zweiundzwanzig

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"Nein. Ich bin froh.", sagte sie, küsste meine Lippen und fing wieder an zu laufen. "Aber jetzt los. Wir müssten schon lange bei dir zu Hause sein."

"Du findest es auf keine Weise komisch?", fragte sie und wurde von ihrer Hand mitgerissen.

"Ich glaube, du machst dir zu viele Gedanken darüber, Armin."

"A-Aber-"

"Vielleicht ist die Tatsache, dass die ganze Welt die Homosexualität so verteufelt das, was dich so irritiert.", sagte sie und fand ihr leichtes Lächeln wieder. "Vielleicht siehst du ein, dass es nichts ist, wofür man in die Hölle gehen muss."

"Du.. findest es also auch nicht schlimm?"

Sie antwortete nicht gleich. Sie schien sich Gedanken zu machen. "Ich habe vorher nie so richtig darüber nachgedacht.", gab sie zu. "Was die Leute jedoch darüber sagen, kotzt mich an."

Noch nie hatte sie so vulgär gesprochen, es erschrak mich.

"Es sind auch nur Menschen.", fuhr sie fort. "Ich verstehe nicht, was so 'gefährlich' an ihnen sein sollte."

"Angeblich sollen sie diese neue Krankheit herbeigerufen haben. Aids.", sagte ich und schaute auf den Boden.

"Ja schon, aber warum sollten sie das tun?", fragte sie zurück und zuckte mit den Schultern. "Warum sollten sie sich unbeliebter machen als sie schon sind? Ich glaube nicht, dass es von ihnen kommt."

"Du hast recht.", sagte ich und versuchte ein beruhigtes Lächeln zu unterdrücken.

"Etwas muss ich aber zugeben.", sagte sie, "Ich glaube, ich würde trotzdem starren, wenn sich zwei Männer küssen würden."

"Ich verstehe was du meinst.", sagte ich und es war nicht mal gelogen.

"Ist das böse, wenn ich das sage?", fragte sie mich und ich spürte ihren Blick auf mir.

"Nein.", sagte ich gleich und lächelte sie an. "Ich glaube, sie würden es verstehen."

* * *

"Hast du sie berührt?"

"Sie hat mich berührt."

"Hast du es erwidert?"

"Eren, ich kann ihr nicht plötzlich die kalte Schulter zeigen.", sagte ich mit einem Seufzer und schaute durch das Loch in der Decke auf den Sternenhimmel. Dabei spürte ich seine Hände, die über meinen Körper strichen. "Ausserdem haben wir hauptsächlich gesprochen und gelernt."

"Worüber habt ihr gesprochen?"

"Ich habe ihr die erste Andeutung gegeben.", sagte ich und dachte über das vergangene Gespräch nach. "Ich habe ihr gesagt, dass ich über küssende Männer träume."

"Gleich so?!"

"Naja, ich habe es so begründet, dass es eine Erinnerung ist."

"Huh?"

Ich drehte mich um und schaute ihm nun ins Gesicht. "Ich habe es dir gar nie erzählt!", sagte ich erstaunt über mich selber, "Ich habe meinen Lehrer und den Direktor gesehen, wie sie sich im Schulzimmer geküsst haben."

"Was..?", fragte er geschockt, schon fast ungläubig. "Wirklich?!"

"Ja!", sagte ich und die Erinnerung spielte sich vor meinem inneren Auge ab. "Ich war auch überrascht, aber wenn ich so darüber nachdenken, ist es gar nicht mehr so eine grosse Überraschung."

"Wie meinst du das?"

"Sie waren sich immer schon ein wenig nahe.", sagte ich und spielte verträumt mit seinen Haaren. "Zum Glück haben sie mich nie darauf angesprochen."

"Sie haben dich erwischt?"

Ich nickte und seufzte. "Ja, sie sahen so ängstlich aus. Aber als ich am nächsten Tag wieder in die Schule gegangen bin, haben sie so getan als wäre nichts passiert. Ich glaube, sie werden es von sich aus nicht wieder ansprechen."

"Beängstigend.", sagte er. "Aber irgendwie auch beruhigend."

"Weil wir nicht die einzigen sind?"

Er nickte ebenfalls. "Ja, irgendwie ist es schön zu wissen, dass wir nicht alleine sind."

Ich dachte eine Weile nach. "Was, wenn ich meinen Lehrer darauf anspreche?"

"Bist du lebensmüde?", fragte mich Eren und zog die Augenbrauen zusammen. "Warum solltest du das tun?"

"Vielleicht kann er mir ein paar Dinge verraten.", sagte ich und zuckte mit der Schulter. "Wer weiss, vielleicht kennt er noch mehr Leute, die so sind wie wir."

"Armin, ich finde das keine gute Idee.", sagte Eren und zog mich in eine enge Umarmung. "Es reicht ja schon, dass dein Dad davon weiss. Es kann nicht gut sein, wenn mehr Menschen davon erfahren."

"Aber dann werden wir uns das ganze Leben lang verstecken müssen.", gab ich zu bedenken.

"Das ist so."

Erneut überkam mich diese Realisation.
Wir werden nie zeigen können, dass wir einander gehören.

"A-Aber-"

"Armin, ich habe mich schon damit abgefunden.", sagte er und strich mir über den Kopf. "Es ist einfach Teil unserer Liebe."

"Ich kann das nicht akzeptieren.", sagte ich und drückte mich nach oben, damit ich sitzen konnte. "Ich muss meinen Lehrer darauf ansprechen."

"Armin-"

"Ich muss einfach.", unterbrach ich ihn und schaute ihn ernst an. "Ich kann nicht einfach so aufgeben."

Er sah mich lange schweigsam an, bis er ein tiefes Seufzen rausliess, was ich sonst nur von mir kannte. "Wenn es dich glücklich macht, dann gut. Tu es. Aber bitte mach dir nicht zu grosse Hoffnungen. Und ich möchte, dass du aufpasst. Sei dir sicher, dass niemand anders zuhört."

"Fein."

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PEACE!

Dieses Kapitel widme ich den lieben Lesern, die im letzten Kapitel fleissig kommentiert haben!

@Luzien_Zero
@blkn_95
@CecilyThalim

Danke vielmal für das Lesen und Kommentieren, es machts für mich als Autorin immer einfacher, etwas für euch zu schreiben!

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und man sieht sich nächste Woche!

Eure Ann4575

Just friends, right? || ereminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt