Kapitel 15- The Tide

108 9 0
                                    

Es waren einige Tage vergangen, seitdem Lauren ging. Mein Herz zog sich zusammen. Noch nie hab ich so etwas gespürt. Nie hatte ich einen Grund, so viel Traurigkeit zu verspüren, bis jetzt.

Lauren war gegangen, unfreiwillig, aber sie war weg. Nicht hier. Weg von mir. Ich wollte nichts mehr als sie zurück.

In den letzten Tagen waren die Jungs oft hier, um mir Beistand und Trost zu geben. Es brachte nichts. Auch sie hörten nichts von Lauren. Es fühlte sich an, als wäre sie ein Traum gewesen und nie existierend. Ich wusste nicht mehr, was vorne und hinten war, geschweige denn, was Nahrung, Trinken und Dusche bedeuteten. Eigentlich fast dasselbe Prinzip, als wäre ich frisch verliebt, doch ich tat all diese Dingen mit einer völlig anderen Mimik. Schleppte mich durch den Alltag, als wäre ich ein nasser, dreckiger Waschlappen.

Irgendwann zog Louis mich von meiner Couch hoch, schrie mich an, dass ich meinen Arsch bewegen soll und meine Gefühle in etwas reinstecken, statt daran zu verrecken. Irgendwo hatte er ja auch Recht. Louis half mir in den folgenden Stunden mit dem Klavier. Ich konnte meine Hände nicht an irgendwelche Gitarrenseiten halten. Ich konnte sie höchstens für einen Stift und mein Notizbuch verwenden. Louis machte dies nichts aus, im Gegenteil, er war froh, dass mein Kopf noch funktionierte.

„Was fühlst du? Schließ die Augen und beschreib mir, was in dir vorgeht.", damit fing alles an. Zuerst schrieb Louis alle meine Gefühle in eine MindMap auf.

„Ich stehe bis zum Kopf in Wasser. Ich kann nicht atmen. Ich habe Angst, dass eine Welle kommt und mich mitreißt, dass diese Welle mich von Lauren fern hält. Es fühlt sich an, als müsst ich ohne sie ertrinken. Jedes Mal, wenn wir uns nähern, kommt Wasser und reißt uns auseinander. Sie sieht mich an, weint, genau wie ich. ‚Gib nicht auf, lass mich nicht los.', dass sagt sie. Nicht nur jetzt, auch in meinen Träumen, dabei könnte ich sie nie aufgeben oder los lassen. Ich möchte einen sicheren Ort für sie und mich. Ich will mich nicht bereit machen müssen ohne sie zu leben.", Tränen strömten aus meinen Augen. Ich konnte mittlerweile nicht mehr reden, versuchte den Kloß im Hals hinunterzuwürgen, doch es klappte nicht wirklich.

Nach zwei weiteren Stunden, einem Stück Pizza und jeder Menge Tränen stürmte Louis plötzlich zum Klavier und zog mich mit. Er schloss für einen Moment die Augen und fing dann an eine rhythmische Melodie zu spielen. Erst dachte ich sie wird langsam, wie eine Ballade doch dabei war sie schnell, fesselnd und hatte etwas unfassbar emotionales. Sie zog mich in den Bann, riss mich mit und ich fühlte mich, wie in einer Welle.

Das ist die Geschichte von ‚The Tide' eines der wohl emotionalsten und kraftvollsten Lieder des Albums. Nur leider machte mich diese ganze Geschichte jedes Mal wieder so emotional, dass ich mich auf die Couch gepflanzt hatte, nachdem Lauren mit der frischen Kleidung ins Bad ging, und nun mein Kopf in meine Arme vergrub, da ich meine Tränen stoppen wollte. Es ging einfach nicht. Ich dachte daran, was sie erlebt haben musste, was sie durchgestanden haben musste, wegen mir.

Ganz vorsichtig legte sich eine kleine Hand auf meinen Kopf. Ich sah direkt in ihre wundervollen grünen Augen. Auch Lauren hatte Tränen in den Augen.

„Du darfst nicht weinen, dass konnte ich doch früher schon nicht sehen.", es fühlte sich an, als würde sie diesen Satz gerade einmal hauchen, doch ich verstand jedes Wort. Leise lachte ich auf und zog sie auf meinen Schoß, um sie fest an mich zu drücken.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe. Wie sehr ich dich vermisst habe.", ich weinte diese Worte in ihre Schulter und hörte auch sie schniefen.

„Ich hab dich vermisst, jeden Tag und noch viel wichtiger, ich hab dich gebraucht.", sie sah mich an. Ihre Augen waren gequollen. Ich konnte jeden einzelnen Schmerz daraus lesen und es tat so unfassbar weh.

„Ich wünschte, ich wäre da gewesen, wünschte ich-" „Nein, du hast mich überleben lassen. Du und Flicker."

Da war sie. Die Antwort auf meine Frage, dich mich hat bis hierher kommen lassen. Sie hatte Flicker gehört.

„Denkst du wirklich, ich hätte keinen Weg gefunden? Ich brauchte bloß die Rückseite der CD Hülle lesen und wusste, sie sind alle für mich. Unser erster Kuss, unsere erste Begegnung, die Discoabende und mein Selbstbewusstsein. Diese Lieder sind so wunderschön und sie haben mich am Leben gelassen. Ich hatte gehofft, dass du mich da irgendwann raus holst. Ich dachte nur, es dauert nicht ganz solange."

Dieses Geständnis brachte mich noch mehr zu weinen. Die Tatsache, dass sie währenddessen mein Gesicht in ihren Händen hielt, weinte und gleichzeitig meine Tränen mit ihrem Daumen wegstrich ließ mich ihr so nah fühlen, wie ganz lange nicht mehr.

„Ich liebe dich", hauchte ich ganz vorsichtig, da ich sie nicht überrumpeln wollte, wie beim ersten Mal.

Sie lächelte mich leicht an, ehe sie mir näher kam. Ganz vorsichtig und unsicher. Ich ließ es geschehen. Sie wusste ich würde mich nicht wehren, wenn sie mich küssen würde, aber ich wollte ihr die Wahl lassen, es zu tun oder nicht. Im Endeffekt, war es die richtige Entscheidung, denn sie küsste mich tatsächlich. Ihre Hände verschwanden von meinem Gesicht und legten sich um meinen Nacken. Wie sehr hatte ich es vermisst. Wie sehr liebte ich diese vollen Lippen, die sich so perfekt synchron zu meinen bewegten.

Unsere Tränen vermischten sich miteinander, aber das zeigte nur, wie sehr wir gelitten hatten ohne einander. Ich war glücklich genau hier zu sein, mit ihr auf meinem Schoß und diese perfekten Lippen auf meinen. Ich drückte sie fest an mich, wollte, dass das hier nie endet, doch natürlich musste es das irgendwann.

Flicker {Niall Horan}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt