Es erstaunte mich, wie leicht meine Mitmenschen mich lesen konnten. "Ja."

Draussen stand meine Mutter vor dem Wagen, die Arme verschränkt und der Blick auf die Seite gedreht. Noch nie sahen ihre Augen so unbestimmt und verloren aus. Der Anblick machte mir insgeheim Sorgen.

"Da seid ihr ja endlich.", schnauzte sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Wagen. "Mach die Türe auf, lass uns fahren."

"Schatz, ich glaube nicht, dass ich jetzt fähig bin zu fahren.", antwortete mein Vater wahrheitsgemäss. "Lass uns ein Taxi holen."

"Sei nicht albern! Wir haben kein Geld für ein Taxi und wie willst du Bitteschön morgen arbeiten gehen?"

"Ich habe Geld dabei.", mischte sich Eren ein. Sein Blick fiel sofort auf dem Boden, als ihn meine Mutter erzürnt anstarrte. "Ausserdem könnte ich euch mein Fahrrad ausleihen, damit Herr Arlert mit dem zur Arbeit fahren kann."

Ich sah Eren an und erkannte erst jetzt wirklich, was er alles für uns tun würde. Ich fragte mich, ob ich jemals so viel für ihn getan habe oder nun, wie die Situation jetzt ist, überhaupt irgendwann mal so viel für ihn tun könnte.

"Vielen Dank, Eren.", sagte mein Vater und lächelte ihn an. "Aber meine Frau will, dass ich fahre."

"Okay.", sagte er und sah nun mich an. "Nun.. ich glaube man sieht sich?"

Ich riss meinen Blick von ihm weg und schaute meine Mutter an. "Wir nehmen Eren mit.", sagte ich harsch.

Alle unsere Blicke richteten sich auf die einzige Frau in der Gruppe, welche sogleich das Gesicht verzog. Aber bevor sie irgendetwas sagen konnte, trat ich dazwischen.

"Ich brauche ihn jetzt bei mir. Er hat alles gesehen. Es wäre nicht gerecht ihm gegenüber, wenn er nicht weiss, wie es mir geht."

Meine Mutter zog eine Augenbraue kraus, zischte dann und lief um das Auto, um beim Beifahrersitz einzusteigen.

Dabei äusserte sie kein Wort.

Mein Vater seufzte tief, wissend, dass dieser Abend noch lange sein wird. Als er uns den Rücken zudrehte, ergriff ich Eren's Hand, drückte sie fest und spürte zum ersten Mal heute das Zittern in meinen Knien.

"Armin-"

"Verlass mich nicht.", flüsterte ich und drückte die Hand noch fester. "Verlass mich heute Nacht nicht. Bitte."

Ich habe immer noch nicht ganz verstanden, was mir passiert ist, noch was mich erwartete. Aber die Angst schlich sie langsam aber sicher an.
Alle waren besorgt um mich, haben schon verstanden, was mir bevorstand, und dies machte mir Angst.

Eren erwiderte endlich den Druck, setzte sich in Bewegung und zog mich auf die Rückbank, wo wir unsere Hände losliessen, jedoch noch unsere Wärme spürten.

* * *

"Schatz, ich glaube nicht, dass Armin nun darüber sprechen möchte-"

"Ich, als Mutter, muss doch wissen, was meinem Sohn zugestossen ist, verflucht!", schrie sie am Esstisch beim Abendessen.

"Ja, aber das kann er genauso gut auch morgen erklären.", widersprach mein Vater.

Just friends, right? || ereminWhere stories live. Discover now