Angelo grinste nur in die Kamera, wobei ihm seine etwas zu lang gewordenen Locken in die Stirn hingen.
Irgendwie sah er schon ganz süß aus so als dreijähriger kleiner Junge.

Ich blätterte weiter aber es folgten keine weiteren Seiten mehr, die mit Fotos beklebt waren.
Anscheinend waren das die Letzten gewesen.

Vorsichtig schloss ich das Buch wieder und starrte den Deckel an.
Ich konnte immer noch nicht ganz glauben, was ich gerade heraus gefunden hatte.

Angelo war wirklich Mancini oder eher gesagt Giorgios Sohn.
Irgendwie fühlte es sich komisch an ihn beim Vornamen zu nennen.
All die Jahre hieß es immer nur Mancini und auf einmal fand ich heraus, dass der Typ zwei Söhne hatte von denen mich einer fast täglich verfolgte.

Vielleicht wurde Angelo ja von seinem Vater beauftragt mich zu beschatten?

Aber dann hätte er mich heute doch nicht so vor seinem Onkel beschützt, der musste ja schließlich auch zu Mafia zählen.
Zumindest tat das anscheinend der Rest der Familie.

Nervös trommelten meine Finger leicht auf dem Boden.
Wem sollte ich das hier alles bloß erzählen?

Meinen Eltern auf keinen Fall.
Sie hatten über die Jahre nicht mal ein Wort zu der Freundschaft mit Mancini verloren und das Fotoalbum lag glaube ich auch nicht ganz unabsichtlich unter dem Regal.

Höchsten meinen Brüdern konnte ich davon berichten, aber die Frage war nur ob sie mir glauben würden.
Ihnen blieb ja eigentlich nichts anderes übrig spätestens, wenn ich ihnen das Album zeigte.

Andrerseits könnte ich auch nochmal Angelo drauf ansprechen.
Aber ob das so eine gute Idee war.
Schließlich gehörte er so gesehen zur anderen Seite.

Angespannt fuhr ich mir durch die Haare. Was sollte ich jetzt bloß machen?
Einfach so tun als wüsste ich nicht, dass er Mancinis Sohn war?

So gesehen hatte ich ja keine andere Wahl.
Außer ich wollte ihnen noch mehr Informationen über uns geben.
Zwar wusste er wahrscheinlich schon, dass ich ebenfalls zur Mafia zählte, aber das hieß nicht das ich es bestätigen musste.

Denn ein Buch zu lesen was offen war, war immer einfacher als ein geschlossenes.




Verpennt öffnete ich meine Augen und probierte sie an das helle Licht zu gewöhnen.
Nachdem ich mich gestern so gegen halb vier hoch in mein Zimmer geschlichen hatte, hatte ich dummerweise vergessen die Vorhänge zu zumachen, weswegen es jetzt hell herein schien.

Kurz bevor ich aus dem Büro verschwunden war, hatte ich das Buch wieder zurück an seinen Platz gelegt.
Wahrscheinlich wussten meine Eltern nämlich, dass es dort lag und würden sich bestimmt wundern, wenn es auf einmal weg war.

Langsam rollte ich mich aus dem Bett und ließ meinen Blick zu der Uhr in meinem Zimmer wandern.
Mist, schon halb zwölf!
Ich wollte doch noch Cara besuchen.

Cara!
Sofort sprang ich aus meinem Bett und hechtet zu meinem Kleiderschrank.
Ich hatte sie gestern Abend ja total vergessen.

Schnell holte ich mir irgendwas zum Anziehen heraus und tauschte es gegen meine Schlafklamotten oder eher gesagt gegen das Shirt und die Jogginghose von Angelo.

Ich war gestern so müde gewesen, dass ich mich einfach mit seinen Sachen ins Bett gelegt hatte.

Nachdem ich mir noch meine Jacke und Schuhe geschnappt hatte, sprintete ich aus meinem Zimmer und die Treppe herunter.

Angelo | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt