21 | Nur Freundschaft

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»Ist voll nervig halt. Dann wird man voll oft nicht verstanden und es geht immer ewig. Auch bei Ärzten und so. Da sind immer so richtige Missgeburten, die nicht raffen, was man will.« Ich wählte eine Flasche mit Discounter-Sprite, die mit dem meisten Inhalt den vielversprechendsten Eindruck machte.

»Wart noch'n paar Jahre, dann geht das alles eh online.« Federico sah abwechselnd auf den Flyer und auf sein Gerät, um die Telefonnummer eintippen zu können. Er hatte die Beine angezogen und die Stelle mit dem Loch befand sich auf meiner Seite. Der schwarze Stoff war ausgefranst und darunter waren ein paar dunkle Haare zu sehen.

»Besser so. Bloß keine unnötigen Kontakte mit Menschen.«

»Du würdest wahrscheinlich in 'nem Bunker leben wollen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?«, grinste er und drückte sich das Handy ans Ohr.

»Nee. Brauch' ja welche, die jeden Tag vor mir niederknien und mich anbeten.« Ich sah ihn von der Seite her an, als er auf das Freizeichen wartete und währenddessen am Saum seines Sockens herumnestelte. Ich drehte die Flasche mit dem halbherunter gerissenen Etikett auf, trank einen Schluck. Die Kohlensäure war faktisch nicht mehr existent, aber hey, ließ sich trinken.

»Du bist viel selbstironischer als man erwarten würde«, bemerkte er grinsend, dann räusperte er sich, als sich jemand am anderen Ende der Leitung meldete. »Oh, hallo, Federico di Benedetto hier. Ich würde gerne zwei Pizzen-«, meldete er sich und ich ertappte mich dabei, es irgendwie zu mögen, wie er seinen Namen sagte. Aus seinem Mund klang der nochmal italienischer. War doch vollkommen bescheuert, keine Ahnung, was in meinem Gehirn abging.

Vielleicht sollte ich einfach mehr Drogen nehmen.


Wenig später saßen wir mit den beiden Pizzakartons auf meinem Bett und stopften das fettige Essen in uns rein. Das Gespräch zwischen uns beiden war in den letzten Minuten irgendwie erstorben und ich scrollte gerade durch Facebook, was eigentlich der unnötigste Scheiß überhaupt war. Dass ich überhaupt einen Account hatte, war auf einen Abend mit Tarek und zu viel Whisky zurückzuführen.

»Ich würde die echt gerne mal live sehen«, überlegte Fede mit Blick auf das Slipknot-Poster an meiner Tür. Er legte den Kopf ein wenig in den Nacken und kaute an seiner Pizzarinde herum, ehe er weitersprach. »Oder allgemein auf ein Konzert gehen, das muss schon cool sein. Aber ist halt echt teuer. Und irgendwie sind meine Freunde dafür nicht so geeignet. Stell dir mal Aykan auf einem Metalkonzert vor. Oder Bahar.« Belustigt schüttelte er den Kopf.

»Du bist mutig genug, mir immer zu widersprechen, egal, was ich mache, aber traust dich nicht alleine auf'n Konzert?«, grinste ich und schmiss mein Handy auf die Matratze. Endlich hatte ich etwas gefunden, mit dem ich ihn auch aufziehen konnte.

»Vielleicht bist du ja einfach gar nicht so furchteinflößend wie du glaubst?«, lachte Fede und kassierte dafür einen groben Schlag gegen seinen Oberarm, der ihn leise aufstöhnen ließ. Wenigstens mal eine Reaktion, die er garantiert nicht gewollt hatte. Eigentlich etwas, auf das ich definitiv stolz sein konnte. »Außerdem ist es halt auch schöner, mit Leuten dort zu sein, die man kennt.«

Eigentlich könnte ich vorschlagen, dass wir zusammen mal auf ein Konzert gehen konnten. Aber Alter, das ging echt zu weit und verschwitzte, eng aneinander gedrückte Menschenmassen fand ich schon im Xenon nervig.

»Jetzt sag mal, ey, was'n mit Bahar eigentlich? Was läuft da?«, fragte ich, als ich mein letztes Pizzastück nahm und den leeren Karton schloss. Mit einem schwungvollen Wurf beförderte ich ihn auf meinen Schreibtisch, der mir lediglich als Ablage für allerlei Scheiß diente. Pfandflaschen, ein paar Games und Filme, einem Glas mit ausgedrückten Kippen und Jointstummeln drin, und noch einem gebrauchten Kondom, wenn ich mich recht erinnern konnte, weil es irgendwann mal praktischer gewesen war als mein weit entfernterer Müll.

Die Verlierer - Sklaven des ErfolgsDove le storie prendono vita. Scoprilo ora