Anscheinend hatte ich sie mit meinem Schweigen doch mehr verletzt, als ich gedacht hatte.

„Kann ich machen", hörte ich ihn sagen und sah dann wie er sich von der Lehne abstieß und auf die Treppe zu steuerte.
Ich war jedoch schneller und stand bereits unten im Wohnzimmer, bevor er überhaupt die erste Stufe erreicht hatte.

Verwundert schaute er mich an und legte den Kopf leicht schief.
Auch meine Mutter hatte nun aufgeschaut und auf ihrem Gesicht bildete sich ein kleines Lächeln.
„Hast du uns etwa belauscht?", fragte sie dann und wendete sich wieder dem Tisch zu.

„Ein bisschen", murmelte ich und ließ meinen Blick zu ihr wandern.

Ich konnte sehen wie sie die Zettel alle auf einen Haufen tat und sie in einem großen Ordner verstaute. Anschließend klemmte sie sich diesen unter den Arm und drehte sich dann zu Angelo und mir.

„Ich lass euch mal kurz alleine", waren ihre letzten Worte gewesen, bevor sie aus dem Wohnzimmer verschwunden war.
Ich schaute ihr noch hinter her und wartete bis die Tür mit einem Klicken ins Schloss viel.

„Weißt du schon wann du wieder in die Schule gehen möchtest?", hörte ich Angelo fragen, worauf ich mich wieder zu ihm wandte.
Langsam schüttelte ich den Kopf und blickte dabei in seine schwarzen Augen.

„Nein", murmelte ich leise.
„Aber ich denke ich sollte es bald wieder tun"

„Wie wäre es mit morgen?", fragte er, worauf ich mir nur verbittert auf die Lippe biss.
Eigentlich hatte ich gehofft, dass er das nicht sagen würde.

Anscheinend hatte er meine Reaktion mitbekommen, denn ich spürte wie er nach meiner Hand griff und diese einmal drückte.
„Kylie", hörte ich ihn langsam meinen Namen sagen und merkte wie er sich etwas zu mir herunter beugte, sodass wir auf der gleichen Höhe waren.

Abermals biss ich mir auf die Lippe und schaute ihn mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck an.
„Muss es denn schon morgen sein?"

„Es muss nicht, aber desto schneller du wieder zurück kehrst, desto einfach wird es für dich sein. Du solltest dich nicht so in Caras Tod reinfressen"

Traurig schaute ich ihn an.
Ich wusste selber, dass es nicht gut war, wenn ich mich die nächste Zeit in meinem Zimmer verbarrikadierte und nur zum Essen heraus zu kam.
Aber ich hatte irgendwie Angst davor, dass ich es ohne Cara nicht schaffen könnte.
Schließlich war sie eine meiner besten Freund gewesen und ich vermisste sie so verdammt doll.

„Kylie?", riss Angelo mich aus meinen Gedanken.
„Also was ist nun?"

Mit einem Seufzen schaute ich wieder in seine schwarzen Augen und nickte langsam.
„Gut", murmelte ich leise
„Ich geh morgen wieder hin"

Ich konnte sehen wie sich seine Mundwinkel leicht hochzogen und er nickte.
„Ich hol dich ab, dann bist du nicht allein"

„Danke", flüsterte ich und spürte wie er mich zu sich heran zog und einen Kuss auf den Kopf drückte.
Ich schlang darauf nur meine Arme um seinen Hals und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge.

Erst nach ein paar Minuten löste ich mich langsam von ihm und blickte wieder in seine dunklen Augen.
„Hast du schon irgendwas davon gehört wer die Täter waren?", fragte ich schließlich, worauf er den Kopf schüttelte.

„Nein, die Polizei sitzt noch an dem Fall, aber sie haben bis jetzt immer noch nichts heraus gefunden. Stattdessen haben wir aber ein anderes Problem"

„Ein anderes Problem?", fragte ich und schaute ihn unsicher an.
Er klang besorgt, also musste es bestimmt irgendwas sein, worüber man sich nicht freuen konnte.

„Ja, unter unseren Männern kommen die ersten Gerüchte auf, dass der Unfall von eurer Seite geplant war, als Heimzahlung für das Abfangen der Waffen"

„Was?", entfuhr es mir laut.
„Warum sollte mein Vater das tun? Er würde doch nie im Leben seine eigenen Tochter in Lebensgefahr bringen"

„Es sind ja auch nur Gerüchte und ich bezweifle sehr stark, dass sie der Wahrheit entsprechen. Auch wenn dein Vater mich nicht sonderlich leiden kann, würde er das glaube ich nicht machen", entgegnete er und man konnte die Sorgen in seinen Augen wieder erkennen.

„Dennoch denke ich, dass es nicht mehr lange dauernd wird bis mein Onkel und dein Vater von den Gerüchten Wind bekommen und du kannst dir ja bestimmt vorstellen wie sie reagieren werden, wenn sie von den Anschuldigungen und Vorwürfen erfahren"

„Ja, das kann ich nur zu gut. Ich glaube, dann könnt ihr das Thema Hilfe von uns bestimmt an den Nagel hängen, denn mein Vater wird sich dann erst Recht weigern euch zu unterstützen", antwortete ich und lehnte mich an den Esstisch, der hinter mir stand.

„Wir müssen es irgendwie verhindern, dass sie sich gegenseitig hoch pushen", überlegte Angelo nachdenklich.

„Und wie willst du das machen? Gerüchte verbreiten sich wie der Wind. Bevor wir die ersten vom Gegenteil überzeugt haben, ist es schon längst bei deinem Onkel und meinem Dad angekommen. Außerdem wissen wir ja nicht mal, wer das mit den Schüssen war"

„Ich weiß", hörte ich ihn nur antworten und sah wie er sich besorgt durch die Haare fuhr.
„Es bleibt uns eigentlich nichts anderes, als abzuwarten und heraus zu finden, wer das wirklich war"

Ich nickte zustimmend und stieß mich dann vom Tisch ab.
„Ich hoffe einfach nur, dass wir bis dahin keine weiteren Toten haben werden"

„Da bist du nicht die einzige, aber ich habe das ungute Gefühl, dass es nicht dabei bleiben wird"

———
Ich glaube wir wissen alle wer das mit den Schüssen war oder bin ich da die einzige?🤔

Any ideas was im nächsten Kapitel passiert?
Tipp: Scarlett ist mit von der Partie😁
Ein bisschen Drama schadet ja auch nicht oder wird es vielleicht was ganz anderes?🤔

Angelo | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt