Kapitel 34

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„Das meinst du doch nicht ernst?", fragte Jack ungläubig und lief im Zimmer auf und ab, „Das ist eine scheiß Idee und das weißt du auch!"

June zupfte gedankenverloren an einem Kissen. Sie konnte ihren Bruder verstehen, schließlich hatte sie genauso reagiert, auch wenn sie es etwas anständiger zum Ausdruck gebracht hatte. Doch je mehr sie jetzt darüber nachdachte, desto sinnvoller erschien ihr die Idee.

„Wir können doch nicht einfach den Köder spielen!", fluchte Jack und trat gegen das, auf dem Boden liegende, Kissen, „Wie kommt ihr überhaupt auf die Idee?"

June zuckte mit den Schultern. „Hat sich so ergeben."

Jack schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Hat sich so ergeben.", murmelte er fassungslos und drehte sich wieder zu June, „Das ist Wahnsinn!"

„Ja, es ist Wahnsinn Jack!", zischte June, „Aber hast du eine bessere Idee?"

Jack wollte etwas erwidern, hielt dann jedoch lieber den Mund, als er Junes eindringlichen Blick sah. Er hatte keine bessere Idee. Seufzend ließ er sich wieder neben June auf das Bett fallen.

„Wie kannst du nur so verdammt sachlich bleiben?", fragte er und rieb sich mit einer Hand über das Gesicht.

„Ich habe auch so reagiert wie du jetzt, als ich mit Dean telefoniert und realisiert habe, dass einer von uns entführt werden muss. Aber Dean hat vollkommen recht. Sie werden den Geisterstein erst zum Ritual aus seinem Versteck holen. Vorher kommen wir nicht an ihn heran."

„Das Beste ist also, abzuwarten bis wir entführt werden und so zu tun, als wären wir überrascht.", seufzte Jack, „Das gefällt mir nicht June."

June griff nach Jacks Hand und umschloss sie mit ihrer. „Ich weiß. Mir gefällt es doch auch nicht."

„Ich hasse warten!", meinte Jack und verschränkte die Arme.

Auch Robin war nicht gerade überzeugt von der Idee. Genauso wie Jack hatte sie gefragt, ob June das ernst meinen würde. Als June ihr den Plan erklärt hatte, war Robin immer noch nicht komplett überzeugt und immer noch misstrauisch gegenüber der, wie sie es ausdrückte „total durchgeknallten" Idee. Letztendlich hatte sie jedoch aufgegeben June davon abzubringen, da auch sie keine bessere Idee hatte.

„Hast du irgendeine Ahnung wer von euch es sein wird?", fragte sie leise.

June zuckte mit den Schultern, eine Geste die Robin am Telefon jedoch nicht sehen konnte. „Nein ich habe absolut keine Ahnung. Vielleicht werden wir auch beide entführt."

„Es kann jeder Zeit passieren und du kannst so ruhig bleiben?", meinte Robin.

June ließ sich, das Handy immer noch am Ohr, auf den Rücken fallen.

„Ich habe keine Wahl. Panik machen bringt jetzt auch nichts.", stellte June fest. „Weißt du jetzt eigentlich wie viele Opfer für das Ritual gebraucht werden?", wechselte sie das Thema, „Ich tippe mal ganz stark auf drei."

„Wow hundert Punkte.", lachte Robin, wurde aber sofort wieder ernst, „Es sind tatsächlich drei. Zwei sind schon verschwunden und ich verwette meine Latzhose darauf, dass die dritte Person heute Nacht entführt wird."

„Kann es sein, dass Jack oder ich die dritte Person sind?", fragte June leise.

„Ausgeschlossen.", sagte Robin bestimmt, „Ich denke mal, dass sie euch zusätzlich brauchen, so steht es zumindest in diesem alten Schinken."

June atmete erleichtert auf. „Na wenigstens etwas."

„Was meinst du mit wenigstens etwas?", fragte Robin verwirrt, „Noch eine Person muss entführt werden und ist dementsprechend in Gefahr.", holte Robin June wieder in die Realität zurück.

June fuhr sich durch die Haare. Sie verfluchte sich für das was sie gesagt hatte. Natürlich wollte sie nicht, dass noch mehr Leute leiden mussten.

„Ich meine einfach damit, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Necromancer uns diese Nacht verschleppen.", versuchte sich June zu erklären, „Bisher ist pro Nacht nur eine Person verschwunden. Also ist es unwahrscheinlich, dass jetzt auf einmal zwei Leute auf einmal verschwinden."

„Man du bist ja ne' richtige Kommissarin.", stellte Robin mit liebevoll ironisch klingendem Unterton fest.

„Es ist nur eine Vermutung. Die letzte Person wird heute Nacht verschwinden."

„Oder ist schon verschwunden.", fügte Robin hinzu. June lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie mochte gar nicht darüber nachdenken.

Schließlich seufzte sie. „Ich lege jetzt auf Robin. Ich muss noch etwas in Mamas Tagebuch nachschauen. Über Aiden. Vielleicht steht da ja was."

„Alles klar. Lass dich bloß nicht entführen.", meinte Robin. June verdrehte die Augen. „Sehr witzig Robin.", entgegnete sie wütend.

„Ja ok, tut mir leid.", entschuldigte sich Robin zerknirscht, „Das war nicht in Ordnung."

„Schon ok. „, murmelte June und legte auf.

Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt