XXVII

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Gut eine halbe Stunde später ertönte ein sanftes Klopfen an der Tür. Wir hatten nicht die Nerven dazu gehabt, die Tür abzuschließen, weswegen auch keiner von uns sich von seinem Bett erhob. Einige Augenblicke später wurde die Tür vorsichtig geöffnet und Mrs. Walsh erschien im Türrahmen. Während Trish und ich sie aus verquollenen Augen gebannt ansahen, machte sich Amy nicht einmal die Mühe, ihren Kopf zu heben und Leela schlief noch immer.

„Faye, kann ich kurz mit dir sprechen?", fragte die Schulleiterin sanft und ich nickte und schälte mich aus meinem Deckenkokon. Sofort überzog eine Gänsehaut meinen Körper und ich schlang meine Arme um mich. Mrs. Walsh schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln und legte mir eine sanfte Hand auf die Schulter. Sie leitete mich auf den Flur und schloss die Tür, in ihrem Blick spiegelten sich Mitgefühl, Besorgtheit und... ja, Schuld.

„Faye, es tut mir unendlich leid", begann die Direktorin bekümmert, „es wäre meine Aufgabe gewesen, euch zu beschützen und das ist mir nicht gelungen. Das hätte nicht passieren dürfen und ich kann es verstehen, wenn du wütend auf mich bist."

„Bin ich nicht", murmelte ich, ohne den Blick vom Boden zu heben, „nicht wirklich. Sie haben ja getan, was Sie konnten... entschuldigen Sie sich lieber bei Mila – oder Amy. Ich bin nur wütend auf Noah."

„Genau deswegen bin ich hier", Mrs. Walshs Stimme klang noch ernster als zuvor, „ich habe leider Grund zu der Annahme, dass die Gefahr noch nicht gebannt ist."

„No shït Sherlock", grummelte ich, „er läuft ja auch noch frei herum."

„Das macht uns natürlich allen Sorgen", Mrs. Walsh nickte besorgt, „deswegen haben wir entschieden, die Schule vorzeitig zu schließen."
„Schon wieder?", hakte ich nach, „Was werden denn all die Eltern dazu sagen?"

„Darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen", die Schulleiterin verschränkte ernst die Hände vor ihrem Körper, „es gibt keine andere Möglichkeit, um die Sicherheit aller Schüler zu gewährleisten. Aber deswegen bin ich nicht hier."

„Weshalb denn dann?"

„Ich halte es nicht für sicher, wenn du in den Sommerferien nach Hause zurückkehrst", Mrs. Walsh sah mich ernst an, „Noahs Taten scheinen von einem Hass auf andere motiviert zu sein und ich halte es für wahrscheinlich, dass er versuchen wird, dir und den anderen Schaden zuzufügen, weil ihr ihn entlarvt habt."

„Und... wo soll ich dann hin?", hakte ich verwirrt nach.
„Die Familie von Amy und Trish wird dich und Leela aufnehmen", erklärte Mrs. Walsh, „auf diese Weise seid in Sicherheit und könnt euch gegenseitig ein wenig Halt geben – auch, was die Geschehnisse von heute betrifft."

Ich nickte abwesend und sah dann zu der Direktorin auf.

„Also müssen wir jetzt unsere Koffer packen und werden wieder mitten in der Nacht abgeholt?"

„Ja, so leid es mir tut", die Schulleiterin schenkte mir ein schmales Lächeln, „fühlst du dich in der Lage, es deinen Freundinnen zu sagen? Oder möchtest du, dass ich mit hineinkomme und es mit ihnen bespreche."

„Leela schläft", entgegnete ich, „und ich denke nicht, dass Amy im Moment aufnahmefähig ist, egal, ob Sie oder ich reden. Aber ich werde es Trish sagen."

„Danke", Mrs. Walsh nickte, „es tut mir wirklich leid, Faye."

Ich nickte nur und öffnete die Tür zu unserem Zimmer, ging hinein und schloss sie dann. Dieses Mal schloss ich auch ab, dann ließ ich mich auf meine Bettkante sinken und starrte einige Sekunden ins Leere.
„Was hat sie denn gesagt?", wollte Trish mit erstickter Stimme wissen.

„Die Schule wird wieder frühzeitig geschlossen", fasste ich die Worte der Schulleiterin knapp zusammen, „und Leela und ich sollen mit zu euch beiden fahren, damit wir besser geschützt sind. Mrs. Walsh denkt, dass Noah... naja, er läuft ja noch frei herum. Und immerhin haben wir ihn entdeckt."

FeuerkampfWhere stories live. Discover now