(38) Ziegentod [1/3]

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"Meinte die Leitstelle nicht irgendetwas davon, dass es hier irgendwie ein offenes Fenster gäbe?", fiel es mir ein.

Wir standen vor dem Haus, zu welchem wir gerufen wurden und sahen durch eine Glastür nach innen zu zwei auf dem Boden liegenden Personen. Eine war offenbar noch ansprechbar und hatte sich leicht abgestützt, aber unser lautes Klopfen gegen die Scheibe schien sie nicht wahrzunehmen.

Franco nickte. "Stimmt, da war was. Habt ihr da schon was gesehen?", fragte er.
Ich sah mich um.
"Also hier ist alles zu", sagte ich, "hinten vielleicht?" Ich deutete auf einen Weg, der offenbar um das Haus führte.
Die anderen nickten und wir liefen in die Richtung.

"Schaut mal, hier!", meinte Birgit, die vorausging und wies auf ein geöffnetes Kellerfenster. Es war nicht wirklich groß, aber wohl gerade so ausreichend, um sich hindurch zu quetschen.
Franco kniete sich davor und hielt seinen CO-Messer rein. Ein paar Augenblicke sahen wir gebannt auf das kleine Gerät.

"Schlägt nicht an", stellte Franco fest und lehnte sich zurück, "Aber trotzdem-"
"Trotzdem hätte ich es jetzt ungern, wenn die Jacky da rein geht", beendete Birgit seinen Satz und blickte nachdenklich zu mir.
"Jap", steuerte Franco bei, stand auf und griff zu seinem Funkgerät. "Leitstelle Köln für 2/NEF/1 kommen…"

In mir kam ein Konflikt auf. Entweder, ich hörte auf meine Kollegen, achtete auf den Eigenschutz und blieb dementsprechend draußen oder… Ich kletterte schnell rein, während die anderen nicht hin sahen und öffnete einfach von innen die Tür, sodass wir nicht erst die Feuerwehr dazuholen mussten. Ich war hin- und hergerissen.

Doch meine Entscheidung war gefallen, als ich nochmal einen Blick durch eine Fensterscheibe in den Raum warf, wo die beiden Verletzten lagen. Die Frau wurde just in diesem Moment ebenfalls bewusstlos und legte ihren Kopf auf dem Boden ab.
Ich musste da rein.

Mein Blick fiel auf Birgit und Franco, die mit der Leitstelle kommunizierten und auf Marion und die andere RTW-Besatzung hinter mir, die auch beschäftigt waren.
Vorsichtig schwang ich meine Beine durch das Fenster und hielt mich mit beiden Händen oben am Rahmen fest. Ich hielt noch einmal kurz inne und sah nach hinten.

In genau diesem Moment traf Francos Blick meinen und für einen Augenblick starrte er mich einfach nur perplex an. Dann ließ er mit seinen Fingern sein Funkgerät los und warf sich vor dem Fenster auf die Knie.
"JACKY! Bleib hier!", rief er laut und versuchte, mein Vorhaben zu unterbinden, indem er nach meinem Arm griff.

Aber ich hatte mich bereits in den Raum fallen lassen und rannte los. Es war total seltsam, plötzlich in einem fremden Haus zu sein, wo man sich überhaupt nicht auskannte. Und irgendwie fühlte es sich falsch an.
Mit klopfendem Herzen bahnte ich mir den Weg durch ein paar Kisten und fand dann eine Treppe, der ich nach oben folgte. Kurz sah ich zurück, fast schon in der Erwartung, dass Franco mir hinterher kam, aber ich war allein. Im Erdgeschoss angekommen, orientierte ich mich kurz und öffnete dann die Tür zu dem Raum, wo ich die beiden Verletzten vermutete. Und tada, hier waren sie.

Ich wollte gerade zu ihnen, als mir ein paar Blumen auffielen, die auf dem Boden lagen.
Einen Moment verharrte ich unschlüssig und blickte zu ihnen hinab.




Angelehnt an die YouTube-Folge 'Panik vor Verlobung: Große Liebe soll 'Ja' sagen | 112 - Rettung in letzter Minute'.
Habt noch einen schönen Tag :)

ᴀsᴅs - sʜᴏʀᴛ sᴛᴏʀɪᴇs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt