Heimkehr

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„Sehr verehrte Damen und Herren wir beginnen nun mit dem Landeanflug auf Frankfurt. Der Himmel ist klar und in Deutschland treffen sie auf erfrischende 10 Grad Celsius. Ich bedanke mich für ihr Vertrauen und verabschiede mich im Namen der gesamten Crew von ihnen." hörte ich den Piloten über meine Kopfhörer hinweg sagen.
Es ist schon traurig, 21 Grad in Los Angeles und jetzt sowas. Naja, Februar in Deutschland, was will man machen.

Nach zwei Jahren Sonne und Strand wird die Heimat noch befremdlicher sein als sie es beim Abschied war, warum komme ich überhaupt zurück?
Ach ja, meine Mutter hat sich entschieden nochmal zu Heiraten und da durfte ihre Tochter natürlich nicht fehlen.
Ich habe den Typen nie kennengelernt, war ja auch nicht mehr hier seit dem Abi.
Laut meinem Bruder soll er aber ganz okay sein und unsere Mutter auf Händen tragen, so wie sie es sich immer gewünscht hatte.

Mit meinem Vater war sich nicht mehr zusammen seit Elias' Geburt, zwei Kinder haben sie gebraucht um zu merken das sie nicht zusammen passen, prima oder?
Als aber bei unserem Vater dann vor drei Jahren Krebs diagnostiziert wurde war Mama stets an seiner Seite.
"Thomas hat mir die schönstens Geschenke gemacht welche man erhalten kann, unsere Kinder. Und was auch zwischen uns war, egal wie viele Jahre verstrichen sind in denen wir nicht zusammen waren, werde ich ihn immer lieben. Er war ein guter Mann und eine unvergessliche Persönlichkeit." hatte sie an seiner Beerdigung gesagt.

Zwei Monate später hatte ich meine Koffer gepackt und bin nach Amerika abgehauen.
Es war unerträglich dort zu sein wo er früher war, in jeder Strasse, in jedem Laden sah ich sein Gesicht.
Er war mein Held gewesen und als er den Kampf verloren hatte starb ein Teil von mir mit ihm.
Schon als kleines Mädchen war es immer Papa mit dem ich Zeit verbringen wollte und als ich alt genug war bin ich zu ihm gezogen.

Mama hat es immer verstanden "Sie ist halt ein Papa- Kind, wer kann es ihr verübeln?" hat sie gelacht als sie mich einmal für ein Wochenende abgeholt hat.
Meine Eltern haben als Paar nicht funktioniert, aber als Freunde und Eltern waren sie immer das beste Team.
Zu sehen wie sie mit ihm gekämpft und wie sehr sie dann gelitten hat nach seinem Tod war für mich der Beweis das es Liebe auf einer Ebene gibt die nicht jeder versteht.

Wieder schossen mir Tränen in die Augen beim Gedanken daran das ich jetzt alles wieder sehen würde.
Frankfurt war immer Papas Heimat gewesen, auch als er uns zu liebe nach meinem 14. Geburtstag nach Mannheim gezogen ist waren wir immer wieder hier.
Alles an dieser Stadt schrie nach ihm und ich würde es nicht ertragen länger als nötig da zu sein.

So schnell es mir möglich war verliess ich das Flugzeug und rannte praktisch zur Gepäckausgabe.
Nicht das es mir etwas bringen würde das Gepäck war noch nicht einmal ausgeladen, alles war ich davon nun hatte waren ein hochroter Kopf und verschwitzte Sachen.

Nach gefühlten Stunden erblickte ich meine zwei riesen Koffer und hiefte sie mühsam vom Band.
Mein ganzes Leben hatte ich mit genommen weil ich wusste das ich nicht so schnell wieder nach Los Angeles kommen würde.
Auch wenn ich am liebsten sofort wieder umgekehrt hätte schritt ich langsam in Richtung Ausgang und hielt Ausschau nach meiner Familie, oder dem was noch davon übrig war.
Sehr positiv ich weiss.

"Huhu Mäuschen!" die schrille Stimme meiner Mutter war durch die Halle nicht zu überhören.
Gefühlt Hundert Köpfe drehten sich nach ihr um und ich bat das sich der Boden unter mir öffnete.
Ich ging auf meine Mutter zu und konnte nicht anders als anfangen zu weinen.
Sie strahlte diese Wärme und Güte aus die ich schon immer so an ihr geliebt hatte.
Erst jetzt bemerkte ich wir sehr ich sie vermisste in all dieser Zeit.

Sie sah mich an mit diesem Lächeln das mir jedes Geheimnis entlocken konnte und gleichzeitig Verschwiegenheit verprach.
Ich fiel ihr einfach um den Hals und ließ mich voll und ganz fallen.
Sie hielt mich und ließ mich weinen, so erbitterlich weinen wie ich es seit 26 Monaten und vier Tagen nicht mehr getan hatte.
Nach einigen Minuten richtete ich mich auf und sie strich mir die Tränen von den Wangen.
"Ich bin so froh das du wieder da bist mein Schatz es war so leer ohne dich." ich musste lächeln und nickte.
Es war wirklich schön zu Hause zu sein.

"Yo Emi, krieg ich auch ein Hallo oder steh ich nur zur Dekoration hier rum?" ich drehte mich um und blickte direkt in das Gesicht meines kleinen Bruders.
"Elias du dumme Sau komm her." mit ausgestreckten Armen trat ich einen Schritt auf ihn zu und er packte mich nur um mich direkt einmal um sich selbst zu drehen.
"Hast mir gefehlt du Arsch." flüsterte er in meinen Nacken und ließ mich wieder runter.

"Lasst uns gehen Kinder es wird langsam echt voll hier." meinte meine Mutter und schnappte sich einen meiner Koffer.
Als wir auf dem Gebäude traten traf mich direkt die beissend kalte Winterluft und ich seufzte.
Willkommen Zuhause Emilia.

White Eagle - Apache 207Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt