Forever in Love

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Eigentlich wollte ich nicht hier sein. Eigentlich wollte ich überall nur nicht hier sein. Hier wo mich alles an ihn erinnerte. Hier wo ich ihn kennengelernt hatte. Aber man konnte auch nicht sagen, dass ich gegen meinen Willen hier war. Ich hatte freiwillig meine Taschen gepackt. Ich hatte mich freiwillig von meiner Schwester verabschiedet, wenn man das so nennen konnte. Ich war freiwillig ins Auto gestiegen. Ich hatte nicht mal versucht zu protestieren. Ich hatte mich hier her fahren lassen, war genauso freiwillig wieder ausgestiegen und hatte meine Tasche herausgeholt. War freiwillig durch das Tor getreten und hatte mich hier her geschleppt ohne mich von meinem Vater zu verabschieden. Er verstand mich nicht. Genauso wie meine Mutter mich nicht verstand. Nur meine kleine Schwester und meine Oma taten dies. Ich wünschte mich sehnlichst zu ihnen. Wollte mich in die Arme meiner Oma schmeißen und mich von meiner Schwester aufmuntern lassen. Auch wenn sie viel zu jung war, um sich um die Probleme ihres älteren Bruders zu kümmern.

Mit zitternden Händen öffnete ich die Zimmertür. Ich trat ein und musste fest schlucken. Ich ließ meine Tasche auf mein Bett fallen, ehe ich mich daneben nieder ließ. Mein Blick fiel auf die leere Zimmerseite mir gegenüber. Die Wand war weiß, frisch gestrichen, denn das Zimmer roch immer noch ein bisschen danach. Das Bett war im Gegensatz zu meinen unbezogen, so wie es vor unserem Einzug hier gewesen war. Es war sein Bett. Seine Zimmerhälfte. Ich konnte genau sagen, wo was gewesen war. Könnte jedes Buch aufzählen das über dem Bett im Regal gestanden hatte. Hätte jedes Bild aufzählen und beschreiben können, dass er an die Wand gehängt und gemalt hatte. Konnte genau sagen, wie viel Spaß es gemacht hatte dieses eine Bild an die Wand zu pinseln, denn schließlich war es uns erlaubt unser Zimmer so zu gestalten wie wir wollten. Die Farbe mussten wir nur selbst bezahlen.

Ich schluckte nochmal. Er war nicht hier und er würde auch nicht kommen. Seine Bilder waren weg. Seine Malereien hatte man einfach übermalt. Unsere. Ich vermutete das Sie es wegen den Bilderrahmenabdrücken getan hatten, die mit Sicherheit mit der Zeit entstanden waren. Aber das gab mir auch keinen Trost. Plötzlich öffnete sich die Zimmertür und die Schreckschraube von Lehrerin schob einen Jungen in meinen alter durch diese. „Das hier ist dein Zimmer. Und er ist dein Zimmernachbar. Den Code zu deinem Safe, den wissen wir leider nicht, aber ich habe schon angeordnet, dass jemand kommen wird um ihn zu öffnen. Du kannst deinen Nachbar ja fragen, ob du in der Zwischenzeit seinen mitverwenden darfst.", meinte sie mit ihrer spitzen Stimme und war schon wieder verschwunden, bevor einer von uns auch nur einen Mucks machen konnte. Der Junge trat zu dem leerem Bett legte seinen Koffer darauf ab und setzte sich mir gegenüber. Es tat weh zu wissen dass es nun seine Zimmerhälfte war. Das nach ihm einfach schon jemand einzog. So als sei er ersetzbar.

„Hey.", meinte er. „Ich bin dann wohl dein neuer Zimmernachbar." Ich antwortete darauf nichts. Was sollte ich denn auch darauf antworten? Das ich ihn nicht hier haben wollte? Das ich selbst nicht hier sein wollte? Er machte sich aus meinem Schweigen nichts, fragte: „Darf ich denn deinen Safe mitverwenden?" „Nein.", sagte ich und er nickte nur. „Ich habe eh keine Wertsachen, mein Handy ist so alt, das das keiner stehlen möchte." Ich wusste nicht ob er versuchte damit die Situation aufzulockern, doch es half wenig. Mir war nicht nach fröhlich zu mute. „Stört es dich wenn wir gleich Radio anmachen um Nachrichten zu hören?", fragte er und begann den Raum nach besagtem Elektrogerät abzusuchen. „Haben keins.", log ich und überrascht schaute er mich an. „Nicht? Ich dachte in jedem Zimmer sei eines. Hmm, dann muss ich wohl ins Seki gehen und ein neues beantragen." „Ich will kein Radio hören.", meinte ich um zu verhindern, dass er losging. „Ach so, das heißt wir haben doch eines?" Wie leicht er einfach meine Lüge durchschaute, jedoch schien es ihn nicht zu stören. Ich zeigte auf meinen Safe.

„Warum schließt du denn das Radio in deinen Safe?", fragte er und blickte mich verständnislos an. „Ich will kein Radio hören!", knurrte ich nun. Ich wollte dieses Mistteil nicht mal sehen. Ich hatte es aus gutem Grund da eingeschlossen. Ich wollte keine Nachrichten hören und keine Radiomusik. Ich wollte gar keine Musik mehr hören. Auf gar keinen Fall. Alles nur nicht das. Denn es erinnerte mich an ihn. Wie er beim Hören von Nachrichten so ergriffen wurde das er weinte. Wie er zu den Radioliedern Choreografien entwickelte. Wie er sinnlos, aber ästhetisch durchs Zimmer getanzt war und gesummt hatte. Wie er mir bei meiner Musik half und ihr lauschte. Wie er sich an meiner Musik erfreute. „Okay, ehm, kann ich dann Musik anmachen?", fragte der Junge vor mir und riss mich wieder zurück in die Realität. „Nein.", murrte ich und er seufzte. „Dann halt nicht.", seufzte er auf. „Diese Seite des Zimmers ist aber recht karg.", meinte er und blickte sich seine weiße gestrichene Hälfte, mit den dunklen Holzmöbeln an. Ich schnaubte. „Sie war es nicht.", meinte ich und hatte wieder das Bild des vorherigen Zimmers vor Augen. Und wie sie es nicht war. Sie war alles nur nicht karg und so farblos gewesen.

Forever In LoveWhere stories live. Discover now