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Verdutzt guckte ich Yoongi an, ließ mir seinen Satz nochmal durch den Kopf gehen, bis ich langsam nervös wurde, als ich die Bedeutung dahinter verstand.

,,Du willst einen Kuss?", wiederholte ich. Nein, nein, das ging doch nicht. Er war hier, damit ich ihn quälen, mich rächen konnte, nicht, um mich zu küssen.

,,Ja.", sagte Yoongi selbstsicher. Ich wusste, er wollte den Kuss, ansonsten würde er sich nicht von mir fesseln lassen. Aus diesem Grund merkte ich, dass ich gar keine Wahl hatte und mich damit abfinden musste.

,,Okay.", sagte ich leise und unsicher, als ich ihn nahezu schüchtern anblickte. Während ich mich leicht vor beugte, stieg meine Angst. Es war sechs Jahre her, seit ich Yoongi das letzte mal geküsst hatte. Damals liebte ich ihn - nein, ich liebte ihn nicht. Das war das Stockholm Syndrom. Was für Emotionen würden wohl durch meinen Körper gehen, wenn-

Mein Kopf schaltete automatisch ab, als ich Yoongis weiche Lippen an meinen spürte, meine Augen schlossen sich, eine ungewollte Atmung, die zeigte, wie sehr ich diesen kurzen Kuss genoss, verließ meine Nase. Vor wunderschönen Gefühlen vergaß ich glatt, dass Yoongi nur einen Kuss wollte, einen kurzen, weshalb ich mich auch nicht von ihm löste. Ich gab mich dem hingebungsvoll hin.

Yoongis Hand fand an meinem Hinterkopf Platz; so sorgte er dafür, dass ich mich nicht wieder lösen konnte, ehe sich seine Lippen spalteten und er mich mit mehr Druck, Hingabe und Leidenschaft küsste. Und fuck, es fühlte sich so schön an, dass ich mich ihm entgegen drückte und meine Finger endlich auf seiner warmen Brust ablegte.

Yoongi spürte es, merkte, dass ich es wollte, seine Berührungen, seine Lippen auf meinen. So drückte er mich in die Matratze und beugte sich über mich, ohne einmal unseren innigen Kuss zu lösen. Seine Finger erkundeten meinen Körper, hinterließen auf meiner heißen Haut, die immernoch von dem äußerst nervigen Stoff Namens Kleidung bedeckt wurde, eine angenehme Gänsehaut. Schmetterlinge flogen wie wild durch meinen Bauch, ein wohliges Kribbeln breitete sich in ihm aus.

Als ich die Haare an Yoongis Hinterkopf ergriff und ihn somit näher an mich zog, meine Beine um ihm schlang, als Zeichen, dass er bei mir bleiben und niemals mehr weglaufen sollte - er gehörte nur mir -, unterbrach uns ein mir bekanntes Geräusch.

Mein Handy.

Das war das schlechteste Timing überhaupt. Das zeigte Yoongis Gesichtsausdruck, als er seine Lippen von mir löste. Hastig stand ich auf und lief auf mein Handy zu, das auf einer Ablage im Wohnzimmer lag, während mein Herz wie wild pochte, und das nicht, weil das Küssen anstrengend war. Wenn ich wüsste, wer mich jetzt störte. Als ich den Bildschirm sah, sah ich, dass es Jin war. Ein guter Freund aus der Schulzeit, mit welchem ich ab und zu noch Kontakt hatte.

,,Hallo?"

,,Hey, Jimin! Ich brauche dich, ein Notfall!"

Verwundert war ich schon, ich meine, so gut waren Jin und ich jetzt auch nicht befreundet und er hatte doch genug andere Kontakte, mit denen er über seinen "Notfall" sprechen konnte.

,,Ähm, okay. Worum geht's?" Ich wollte es nicht wissen, weil ich neugierig war, sondern um die Situation und den Grad der Wichtigkeit, mich bei meinem innigen Rummachen mit Yoongi zu unterbrechen, selber einschätzen zu können. Auf dieser Basis würde ich dann entscheiden, ob ich ihm beistehen würde oder er eben Pech hatte.

,,Namjoon und ich haben endlich ein Date! Ich brauche deine Hilfe, bitte bitte bitte!" Okay, das war definitiv etwas, wobei ich dabei sein wollte. Aber Yoongi...

,,Wieso fragst du nicht Hobi?", wollte ich mich aus der Sache rausholen.

,,Der ist doch nach Busan gefahren, um mit seiner Flamme durchzubrennen.", erinnerte Jin mich.

,,Ah.", meinte ich verständlich und blickte über meine Schulter nach hinten in mein Zimmer, wo ich Yoongi auf meinem Bett liegen sah, wo er wohl auf mich wartete. Als ich ihn ansah, so weit weg von ihm, nicht mehr dabei, seine Zunge in meinem Mund zu genießen, wollte ich mich selber schlagen.

Was hatte ich mir dabei gedacht? Oh mein Gott, ich hatte Yoongi geküsst, und nicht nur kurz. Wir hatten geknutscht, ganz wie früher, und es hatte mir gefallen. Wie konnte das nur passieren? Direkt hörte ich Frau Lees Stimme in meinem Kopf: Yoongi manipuliert dich. Er ist ein schlechter Mensch.

,,Bin sofort da." Mit diesen Worten legte ich auf und ging zu Yoongi, der sich aufrichtete, als er mich hörte. Er wollte gerade zum Sprechen ansetzen, da kam ich ihm zuvor.

,,Abmachung erfüllt. Jetzt kannst du dich ja auf den Stuhl setzen." Ich achtete darauf, kalt zu klingen. Er war immernoch Min Yoongi.

Die Enttäuschung in Yoongis Gesicht konnte ich nicht übersehen, da entfernte er sich schon von meinem Blickfeld und setzte sich auf den Stuhl, so, wie ich es gesagt hatte. Schluckend kam ich ihm näher und band ihn daran fest, merkte, dass Yoongi mich kein einziges Mal anschaute.

Bevor mein Herz deshalb schmerzen würde, verließ ich die Wohnung - ja, auch diesmal achtete ich darauf, meinen Schlüssel mitzunehmen.

Das wie vorhin durfte mir nie wieder passieren.

Er war immernoch Min Yoongi.

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Dieser boy hat echte Stimmungsschwankungen

Don't trust 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt