„Das ist schön“, sagt er und lächelt. „Wie war deine Gastfamilie?“ Ich erzähle ihm alles darüber. Wie unheimlich ich das ganze Haus fand. Aber Helene und Benjamin waren wirklich nett. Er erzählt mir auch von seiner Gastfamilie und wie gut er sich mit Tom, seinem Gastbruder verstand.

Wir schweigen kurz, bis ich den Mut aufbringe, ihn nach dieser Hochbegabtenschule zu fragen, von der Daniel mir erzählt hat. „Jayden?“, frage ich vorsichtig. „Du gehst auf eine Hochbegabtenschule. Richtig?“

„Ja“, antwortet er überrascht. „Woher weist du das?“

„Ich … ähm … Daniel hat es mir erzählt.“

Er zieht seine Augenbrauen hoch und ich kann aus dem Augenwinkel eine leichte Bewegung an seiner Faust wahrnehmen. „Das hat er dir erzählt?“

„Wir waren gestern zusammen in einer Gruppe...“

„Mein Dad wollte unbedingt, dass ich dort hingehe. Ich habe es ihm versprochen und bist jetzt bin ich immer noch dort.“ Er redet schnell, als wolle er es schnell hinter sich bringen.

„Willst du nicht, dass ich es weiß?“, frage ich vorsichtig. Jayden weicht meinem Blick aus. „Wieso?“

Er scheint kurz zu überlegen, was er sagen soll, dann meint er: „Die Leute reagieren meistens mit Eifersucht oder Argwohn darauf. Deshalb ist es mir lieber, wenn es nicht allzu viele Leute wissen...“ Jayden sieht mich entschuldigend an.

„Oh … Ich verstehe dich.“ Ich lächle ihn an.

Schnell wechseln wir das Thema. Wir sind ganz vertieft in unser Gespräch, dass wir die Ankunft der Boote fast nicht bemerken. Benjamin hat uns von den Booten erzählt. Er hat gesagt, dass sie kleine Hütten darauf haben. Es stimmt. Sie sind wirklich nicht sehr groß. Ein etwas größeres Floß ist an der Spitze und jeweils rechts und links davon schwimmen zwei weitere. Jeweils zwei Männer pro Floß stehen an den Seiten und tauchen in regelmäßigen Abstand ihre Paddel ins Wasser. Tief im Inneren meines Gehirns habe ich ein Bild von einem ähnlichen Floß im Kopf. Wahrscheinlich habe ich so was schon mal auf einem Foto gesehen. Avery nimmt alles mit einer nicht beschädigten Kamera auf. Vermutlich ist sie heute mit dem Videotagebuch an der Reihe.

Das vorderste Boot kommt immer näher und als es nahe genug am Steg ist, wirft einer der Männer das Seil aus und jemand bindet es an einen Bootsanleger. Die anderen beiden Flöße machen es genauso. Die Paddler springen an Land und begrüßen jeden einzelnen von uns. Sowohl die Teilnehmer, als auch die Gastfamilien. Es scheint, als würden sie sich alle gegenseitig kennen.

Während fröhliche Gespräche beginnen, winkt uns einer der Männer vom Boot zu sich, um uns zu sagen: „Ich bin Jackson. Ich bin der Leiter unserer Bootstour und wenn ihr Fragen habt, wendet euch bitte an mich.“ Er hat eine tiefe, raue Stimme und klingt ein bisschen unfreundlich. „Wir teilen euch in drei Gruppen auf.“ Er zieht eine Liste aus seiner Hosentasche und liest vor: „Avery March, Kim Brown, Laura Wood und Heather Stewart. Ihr geht auf das größte Floß. Jayden Reed und Daniel McCormack nach links.“ Jayden öffnet seinen Mund, als wollte er widersprechen, doch Jackson spricht so schnell weiter, dass er keine Chance hat, etwas zu sagen. Er ballt seine Hand zu einer Faust und beißt seine Zähne fest aufeinander. Ein Blick zu Daniel verrät mir, dass dieser genauso wenig erfreut ist. „Carter Wellington und Logan Willes nach rechts.“ Die Mädchen bekommen also das größte Boot und die Jungs dürfen sich zu zweit eins teilen. „Ihr könnt euch jetzt verabschieden und euer Gepäck aufladen.“

Jayden und ich versuchen mit Jackson zu diskutieren, etwas an der Aufteilung der Boote zu ändern. Doch er will nichts ändern. Alles was er sagt, ist: „Ich kann nichts tun. Dazu bin ich nicht befugt. Ich habe diese Liste von den Veranstaltern bekommen!“ Und damit ist der Versuch gescheitert.

WoodkissWhere stories live. Discover now