Kapitel 33 - Freiheit

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Niall hatte Loki die ganze Nacht lang in meinen Armen gelassen. Der treue Hund genoss diese Aufmerksamkeit und Kuscheleinheit sehr. Nur leider weckte er mich, in dem er seine Zunge einmal genüsslich über mein Gesicht zog. Innerlich hörte ich Liams schadenfreudiges Lachen über diese Angelegenheit.

Liam ahnte nicht mal im geringsten, dass Loki die Nacht nicht neben mir auf dem Boden schlief, sondern in meiner Betthälfte. Als er fragte, ob wir trotz seines Schnarchens einen erholsamen Schlaf hatten, nickte ich zwar, aber ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie Niall Loki böse anstarrte. Er hatte einfach einen viel zu leichten Schlaf. Trotzdem verpetzte Niall mich mit meiner Aktion nicht und dafür war ich ihm dankbar.

Die Stimmung war trotz allem recht bedrückt. Ich fühlte mich hilflos und konnte nicht mal richtig die Situation einschätzen geschweige denn überhaupt realisieren. Niall hingegen behielt die Fassung, versuchte stark zu bleiben und zog im Hintergrund irgendwelche Stricke von denen ich nichts wusste. Liam hatte sich ebenfalls eine Fassade aufgebaut, doch hinter dieser steckten grenzenlose Sorge, genau wie auch Niall. In mir schlummerten so viele Fragen, dass ich diese nicht mal in einer vernünftigen Reihenfolge hervorbringen konnte, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte, sie zu stellen. Gleichzeitig fühlte ich mich wieder eingesperrt in einem Käfig. Niall würde mir nie etwas verbieten, doch er bat mich nachdrücklich darum, Liams Grundstück nicht zu verlassen, da es zu gefährlich wäre. Es fühlte sich genauso beengend an wie San Diego. So fing es damals an. Erst verbot Luca mir meine Freunde zu treffen und dann durfte ich das Haus nicht mehr verlassen. Ich weiß, dass Niall mir nie so etwas antun würde, wenn es nicht dringend wäre, aber ich fragte mich in diesem Moment schon, ob ich diese Leben führen wollte. Das ist das Leben mit Niall.

Ich musste hier raus. Irgendwas tun, aber es ging nicht. Niall hütete mich wie sein Augapfel. Es dauerte bis in die frühen Abendstunden, als ich ihn in einem unaufmerksamen Augenblick erwischte. Lokis Leine hatte ich mir schon vor einigen Stunden versteckt, da Nialls unaufmerksamer Moment zu kurz war für einen Fluchtversuch. Also schnappte ich mir diese und den treuen Labrador, der mir den ganzen Tag über folgte. Draußen leinte ich Loki schnell an und verließ in recht zügigen Schritten das Grundstück. Erst als ich außerhalb der Sichtweite war, verlangsamten sich meine Beine und ich genoss meine Freiheit.

Die kühle Abendluft war so angenehm zu spüren und ich sog sie in mich auf. Mittlerweile bemerkte ich schon das Vibrieren in meiner Jackentasche. Niall und Liam versuchten mich im Wechsel zu erreichen. Doch nach den ersten Minuten beschloss ich, das Handy einfach in meiner Tasche zu lassen. Es hatte eh keinen Zweck.

Die Runde mit Loki ging mir zu schnell vorbei. Ich wollte noch etwas mehr von meiner Freiheit spüren, aber ich beschloss es für heute gut sein zu lassen. Ich wollte nicht, dass Liam oder Niall  wegen einer Angstattacke abdanken würden. Mir war klar, dass die Standpauke, die ich gleich erhalten würde, nicht von dieser Welt sein würde, aber das zahlte ich gerne für den Preis der Freiheit. Das schlechte Gewissen in mir verursachte so langsam sogar Paranoia, weswegen ich mich auf dem Rückweg doch beobachtet fühlte und auch immer mal wieder das ein oder andere Knacken aus einem Busch wahrnahm, doch das waren vermutlich  nur Vögel.

Ich trat noch nichtmal durch das Gartentor zu Liams Haus, da kam ein aufgebrachter Niall schon entgegen.

„Sag mal, gehts eigentlich noch?! Wo warst du?", fuhr er mich an.

„Mit Loki spazieren", lächelte ich ihn vorsichtig an.

„Lauren! Meine Güte, dir gehts gut!", Liam fiel mir in die Arme, als wir das Haus betraten und lobte seinen Labrador, dass er so gut auf mich aufgepasst hat.

„Siehst du, Liams Reaktion ist tausend Mal angemessener als deine, Niall", gab ich stur von mir.

„Oh, tut mir leid, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe!", er atmete tief durch, „Lauren, warum tust du mir das nur an?"

„Ich habs nicht mehr ausgehalten. Es fühlt sich so an, als würde ich meine frisch erlangte Freiheit wieder aufgeben müssen. Wieder auf unbestimmte Zeit. Es fühlt sich irgendwie an wie San Diego.", zum Ende wurde ich immer leiser.

„Was soll ich denn tun? Ich weiß, dass es Scheiße gerade ist und ich will nur, dass du in Sicherheit bist.", er raufte sich die Haare und lief dabei auf und ab.

„Niall, ich weiß, dass du mir nie etwas Böses wollen würdest, doch ich brauch die frische Luft außerhalb dieser Mauern. Ich hab das Leben mit dir zwar gewählt, aber darauf war ich nicht vorbereitet!", schrie ich ihn langsam an.

„Das hätte ich selbst nicht mal erahnen können, dass der Ex einer „Freundin" es mal auf meine Freundin abgesehen hat. Denkst du nicht, dass wenn ich es gewusst hätte, ich dich gewarnt hätte. Ganz ehrlich, dann hätte ich dich nicht mal gesucht!", seine Worte waren hart und trafen mich, obwohl sie es nicht sollten. Ich wusste, wie er es meinte, doch die Vorstellung ihn nicht wieder in meinem Leben zu haben, war mir unheimlicher als die aktuelle Situation.

„Ich hab es so satt, dass die verschiedensten Menschen sich befähigt fühlen, dich mir wegzunehmen. Haben wir nicht endlich mal das Recht darauf glücklich zu sein?", er sah mich mit Tränen in den Augen an.

In meinem Kopf herrschte die reinste Verzweiflung. Ich fing an mich zu fragen, ob wir wirklich für einander bestimmt waren, oder es doch nur der miese Streich meines Herzens war. Wir haben so viel erlebt, gelitten, aber auch geliebt. So viele Jahre haben wir gekämpft, nur um endlich hier zu stehen - gemeinsam. 

Aus diesem Grund, sagte ich das nächste: "Ja Niall, wenn jemand das Recht darauf hat gemeinsam glücklich zu werden, dann sind wohl wir das. Ich liebe dich." 

Flicker {Niall Horan}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt