[2]

237 4 1
                                    

»The only thing more incredible than your smile, is when you smile at me.«

Mit dem klingeln der Schulglocke packe ich meine Sachen zusammen und verschwinde mit meinen Mitschülern aus dem stickigen Raum. Ich schiebe mich durch etliche Gruppen an Schülern, die immer noch nicht verstanden haben, dass man nicht einfach in Gang stehen bleiben soll. Als ich nach einigen Minuten das Gebäude verlassen kann, nachdem ich noch meine Chemie Bücher geholt habe, die ich zum Lernen für den Test am Montag brauche, bin ich einfach nur froh die Woche überstanden zu haben.

»Jas, ich habe gehört, dass du heute Abend mit uns feiern gehst.« Simon, mein bester Freund taucht plötzlich neben mir auf und legt seinen Arm um mich. Mit einem breiten Lächeln sehe ich zu ihm hoch, da er mindesten einen Kopf größer als ich ist und ziehe ihn in eine kurze Umarmung. »Wo warst du den ganzen Tag? Ich musste mich von Anni einlullen lassen auf diese Party zu gehen und dann soll ich auch noch Luis ansprechen.«, erzähle ich ihm und werde zum Ende hin immer leiser, damit niemand etwas mit bekommt. In unserer Stufe verbreiten sich irgendwelche Nachrichten und Gerüchte sehr schnell, weshalb man immer auf der Hut sein sollte.

»Ich musste was mit Samantha klären. Du weißt doch, dass sie einfach nicht verstehen will, dass ich nichts von ihr will. Jedenfalls freue ich mich darauf mit dir und Anni auf eine Party zu gehen. Das wird eine Premiere.«, erklärt Simon und zieht mich lächelnd mit sich auf den Parkplatz. Dort steht sein Auto, indem er mich und Anni immer mit nimmt.

Samantha ist eine eingebildete, arrogante Göre, die schon seit längerem versucht bei Simon zu landen. Doch hat dieser einen guten Geschmack und lässt sich zum Glück nicht auf sie ein. Sie ist einfach nur nervig und versucht bloß durch ihren schönen, schlanken Körper bei den Jungs zu landen. Sonst ist sie einfach nur dumm.

Am Anfang des Parkplatzes steht eine Gruppe Jungs, darunter auch mein Bruder Mark, welcher mich kurz ansieht und dann schnell wieder in irgendein Gespräch einklinkt. Wie sich vielleicht bereits erahnen lässt, haben Mark und ich nicht gerade ein gutes Verhältnis. Und außer der Zeit, die ich seiner Fußballmannschaft zusehe, was ich eigentlich nur wegen Luis mache, sehen wir uns so gut wie nie. Obwohl wir in einem Haus wohnen.

Zu meinem Glück lässt sich in der Gruppe nicht nur Mark, sondern auch Luis finden, welcher sich mit Nick unterhält. Dabei funkeln seine blauen Augen so schön und ich würde am liebsten zu ihm rennen und ihn einfach umarmen. Er sieht mal wieder so heiß aus. Sein Körper ist im richtigen Maß muskulös und seine blonden Haare liegen ihm wild auf dem Kopf, was sehr sexy aussieht.

»Starr nicht so, Jas. Wir wollen ja nicht, dass Luis was davon mitbekommt. Oder noch schlimmer Mark. Er wird dich mit einem Happen verschlingen, wenn er auch nur ahnt, dass du was von einem Jungen willst.«, flüstert Simon mir zu und lässt mich aus meiner Starre erwachen.

Ich sehe noch kurz zu Luis und Nick und bemerke, dass sie beide in meine Richtung sehen. Nick streicht sich gerade seine braunen Haare zur Seite, sagt mit einem frechen Grinsen etwas in Luis Richtung und sieht mit seinem Lippenpircing und der Lederjacke wie immer etwas wild aus.

Mein Blick wandert allerdings schnell wieder zu Luis und so bekomme ich das zweite Mal an einem Tag ein Lächeln geschenkt. Ein Lächeln von Luis Anson. Ein so wunderschönes Lächeln.

»Ich treffe mich heute mit Annelie.«, verkünde ich meinem Vater und nehme einen Löffel Nudeln in den Mund. Seit meine Mutter nicht mehr da ist, gibt es nur noch einfache Gerichte, da keiner in diesem Haus wirklich gut kochen kann. Wir sind froh, wenn wir eine Woche ohne angebranntes Essen überstehen. »Was wollt ihr denn machen?«, fragt er und sieht mich skeptisch an. Vermutlich, weil ich so selten etwas anderes als lesen, Serien schauen und für die Schule lernen mache.

Bevor ich auch nur ein Wort heraus bringen und meinen Vater langsam an das Thema Party heranführen kann, unterbricht mich Mark. »Sie wollen auf die Party von Nick Berger.«, lässt er die Bombe platzen und sieht mich aus zusammen gekniffenen Augen an. Ich schnaube wütend auf und wünsche mir, dass er auf der Stelle Tod umfällt. Ich weiß nicht was ich meinem Bruder getan habe, doch er versucht mir ständig alles kaputt zu machen. Deswegen darf Mark auch niemals etwas von Luis erfahren.

