„Andere Frage", entgegnete er darauf nur.
„Woher wisst ihr, dass sie euch nicht alle hinters Licht führen wollen? Giorgio könnte sich auch hier irgendwo versteckt halten und einzig und allein als Ziel haben uns das Geld abzuluchsen"

Verwundert schauten wir ihn an, wobei ich die erste war die ihre Sprache wiederfand.
„Weil es nun mal die Wahrheit ist. Er ist wirklich in Italien und wird dort von der Cosa Nostra festgehalten. Sie war es schließlich auch, die kurz vor dem Autounfall auf uns geschossen hat"

Nun war meine Stimme mindestens genau so spitz wie die meines Vaters.
Warum musste er denn auch alles so genau hinter fragen? Er war doch mal mit Giorgio befreundet gewesen.
Warum konnte er denn nicht einfach über seinen Schatten springen?

„Ich werde hier trotzdem niemandem einfach so Geld leihen", entgegnete er darauf nur und ich merkte wie sich Enttäuschung in mir ausbreitete.

„Wieso denn? Kannst du wenigstens einmal einen vernünftigen Grund nennen warum du ihnen nicht helfen willst?"

Nun konnte man sehen wie sich langsam Wut auf dem Gesicht meines Vaters ausbreitete.
Vielleicht hatte ich es doch etwas zu sehr auf die Spitze getrieben.
Aber dafür war es nun zu spät.

„Weil ich ihnen nicht vertraue. Sie haben uns schon mal hintergangen, um an einen großen Teils unseres Geldes zu kommen", fing er an seine Standpauke zu halten, aber er wurde bereits von meiner Mutter unterbrochen.

„Sie haben uns nicht hintergangen. Es war auch teilweise unsere eigene Schuld", korrigierte sie ihn.

„Trotzdem! Ich werde nicht nochmal so einen Fehler machen und mich in die selbe Lage wie früher befördern. Außerdem wenn die Cosa Nostra wirklich ihre Finger dort im Spiel haben sollte, dann wäre es deutlich besser, wenn wir uns lieber aus der Sache heraus halten"

„Aber...", setzte ich an wurde jedoch von meinem Vater unterbrochene

„NEIN!", ertönte es laut von ihm, worauf ich leicht zusammen zuckte.
„Ich werde niemandem einfach so viel Geld geben. Egal ob ich mit ihm befreundet war oder nicht. Unsere gesamte Existenz hängt davon ab und ich werde nicht alles was ich aufgebaut habe einfach so in den Wind schießen. Damit durfte ich nämlich schon Erfahrung machen"

Enttäuscht ließ ich mich zurück an die Lehne meines Stuhls sinken.
Abermals wollte ich den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, aber ich schloss ihn darauf sofort wieder.

Es hatte einfach keinen Zweck. Ich könnte so viel diskutieren wie ich wollte.
Er würde jedes Mal mit der gleichen Antwort ankommen.

Langsam musste ich es mir wohl eingestehen, was Angelo damals im Auto zu mir gesagt hatte.
Ich konnte nicht Narben heilen, die seit Jahren vorhanden waren, denn sie würden für immer bleiben.




Vorsichtig drückte ich auf die Nummer, die in meinem Handy eingespeichert war und hielt es mir dann ans Ohr.

Die restliche Zeit des Essens hatten wir alle im Schweigen verbracht.
Keiner, abgesehen von meinem Vater, hatte sich getraut noch ein Wort zu verlieren.
Zu groß war die Angst, dass die Bombe somit endgültig in die Luft gehen könnte.

Nun stand ich in meinem Zimmer und hielt nervös mein Telefon in der Hand und wartete darauf, dass Angelo auf der anderen Seite der Leitung den Anruf entgegennahm.

Wie bestimmt schon zum tausendsten mal heute biss ich mir nervös auf die Lippe.
Wie würde er wohl reagieren, wenn ich ihm von den Worten meines Vaters erzählte?

Schließlich hatten wir alle viel Hoffnung in die Sache gesteckt und ernsthaft gedacht, dass wir ihn überreden könnten.
Aber wir hatten es nicht geschafft und waren jetzt ziemlich am Arsch.

„Kylie?", fragte auf einmal die tiefe Stimme am anderen Ende, worauf ich erleichtert die Luft aus meinen Lungen ließ.

Keine Ahnung, warum mir so ein Stein vom Herzen fiel als ich ihn hören konnte, aber es hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich.

„Angelo!", entgegnete ich nur und fing bereits an zu plappern.
„Wir haben vorhin meinem Vater von der Cosa Nostra erzählt und ihn probiert umzustimmen euch zu helfen"

„Und? Hat es geklappt?", fragte er und man konnte Hoffnung aus seiner Stimme heraushören.
Wieder biss ich mir nervös auf die Lippe und schüttelte langsam den Kopf, obwohl er das überhaupt nicht sehen konnte.

„Nein, wir haben es nicht geschafft. Er weigert sich immer noch. Seine Existenzängste sind einfach zu groß"

Es herrschte kurz Stille bis man nach ein paar Minuten wieder Angelo Stimme aus dem Hörer vernehmen konnte.
„Naja, kann ich irgendwie verstehen. Schließlich ist das eine große Summe an Geld, die er einfach so weggeben würde"

„Ich weiß, aber er würde es ja auch nicht zahlen, wenn ihr uns das Geld in Raten wieder gebt. Er denkt die ganze Zeit, dass Roberto und dein Vater ihn wieder hintergehen wollen, sodass er in die selben Situation wie vor fünfzehn Jahren kommt"

Ich konnte hören wie Angelo aufseufzte und stellte mir schon vor wie er sich durch die schwarzen, leicht lockigen Haare fuhr.

„Dann müssen wir uns wohl eine andere Möglichkeit überlegen, aber wichtig ist, dass wir meinem Onkel sowie deinem Vater davon abhalten auf dumme Ideen zu kommen, die sich gegeneinander richten. Mein Onkel hat nämlich bereits von den Anschuldigungen erfahren, die es unter euren Männern ebenfalls gab"

„Hat er denn schon irgendwas geplant?", fragte ich besorgt und lief nervös in meinem Zimmer umher.
„Nein, er ist lediglich wie Rumpelstilzchen im Haus umher gesprungen und hat alle angeschrien. Er hat nicht mal zu gehört, als ich ihm erklären wollte, dass die Täter vielleicht auch die Cosa Nostra sein könnten"

Erschöpft seufzte ich auf und ließ mich auf mein Bett fallen.
„Gut, so schlimm ist das ja noch nicht. Aber sobald er wieder verrückte Ideen hat, musst du mir Bescheid geben"

„Mach ich! Und du mir, wenn deinem Vater etwas einfällt, was mein Onkel zur Weißglut bringen könnte", entgegnete er, worauf ich nur zustimmte.

Dann ertönte bereits das Tuten aus meinem Handy, wodurch ich es von meinem Ohr nahm.

Wenn jetzt auch nur irgendeiner von uns einen falschen Schritt machte, konnten wir uns darauf gefasst machen uns im nächsten Moment mit gelandeter Waffe gegenüber zu stehen.

———
So wie gesagt heute noch ein Kapitel und weil ich nett bin so gar ohne fiesen Cut 😁❤️
Eine Runde Applaus bitte.

Aber dafür sitzen Kylie und Angelo jetzt ziemlich in der Patsche, wenn man das so sagen kann.
Any ideas wie sie die Situation noch retten können?
Seid mal kreativ, alles ist erlaubt sogar eine Reise nach Italien wäre möglich😁

P.S. Mein Wattpad spackt momentan ziemlich, weswegen ich nur über den Laptop schreiben kann, also nicht wundern, wenn sich alles in den nächsten Tagen etwas verzögert

Angelo | ✓Where stories live. Discover now