nachgedacht", antwortete er. Das glaubte ich ihm. Was sollte er auch sonst getan haben? Aber ich würde gerne wissen worüber. Und was er über mich denkt. 

"Über was?", fragte Thomas. Newt sah ihn an. "Nicht so wichtig." Ich begann Gras aus dem Boden zu rupfen. Wieder sprach niemand. Minho war sowieso die ganze Zeit über still gewesen. Diese Gelegenheit nutzte ich einfach und ergriff das Wort.

"Newt? Wir müssen reden. Es ist wichtig", sagte ich. Ohne irgendetwas zu sagen stand er auf. Ich tat es ihm gleich. Dann lief er los und ich folgte ihm. Am Waldrand blieb er stehen. Ich war ihm dankbar, dass er im Dunkeln nicht vorhatte in den Wald zu gehen.

"Was ist los?", wollte er schließlich wissen. Er lehnte sich gegen einen der Bäume und sah mich an. Ich kaute auf meiner Unterlippe bevor ich mit reden begann.

"Also erstmal muss ich etwas wissen: Hasst du mich?" Überrascht darüber, dass ich so etwas gefragt hatte sah er mich an. Dann schüttelte er den Kopf.

"Nein. Schließlich steckst du ja jetzt ebenfalls hier drinnen, oder? Und wenn das was du erzählt hast wahr ist, und das hoffe ich mal, dann gibt es für mich keinen Grund dich zu hassen." Ich wusste, dass er log. Vielleicht hasste er mich nicht, doch ganz zu trauen schien er mir auch nicht. Vielleicht würde er es ja irgendwann mal.

"Und ich habe eine Theorie dazu, was mit dem was auf Clydes Zettel stand gemeint ist", gab ich zu und erklärte ihm meinen Gedanken. Nachdem ich mit dem Reden fertig war schien er nachzudenken bis er schließlich nickte.

"Ich werde dafür sorgen, dass Alby ihn nicht raus lassen wird. Clyde wird immer Essen und Trinken bekommen, aber bis wir uns nicht völlig sicher sind, dass deine Theorie falsch ist sollten wir den Strunk wirklich dort drinnen lassen." Ich nickte. Eine weise Entscheidung. Ich war ihm dankbar, dass er meiner Theorie Glauben schenkte. Mir fiel auf, dass er noch nichts gegessen haben musste. 

"Hast du keinen Hunger?", wollte ich wissen. Er schien in Gedanken gewesen zu sein und nickte einfach nur abwesend. Gemeinsam gingen wir wieder zum Lagerfeuer wobei er sich unterwegs noch etwas zu Essen holte. Ich nahm mir etwas zu Trinken. Dann gingen wir wieder zu den Anderen.

"Vergiss ja nicht Albys neue Regel", neckte Minho Newt sobald er sich gesetzt hatte. Minho grinste und Newt sah zu ihm.

"Werde ich schon nicht du Neppdepp. Und jetzt lass mich essen. Ich habe Hunger", antwortete er. Schnell durchforstete ich mein Gehirn. Newt hatte mir heute Morgen etwas über eine neue Regel erzählt. Wie lautete diese nocheinmal? Verdammt, ich sollte wirklich immer mit den Gedanken bei dem Gespräch bleiben. 

"Wie lautete die Regel nochmal?", fragte ich und Minho lachte leicht. "Du passt wirklich nie auf, wenn man mit dir redet, oder? Newt müsste sie dir heute Morgen erklärt haben", sagte er. Ich verdrehte die Augen.

"Hat er ja auch, nur ich war in Gedanken. Also?" Auffordernd sah ich ihn an. "Beginne keine Beziehung mit irgendjemandem hier. Alby und der Rest hier wollen keine Babys an der Backe haben. Und am Besten geht das, wenn man sich nicht verliebt", antwortete er auf meine Frage. Stimmt, jetzt erinnere ich mich wieder daran wie er es gesagt hatte. Das hatte ich eigentlich für einen Witz gehalten, aber scheinbar war es Albys Ernst. Aber hier entsprach sowieso fast niemand meinem Typ. 

"Ich werde mich jetzt mal schlafen legen", sagte Thomas. "Morgen muss ich wieder laufen." Dann stand er auf. Alle sagten ihm gute Nacht. Minho stand auch langsam auf. "Ich gehe ebenfalls ins Bett", sagte er. Nachdem auch ihm alle gute Nacht gesagt hatten und sie weg waren ließ Chuck sich ins Gras fallen. Scheinbar beobachtete er die Sterne. Erst jetzt fiel mir auf, dass Winston das schon die ganze Zeit tat. Oder schlief er? Sicher war ich mir da nicht.

Aufeinmal nahm ich ein Geräusch aus dem Labyrinth war und zuckte zusammen. Es begann sich zu verändern. Ich beobachtete die anderen Lichter, welche ausgelassen Spaß hatten. Gally rang noch mit einigen von ihnen. Ich glaube das tat er schon eine Weile. Vielleicht seit dem Newt und ich zum Wald gegangen waren. 

Alby beobachtete Clyde wachsam. Entweder mochte er ihn einfach nicht, oder er hatte die Befürchtung, dass er jede Sekunde ausbrechen könnte. Aber ich glaube es war eher das Erste. Bratpfanne unterhielt sich mit Jeff.

Dann kam Alby auf uns zu. Vor Newt hockte er sich hin. Dieser hatte die ganze Zeit auf den Boden geguckt und sah ihn nun an. "Wir müssen reden. Es geht um den Frischling im Loch", sagte er. Newt seufzte und stand auf. "Klar." Doch Alby schüttelte den Kopf. 

"Nicht jetzt. Es ist schon zu spät. Am Besten Morgen, wenn Minho wieder aus dem Labyrinth kommt. Dann halten wir eine Versammlung ab. Außer du willst sie noch vor dem Frühstück machen", entgegnete er. 

"Vor dem Frühstück wäre besser. Dann hätten wir es hinter uns", antwortete Newt und Alby nickte. Es würde um meinen Bruder gehen. Warum wollte Alby über meinen Bruder reden? Mal ganz davon abgesehen, dass er nicht weiß, dass er mein Bruder ist. Newt weckte Winston, der scheinbar wirklich geschlafen hatte, und sagte ihm, dass er ins Bett gehen solle. Chuck stand nun ebenfalls auf und machte sich auf den Weg zu den Hängematten, blieb dann jedoch stehen und sah zu mir.

"Kommst du, Beth?", fragte er. "Geh ruhig schon vor", antwortete ich und er nickte bevor er sich weiter auf den Weg machte. Newt wollte ebenfalls gehen, doch ich hielt ihn fest.

"Warte kurz. Du musst mir etwas versprechen. Bitte", flehte ich ihn an. Verwirrt sah er mich an.

"Ich verspreche nichts bevor ich nicht weiß worum es geht. Also, was soll ich dir versprechen?", wollte er wissen. Ich atmete tief durch. Diese Bitte war mir wichtig, denn egal wie sehr ich meinem Bruder gerade misstraute. Er war dennoch mein Bruder.

"Kannst du mir bitte nach der Versammlung erzählen was Alby gesagt hat?"


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