»Du solltest es ihr verbieten. So Partys sind kein Ort für unsere kleine Jasmin.«, fügt er noch hinzu und sieht unseren Vater unschuldig an. Als würde er sich wirklich um mich kümmer. Es ist ihm doch total egal, was mit mir passiert. Hauptsache ich stehe ihm nicht im Weg und keiner kommt auf die verrückte Idee, dass er mich, seine Schwester mögen könnte. Vor unserem Vater tut Mark immer so, als würde er mich als großer Zwillingsbruder vor allem und jedem beschützen, doch in Wirklichkeit kümmert er sich nur um sich selbst.

»Aber wir wollen auch nicht so lange bleiben. Wir trinken auch nichts und Simon passt auf uns auf. Außerdem darf Mark ja auch auf diese Partys gehen. Wieso ich also nicht?«, erkläre ich mich schnell und sehe meinen Vater mit großen Augen an. Wenn ich das tue, kann er mir sowieso nichts abschlagen. Mark schnaubt, da er weiß, dass ich gewonnen habe und verzieht sich ohne ein weiteres Wort in seinem Zimmer. Mein Vater nickt mir kurz zu und sieht dann besorgt Mark hinterher. Wir wissen schließlich alle, wer eigentlich sein Liebling ist. Und ich bin es nicht.


»Du schnappst dir jetzt einen Becher und dann werden wir zusehen, dass du irgendwie mit deinem Liebsten sprechen kannst«, sagt Anni und hält drei Becher mit Cola in der Hand. Ich glaube stark, dass da nicht nur Cola drin ist. Mit einem flattern im Bauch nehme ich ihr einen Becher ab und betrachte kurz Simon, welcher es mir nach tut. Mit einem unguten Gefühl im Bauch nehme ich einen Schluck und verziehe leicht das Gesicht. Alkohol ist widerlich.

»Los Jas, trink es aus. Wenn du fertig bist gehen wir tanzen.«, ruft Annelie begeistert, trinkt ihren Becher in einigen Zügen aus und schmeißt die Arme in die Luft. Sie sieht so glücklich aus und hat immer so viel Spaß. Alle Mitschüler, die an uns vorbei laufen, begrüßen sie und reden kurz mit ihr. Annelie ist so viel lockerer und umgänglicher als ich. Ich sehe mich in dem großen Raum um, welcher als Bar und Tanzfläche dient. Alle scheinen glücklich zu sein. Jeder hat eine Flasche Bier oder irgendein anderes Getränk in der Hand. Und mit einem Blick auf meine Freundin, die mit einem süßen Jungen redet, trinke ich meinen Becher in einem Zug aus. So wie sie es möchte.

Es sind bereits einige Stunden vergangen und ich habe mein Zeitgefühl komplett verloren. Annelie und Simon habe ich auf jeden Fall ewig nicht mehr gesehen und da ich niemand anderen kenne, sitze ich seit einiger Zeit alleine auf einer Couch. Alle um mich herum reden, trinken und tanzen. Doch keiner scheint sich wirklich für mich zu interessieren. Keiner nimmt mich wahr. Ich hatte ein kurzes Gespräch mit Marie, einem wirklich sehr hübschen Mädchen, doch als ich sie fragte was ihre Lieblingswassermarke ist, hat sie mich nur komisch angesehen und ist gegangen. Kommunikation mit anderen Menschen ist eben nicht immer leicht und sie hatte nun mal eine Wasserflasche in der Hand.

Jedenfalls habe ich ab dann meine Zeit damit verbracht Luis Anson ausfindig zu machen. Ich sollte ihn besser ansprechen bevor Mitternacht ist, da ich meinem Vater versprochen hatte dann spätestens zu gehen. Ich stehe von meinem Platz auf und versuche mich durch die Menge zu quetschen. An der Bar ist noch ein Hocker frei, sodass ich mir dort schnell einen Platz sichere, an dem ich nicht ständig von betrunkenen Teenagern angerempelt werde.

Ich setze mich auf den Hocker und seufze erleichtert auf. Eins hat mich dieser Abend bis jetzt schon gelehrt, ich hasse Partys und dies war die erste und letzte auf der ich war.

»Was kann ich dir bringen, Süße?«, reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich lasse meinen Blick nach vorne schweifen. Meine Herz setzt kurz aus und ich bin mir sicher das ich ganz rot werde. Hinter der Bar steht Luis Anson mit einer Bierflache in der Hand, an einem Tresen angelehnt. Er lächelt mich an und seine Augen scheinen Funken zu sprühen, so hell sehen sie aus.

»Du könntest mich überraschen.«, antworte ich bloß, da ich doch keinen Plan von all den Sachen habe. Luis nickt und seine Mundwinkel zucken leicht. Während er mir etwas zusammen mixt, beobachte ich ihn und verfolge jede Bewegung seiner Muskeln. Er ist so verdammt heiß.

»Ich hoffe es schmeckt dir.« Luis überreicht mir ein Glas, grinst mich noch einmal an und wendet sich dann dem nächsten zu, der etwas trinken möchte. Mein Herz scheint Purzelbäume zu schlagen und kann sich gar nicht mehr einkriegen. Ich habe mit ihm gesprochen. Und ich habe ein ganz wunderbares Gefühl dabei.

BreathlessWhere stories live. Discover now