Tot oder Lebendig (überarbeitet)

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"Okay Cameron. Aber ich erwarte jetzt trotzdem eine Antwort. Und bitte, sei ehrlich. Ich finde die Wahrheit ist das Mindeste was ich verdiene.", blieb ich stur.
Er atmete tief ein. "Es war nicht nötig, deine Blutgruppe zu wissen. Außerdem hatten wir keine Zeit mehr menschliches Blut zu organisieren. Du warst so knapp davor zu sterben. Ich hatte keine Wahl."

Hinter meiner Stirn begann es schmerzhaft zu pochen.
"Was heißt 'es war keine Zeit mehr... menschliches Blut zu organisieren'?", hakte ich nach. Eine Ahnung beschlich mich und mir drehte es den Magen um.
"Es war niemand anderes da also musste ich improvisieren. Es tut mir leid."
"Und was passiert jetzt mit mir? Werde ich so wie er? Wenn ich so werde wie er, hättet ihr mich einfach sterben lassen sollen! Ich will nicht so ein Monster werden!" Mit jedem Wort wurde meine Stimme lauter und ich merkte, dass ich kurz davor war eine Panik Attacke zu bekommen.

"Talia! Es tut mir leid. Aber was hätte ich denn machen sollen? Dich einfach sterben lassen?"

"Alles wäre besser gewesen, als..." ich brach mitten im Satz ab, sprang auf und stürzte ins Bad. 

Mein Magen entleerte sich bis auf den letzten Tropfen. Obwohl eh nicht viel herauskam. 

Mir war schlecht. Mein Kopf drehte sich, als hätte ich zu viel getrunken. Jeder einzelne Knochen in meinem Körper schmerzte und meine Haut fühlte sich an, als stände sie in Flammen. 

Irgendwann würgte ich nur noch trocken. Meine Nerven lagen blank. 

Ich wusste nicht, was mit mir passieren würde, jetzt wo ich sein Blut ihm Körper hatte. Würde ich zu so einem Wesen werden? 


Plötzlich reichte mir jemand eine Flasche Wasser von der Seite. Als ich an dem dazugehörigen Arm hinaufsah, erkannte ich Adrien. 

Laut stöhnte ich und ließ den Kopf auf den Arm fallen. Die Toilette knallte dabei einmal laut und mein Schädel fühlte sich an, als würde er gleich explodieren. 

"Das sind meine Selbstheilungskräfte. Der menschliche Körper ist dafür nicht unbedingt ausgelegt. Aber es wird besser. Versprochen." Er ging neben mir in die Hocke und hielt mir die Flasche praktisch genau vor die Nase. 

"Viel Trinken ist jetzt wichtig.", ermahnte er mich und ich griff mit schweren Armen nach der Flasche und nahm ein paar Schlucke. 

Die ersten spuckte ich jedoch gleich wieder aus, um den schalen Geschmack von Erbrochenen aus dem Mund zu vertreiben. 

"Was wird aus mir? Werde ich wie du?", wisperte ich und sah direkt in seine blauen Augen. 

Er lächelte mild. "Nein, keine Sorge. Spätestens in ein paar Tagen bist du wieder ganz die Alte."

"Ohne Nebenwirkungen?"

"Ohne Nebenwirkungen.", versicherte er. 

Tapfer nickte ich und versuchte aufzustehen. Ich schaffte trotzdem keine drei Schritte und brach zusammen. 

Bevor mein Kopf auf den Boden aufschlagen konnte, fingen zwei starke Arme mich auf und ich wurde an eine warme Brust gedrückt. 

Adrien legte mich wieder in mein Bett und deckte mich behutsam zu. 

"Möchtest du etwas gegen die Schmerzen?", fragte er mich und schien ehrlich besorgt, als eine weitere Welle Schmerz meinen Körper erzittern ließ. 

Schwach nickte ich und keine Minute später, spürte ich wie Cam mir eine Spritze gab. 

Es dauerte nicht lange, bis mein Kopf sich wieder anfühlte wie Zuckerwatte und alles in eine angenehme Ferne rutschte. 

Meine Augen wurden schwer und ich wollte einfach nur noch schlafen. 


"Was wird nur aus mir?", fragte Adrien leise. 
"Ein gefühlsduseliges Arschloch.", hörte ich Cameron antworten, woraufhin Adrien gefährlich knurrte.
"Was soll ich nur machen?", stöhnte Adrien.
"Lass sie gehen.", meinte Cam und setzte sich auf die Fensterbank.
"Ich würde ja gerne aber das kann ich nicht."
Cam schnaubte leise. "Liegt es daran, dass Nassim sie haben wollte, oder daran, dass du sie faszinierend findest? Wie lange beobachtest du sie denn jetzt schon?"
"Eine Weile. Ich weiß auch nicht. Irgendetwas ist anders an ihr. Ich weiß nicht was es ist, aber es zieht mich an.", erklärte er. Verwirrung und Erschöpfung sprach aus seiner Stimme.
"Sie bietet dir die Stirn. Und ja sie ist anders.", bestätigte Cam.
"Ach scheiße! Nicht einmal meine Gefühle sagen mir etwas sinnvolles." Ich hörte einen dumpfen Knall. Wahrscheinlich hatte er irgendetwas kaputt geschlagen.
"Du magst sie.", stellte Cam emotionslos fest.
Mehr bekam ich nicht mit, da die Schmerzen wieder einsetzten und ich rollte stöhnend zur Seite.
Sofort waren die beiden an meiner Seite und redeten beruhigend auf mich ein.
Die Schmerzen waren unerträglich und ich fühlte mich, als würde ich erneut durch die Fensterscheibe springen.

Schwingen der NachtWhere stories live. Discover now