-summer

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03 | bittersweet surprise

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03 | bittersweet surprise

Schmollend schaute ich mir die
schwarzen Pumps im Schaufenster an.

,,Meine Babys. Bald gehört ihr mir."

Im Moment war ich nur etwas knapp bei Kasse,
um mir diese Schuhe leisten zu können.
Mein Arbeitgeber war schon immer etwas strikt,
wenn es um's Geld ging.

Er meinte einmal klipp und klar, dass ich
alles perfekt machen musste, um
einen hören Lohn zu erzielen.

Perfekt.
Wie ich dieses gottverdammte
Wort doch hasse.

Mit meinem Studium sah es
auch nicht viel besser aus.

Das Uni-Leben zerrte an meinen Nerven.
Die ganzen Vorlesungen wuchsen mir allmählich
über den Kopf hinaus und ich hatte einfach
keine Motivation zum Lernen.

Mit Mühe konnte ich mich gerade über Wasser
halten, um nicht doch in
der Psyche des Menschen unter zu gehen.

Schließlich muss ich perfekt sein,
um ein perfektes Leben zu führen.

Ich muss die perfekte Tochter sein.
Ich muss alle Erwartungen perfekt erfüllen.

Noch einen letzten Blick auf das Schaufenster werfend,
ging ich langsam rückwärts, den Arm
theatralisch ausgestreckt.

,,Mama kommt euch bald abholen."

Ich gab meinen geliebten Schuhen noch einen
letzten Luftkuss und wandte
mich dann von dem Schuhgeschäft ab, damit ich
meinen eigentlichen Weg wieder aufnehmen konnte.

Ich wollte heute ein bisschen shoppen gehen,
davor war ich auch schon in einem thrift
shop, wo ich mir einige passable
Sachen holen konnte.

Zu viel mehr konnte ich meine Ersparnisse nicht nutzen.
Mein Studium wird noch von meinen Eltern gesponsert,
da ich ein Teil-Stipendium hatte, doch die Wohnung,
die musste ich selber finanzieren.

Essen hatte bei mir meistens eine höhere Priorität
als anderer Schnickschnack. Da trug ich lieber
ein altes versifftes T-Shirt, als mir meinen
Pizza-Sonntag entgehen zu lassen.

Mit dieser Einstellung freundete sich
aber nicht jeder an und so kam es,
dass ich jetzt alleine durch die
Stadt lief.

Weder einen Freund noch eine Freundin.

Innerlich könnte ich mich für diesen
Gedanken schlagen. Wer braucht auch schon
mich als Freundin? Ich bin es doch sowieso
nicht wert.

Meistens versuchte ich solche Gedanken so gut wie es
geht zu verdrängen, aber man kann nicht immer
alles vermeiden. Irgendwann holen Sie einen
wieder ein.

Meine Gedanken waren wie ein Bienennest
und ich die Arbeiterin.
Ständig hatte ich verschiedene Aufgaben zu erledigen,
doch am Ende kehrte ich wieder zu meinem
getrautem Heim zurück.

Wo ich gerade darüber nachdenke, ich hatte noch garnicht
meine Eltern besucht. Die letzte Nachricht von meiner
Schwester war schon einige Monate her, doch
darum konnte ich mich auch an einem
anderen Zeitpunkt kümmern.

Denen bin ich doch sowieso egal. Sie bezahlen
mein Studium mittlerweile bestimmt auch
nur aus Mitleid.

Genervt von meinem eigenen Gedankengang, setzte ich
mich stöhnend auf einen im Schatten
eines Sonnenschirm stehenden
Stuhl außerhalb eines
Restaurants. Die Sommerhitze hat es mir
anscheinend doch mehr angetan, als vorher
vermutet.

Von hier aus hatte ich die Uhr
im Laden genau im Blick.
15:59

Schweiß perlte an meinem Gesicht ab und traf auf
mein luftiges weißes Oberteil. Neugierig schaute
ich mich in der Szenerie um und sah, wie ein
Junge, ungefähr in meinem Alter, direkt
in meine Richtung schaute.

Er saß ganz locker, mit einer Lederjacke und
überkreuzten Beinen ein paar Tische entfernt
und legte bei meinem Blick den Kopf schief.
Interessiert schaute ich ihn auch an.
Ist ihm denn nicht warm?

Mit einem Ruck stand er dann schließlich auf, fuhr
sich kurz durch die Haare und zwinkerte mir zu.
Luftanhaltend versuchte ich nicht loszuprusten
und beobachtete, wie er in der
Menschenmenge verschwand.

,,Der geht auf den jungen Mann da drü- Oh, anscheinend ist
er schon weg. Na dann.."

Mit offenem Mund sah ich der Frau hinterher,
die gerade einen Cocktail vor mir abgestellt hat
und direkt wieder abgedüst ist.
Schon wieder lag ein Zettel nebenbei, den ich
diesmal sofort packte, um ihn mir eifrig
durchzulesen.

,,Ipanema. Dir sind die Eises Kälte und bittere
Reife der Zeit gleichermaßen 
widerfahren, doch merke,
zu diesem einzigartigem Geschmackserlebnis
gibt es immer ein paar Löffel süßen Rohrzucker.
Gib deinem Leben einen erfrischenden Neustart."

Verträumt starrte ich zu dem Platz,
auf dem vorher noch der Junge mit
Lederjacke saß.

War er es etwa gewesen?

Lächelnd schüttelte ich nur meinen
Kopf und nahm
einen Schluck von dem
kalten Getränk.

𝗦𝗘𝗔𝗦𝗢𝗡𝗦  ;; c.jhWhere stories live. Discover now