Neugierde

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Die Sonne ging gerade in einem schönen rot auf als ich aufgeweckt in den Stall ging. Der Geruch von frischem Heu und Pferden stieg in meine empfindliche Nase. Die vielen Pferde schnaubten und kauten auf ihrem Heu. Sofort machte sich Entspannung in mir breit. Ruhig ging ich zu meiner Stute und strich ihr sanft über die Nüstern. Sie grummelte zur Begrüßung leise. Ein frischer Windzug durchstreifte die Stallgasse und wirbelte den Staub am Boden auf. Leise begann ich ein elbisches Lied aus meiner Kindheit zu singen. Es handelte von den Sternen. „So früh schon auf?", ertönte eine weiche Stimme hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und zückte meine Dolche. Als ich in ein blaues Augenpaar sah ließ ich sie wieder sinken. Es war dieser Legolas. Ihn misstrauisch beäugend steckte ich meine Dolche zurück und fragte: „Wieso schleicht ihr euch so an?" Der blonde legte seinen Kopf schief. „Warum denn so misstrauisch?" Legolas kam einen Schritt näher. Da er mindestens zwei Köpfe größer als ich war musste ich zu ihm auf sehen. Wie sehr ich es hasste zu jemanden auf sehen zu müssen, aber bei meiner Größe war es leider keine Seltenheit. „Vertrauen ist ein gefährliches Geschenk. Man sollte es nicht leichtfertig vergeben", antwortete ich und sah ihm in die Augen. Genau in diesem Moment fragte ich mich, wie viele Mädchen diese Augen schon verfallen waren. Den Valar sei dank war ich nicht so leicht herum zu kriegen. Ich hatte die Angewohnheit alles was sich mir mehr als eine Armlänge näherte und nebenbei noch männlich war von mir wegzustoßen. „Damit habt ihr wohl Recht", sagte er und lehnte sich an eine der Boxentüren. Ein weißer Hengst, der anscheinend ihm gehörte, begrüßte ihn grummelnd. Unauffällig suchte ich seine Finger nach einem Ring ab, jedoch fand ich keinen. „Woher", ich machte eine Pause und ging auf ihn zu, „kommt ihr?" Die ozeanblauen Augen funkelten mich auf seltsame Weise an, wanderten dann an mir hinunter und wieder hinauf. „Waldlandreich", kam seine Antwort knapp. Mir war bewusst, dass die Waldelben dort es nicht schätzten, wenn man ihre Heimat Düsterwald nannte. „Ja, das ist mir bereits bekannt. Ich meine, woher genau? Aus dem Wald oder den Hallen des Königs?" Langsam kam ich immer näher bis ich ihn hätte anfassen können. Ein Geruch von Blumen und Wald ging von ihm aus. „Letzteres." Er kam also aus Thranduils Hallen. „Dann bist du adlig? Oder gehörst du der Königsgarde an?" Ganz von alleine hatten wir das respektvolle hinter uns gelassen. Legolas sah mich verwundert an. „Du weißt nicht, wer ich bin?" Fragend funkelte er mich an. „Nein, aber du bist anscheinend ein Sinda. Das heißt.. warte, stop. Du gehörst zur Familie des Königs? Wer bist du? Sein Neffe? Ein entfernter Verwandter?" Belustigt über meine Neugierde schaute er mir in die Augen und flüsterte: „Sein Sohn."

Die Macht der Liebe || Legolas FF Where stories live. Discover now