42. Filmemarathons und Pizza

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,,Es ist mir wichtig, dass meine Schüler in einem offenen Umfeld leben, in welchem sie ihre Persönlichkeiten, Sexualitäten und ihr Aussehen frei entfalten können. Aber wenn ihr dabei gegen die Schulordnung verstößt, kann ich das nicht dulden. Ich erwarte, dass ihr bis morgen eure Fingernägel von dem Lack entfernt habt", tadelte er uns.

,,Als Strafe erledigt ihr bitte diese Arbeitsblätter. Bis morgen."
Plötzlich hielten wir jeweils zwei Blätter mit Matheaufgaben in den Händen. Nagisa seufzte leise.

,,Meinetwegen. Aber, Koro-Sensei, sind nicht genau Sie derjenige, der mir in den ersten Tagen hier in der Klasse "die Nägel verschönert" hat?", erinnerte ich ihn und legte den nassen Tafelschwamm auf eine Ablage.

Die Gesichtsfarbe des Oktopus' verfärbte sich in ein undurchschaubares Grau.
,,Das ist etwas anderes", wich er mir mit monotoner Stimme aus. ,,Eine erzieherische Maßnahme, um deinen Körper und deine Seele zu polieren", hielt er an seinem Wort fest.

Wahrscheinlich war es ihm peinlich, dass er für diese Maßnahme selbst gegen die Schulregeln verstoßen hatte. Er würde am liebsten sein Gesicht hinter den Tentakeln verstecken und losflennen, so wie er es immer tat, wenn ihm etwas peinlich war.

,,Pff." Ich bewarf ihn mit einem Anti-Lehrer Messer. Er wich aus, immer noch mit der grauen Farbe im Gesicht.
,,Bis morgen, liebe Schüler." Man hörte die unterdrückten Jauchzer in seiner Stimme heraus.

Er merkte es wohl ebenfalls, denn im nächsten Moment war er verschwunden. Nagisa und ich sahen uns an.
,,Wenn er uns nicht mehr beobachtet, können wir ja auch einfach gehen", schlug ich vor.

Wir machten noch kurz halt an einem Drogeriemarkt um Nagellackentferner zu kaufen, bevor wir zu ihm nach Hause gingen. Sogar die Kassiererin schaute uns komisch an, als ich meine Karte herausholte um zu bezahlen.

Jetzt mal im Ernst. Als ob es so seltsam ist, dass Jungs Nagellack tragen, dachte ich zerknirscht.

Ich selbst stand zwar nicht besonders drauf - obwohl es bei Nagisa wirklich nicht schlecht aussah - und hatte es nur wegen des Chloroforms gemacht, allerdings gaben mir diese Blicke das Bedürfnis, sie alle zu provozieren. 

Bei ihm Zuhause packten wir seine Sachen und gingen danach zu mir. Er hatte mich gestern Abend angerufen und gefragt, ob er von Dienstag, also heute, bis Freitag bei mir schlafen könnte. Natürlich hatte ich zugestimmt. Warum sollte ich die Chance, mit ihm Zeit zu verbringen, nicht nutzen?

(POV. Nagisa)

In Karmas Zimmer erledigten wir die Strafarbeiten von Koro-Sensei. Wobei, wir war vielleicht nicht ganz richtig, weil ich eigentlich nur von ihm abschrieb. Sein Mathekopf war eben praktisch...

Zum Glück wurden wir bald fertig und saßen kurz darauf mit Wattepads und dem Nagellackentferner auf der Couch. Es war wirklich ein unangenehmer und intensiver Geruch, nach dem die Flüssigkeit roch, mit der wir unsere Fingernägel säuberten.

Ich war froh, als wir die Flasche zumachen und wegstellen konnten. Wie halten Mädchen diesen Gestank aus?

Auch Karma rümpfte die Nase und wir wuschen in der Küche unsere Hände. Danach bestellten wir uns Pizza, weil wir keine Lust hatten uns was zu kochen.

Ja, wir essen gesund zu Abend, Mama. Hahaha.

,,Decke?", schlug ich vor und zeigte auf den gefalteten Stapel am Ende der Couch.
,,Mhm", stimmte Karma zu und schaltete den Fernseher ein.

Ich stand auf und kam mit einer großen Flauschdecke zurück. Gerade, als ich sie auffalten wollte, legte Karma die Fernbedienung neben sich, griff nach meinem Arm und zog mich zwischen seine Beine.

Ich sah überrascht auf die Hände, die mein T-Shirt nach oben schoben und meinen nackten Bauch streichelten.
,,Was machst du?", stockte ich und erschauderte, als ich seine Lippen in meinem Nacken spürte.

,,Du standest im Weg", schnurrte er. ,,Außerdem bist du bequem. Und warm."
Sein heißer Atem jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Irgendwie mochte ich es, wenn Karma so etwas tat. Ich war oft viel zu schüchtern um mich von selbst an ihn zu kuscheln, aus Angst, dass er das gar nicht wollte, deshalb war es umso besser wenn er mir von sich aus näher kam.

Diese Nähe tat nämlich unglaublich gut. Irgendwie fühlte ich mich dann... geliebt. Und ich war mir ziemlich sicher, dass es Karma genauso ging.

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,,Karma! Wach auf! Wir haben verschlafen!"
Verdattert schaute ich auf meinen Wecker. Er hatte schon drei mal geklingelt und wir hatten es nicht gehört und waren spät dran.

Hinter mir hob Karma den Kopf und rieb sich müde den Schlaf aus den Augen. Wir waren gestern mal wieder planlos eingeschlafen. Auf der Couch. Völlig eingeengt.

Filmemarathons während der Schule sind echt keine gute Idee...

Karma stöhnte, setzte sich müde auf und war wie es aussah noch nicht bereit, die Couch zu verlassen. Er wirkte fast ein bisschen verloren, mit seinen verwuschelten Haaren und dem verwirrten Blick, als er sich im Wohnzimmer umsah.

Wir waren beide in Boxershorts, unsere Schuluniform lag auf der Couch. Vor uns auf dem Tisch lagen zwei leere Pizzakartons, Gläser und ein Stapel Superheldenfilme.

,,Ritsu... wie viel Uhr ist es?", fragte Karma. Sein Handy auf dem Tisch schaltete sich ein und die (Navi-) Stimme unserer Mitschülerin erklang. ,,Guten Morgen! Es ist 8:46 Uhr. Der Unterricht beginnt wie immer um 9 Uhr, kommt pünktlich!", sagte sie fröhlich und war schon wieder verschwunden.

Karma stöhnte erneut und ließ sich zurückfallen.
Ich schüttelte seinen Arm. ,,Komm, wir müssen uns beeilen! Wir sind voll spät dran!"
,,Ja ja", murrte er, rührte sich aber immer noch nicht. Er war einfach kein Morgenmensch.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWhere stories live. Discover now