Rührei

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Als ich das nächste Mal die Augen öffnete war Volkan nicht mehr da und ich hatte unglaubliche Kopfschmerzen.
Stöhnend setzte ich mich auf und sah mich um.
In dem Raum stand nichts ausser ein Tisch, einige Schränke und das Sofa auf dem ich saß.
Die Fenster waren verdunkelt aber ich konnte erkennen das er draussen bereits hell wurde und stand auf.
Mein Handy, wo ist mein Handy?
Ich griff nach der Lederjacke und bemerkte das ich sie nicht mehr trug, somit war dann wohl auch mein Handy und meine Schlüssel weg, na super.

Ich trat auf die Tür zu, drückte die Klinke nach unten und trat uns freie. Es war wieder arschkalt.
Der Innenhof war Menschenleer und alles was ich in der Ferne hören konnte war ein vorbeifahrender Zug.
Was sollte ich denn jetzt machen?
Wo bin ich überhaupt?
Scheisse wie soll ich denn bitte nach Hause kommen?

"Yo!" ich schnellte herum und sah einen fremden Mann auf mich zukommen.
Panik durchfuhr mich und ohne nachzudenken rannte ich in die gegengesetzte Richtig davon.
Der Typ lachte nur laut und eine Sekunde später sah ich auch wieso, vor mir stand ein hoher Gitterzaun der mit Stacheldraht versehen war.
Ich drehte mich um und blickte direkt in sein Gesicht.
"Also Prinzessin, ich habe Anweisung dir kein Haar zu krümmen, auch wenn ich nur zugern wüsste was unter all dem Stoff liegt." er musterte mich von Kopf bis Fuss und ich schauderte, einfach widerlich.

"Ich will einfach nur nach Hause." meine Stimme war kratzig und kaum zu hören.
"Wir wollen alle das du verschwindest glaub mir, aber erstmal soll ich dich ins Krankenhaus fahren." er nickte mit dem Kopf zu einem schwarzen SUV.
Fragend sah ich ihn an, wo war Volkan?
Er lachte als hätte er meine Gedanken gelesen.
"Scheisse was hat er sich da wieder eingebrockt man. Volkan ist nicht da, ist mit seiner Frau zum Essen verabredet und musste vorher noch paar Sachen erledigen." mit seiner Frau? Was wurde hier bitte gespielt?

"Hör zu Prinzessin ich hab keine Zeit für diesen Mist, komm jetzt sonst werd ich echt pissig." er packte mich am Arm und setzte mich in den Wagen.
Er fuhr ohne ein weiteres Wort los und schwieg auch während der ganzen Fahrt zum Krankenhaus.
"Volkan meinte du wohnst hier in der Nähe und ich soll dich hierher bringen. Du findest dann ja wohl alleine zurück." er deutete auf die Tür und ich stieg aus.
"Danke." sagte ich noch bevor ich sie wieder schloss und in die Notfallaufnahme schritt.

Nachdem ich den Ärzten und Schwestern immer wieder die gleiche Lüge aufgetischt hatte, die Nase schmerzhaft nochmal gebrochen und dann geschient wurde und mir alle möglichen Schmerzmittel verabreicht wurden konnte ich das Krankenhaus auch schon wieder verlassen.
Schnurstracks und mit einem stetigen Blick über die Schulter ging ich die paar Strassen bis nach Hause.

Die Tür war glücklicherweise nicht verschlossen und ich betete das mir irgendwas einfallen würde das ich meiner Mutter erzählen konnte.
Kaum hatte ich das Haus betreten segelte sie auch schon die Treppe hinunter.
"EMILIA ANASTASIA SCHMIDT WO HAST DU GESTECKT!" schrie sie hysperisch und als sie mein Gesicht sah blieb sie wie angewurzelt stehen.
Ihr Gesicht verhärtete sich noch mehr und sie verschränkte die Arme.

"Du warst bei diesem Mann nicht wahr? Hat er dir das angetan." letzteres war keine Frage sondern eine Verstellung die ich sofort verneinte.
"Nein Mama, ich bin ausgerutscht als ich spazieren war und musste über Nacht im Krankenhaus bleiben." sie schüttelte den Kopf und kam auf mich zu.
"Schatz, schau dir mal dein Gesicht an. Das kommt nicht vom hinfallen. Bitte sein ehrlich zu mir, was ist passiert?" sie nahm mich an der Hand und wir setzten und auf die unterste Treppenstufe.

"Wie gesagt Mum, ich bin hingefallen und musste ins Krankenhaus, dass ist die Wahrheit." ich stand auf und ging wieder zur Haustür.
"Wo willst du hin?" ich drehte mich nochmal um und schnappte mir dabei meinen Geldbeutel der auf der Kommode lag und die Daunenjacke vom Hacken.
"Paar Sachen einkaufen, bin bald zurück." und damit verliess ich erneut das Haus.
Handy, ich brauche unbedingt ein neues Handy.

Ich nahm den Bus in die Innenstadt und ging geradewegs auf den GRAVIS Store zu um mir ein neues iPhone zu holen.
Nachdem ich mir auch alles direkt installieren ließ beschloss ich noch einwenig durch die Stadt zu schlendern.
Eine innere Unruhe machte sich in mir breit als ich mich plötzlich beobachtet fühlte.
Es dauerten nicht lange bis ich ihn auf der anderen Strassenseite entdeckte.
Aber er war nicht allein, neben ihm stand eine wunderschöne Frau.
Sein Blick durchbohrte meine Augen aber ich wandte mich schnell ab und entschied das ich doch lieber nach Hause wollte.

Immer wieder sah ich über meine Schulter, er folgte mir nicht.
Zuhause angekommen legte ich mich direkt ins Bett und beschloss die letzten 24 Stunden einfach zu vergessen.

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Als ich aufwachte war es draußen schon dunkel und ich hatte extremen Hunger.
Schnell begab ich mich in die Küche, schluckte meine Schmerztabletten und machte mir Rührei.
Ich setzte mich mit meinem Handy an die Küchentheke und kaute Gedanken versunken auf meinem Essen herum.
Plötzlich klopfte es an der Fensterscheibe und vor lauter Schreck ließ ich die Gabel fallen welche klirrend auf dem Boden landete.

Mit zittrigen Händen hob ich sie auf und versuchte durch das Glas zu erkennen wer von außen hinein blickte.
Als ich mich nicht wagte zu bewegen klopfte es erneut, diesmal etwas weniger energisch.
Langsam trat ich auf das Fenster zu und konnte dann Volkan dahinter sehen welcher mich durch seine Sonnenbrille anstarrte.
Genervt öffnete ich das Fenster und sah auf ihn herab.

"Was willst du?" zischte ich und verschränkte die Arme.
Er wollte sich gerade an der Fassade hochziehen aber ich stieß ihn an der Schulter zurück.
"Nein du kommst sicher nicht rein, was willst du hier Volkan?" fragte ich erneut und er zog die Augenbrauen nach oben.
"Na sehen wies dir geht Baby, was sonst." er grinste aber mir war gar nicht nach spaßen zumute.
"Mir gehst prima danke der Nachfrage, du kannst dann ja wieder gehen." ich wollte das Fenster schließen aber er hielt den Arm dazwischen.

"Warum auf einmal so zickig Kleines? Was ist denn dein Problem?" er legte den Kopf schief und versuchte wohl meine Gedanken zu lesen.
"Du bist mein scheiss Problem. Ich will nichts mit irgendwelchen gewalttätigen- drogendealer Gangs zutun haben und schon gar nicht mit solchen die mir mein Handy und meine Schlüssel klauen." er öffnete den Mund aber ich hob eine Hand um ihn gleich wieder zum schweigen zu bringen.
"Also solltest du mir noch einmal zu nahe kommen dann hetz ich dir und deiner Drecksbande die Polizei auf den Hals ist das klar? Ich weiss ja jetzt wo ihr Hunde euch rumtreibt." den letzten Satz unterstrich ich mich einem düsteren Lächeln.

Sein Blick wurde finster, selbst durch die Sonnenbrille konnte ich erkennen wie schwarz seine Augen gerade geworden sind.
"Hör mir zu du verwöhntes Miststück, solltest du auch nur irgendetwas zu irgendjemandem sagen dann komm ich hier rein, nehme euch alles was ihr besitzt und steche deine kleine Arschleckerfamilie einen nach dem anderen ab bis nur noch du übrig bist." ich wich einen Schritt zurück und schluckte leer.
Er grinste zufrieden und fuhr fort, "Ich werde dich sehen wann ich will und wo ich will und du wirst verdammt nochmal tun was ich dir sage hast du mich verstanden?" ich wollte nicken, einfach nachgeben um ihn nicht noch mehr zu provozieren, aber ich konnte nicht.

"Meinetwegen kannst du mir hinter jeder Ecke auflauern, mir weh tun so oft du willst und dich so sehr aufbauschen wie es dir gefällt Volkan, aber niemals werde ich deine kleine Marionette sein." wieder trat ich auf ihn zu und diesmal beugte ich mich so weit nach unten das unsere Gesichter keine 10 Zentimeter voneinander entfernt waren.
"Solltest du jedoch irgendjemandem den ich liebe auch nur ein Haar krümmen dann wirst du erst begreifen was richtiger Schmerz ist. Hast du mich verstanden?" ich richtete mich wieder auf und blickte mit eiserner Miene auf in hinab.
"Und jetzt verpiss dich von hier bevor ich mich vergesse." flüsterte ich und schloss in einem Ruck das Fenster.

Einige Sekunden später hörte ich den Motor seines Autos und er fuhr mit quietschenden Reifen davon.

White Eagle - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt