Kapitel 9

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Cole stand im Türrahmen und schaute im Raum umher. Dean stieß vor Schreck mit dem Kopf gegen den Kaminsims und fluchte leise, bevor er sich zur Tür drehte. June und Aiden lösten sich voneinander. Jack drehte sich zur Tür und schaute genervt zu Cole. „Was macht du hier Cole? Ich dachte du bist immer bis spät in die Nacht weg und wir müssten dich nicht ertragen." Cole verschränkte die Arme. „Also jetzt bin ich beleidigt.", sagte er sarkastisch, „Ich habe etwas vergessen und dann habe ich euch hier im Arbeitszimmer gesehen. Ich dachte ihr könntet Hilfe beim Suchen brauchen, wonach ihr auch immer im Kamin suchen wolltet." Cole streifte Dean mit einem komischen Blick. Dean klopfte sich beschämt den Ruß von den Klamotten und aus den Haaren. Außerdem versuchte er sich den Ruß aus dem Gesicht zu wischen, wobei dieser auf seiner dunkelbraunen Haut gar nicht so stark auffiel.

„Wir brauchen keine Hilfe, danke.", sagte Jack und verschränkte die Arme. Sein Blick verriet ganz deutlich, dass er Cole so schnell wie es ging loswerden wollte. Cole schaute in die Runde. „Gut, anscheinend werde ich nicht gebraucht, aber tut mir einen Gefallen. Wenn ihr etwas sucht und es geheim halten wollt, solltet ihr nicht so auffällig alles absuchen." Er warf Dean noch ein Lächeln zu, drehte sich dann zu Tür und schlug sie etwas zu laut hinter sich zu.

„Was war das denn?", fragte Robin, „Sehen wir wirklich so aus, als hätten wir etwas zu verbergen?" Aiden lachte." Naja, du hast die Wand abgeklopft als hinge dein Leben davon ab und sehr leise war das auch nicht gerade."

„Haha.", murrte Robin, „Wenigstens habe ich gesucht und nicht geflirtet." June lief schlagartig knallrot an und auch Aidens Wangen nahmen einen leichten rötlichen Schimmer an. „Wir haben nicht...", setzte er an. „Ist doch egal.", sagte June schnell, „Lass uns weitersuchen ja?"

Jack widmete sich wieder dem Bücherregal und Aiden machte sich daran die Schubladen des Schreibtisches zu durchsuchen. Robin tastete weiterhin die Wand, gegenüber dem bodentiefen Fenster, ab, wobei sie diesmal darauf achtete nicht so viel Geräusche zu machen. June stand etwas verloren im Zimmer herum und überlegte wo sie mit der Suche anfangen sollte. Dean stellte sich neben sie. „Also, das war euer Bruder, ja?", fragte er etwas unsicher. June schüttelte den Kopf. „Ne, Halbbruder.", meinte sie. „Er ist heiß", murmelte er und klopfte sich den restlichen Ruß von seinen Klamotten.

June schaute ihn entgeistert an. „Findest du?" Dean wurde rot. „Ein bisschen..."

June verkniff sich ein Lächeln und wollte gerade etwas erwidern, doch Jacks Stimme hielt sie davon ab. „Hey, ich glaube ich habe etwas.", rief er und winkte seine Freunde zu sich heran. Er deutete auf einen Hohlraum, der hinter einigen Büchern zum Vorschein gekommen war. „Ist da was drin?", fragte Robin neugierig und zwängte sich dicht neben Jack, um einen Blick in die Dunkelheit erhaschen zu können. Jack schob sie zur Seite und griff in das Fach. „Und ist da was?", fragte June und schaute ihrem Bruder über die Schulter.

„Ja, da ist was.", sagte Jack und beförderte eine kleine Schatulle zum Vorschein. Er stellte sie auf den Schreibtisch und betrachtete sie eingehend. June trat von einem Bein auf das Andere. „Mach sie auf.", drängte sie, „Vielleicht ist der Schlüssel da drin." Jack nickte und ließ den Verschluss aufschnappen. „Eine Schmuckschachtel?", fragte Dean etwas enttäuscht. June nahm die Schachtel und zog sie näher zu sich. Nach und nach zog sie einige Ketten heraus. Manche waren golden und andere silbern. „Die sind wunderschön.", murmelte sie. Dann stoppte sie, als sie an einem Medaillon hängen blieb. Einer Eingebung folgend öffnete sie es und schaute auf die Fotos, die sich darin befanden. „Jack, schau mal, das sind wir.", sagte sie leise und gab das Schmuckstück an ihren Bruder weiter. Dieser betrachtete es eingehend und strich über die glatte Oberfläche des Medaillons. Als er es wieder verschließen wollte, blieb er an dem Verschluss hängen und stutzte. Hinter der eigentlichen Öffnung erkannte er einen weiteren Riss, der sich über die gesamte Seite des Anhängers zog. Vorsichtig versuchte er das Medaillon an dieser Stelle zu öffnen. Dean schaute ihn verwirrt an. „Jack was machst du...?", setzte er an, doch in diesem Moment klappten die Seiten des Anhängers auseinander und gaben ein Geheimfach frei. Jack stockte der Atem, als er den silbernen, flachen Schlüssel entdeckte, der in diesem Fach lag.

„Wir haben ihn!", jubelte Robin. Jack nahm den Schlüssel aus dem Medaillon und gab ihn June, die das Tagebuch bereits in der Hand hielt. Mit zitternden Fingern führte sie den Schlüssel zum Schluss und öffnete es. Sie gab das Schloss mit dem Schlüssel an Aiden weiter, um das Buch öffnen zu können. Als sie es aufschlug fiel ein Briefumschlag heraus und landete vor Junes Füßen. Dean bückte sich und hob ihn auf. Er gab ihn Jack, der erst June fragend ansah, bevor er den Briefumschlag öffnete und einen Zettel herauszog. Jack atmete noch einmal tief durch, bevor er ihn laut vorlas.

Clairvoyance- Zwillinge Der Hellsicht| #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt